Connemara

Wir sind noch immer im County Galway in Connemara, dieses Mal hat es uns in die Nähe des Nationalparks gleichen Namens verschlagen. 

Eins muss ich hier mal klarstellen, in Irland ist immer jemand in der Nähe, man ist nie allein, die einsamen Ecken existieren bisher nicht in unserer Erfahrung, das wäre in der Hauptsaison auch wirklich seltsam. Vielleicht kommt das noch in den nächsten Tagen, warten wir mal ab.

Wir befinden uns noch immer am Wild Atlantic Way, dieses Mal in der Nähe von gleich vier Sehenswürdigkeiten, die für Touristen auf der Muss Man Gemacht Haben Liste stehen.

1. Kylemore Abbey, die wir nur auf der Fahrt hierher aus der Ferne gesehen haben,
2. Connemara National Park mit dem Diamond Hill.
3. Killary Fjord
4. Leenane Sheep and Wool Centre

Das zweite Touristenziel haben wir gestern in Angriff genommen, es wird gut vermarktet und ist bei jeder Wander App als Highlight mit dabei. Wir waren sehr früh dran, das erste Auto auf dem Parkplatz, dann sind wir losgezogen. Bei der Wanderung wurden mehrere Dinge deutlich. Die Warnungen vor Wind und Wetter sind am Diamond Hill nicht übertrieben, dazu war es der erste Berg, den ich nur dank Treppenstufen erklommen habe. Hunde an der Leine machte erst richtig Sinn, als die Schafe am Gipfel gewartet haben. Viele Touristen haben die Warnschilder nicht ernst genommen, die meisten von ihnen, die uns beim Weg zurück zum Auto untergekommen sind, wirkten nicht alpin erfahren, denn das sollte man hier unbedingt sein. Die Treppen aus Stein erfordern bei Nässe eine sehr gute Trittsicherheit, nass geworden sind wir mehrmals, obwohl wir bei strahlendem Sonnenschein gestartet sind.

Es waren extrem viele Leute unterwegs, doch die Aussicht auf die Twelve Pins und andere Munros macht das verständlich. Ich fand die Wanderung sehr schön, war aber froh, vor den Massen wieder weg zu sein.

Am Killary Fjord, über den Experten streiten, ist es nun ein Fjord aus der Entstehung der Welten oder nur nach der Eiszeit der Wasserpegel angestiegen, sieht trotzdem toll aus, er wird für die Zucht von Muscheln und Austern verwendet. Wir haben eine Wanderung, die wir hier noch machen wollen.

Das Sheep and Wool Centre hat mich wenig beeindruckt, denn die Herstellung von Tweed und Wolle kennen wir bereits, leider gab es für mich keine Wolle, die mich wirklich vom Hocker gehauen hat. Aran gibt es in Hülle und Fülle, aber nur traditionelle Garne und das leider zu sehr gehobenen Preisen. Mich überrascht hier immer wieder, wie Irland sich selbst vermarktet, es ist teilweise mit Augenzwinkern, dann aber auch sehr raffiniert und erfolgreich. Schon in Galway war ein Touristenshop mit Guiness Artikeln, Tweed und Wollpullovern an den anderen gereiht, hier in dem Centre war dann der "Stopp" für jeden Touristenbus, man wurde förmlich durchgeschoben.

Immerhin haben wir auf dem Weg zum Centre auch noch einen schönen Stopp eingelegt, bei einem der besten Cafés in Irland, dem "Misunderstood Heron", das schon einige Preise bekommen hat. Die Aussicht auf den Fjord ist gratis, man könnte schließlich auch eine Bootstour dort buchen.

Das Highlight des Tages war abgesehen von der Wanderung in einem Coillte Wald der Besuch in einem alten Pub. Jetzt kann man sagen, dass es solche in Irland ja wirklich gibt wie Sand am Meer, stimmt auch nicht, aber dieser Pub war genial, denn es war kein normales Pub grub, sondern wirklich mit Finesse. Paddy Coyne's Pub existiert seit 1811, er hat schon viele Reisende gesehen, ich empfehle dringend zu reservieren, wie wir es getan haben, denn sonst wird man schnell mal abgewimmelt. Ich habe Muscheln gegessen, Seafood ist eines der Highlights hier, Christian hatte einen Lamm Burger.

Wir haben einen Campingplatz, der bei Ebbe über einen gewaltigen und sehr schönen Strand verfügt, dazu noch andere Strände in der Nähe, die viel einsamer sind, als Allhies auf der Beara Halbinsel. Es ist teilweise wirklich Postkarten Motiv!

Irland ist hier mehr, wie ich es mir vorgestellt habe, doch sollte man seine Erwartungen eben nicht immer mitnehmen, das sanfte Herz Irlands war ebenfalls sehr schön! Lough Derg hat uns auch schwer beeindruckt.