Jambo Kenya
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Hakuna Matata! Oder auf australisch: Life is good!

Veröffentlicht: 06.03.2023

Tag 35


Ein Jetski pest über das türkisblaue Wasser des indischen Ozeans. Davor trabt ein gemütlich kauendes Kamel über den weißen Sand und unmittelbar vor meinen Augen steht eine mit Strohhalm versehene, grüne Kokosnuss. Ein absurd paradiesisches Bild. Aber eines das sich genau so heute Nachmittag vor meinen Pupillen präsentierte und mich kurz schmunzeln ließ. Ich bin an der Küste.

Die Kokosnuss kredenzte mir Cocobello. So schreibe ich seinen Namen jetzt einfach mal, den ich genial finde. Ein die Entspanntheit des Lebens schlürfender älterer Kerl, der am Strand auf mich zukam und mir eine seiner zwei Kokosnüsse unterm Arm verkaufen wollte. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen. Während er mir diese mit seiner Machete genussbereit schnitt, blickte ich in sein faltiges schwarzes Gesicht und sah nur eins. Nämlich jene Lebenseinstellung, die er mir gegenüber immer wieder im Gespräch entgegenbrachte. Hakuna Matata. "Es gibt keine Probleme". Nein, die scheint es hier an der Küste Kenias wirklich nicht zu geben. Er sagte ich solle sie in Ruhe austrinken, dann würde er sie mir so zurecht schneiden, dass ich das Fruchtfleisch essen könne. Ich sagte, ich würde mir ein bisschen Zeit lassen und von Cocobello kam nur "Yesss, pole pole", "langsam, langsam". Sie war köstlich.

Seit einer Woche bin ich jetzt nicht mehr in Kisumu, der Stadt die mir in den vier Wochen, in denen ich dort war, so ans Herz gewachsen war. Am letzten Dienstag musste ich früh aufstehen. Um 5:00 klingelte der Wecker, denn es stand ein Abenteuer an. Es sollte auf Safari gehen. Für mich war immer klar, dass ich hier in Kenia mindestens einmal auf Safari gehe, einmal fernab der festen Straßen die unberührte Natur und die Freiheit wilder und ferner Tiere zu erleben. Denn wenn man einmal hier ist, sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich hatte das Glück, dass Paul, ein Make me Smile Mitarbeiter, bestimmte Leute kennt und so einen relativ günstigen Preis verhandeln konnte. 

Es ging also früh los. Erst mit dem TukTuk zum Busbahnhof. Von dort aus ging es nach 1,5 stündigem Warten (in denen ich ununterbrochen darüber nachdachte, dass ich gerade noch schlafen könnte) auf einer vier stündigen Fahrt mit dem Matatu nach Narok. Dies ist eine Stadt nördlich der Masai Mara, also dem Nationalpark in dem die Safari stattfinden sollte und ich wurde von dort von dem Land Cruiser und meiner Reisegruppe, die aus Nairobi gestartet waren, aufgepickt. Meine Gruppe bestand aus einem wilden Mix. Einem in London als Frisör arbeitenden Italiener (Er saß immer vorne neben dem Fahrer und sagte nicht viel), einer dreiköpfigen Familie aus Neuseeland mit einem äußerst nervigen kleinen Mädchen, dass bei jeder Fahrt ununterbrochen redete. Dem in Südafrika geborenen Australier Dillan und zwei Jungs in meinem Alter aus Belgien, die nur für eine einzige Woche in Kenia sind, was ich nicht nur absurd, sondern gleichzeitig unverschämt finde. Alle waren aber unheimlich nett und insbesondere mit den Belgiern und dem Australier habe ich mich sehr gut verstanden und die Mahlzeiten am selben Tisch verbracht. Der Australier war ein typischer Australier wie er im Buche steht und schon bevor er sagte, dass er daher kommt, wusste ich es zu 100%. Blonde lockige Haare, Cap drüber, brauner Hautteint und ein übertrieben breites Grinsen im Gesicht. Sobald man dann mit ihm ins Gespräch kam, wüsste selbst ein Blinder bescheid. "You're from Germany? Wow, nice man. How cool is that man." Es war aber nicht unauthentisch, sondern passte zu ihm und machte ihn auch sympathisch.

Desöfteren, sei es auf einer Tour oder beim Essen, stieß er uns drei anderen einfach nur ein grinsendes "Life is good" entgegen und die zwei Belgier und ich blickten uns an und gingen dann darauf meist nur mit einem klassischen rationalen mitteleuropäischen "Yes. Sometimes" ein. Und grinsten dann natürlich mit. 

Zu der Safari, also den Game Drives, wie die Touren in die Savanne mit dem Auto genannt werden, kann ich eigentlich nicht wirklich viel sagen, außer das es ein einziger Zauber war. Man kann es nur schlichtweg nicht beschreiben. Stellt euch eine kenianische Safari vor. Merkt ihr? Es geht nicht. Das ging mir auch so, in den Tagen bevor es losging und ich versuchte mir ein Bild zu machen. Aber eine Safari scheint eines jener Erlebnisse zu sein, die man einfach erlebt haben muss, um sich dieses Bild vor Augen führen zu können. Wilde Tiere in ihrem Habitat, alle zusammen lebend, auf der Jagd, beim Fressen, beim chillen und einfach frei. Kilometerweite Freiheit und die Menschen in ihren Jeeps sind die Gefangenen, die nicht hinaus können. Eine eindrucksvolle Erfahrung, die einzigartig ist und die ich nie vergessen werde.

Nach der Safari ging es dann mit dem Madaraka Express, einem von den Chinesen gebauten Fernzug, von Nairobi aus an die Küste. Auch hier konnte ich aus dem Fenster heraus ein paar Elefanten und Zebras entdecken. Eine zusätzliche kostenlose Safari also.

Und jetzt bin ich in Mombasa. Der zweite Teil meiner Reise hat begonnen und ich möchte das ganze jetzt ein wenig ruhiger angehen. Pole Pole, wie Cocobello sagen würde. Als ich vorhin in das badewannenwarme Meer gesprungen bin, fühlte ich mich, als hätte ich einen Kuss von der Heimat bekommen. Grinsend planschte ich im glitzernden Nass. Das Meer gibt mir einfach, egal wo auf der Welt, eine gewisse Verbundenheit. Die nächste Zeit bin ich jetzt hier an der Küste und werde ein paar Orte abklappern. Es ist ganz anders hier als noch vor kurzer Zeit am Victoriasee. Suahelis statt Luos, eine neue Sprache. ein paar mehr Mzungus, Urlaubsflair, und viel wärmere Nächte (es wird nachts nicht kälter als 24 Grad.) Ich bin gespannt was die Zeit  bringt und ob mich die gelassene Mentalität der Küstenbewohner in ihren Bann zieht oder eher anstrengt. Bisher komme ich damit sehr gut klar. Besonders wenn mir in der Sonne brutzelnd eine frische Kokosnuss zubereitet wird.

 In diesem Sinne, Hakuna Matata. Oder wie Dillan sagen würde: Life is good, man!

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