Veröffentlicht: 07.12.2023
Tach auch!
Also ich sag Dir, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen. So aufgeregt bin ich gerade. Am besten versuche ich's der Reihe nach. Obwohl das Wichtigste zuerst: Ich bin getaucht! Aber dazu später mehr.
Da meine Große sich ein bisschen erkältet hat, konnte sie gestern nicht tauchen gehen. Und da haben wir uns ein Auto gemietet und sind auf der Insel rumgefahren.
Einige Sachen haben wir uns angeschaut, aber noch lange nicht alles - sagt meine Große jedenfalls.
Also ich fand, es war schon ne ganze Menge.
Ein Bai ist ein traditionelles Männer-Versammlungshaus. Ein wichtiger und quasi heiliger Ort. Darf man nur von außen angucken.
In der Nähe gab es eine Aufzuchtstation für Fische und Korallen.
Und die hatten sogar ein U-Boot dort!
Da hab ich wieder ans Tauchen gedacht und ob es für mich nicht auch ein U-Boot geben könnte. Egal, erstmal ging's weiter.
Wir sind nach Melekeok gefahren. Das ist offiziell die Hauptstadt des Staates Palau. In die Verfassung haben sie mal reingeschrieben, dass nach Gründung des Staates Koror nur vorübergehend Hauptstadt sein soll. Deshalb haben nach langem Hin und Her und mit ca 50 Mio Dollar die Amerikaner den Bau von einer Art Capitol-Duplikat finanziert.
Das steht quasi mitten im Nirgendwo auf einem Hügel und jemand hat mir erzählt, dass die Leute, die dort eigentlich arbeiten sollen, weiterhin ihre Büros in Koror nutzen. Unter anderem, weil es in der Nähe von diesem neuen Gebäude keine Cafés gibt. Außerdem ist es nur von außen pompös. Die Säulen klingen hohl und überall sieht man nach nur wenigen Jahren schon Risse.
Außerdem haben sie wohl irgendwas falsch gemacht bzgl der Belüftung und haben daher ein Schimmel-Problem. Wie auch immer, es ist schon ein irgendwie seltsamer Ort.
Meine Großen meinten, es sei wie in Las Vegas. Da war ich noch nie. Daher weiß ich nicht genau, was sie damit meinen.
Wir sind von da aus jedenfalls wieder Richtung Meer gefahren. Das ist hier eigentlich nie wirklich weit entfernt. Und haben in einem total netten Café direkt am Wasser gesessen. Quasi fast ganz für uns.
Was wir auch noch gesehen haben, ist eins der vielen Relikte aus einer Zeit, die "Zweiter Weltkrieg" heißt. Wenn ich das höre, wird mir ganz anders. Die ganze Welt im Krieg?! Und das schon zum zweiten Mal?! Ich hoffe, sowas passiert nicht nochmal. Denn alles, was ich hier davon sehe, wirkt doch recht bedrückend. Wracks, kaputte Gebäude usw.
Wir haben am Tauchcenter noch kurz die netten Taucher getroffen, mit denen meine Großen die letzten Tage unterwegs waren, Gerd und Christian, und sind dann wohin gefahren, wo man die Sonne untergehen sieht.
Wenn man sich mit Himmelsrichtungen auskennt, findet man dafür den richtigen Platz. Zum Glück wissen meine Großen da Bescheid. Die Sonne geht nämlich im Westen unter, musst Du wissen. Aber natürlich wusstest Du das schon. Sorry, ich hab's nämlich gerade erst gelernt. Wusstest Du auch, dass sie südlich des Äquators mittags im Norden steht statt im Süden, die Sonne? Das fand ich echt spannend. War so, als wir in Australien waren.
Zwischendurch waren meinem Großen noch seine Flip Flops kaputt gegangen. "Irgendwie is da wohl der Wurm drin", meinte meine Große. Also, ich hab keinen Wurm gesehen. Und ob ein kleiner Wurm tatsächlich so einen großen Schuh kaputt bekommt?
Mein Großer musste sich jedenfalls trotz aller Reparatur-Versuche neue Flip Flops kaufen. Unser Mülleimer beschreibt die Gesamtsituation: Schnupfen-Taschentücher und kaputte Schuhe:
Heute morgen ging es meiner Großen noch nicht wieder gut genug zum Tauchen. Daher ist mein Großer alleine los. Ich bin bei meiner Großen geblieben. Kann sie schließlich nicht alleine lassen. Einer muss ja aufpassen.
Und stell Dir vor, da haben wir doch tatsächlich das mit dem Tauchen für mich ausprobiert! Erste Baby-Steps sozusagen.
Dafür haben wir uns den ruhigen Strand gleich am Hotel ausgesucht.
Zuerst wollten wir ein kleines Travis-Boot bauen. Aus einer leeren Erdnuss-Dose. Anfänglich war es noch mit Steinen beschwert. Das war etwas wackelig und ich war ein bisschen verunsichert, ob das alles so eine gute Idee ist.
Tatsächlich ist das Boot einmal umgekippt und wenn meine Große nicht so gut aufgepasst hätte, dann wäre es eine "Bär-über-Bord-Notlage" geworden. So ist zum Glück nur die Spitze von meinem Ohr ein bisschen nass geworden. War auch gar nicht sooo schlimm.
Wir haben die Steine durch Sand ersetzt und ich konnte dann total cool wie ein echter See-Bär in meinem Boot rumschippern.
Aber damit nicht genug. Ich wollte ja so gerne auch mal einen Blick unter die Oberfläche werfen - obwohl man das bei dem super klaren Wasser hier auch von über Wasser schon kann. Bloß so richtig nass werden wollte ich lieber doch nicht. Also haben wir eine Zipper-Tüte benutzt. Zipper heißt ja eigentlich Reißverschluss - dabei hat die Tüte gar keinen. Bloß so einen weißen Schieber. Aber egal. Meine Große hat mich natürlich doll gut festgehalten, damit mir nix passiert.
Stell Dir vor, ich konnte tatsächlich ein paar kleine Fische und Korallen sehen! Und das war echt cool!
Jetzt bin ich sowas von stolz auf mich! Vielleicht kann ich das mit dem nass werden ja auch irgendwann nochmal testen. Dann wäre das Tauchen natürlich noch viel einfacher. Aber eins nach dem anderen. Wie sagt eine gute Freundin meiner Großen immer: "Erstmal sacken lassen." Das hat nix mit einem Sack zu tun, hat meine Große mir erklärt, sondern soll bedeuten, dass ein so doll intensives Erlebnis ein bisschen Zeit braucht, um zu wirken. Man muss sich an das Neue erst gewöhnen. Im Moment tut es das jedenfalls noch, wirken meine ich. Ich bin so aufgeregt und freue mich wie Bolle.
Alle Liebe und herzliche Grüße von Travis, dem Buddy-Bär