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19. Tag Foligno: Ab jetzt in Richtung Rom

Veröffentlicht: 02.05.2024

Der Abschied von Assisi ist gleichzeitig der Abschied von den Schwestern im Kloster und von Sylwia, der jungen Polin, mit der ich 5 Tage Weg und Zimmer geteilt habe. 

Ich verlasse die Stadt bei Starkregen, was mich aber mittlerweile nicht mehr schrecken kann. Trotzdem entscheide ich mich nach einer halben Stunde (und mit triefend nassen Schuhen) zur Einkehr: erst in die Basilika Santa Maria degli Angeli und danach in eine Bar.

Wie es in einer Bar aussieht, muss ich nicht beschreiben. Wie es in der Basilika Santa Maria degli Angeli aussieht, schon.

Basilika Santa Maria degli Angeli

Leider kann ich von der Basilika, (die im Tal außerhalb der Stadtmauern Assisis steht), keine Fotos machen. Außen hats der Regen verhindert, innen der Denkmalschutz.

Kurz zusammengefasst: Sie ist eine der größten Kirchen der Welt (so heißt es im Wanderführer). Erwähnenswert ist auch, dass sich innerhalb der Kirche eine Kapelle befindet, die Portincula-Kapelle. Es ist die Kapelle, die Franziskus als erstes renovierte. Und drumherum hat man eine neue Kirche gebaut. Franziskus sah ja seine Berufung darin, die Kirche zu erneuern. So legte er erst einmal Hand an diesem Bauwerk an und gründete hier auch die Ordensgemeinschaft der Franziskaner.

Interessant zu beobachten sind auch die Restaurierungsarbeiten. Die halbe Basilika ist gerade Baustelle.

Valle Umbra

Die Wanderung heute ist nicht mehr zu vergleichen mit den letzten beiden Wochen. Es geht zwar zwischen schönen Olivenhainen hindurch. Aber der unangenehme Lärm durch die Autobahn breitet sich über den Bergsaum nach oben aus. Ahnen sie, die da unten hinter dem Steuerrad sitzen, welchen akustischen Schaden sie anrichten?

Ein Higlight auf der Strecke ist die hübsche Stadt Spello. Sie hat scheinbar recht erfolgreich ihre Rolle für Kunst und Genuss gefunden. Jedenfalls geht es hier sehr belebt zu. Einladende Ecken gibt es zuhauf, mit vielen kulinarischen Vorführungen. Nicht ganz billig aber sehr ansprechend.

Die Nachbarstadt Foligno kommt im Vergleich wie Aschenputtel daher. Die Altstadt ist gerade mal an der Hauptverkehrsachse und um Bereich des Klosters und des Doms einladend. Biege ich links und rechts in die engen Gassen ab, bin ich betroffen vom Zustand der Häuser und der Verwahrlosung. Man ist im Süden Morbides gewohnt und empfindet es trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) reizvoll. Aber so habe ich Italien noch kaum erlebt. 

Dabei hätte Foligno in seiner Historie durchaus auch etwas vorzuweisen: einst umbrische, später römische Siedlung und wichtige Handelsstadt. Im Dom San Feliciano hing bis 1816 Raffaels Gemälde "Madonna von Foligno". Heute ist hier nur noch eine Kopie zu sehen. Das Original findet man im Vatikan.

Und wie geht's sonst so?

Nachdem es heute gar nicht so vieles von außen zu berichten gibt, kommt das Innen zum Zug.

Die Wanderung bis hierher war beschwerlicher als ich es mir vorgestellt habe. Meine Rückenschmerzen waren zuweilen kaum auszuhalten. Und bei steilen Strecken hatte ich häufig starke Atemprobleme. Manchmal wußte ich kaum mehr, wie ich die Strecke zu Ende bringen soll.

Soweit die schlechte Nachricht. Und die gute? Ich habe zu keinem Zeitpunkt darüber nachgedacht abzubrechen. Komisch, nicht wahr?

Mein Körper hat sich jeden Abend schneller regeneriert als ich gedacht habe. Und ich habe mit der Zeit Tricks entwickelt. Der Rucksack kommt einmal in der Stunde runter. Die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten werden genutzt. Und gegen die Atemnot helfen häufige Pausen und eine Atemtechnik, die dem Schritt angepasst ist. Und es hilft, im Rhytmus der Schritte eine Melodie zu denken. Eine Pilgerin sagte mir, Rosenkranzbeten helfe auch. Das mag sein, ich bleibe beim beim Singen.

Die Summe aller Empfindungen machen den Wert der Reise aus

So komisch es auch klingen mag: die Beschwerden sind ein Teil von vielen wertvollen Sinneseindrücken. In der Summe haben diese Eindrücke etwas in mir befördert, was etwa nach dem 6. Tag eingesetzt hat: Ich bin ganz bei mir und fokussiert auf den Augenblick.

Soweit das Körperliche. Es gibt aber auch die mentalen Aspekte. Ich erlebe die kulturellen Stationen und die Natur sehr intensiv. Und das Thema "Franziskusweg" hat in mir außerdem Türen geöffnet, hinter denen ich nun klarer meine Vorstellungen entdecke, welche Rolle der Glauben für mich spielt.

Früher wusste ich nicht, wo sich genau der Apennin befindet. Heute weiß ich nicht nur das, sondern auch, wie er sich anfühlt. Und nicht zuletzt gibt es auf dem Weg viele außergewöhnliche, persönliche Begegnungen, die ich in dieser Weise von anderen Urlauben nicht kenne.

Also: ich werde innerlich ein klein wenig anders heimkommen, als ich weggefahren bin.



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