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17. Tag Assisi: die Basilika San Francesco

Veröffentlicht: 30.04.2024

Wer nach Assisi kommt, sollte sich um eine Führung beim deutschen Bruder Thoms Freidel PFM Conv. bemühen. Er kann nicht nur hervorragend über die kulturellen Besonderheiten der Basilika berichten, seine Einordnungen in einen religiösen Zusammenhang sind absolut hörenswert. Einen kleinen Auszug davon werde ich hier zitieren:

Das Leben des Franziskus

Sohn aus reichem Haus, bevorstehende Karriere als Ritter, Kriegsgefangenschaft und schwere Sinnkrise. In dieser Situation macht Franziskus eine tiefe Erfahrung. Er entkleidet sich vor seinem Vater, weist sein Erbe zurück und begibt sich in absolute Armut. Seine Sorge gilt dem Zustand der  Kirchengemeinschaft und er sieht sich vor die Aufgabe gestellt, die Kirche von innen zu reformieren.

Die Ausgangspunkte seiner christlichen Deutung: 

Man kann sich dem tieferen Sinn des Daseins nur über die Schöpfung, die Armen und die Ausgegrenzten nähern.
Armut heißt, sich nichts anzueignen, weder Reichtümer noch Macht. 
Alle Menschen haben gleiche Rechte.
Liebe bedingt immer auch Freiheit. Zur Liebe Gottes dem Menschen gegenüber gehört es deshalb auch, sich gegen ihn zu entscheiden können.
Die Botschaft des Evangeliums muss weitergetragen werden, aber das kann nicht mit Gewalt geschehen. Die Hinwendung zu Gott kann nur freiwillig und in innerer Überzeugung geschehen.

Die letzten 2 Jahre seines Lebens verbringt Franziskus überwiegend in La Verna, wo er 1224 die Stigmata erhält (die Wunden Christi). 1226 stirbt Franziskus in der Portincula-Kapelle (heute Bestandteil der Basilika Santa Maria degli Angeli).

Franziskus und seine Rolle in der Kirche

Schon zwei Jahre nach Franziskus Tod und seiner Heiligsprechung lässt Papst Gregor IX. In Assisi die spätromanische Grabeskirche bauen, in die der Leichnam überführt wurde. Wenige Jahre danach erscheinen die ersten Biografien über Franziskus, in denen auch über die Wundmale berichtet wird. 

Die Existenz der Wundmale gilt als gesichert, es gibt dafür zahlreiche Zeugenberichte. Wie sie zustande kamen, darüber kann man natürlich spekulieren. Franziskus selbst hat sich dazu nie geäußert.

Franziskus gilt neben Maria als wichtigster Heiliger der katholischen Kirche. Durch sein konsequentes Leben nach dem Evangelium wird er zum Urbild und durch seine revolutionäre Interpretation der Lehren Christi zum Vorbild vieler Christen. Schon zu seinen Lebzeiten bilden sich Ordensgemeinschaften in ganz Europa mit mehreren Tausend Mönchen, die nach seinen Regeln lebten.

Als außerordentlich gilt sein Einsatz (1219) für Frieden während der Kreuzzüge. Auch, wenn seine Friedensbemühungen erfolglos bleiben (wie auch seine Bemühungen der Missionierung), beim Sultan von Ägypten (selbst ein gebildeter und friedfertiger Herrscher) hinterlässt Franziskus einen starken Eindruck. Das Treffen wird in verschiedenen orientalischen Schriften erwähnt.

Wem gehört die Basilika?

Assisi gehört neben Jerusalem, Rom und Santiago de Compostelo  zu den wichtigsten geistigen Zentren der katholischen Welt.

Die Eigentumsverhältnisse des Klosters und der Basilika in Assissi sind juristisch nicht klar: Gehören sie dem Staat oder Rom? Man hat sich 1927 darauf geeinigt, diese Frage unbeantwortet zu lassen. Der Unterhalt und die Nutzung liegt seitdem bei den Mönchen, in schwierigen Situationen (wie nach dem Erdbeben 1997) hilft der Staat. Dieser Umstand hat zu Folge, dass man nirgends Eintritt bezahlen muss. Der Erhalt wird durch Spendengeldern gesichert.

Kunstschätze in der Basilika

Krypta und Oberkirche sind vollständig mit Fresken bemalt. Das Erdbeben 1997 hat zwei Gewölbe der gotischen Oberkirche (die über die Krypta gebaut wurde) zum Einsturz gebracht. Von den Deckenfresken konnte man 300.000 Teile in Sicherheit bringen und damit die Fresken wieder zu 80% instandsetzen. 

Bereits 25 Erdbeben hat die Kirche erlebt. Wie durch ein Wunder wurden nie die kostbar bemalten Glasfenster in der Oberkirche zerstört, vermutlich hat die Bleiverglaung Schwingen aufgefangen. Es sind übrigens die ersten Glasfenster, die nach dem Vorbild der französischen Gotik in Italien hergestellt wurden.

In der Krypta (der Unterkirche), der Oberkirche und im Museum befinden sich außerordentliche Kunstschätze. Dazu gehören der Bilderzyklus in der Krypta über das Leben und die theologische Einordnung der Botschaften Franziskus von einem noch unbekannten Künstler (entstanden um 1250). Und es gehören dazu die Fresken von Giotto aus dem beginnenden 14. Jahrhundert, wie auch das wohl bekannteste Bild von Franziskus, gemalt von Giottos Lehrmeister, Cimbue (ca. 1279). Giotto Fresken lassen erstmals in der italienischen Kunst eine Tiefe erkennen und gelten als Vorstufe der Zentralperspektive, (wie später bei Michelangelo).

Der Boden der Krypta wurde um 1300 abgesenkt, der Altarraum neu bemalt. So nimmt man heute den Raum als eigenständigen Kirchenraum wahr.

Grab des Franziskus

In der Unterkirche (der ursprünglichen Krypta) ist der Grabaltar, darunter das Grab des Heiligen. Nach 600 Jahren wurde es freigelegt, so entstand eine weitere Krypta. Der Steinsarkophag kann seit 1818 besichtigt werden.

Das Grab, sagt Thomas Freidel, sei lediglich ein Ort des Abschiednehmens, denn dieses wie auch jedes andere Grab sei seit der Auferstehung Christi Durchgangsort in eine neue Wirklichkeit, in die ewige Vollendung bei Gott.



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