Veröffentlicht: 03.04.2023
Gleich vorneweg: Die San Blas Inseln in Panama SIND traumhaft und wunderschön. Nur sehe ich dieses kleine Paradies in Gefahr. Denn der massenhafte Tourismus und der Umgang mit der Natur könnte über kurz oder lang das einzigartige Ökosystem der Inseln unwiederbringlich zerstören. Und ich denke die ersten Anzeichen sind schon sichtbar.
Wenn man die San Blas Inseln googelt, findet man zumeist nur Bilder von palmenbewachsenen Inselchen, weißen Stränden und türkisblauem Wasser. Und auch in der Realität sieht es wirklich so traumhaft aus. Aber bei genauerem Hinschauen und mit einem kritischeren Blick, ist diese Schönheit leider nur eine Illusion. Viele der Inseln haben ein Müllproblem, es wimmelt von Touristen und überall fahren Boote durch das fragile Ökosystem. Aber dazu später.
Die San Blas Inseln, auch Guna Yala genannt, gehören zu einem autonomen Gebiet in Panama und werden von den Kuna, einer indigenen Ethnie, bewohnt und verwaltet. San Blas besteht aus ca. 365 Inseln von denen 57 bevölkert sind. Einige der bewohnten Inseln können auch besucht werden und bieten Übernachtungsmöglichkeiten. Noch vor ein paar Jahren benötigte man die Genehmigung von dem Inselvorsteher um die Inseln besuchen zu können. Mittlerweile kann man ganz bequem online oder über die meisten Hotels in Panama City buchen. Es gibt auch diverse Agenturen überall in der Stadt, bei denen man ganze Touren im Paket buchen kann. Entweder man macht einen Tagesausflug oder man bleibt über Nacht. Die meisten Touristen wählen eine eher kurze Variante, die wenigsten bleiben mehrere Tage. Ich musste mal wieder aus der Reihe tanzen und habe meine Unterkunft auf einer Insel separat gebucht, weil ich mir so die Insel aussuchen konnte. Allerdings musste ich dann den Transfer zur Insel extra organisieren. Im Nachhinein vielleicht nicht die beste Idee, weil es aufwendiger ist und möglicherweise teurer. Aber ich wollte flexibel sein und keinen getakteten Zeitplan haben. Und so wurde die ganze Nummer zu einem kleinen Abenteuer. Mein Hostel in Panama City organisierte mir den Transfer zum Bootsanleger und die Fahrt mit dem Boot. Danach war ich auf mich allein gestellt. Allerdings war dann am Bootsanleger alles sehr chaotisch und überall waren Touristen, die darauf warteten in irgendein Boot verfrachtet zu werden. Die Fahrt mit dem Boot war eher unspektakulär, aber wir sahen schon einige der Inseln. Angekommen auf einer Insel sollten alle aussteigen außer ich. Nach einer Weile warten und fix auf der Insel auf Toilette gehen, stiegen andere Touristen ins Boot und es ging weiter. Auf der Fahrt nach irgendwohin sah ich meine Insel an mir vorbeiziehen. Dank GPS konnte ich ja sehen wo wir sind. Aber beim Reisen wundert mich nichts mehr und so wartete ich erstmal ab. Auf einer anderen Insel sollten dann alle aussteigen, auch ich. Aber das war die falsche Insel. Nach einer Weile diskutieren und rumtelefonieren, fuhren sie mich dann auf die richtige Insel mit dem Namen Wailidub. Dort angekommen wusste die Familie, die auf der Insel lebt, von nichts. Sie sahen sich meine Buchung an, wunderten sich, checkten die Bilder 3 Mal und telefonierten herum. Irgendwann kam jemand der etwas Englisch sprach und lachte über den Preis, der in meiner Buchung angegeben war. Normalerweise ist es wohl deutlich teurer. Aber ich hatte mit dem Preis kalkuliert und nur begrenzt Bargeld dabei. Und Kartenzahlung oder Paypal ist dort noch nicht möglich. Also bekam ich mein Zimmer zum gebuchten Preis. Obwohl ich das immer noch viel zu teuer fand für das was ich dann vorfand. Eine olle Hütte, die die besten Jahre hinter sich hatte und nicht gereinigt war. Vieles war kaputt, auseinandergefallen oder einfach nicht existent. Aber ich konnte darüber lachen. Man muss auch wissen, dass es auf den Inseln kein Süßwasser zum Duschen gibt und Strom ist nur von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang verfügbar. Aber auch damit kann man sich arrangieren. Nur fühlt man sich nach 3 Tagen mit Salzwasser duschen doch etwas klebrig. Auch die Auswahl an Essen ist begrenzt, da es auf die Inseln geliefert werden muss und so hat man täglich die Wahl zwischen Fisch, Hühnchen oder Oktopus. Als Vegetarier ist man etwas verloren auf San Blas, denn dann bekommt man lediglich die Beilagen ohne das Tierische. Das heißt dann Salat mit Reis oder Patacones (eine Art gebratene Kochbanane). Nach meiner Ankunft erkundete ich dann mal die Insel. Nur leider fand ich überall Müll, dafür wurde der "Hauptstrand" täglich akribisch geharkt und von Treibgut befreit. Naja.
Nach dem Mittag fragte mich Diane, eine Brasilianerin die für eine Nacht auf der Insel war, ob ich mit ihr eine Runde paddeln gehen will. Klar, ich hatte ja eh nichts zu tun. Mit den 2 Paddelbooten der Familie und den kaputten Paddeln fuhren wir etwas am Strand auf und ab. Weit kamen wir nicht. Dann hieß es, dass täglich gegen 18 Uhr Haie zur Insel kommen. Ich wunderte mich über die genaue Zeitangabe, aber als es soweit war, wusste ich warum. Es gab die Fischabfälle vom Kochen. Naja, immerhin wurde so alles verwertet. Es war spannend die Haie vom Steg aus zu beobachten, direkt unter uns. Auch ein Rochen kam vorbei.
Nach einer doch recht angenehmen Nacht organisierte ich mir morgens erstmal heißes Wasser für meinen Kaffee. Beim Frühstück, dass täglich zwischen 7 und 8 Uhr gereicht wurde, gab es nur den schrecklichen Instantkaffee. Aber ich hatte nette Gesellschaft von 3 Frauen aus Argentinien, mit denen ich mich halb auf Spanisch und halb mit Händen und Füßen verständigte. Und mit dem Onlineübersetzer. Außerdem sprach Diane sehr gut Englisch. Die Familie, die auf der Insel lebte, bereitete uns immer die 3 täglichen Mahlzeiten zu, machte aber zwischendurch ihr Ding. Außer, dass ich einmal mit der Tochter gespielt habe, hatte ich keinen großen Kontakt zu ihnen. Das lag sicher auch an der Sprachbarriere.
Da ich 2 volle Tage auf der Insel war, wollte ich auch mal was von der Umgebung sehen. Das ist nur ziemlich begrenzt auf einer Insel. Aber es gab ja die Paddelboote. Ich sagte irgendwelchen anderen Touristen Bescheid, falls ich verloren gehe, und fuhr los. Die nächste Insel, die scheinbar keinen Namen hat, war nur 300 Meter entfernt und unbewohnt. Allerdings war es ziemlich windig an dem Tag und das Paddel fiel halb auseinander. Also war es etwas anstrengend und auch etwas beängstigend durch die Wellen. Dort angekommen war es kaum möglich einen Fuß auf die Insel zu setzen, da sie ziemlich zugewuchert war. Irgendwann fand ich ein Stück Strand, an dem ich mal aussteigen konnte. Aber überall lag Müll und schön war es irgendwie auch nicht. Also fuhr ich weiter um die Insel und entdeckte einen Abschnitt im Wasser der sehr flach war und man herumlaufen konnte. Direkt am Strand war erkunden kaum möglich, da das dichte Gestrüpp fast bis ins Wasser wucherte und überall Müll lag. Im Wasser entdeckte ich dann eine bunte Krabbe. Sonst gab es nicht viel Leben. Als ich dann direkt im Flachwasser weiterpaddelte schrottete ich meine Kamera, da ich sie für die paar Meter lose ins Boot gelegt hatte und sie durchs paddeln nass wurde. Ich versuchte sie gleich zu trocknen, aber auch Tage später ging sie nicht mehr an. So ein Mist. Also kämpfte ich mich zurück zu meiner Insel, diesmal gegen den Wind. Ich brauchte bestimmt 30 Minuten für die 300 Meter und zwischendurch dachte ich, ich sei verloren, da ich nicht vorwärts kam. Das war genug Abenteuer für einen Tag und paddeln war danach erstmal gestrichen.
Da es auf der Insel so gar nichts zu tun gab, außer Blog schreiben und pünktlich zu den Mahlzeiten zu erscheinen, entschied ich mich, mich einer Tour von 2 Frauen anzuschließen, die auch einfach mal rauskommen und die anderen Inseln erkunden wollten. Für 15 Dollar sollten wir rumgefahren werden. So weit, so gut. Nur war es nicht so individuell wie wir dachten, denn wir landeten auf einer Insel, auf die wohl alle Touristen für einen Ausflug gebracht werden. Dann hieß es wir hätten jetzt 2 Stunden Freizeit. Ähm. Was macht man denn 2 Stunden auf einer winzigen Insel? Die etlichen anderen Touristen lungerten überall rum oder fröhnten ihrem Narzissmus. Baden gehen konnte ich nicht, da ich eine Wunde hatte, die sich nicht entzünden sollte. Also machte ich es mir unter einer Palme gemütlich und schrieb weiter Blog. Danach fuhren wir mit anderen Touristen zu einem "natürlichen Pool". Also eigentlich eine flache Stelle mitten im Meer, in der man baden konnte. Baden? Nicht für mich 🙄 Hübsch war es dort, nur halt ziemlich voll. Es gibt wohl auch eine Stelle irgendwo bei einer Insel wo es viele Seesterne zu sehen gibt. Allerdings nehmen leider viele der Touristen die Seesterne aus dem Wasser um sich mit ihnen zu fotografieren und schaden ihnen damit erheblich. Nach ca. 20 Minuten Badespaß für die anderen ging es auf eine zweite Insel, vor der ein versunkenes (oder versenktes?) Boot lag, an dem man schnorcheln kann. Allerdings konnte ich ja nicht ins Wasser, die Strömung war auch viel zu stark und das Boot zu scharfkantig, wie eine der Frauen dann erzählte. Und wir hatten Hunger. Also fragten wir, ob wir schon eher zu unserer Insel zurückkönnen. Und es fand sich auch ein Kapitän, der uns zurückschiffte. Dort bekamen wir dann unser Mittag. Fisch oder Hühnchen? Oktopus kommt für mich nicht infrage. Nach dem ganz netten Ausflug habe ich eine Runde nichts getan, naja, Blog geschrieben und gepackt und ein letztes Mal mit den 3 Argentinierinnen gegessen und dann zeitig ins Bett. Denn ich wusste nicht genau wann ich abgeholt werde. Es hieß irgendwann morgens. Ich hoffte einfach, dass ich überhaupt abgeholt werde.
Nachdem ich 6 Uhr aufgestanden bin, um 7 Uhr abfahrbereit zu sein, vorsichtshalber, saß ich dann doch noch bis 8 Uhr rum und wartete, bis ein Boot für mich kam. Die Argentinierinnen sollten 7 Uhr abgeholt werden, saßen aber noch am Steg, als ich losfuhr. Panama-Zeit halt 😅
Die Fahrt mit dem Boot war alles andere als angenehm, da die Wellen so hoch waren, dass der Kapitän im Schneckentempo fahren musste. Das heißt man spürte jede Welle intensiv und das Boot schaukelte ordentlich. Zum Glück hielten wir an einer Insel auf halber Strecke um noch 2 Touristen einzusammeln. Kurz durchatmen. Ich sah und hörte sofort, dass das Pärchen das zustieg aus Deutschland kommt. Mich beruhigt das in solchen Situationen immer ungemein wenn Leute neben mir sitzen mit denen ich reden kann. Die beiden waren super lieb und wir unterhielten uns die restliche Fahrt bis zum Hafen, auch wenn ich zwischendurch mal kurz Panik schob, weil das Boot extreme Schieflage hatte. Wir wurden dann zusammen an einem Sammelpunkt gebracht an dem etliche andere Touristen warteten. Kurz darauf wurde ich auch schon in ein Auto verfrachtet, in dem schon ein anderes Pärchen saß, die wohl auch schon auf der Hinfahrt nach San Blas mit mir im Auto waren. Ich konnte mich nicht erinnern. Bei so vielen Menschen denen man begegnet, verliert man schon mal den Überblick.
Und dann ging es los nach Gamboa, nur 30 Kilometer nördlich von Panama City gelegen, zwischen Panamakanal und Soberanía Nationalpark. Ein Ort von dem ich gelesen hatte, dass dessen Umgebung eines der artenreichsten Vogelbeobachtungsgebiete in Amerika ist. Und schon mal vorneweg: Gamboa ist ein absolutes Vogelparadies.
Bis dahin und danke fürs Lesen!