Don Curry on Tour 4
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Don Curry kehrt heim

Veröffentlicht: 18.07.2023

Don Curry schreckte auf, als direkt neben seinen Ohren Teller gestapelt wurden. Er brauchte etwas, um zu begreifen, dass nicht in seinem Zimmer mit Tellern hantiert wurde, sondern im Café Firefly, direkt hinter der dünnen Bretterwand. Es war kurz nach 6:00 Uhr. Vermutlich wurde einiges für's Frühstück vorbereitet. Bevor Don Curry nun jedes Geräusch dieses Prozesses ungefiltert zu Gehör bekam, beschloss er nach nur 2 Stunden Schlaf aufzustehen und diesen gastlichen, aber viel zu lauten Ort zu verlassen. Auch wenn sich die Sonne weiterhin hinter dicken Wolken verbarg  war es doch bereits taghell. Und es regnete nicht. So machte sich Don Curry in aller Frühe auf den Weg bis zum Ende des Tales, zumindest bis zum befahrbaren Ende.

Zu den Eigentümlichkeiten der Chewsureten gehörte es, ihre Toten nicht zu begraben, sondern in eigens dafür gebauten Häusern abzulegen. Das bekannteste Beispiel dafür stellt die Nekropole von Anatori dar. Vier jenseits des Flusses auf einem Felsvorsprung erbaute Gebäude dienten nicht Lebensraum der Dorfbewohner. sondern als letzte Ruhestätte ihrer Verstorbenen. Da das Dorf schon lange unbewohnt ist, wirkt auch die Nekropole wenig gepflegt. Durch kleine Fenster kann man in die einzelnen Häuser hineinschauen und sieht ein Durcheinander menschlicher Knochen, darunter auch einige Schädel. Bei einigen Fenstern stehen Reste abgebrannter Kerzen und vergilbte Heiligenbilder, so dass hier zumindest noch gelegentlich der Toten gedacht und für sie gebetet wird. 

Einige Kilometer weiter endete die Piste bei dem verlassenen Dorf Mutso. Hier beginnt ein langer Wanderweg, der hinüber nach Tuschetien führt. Zwischendurch wurde Don Curry von einem einzelnen georgischen Grenzsoldaten angehalten, der wissen wollte, wo er hinfahren wolle. Als Don Curry klar machte, dass er nach Mutso und dann wieder zurück nach Shatili fahren wolle, zeigte der sich zufrieden und ließ Xerra passieren. Kurz vor Mutso setzte etwas Regen ein, ebbte aber bald wieder ab. Das feuchte Wetter des vergangenen Tages und der Nacht wirkten sich zwar wenig auf die Befahrbarkeit der Piste aus, machten Don Curry aber sehr zu schaffen, als er den steilen Pfad vom Parkplatz nach Mutso hochsteigen wollte. Immer wieder rutschte er auf den glatten Felsen ab. Als der Pfad immer enger und dichter an einem Abgrund entlangführte, gab er schließlich auf halber Strecke auf. So konnte er die Gebäude von Mutso nur aus einiger Entfernung von unten sehen.

Leicht gefrustet machte er sich auf den Rückweg, hielt noch einmal bei Shatili, um das alte Dorf nun aus anderer Perspektive zu fotografieren und fuhr weiter zum Bären-Kreuz-Pass. Zwischenzeitlich setzte sich immer mehr die Sonne durch, so dass er die herrlich grüne Landschaft Chewsuretiens endlich in voller Pracht genießen konnte, dekoriert mit einigen Wehrtürmen und Festungen bzw. deren Ruinen.

Nach mehrstündiger Fahrt erreichte er wieder einmal Tbilisi, kaufte noch einige typisch georgische Gewürze in einem Supermarkt, tankte Xerra zum letzten Mal voll, Begann seine Reisetasche mit all dem zu packen, was sich im Laufe der Reise innerhalb Xerras angesammelt hat und bezog sein letztes Hotel, das er vor allem wegen seiner Nähe zum Flughafen ausgewählt hatte. Überraschend erfreulich zeigte sich vor allem die Leistung des Hotelrestaurants, das trotz riesiger Speisekarte mit einer vermutlich fast vollständigen Auflistung georgischer Spezialitäten durchweg schmackhafte Speisen präsentierte. Zum gegrillten Hühnerfleisch-Spieß mit Kartoffeln nach Familienart und Tomaten-Gurken-Salat bestellte er endlich die würzig-sämige Walnusssauce Bazhe, auf die er sich schon lange gefreut hatte. Doch entweder stand sie nicht auf der Speisekarte oder sie passte nicht zu den Gerichten, die er sonst bestellen wollte. Zum Hühnerfleisch erwies sie sich als Volltreffer. Als Begleitung wählte er das georgische (!) Bier "Herzog von Bavaria" und zum Abschluss einen ziemlich leckeren Zitronen-Chacha. Gut gesättigt freute er sich vor allem auf eines: eine ruhige Nacht!

Mit Platon hatte er sich für morgens 8:00 Uhr beim Hotel verabredet, um Xerra zurückzugeben. Kurz vorher schrieb im Platon, dass er selbst nicht kommen könne, sondern seinen Kollegen Shota schicke. Als Shota um 8:20 Uhr noch nicht aufgetaucht war, schrieb Don Curry beiden, dass er spätestens um 8:30 Uhr zum Flughafen fahren müsse. Doch dann traf Shota ein. Platon hatte inzwischen überprüft, ob Don Curry etwaige Bußgelder der Polizei verursacht habe; dem war nicht so. Shota inspizierte Xerra ausführlich und war mit allem zufrieden, bis auf den Riss in der Windschutzscheibe. Auch das sei kein wirkliches Problem, allerdings müsse Don Curry das unbedingt sofort der Versicherung melden. Also rief Don Curry dort an, wählte nach der automatischen Ansage die "5" für Konversation auf Englisch, und befand sich in der Warteschleife. Über 10 Minuten musste er warten, bis eine Sachbearbeiterin endlich Zeit für ihn hatte. Ihre erste Frage lautete, ob er Russisch spreche. Daraufhin übernahm Shota die Gesprächsführung in Georgisch und erklärte ihr den Sachverhalt, während er bereits gestartet war, Don Curry zum Flughfen zu bringen. Sie notierte zahlreiche Daten und erklärte, in diesem Fall müsse ihr Vorgesetzter entscheiden. Nun sprach der lange Zeit mit Shota, sammelte wieder Daten über Xerra, Don Curry und die Autovermietungsfirma. Am Ende meinte er, der Fall müsse genauer überprüft werden. Shota zeigte sich dennoch zufrieden. Er meinte zu Don Curry, dass Versicherungen in Georgien sich oft zieren, sofort zu bezahlen und den Fall künstlich in die Länge ziehen. Nicht nur in Georgien, meinte Don Curry. Dann wünschte er Don Curry einen sicheren Flug und brauste mit Xerra davon. Danke, Xerra, für die gute und spannende gemeinsame Zeit, dachte Don Curry, und eilte zum CheckIn-Schalter. Seine Reisetasche hatte er so genial gepackt, dass sie exakt die gerade noch erlaubten 30 kg wog. Außerdem gönnte ihm die Mitarbeiterin von Turkish Airlines einen Fensterplatz in der ersten Reihe der Economy-Abteilung während des ersten Flugs; das garantierte sehr viel Beinfreiheit.

Pünktlich startete der Flieger und bot Don Curry gleich zu Beginn einen atemberaubenden Blick über Tbilisi. Genauso pünktlich landete er in Istanbul und ließ Don Curry zurückkehren an einen Flughafen, den er inzwischen so gut kannte, dass er sofort den Weg zur besten Ruhezone einschlagen konnte. Wie sich später herausstellte, startete der Flug nach Hamburg direkt neben der Ruhezone, allerdings eine halbe Stunde verspätet. Der Flug gehörte zu den unruhigsten, die Don Curry je erlebt hatte. Der Ausschank von Kaffee und Tee nach dem Essen musste sogar abgebrochen werden, weil heftige Turbulenzen ein sicheres Einschenken der Becher unmöglich machten. Don Curry möchte nicht wissen, wie viele Kaffee- und Teeflecken während dieses Flugs entstanden sind. Mit gut einer Stunde Verspätung erreichte Don Curry schließlich Hamburg, wurde von seinem Parkservice-Team abgeholt und nahm schließlich seinen Golf wieder in Empfang. Welch winziges Auto, dachte er, und wie niedrig man darin sitzt. 

Don Curry kehrte heim. Wieder konnte er zwei Länder dieser Welt besuchen; en drittes hatte sich heftig dagegen gesträubt. Wieder begegneten ihm erstaunliche Menschen, grandiose Landschaften, herausragende Kulturschätze und kulinarische Köstlichkeiten. Wieder staunte er über die vielfältigen Wunder, die diese Welt zu bieten hat. Er wusste, er würde noch lange von diesen zahllosen Eindrücken und Erlebnissen zehren. Aber er wusste auch, dass er irgendwann wieder aufbrechen würde, dass es irgendwann wieder heißen würde: Don Curry on Tour!


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