Jambo Kenya
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Der Mzungu ist da!

Veröffentlicht: 12.02.2023

Tag 13


Der Kahn tuckert über das spiegelglatte Wasser des Victoria Lakes. Die Sonne, die langsam höher steigt und mich durch die zunehmende Strahlraft meinen leichten Sonnenbrand im Nacken spüren lässt, erzeugt auf der Oberfläche ein glitzerndes Schauspiel. Im Hintergrund die grünen Ufer, ein paar kleine Fischerboote in der Ferne und Hippos, die unaufgeregt im Wasser stehen und mit den Ohren wackeln. 

Dies war die Szenerie meines Morgens. Heute ist Sonntag und ich sitze unter einem Mangobaum auf dem Grundstück des Büros während ich diese Gedanken in meinen Laptop tippe. Es kommt mir schon vor, als wäre dieses Erlebnis auf dem See einen Tag her. Um die Hippos sehen zu können, bevor sie sich wegen der Hitze im dichten Gras des Ufers verkriechen, sollte man früh mit dem Boot auf den See hinaus. Paul, ein Mitarbeiter mit dem ich hier viel mache, sagte also, wir würden uns um 7:00 in der Früh treffen, um dann gemeinsam zum Lake zu fahren. Ich, als pünktlicher Deutscher, war natürlich um 6:30 aus dem Bett und stand um Punkt sieben Uhr bereit. Als Paul gegen acht Uhr dann auch irgendwann mal kam, ging es also los. Ich hatte schon die Befürchtung die Flusspferde würden uns unsere Verspätung nicht verzeihen und hätten sich schon längst im Dickicht verkrochen. Doch dem war nicht so. Sie standen gemütlich etwa hundert Meter vom Ufer entfernt im Wasser und genossen die Morgensonne. Ich wunderte mich, dass sie dort noch stehen konnten, aber der Kapitän unseres Bootes, Salomon, der uns zu ihnen brachte, sagte mir dann, dass die Hippos bis zu zwei Meter hoch (nicht lang) werden können, was mich beeindruckte. Sie sahen sehr süß aus, doch auch hier lernte ich neues dazu. Die so putzig mit den Ohren wackelnden und müde in die Landschaft glotzenden Riesen seien wohl die gefährlichsten Säugetiere der Erde. Salomon sagte, dass die männlichen Exemplare nach der Geburt ihrer Nachkommen genau hinschauen würden, ob es sich um weibliche oder ebenfalls männliche Kälber handelt. Die Männlichen würden sie dann in der Regel aus Konkurrenzgründen direkt töten, weswegen es nicht selten vorkommt, dass die Mutter mit ihren Kindern nach der Geburt sofort abhaut. In der Region Kisumu werden außerdem jährlich etwa 40 Menschen von ihnen umgebracht. 

"They kill you not because they want to eat you. They are vegetarians. They kill you because of fun.", so Salomon. Sympathische Tiere.

Trotzdem war es sehr eindrucksvoll und auch das Gefühl über den größten See Afrikas zu schippern mit dieser Kulisse und dem Blick auf diesen endlosen Spiegel, der weit entfernt im Horizont verschwindet, war unfassbar. Generell war die letzte Woche sehr ereignisreich. Das Ausführen all der Geschehnisse würde den Rahmen sprengen. 

Ich habe Aufnahmen im Community Center der Organisation auf dem Land gemacht, wo ein Health Center, eine Schneiderei und ein Safe Park für Kinder angesiedelt ist. Ich war in einer Grundschule filmen mit mehr als 700 verrückten und unfassbar fröhlichen und aufgedrehten Kindern, die zum Teil noch nie einen weißen Menschen gesehen haben und dadurch öfters heimlich und manchmal weniger heimlich meine Haut streichelten, um herauszufinden, wie sich die wohl anfühlt oder einfach laut und aufgebracht "Mzungu! Mzungu!" schrien, was so viel bedeutet wie "Reisender" oder "jemand der wandert". Das war überwältigend und eine einmalige Erfahrung. Ich habe die kenianische Natur und die Landschaft in der Umgebung hier ein erstes Mal so richtig erlebt und war beim Kit Mikayi, einer riesigen beeindruckenden Felsformationen mit Steinen, die mehr als 30 Meter hoch waren und die Heimat kleiner Colobus Äffchen bildeten. Ich war öfter in der Stadt, im Büro, bei Projekten, in Restaurants, habe kenianisch gekocht, die besten und süßesten Früchte meines Lebens gegessen, und generell würde ich sagen bin ich langsam so wirklich hier angekommen. 

Fast zwei Wochen sind nun schon um. Nun ja die Zeit fliegt dahin, wie meine Drohne über das Fußballfeld der Grundschule, der die hunderten Kinder schreiend und tobend hinterher gelaufen sind. Morgen beginnt eine neue Woche, in der ich wieder bei unterschiedlichen Projekten bin und die Region hier rund um Kisumu noch besser kennenlernen werde. 

Es ist heiß, gerade heute knallt die Sonne auf die staubigen Straßen und meine unschuldige Haut hinab wie Feuer. Doch hier im Schatten, mit der leichten Prise Wind, die mich umgibt und die die Blätter der Bäume sowie die Palmenwedel in Bewegung hält, lässt es sich gut aushalten. 

Ich habe schon so viel gesehen und bin umso gespannter was noch auf mich wartet. Der Mzungu wird berichten.

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