Harry Potter and the Chaos of the Phoenix
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what´s for breakfast? the rich

Veröffentlicht: 20.11.2023

In Kolumbien sind die meisten Unis privat. Man kann das System mit dem der USA vergleichen. Je besser die Uni, desto mehr muss man zahlen. Was heißt das? Nur die Reichen haben Zugang zu guter Bildung. Oder besser gesagt, die Qualität der Bildung hängt direkt mit der sozialen Klasse zusammen. Es gibt Stipendien, aber die bekommst du nur, wenn du entweder extrem intelligent bist oder eben schon eine gute Schule besucht hast. Und das Schulsystem funktioniert genauso. Kurz gesagt: Bildung ist Geld. Ich wünschte, es wäre anders. Meine Uni ist einer der 4-5 teuersten in Kolumbien. Wenn ich dafür bezahlen müsste, könnte ich niemals dort studieren. Aber durch das Austauschprogramm muss ich das nicht. Eine Eigenschaft ist mir an der Uni besonders aufgefallen. Die Uni tut ganz viel dafür, eine Gemeinschaft aufzubauen. Das ist wie so eine Art Nationalstolz, nur mit der Uni. Es werden ganz viele Events angeboten, Konzerte zum Beispiel. Und immer wieder wird davon geredet, wie stolz wir doch alle auf unsere Uni sind. Und was für eine große, glückliche Familie wir doch alle sind. Und ja, es ist ein schönes Gefühl, Teil von etwas so Großem zu sein. Aber komisch ist das auch, dass man nur dazugehören kann, wenn man Geld hat oder eben einen Austausch macht. Aber das ist hier mit den meisten Unis so, zumindest mit denen, die teuer sind. Durch diese Exklusivität wird eine Gemeinschaft aufgebaut, die über die Unizeit hinaus anhält. Viele bekommen nach ihrem Abschluss Jobs angeboten, die sie nur durch diese Unikontakte bekommen konnten. Es geht bei diesen Unis nicht nur um die bessere Bildung, sondern um genau das. Kontakte knüpfen, Zugang zu gut bezahlten Jobs. Egresados, also Leute, die einen Abschluss von der Uni haben, haben auch Zugang zu vielen der Angebote der Uni und zum Campus. Man sagt, dass man für immer ein "Javeriano" bleibt. Die Uni ist ein Teil von dir und du bist ein Teil von ihr. Es ist komisch, dass es stimmt. Ich fühle eine stärkere Verbundenheit zu dieser Uni als zur Uni in Göttingen. Dort fühle ich mich eher mit der Stadt verbunden als mit der Uni. Wobei, ich die Uni auch mag. Aber diese Verbundenheit und Dankbarkeit, die wird hier sorgfältig konstuiert. Gemeinschaft ist etwas Schönes, aber sie geht eben meistens mit Abgrenzung von denen außerhalb der Gemeinschaft einher. Und wenn diese Abgrenzung auf wirtschaftlichem Status aufbaut, finde ich das gar nicht so cool. Dieses Schul- und Unisystem hat eine ordentliche Schippe Reformierung verdient. Doch das wird nicht passieren, solange genau diese Reichen, die auf los Andes, Externado oder der Javeriana studieren, die einzigen sind, die in der Politik landen. Soll ich in die kolumbianische Politik gehen? Nein Spaß, aber ich glaube ein bisschen Druck könnte man da schon ausüben. Das Ziel der meisten Reichen ist es nunmal nicht, ein Land zu gestalten, in dem der Wohlstand gleicher verteilt ist. Aber das liegt im Interesse der meisten, weil die meisten eben nicht von dem System profitieren. 90% der Bevölkerung würden davon profitieren, dass die obersten 10% nicht so scheiße reich wären und davon, dass die Unis alle staatlich und gratis oder zumindest bezahlbar wären. Oder dass man je nach Einkommen zahlen müsste. Es ist generell so pervers, wie viel Geld die obersten 5-10% der Kolumbianer:innen haben und wie arm dagegen die untersten 20% sind. Für die meisten meiner Kommilitonen sind 20000 Pesos (ca 5  €) ein billiges Mittagessen. Für manche (und nicht wenige) sind 20000 Pesos das Tageseinkommen. Für 8 Stunden Arbeit. Brauchen wir wirklich Menschen in unserer Gesellschaft, die mit ihren geklauten Millionen auf dem Konto mehrere tausend Menschen vor dem Verhungern bewahren könnten? Und es nicht tun, weil sie sich lieber das 3. Auto oder ein Sofa für 9.000.000 Pesos (2000 €) kaufen? Ich ess die zum Frühstück. Leute ich hab endlich (nach 4 Monaten) die leere Ecke in meinem Zimmer gefüllt und zwar mit einem Regal, das ich selbst angemalt habe. Das hat so Spaß gemacht. Handwerk ist mein Plan C. Falls es mit der Revolution nicht klappt. Und falls ich meinen Fühererschein nicht bestehe, um Taxifahrerin zu werden. Tschüsseldorf meine Liebsten<3

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