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Paraguay

Veröffentlicht: 27.04.2024

Was weiß man eigentlich über Paraguay?

Gute Frage! Nicht allzu viel, hätte ich wohl geantwortet, wenn man mir die Frage VOR der Abreise gestellt hätte. Und das sollte wohl auch NACH der Abreise weitestgehend so bleiben, aber dazu später mehr.

Bei der Verteilung von Naturspektakel, einzigartigen Landschaften, Meerzugang und sonstigen Attraktion auf dem südamerikanischen Kontinent hat Paraguay im Vergleich zu seinen Mitbewerbern in allen Verlosungen irgendwie die Nieten gezogen. Dieses Land scheint recht wenig Außergewöhnliches zu bieten, es gibt dem Anschein nach nichts, was es nicht auch woanders auf dem Kontinent gibt und auch der einzige Paraguayer, den ich bisher auf meiner Reise traf – Andres – seit längerem wohnhaft in Rio, lies sich auf Nachfrage zu seinem Heimatland, wenig bis überhaupt nichts entlocken: “There is nothing to see” war die kurze und knappe Antwort.

Asunción Downtown

Um sich ein Bild von der Sache zu machen, wurde in Iguazu der Bus bestiegen, um die rund 350 km nach Asuncion zurückzulegen. Die Hauptstadt des einzigen Binnenlandes Südamerikas in deren Großraum ca. 1 Millionen Menschen leben, ist die mit Abstand größte Stadt des Landes. Überhaupt spielt sich der Großteil des urbanen Lebens in der Ostregion des Landes ab, hier leben auf ungefähr 40 % der Landesfläche fast 97 % der Einwohner Paraguays. Im Westen des Landes ist das Grundwasser größtenteils stark versalzen und durch den Mangel an Süßwasser ist diese Region nur sehr rar besiedelt.

Die vorab gebuchte Unterkunft bestach durch einen unschlagbaren Preis von nicht einmal 7 Euro pro Nacht und Nase für 2 Zimmer - zumindest auf dem Papier. Die Bewertungen waren auch recht gut, lediglich die Lage wurde etwas kritisch betrachtet. Ungefähr 2 Stunden vor Ankunft in Asuncion (und mit bereits leichter Verspätung) nahm der Gastgeber per Whatsapp Kontakt mit mir auf, um auszuloten,wo wir denn bleiben. Soweit nichts ungewöhnliches, allerdings mehrten sich die Nachfragen und der Inhalt seitens des Absenders wurde zunehmend kryptischer und unverständlicher. Mit fast 1,5 Stunden Verspätung und dem Zeiger der Uhr auf weit nach Mitternacht vielleicht auch etwas verständlich.

Endlich am Zielort angekommen wurde von Bus auf Taxi umgesattelt und die letzten Meter zum Endziel der Reise zurückgelegt. Kurz vor Ankunft an unserer Herberge wurde auch recht schnell klar weshalb es Abstriche bei der Bewertung der Lage gab – das Viertel am Hafen glich eher einem Township als einer stadtähnlichen Ansiedlung und in unmittelbarer Umgebung des Hostels hausten zwischen Bretterverschlägen allerlei abgefuckte und völlig zugedröhnte Gestalten direkt Tür an Tür zu unserem Domizil. Durch das Knistern der Lagerfeuer zwischen den Verschlägen kam zumindest etwas Stimmung auf – auch wenn diese eher apokalyptische Züge annahm. Die groteske Szenerie hätte man sich als Drehbuch für einen Endzeit-Blockbuster nicht besser ausdenken können.

Puh – keine schöne Gegend und bei dem Ausblick in die Nachbarschaft schwer vorstellbar hier einen Schritt vor die Tür zu setzen, zumindest nicht nach Einbruch der Dunkelheit.

Während wir das Gepäck aus dem Kofferraum hievten, öffnete der Gastgeber bereits laut gröhlend die Tür der Unterkunft und bat uns herein. Die Wartezeit wurde anscheinend kurzweilig mit der Zufuhr von alkoholischen Erfrischungsgetränken überbrückt, was auch die etwas wirren Nachrichten erklärte. Etwas verwundert, dass wir zu Dritt auftauchten, wurden wir in eine Art Kinderzimmer mit einem Doppelstockbett geführt und kurzfristig eine dritte Matratze organisiert. Zum Hostelbereich gehörte dieser Teil des Hauses offensichtlich nicht, es schien viel mehr so als wurden wir hier in die Privaträume des Herbergsvaters einquartiert. Von einer Buchung mit 2 Zimmern und 3 Betten wollte der stark alkoholisierte Kollege nichts wissen und die weitere Kommunikation gestaltete sich auf Grund seines Zustandes als recht schwierig. Er machte uns kurz klar, dass dies das einzige verfügbare Zimmer sei, schloss die Tür hinter sich und verschwand. Da das Doppelstockbett der kurzen Statikprüfung einstimmig nicht standhielt, hieß die Schlafkonstellation zumindest für diese Nacht: 2 mal völlig durchgelegene Matratze auf staubigem Zimmerboden und 1 mal Bestückung der unteren Bettebene, ebenfalls mit völlig in die Jahre gekommener Matratze – und das alles auf einer Grundfläche von vielleicht 10 m² und einer Außen- und Innentemperatur von ungefähr 30°.

Dass man hier keine längere Zeit verbringen konnte und wollte, war uns recht schnell klar, also noch vor dem Einschlafen die restlichen Tage storniert und dann ab ins Reich der Träume.

Am nächsten Tag gestaltete sich der Wechsel in ein Hotel ins Stadtzentrum als nicht ganz geräuschlos, da der Herbergsvater recht ungehalten über unsere Stornierung war und uns mehrfach ungläubig mit der Frage konfrontierte, was wir den für den Preis überhaupt erwarten würden – mein Hinweis und die ihm vor die Nase gehaltene Buchung mit 3 Betten in 2 Räumen wurde ignoriert – schließlich sollten man doch vorher überprüfen und nachfragen, ob die für den ausgewiesenen Preis angebotene Gegenleistung tatsächlich realistisch sei und zwar prinzipiell. Absolut unlogisch aber geschenkt, schließlich stand das Thermometer früh am Morgen schon bei weit über 30° und man hatte recht wenig Lust zu diskutieren und machte sich aus dem Staub. Zumindest gab es nebst schlechter Bewertung anstandslos das bereits gezahlte Geld zurück – Klasse!

Die ersten Eindrücke von Asuncion sollten auch die allgemeinen Eindrücke über den gesamten Aufenthalt bleiben. Eine Ansiedlung von recht unspektakulären und in die Jahre gekommenen Bauwerken ohne erkennbares Stadtzentrum – das alles wirkt eher wie der Suburb oder Stadtrand anderer Großstädte. Man läuft durch die sich ähnelnden Straßenzüge mit der Erwartung, dass doch nach der nächsten Ecke irgendetwas Sehenswertes auftaucht - ein Bauwerk bzw. etwas, was sich vom restlichen Einheitsbrei abhebt - aber leider ohne Erfolg. Der Trott durch die Stadt ähnelt eher dem Spaziergang durch ein Gewerbegebiet, denn zumindest Freunde des Einzelhandels kommen hier voll auf ihre Kosten: es gibt unzählige Apotheken, Supermärkte, Möbelhäuser, Kleidungsgeschäfte und Tankstellen. Und ansonsten nicht viel. Nicht schlimm, denn um diese Jahreszeit brennt die Sonne erbarmungslos und erhitzt die Luft tagsüber auf mehr als 45°. Wenn meine Wenigkeit während des Restaurantbesuchs die viel zu stark klimatisierten Räumlichkeiten der Außengastronomie vorzieht, so sagt das viel aus über die Erträglichkeit der Hitzehölle Asuncion – zumindest im südamerikanischen Sommer.

Panteón Nacional de los Heróes

Viel mehr gibt es tatsächlich nicht zu berichten über den Aufenthalt in Paraguay. Stark schwitzend wurden noch in kurzem Stadtbummel die wenigen Gebäude und Plätze besichtigt, die rein optisch nicht ganz in das Gewerbegebiet passten und es wurden ein paar Fußballspiele besucht, welche aus vorab genanntem Grund alle um 07:30 Uhr am Morgen oder nach Einbruch der Dunkelheit stattfanden – sportliche Betätigung ist wohl auch für geübte Leiber bei den klimatischen Bedingungen nur bedingt zu empfehlen. Zu bemerken ist noch, dass Paraguay unschlagbar günstig ist – ein Mittagessen schlägt mit nicht mehr als umgerechnet 5 Euro zu Buche und für eine Taxifahrt von über 30 km in die umliegenden Städte werden ca. 3,50 Euro berechnet. Es ist so günstig, dass es vor Abreise mit dem Bus zu einer regelrechten Challenge wurde, die noch verbleibenden 8 Euro in einen brauchbaren Warenwert umzusetzen.

Blick zum Stadtzentrum Asuncion

Vielleicht gibt es noch anderswo in diesem Land sehenswerte und spektakuläre Ecken – in Asuncion fanden wir diese leider nur bedingt. Allerdings waren die Menschen im Allgemeinen ziemlich nett und interessiert und das ist doch ein Mehrwert, den man als Erinnerung mitnimmt. Paraguay – machs gut!

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