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Trolle und Kaiser

Veröffentlicht: 16.08.2023

Der Rhythmus des Fahrens, Übernachtens und Packens, an den ich mich in Island gewöhnt hatte,  war jetzt durch die lange Pause erstmal wieder weg. Das habe ich am ersten Tag in Norwegen gemerkt.  Daher gibt es zu der Fahrt im Regen von Bergen nach Førde nicht viel zu berichten. Ich kam tropfnass vorwärts, mehr war es nicht. Der neue Auspuff riecht komisch, wenn er warm wird. Das beobachte ich noch etwas.

Heute jedoch, war ein feiner Tag. Beschwingter Start in Førde bei 15 Grad und etwas Sonne. Dann doch wieder etwas Regen, jedoch war er nicht von Dauer. Mit meiner Navigation hatte ich gestern etwas zu kämpfen, heute dagegen hat mich Maps durch wunderschöne Täler und über tolle Pässe geführt. Das wird schon :o)

Die Straßen Nr. 63 und 64 sind die von mir heute am meisten befahrenen Wege gewesen. Den ersten Stop legte ich bei dem Infozentrum zu Europas größtem Gletscher ein. Viele interessante Aspekte zum Leben nahe des Jostedalsbreen aber auch zur Entwicklung dieses Gletschers und des Klimas über die Jahrmillionen werden hier gut dargestellt. Und das ohne Wertung! Klasse. Leider hat meine heutige Tour keine Möglichkeit vorgesehen, ganz nah an den Gletscher zu kommen. Aber ein Zünglein davon und ganz generell seinen eisigen Atem habe ich gesehen.

Die Natur ist in Norwegen üppiger und grüner als in Island, es gibt mehr Wald, die Fjorde sind viel dichter besiedelt. Ab und an habe ich mich dann plötzlich wieder wie zu Hause in Thüringen gefühlt. Dort sind die Dimension zwar etwas kleiner, aber der Gesamteindruck passt. (Wenn man nicht gerade an einem Fjord ist.)

Stark beeindruckend sind jedoch die Wolken und die Wasserdampfentwicklungen des Gletschers. Dadurch entstehen tolle, teils mystische Landschaften.

Am Wasserfall Øvstefossen konnte ich dem Wasser auf seinem Weg nach unten ein gutes Stück folgen. Über die alte Passtraße am Styrnefell habe ich mich nicht getraut. Dafür war ich plötzlich bei 1030 m NN in den Wolken. Kurz darauf lichtete es sich wieder und vor mir lag die gewundene Straße hinunter zum Geirangerfjord. Auf halber Höhe lockte mich die Aussicht zu einem Halt. Mein Parkplatz gehörte noch fast zum Gelände des Hotell Utsikten, dem schon Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1894 einen Besuch abstattete. Leider war das Restaurant geschlossen. 

Also fuhr ich weiter, alle Kurven bis nach unten, dann ganz vorsichtig durch die mit Traumschiff-Touristen verstopften Straßen von Geiranger. Am anderen Ende des Tales ging es die "Adlerstraße" mit ihren 11 Serpentinen wieder hinauf. Jede Serpentine hat dabei einen Namen. Ein Bus hat es schwer in diesen Kurven. Einmal musste ich einige Meter zurückrollen, damit die Durchfahrt möglich wurde. 

Nun war ich Serpentinen-erprobt und habe den Weg zu den Trollstigen fortgesetzt. Wieder schlängelt sich die Straße zwischen wunderschönen Bergen hindurch, die Sonne schien und ich hoffte auf weniger Dunst, als bei den vorherigen Gipfeln. Aber als sich die Sicht auf den Pass endlich anbahnte, thronte dort wo der Blick auf die Passtraße zu erwarten war, eine massive dicke weiße Wolkenwand. So bin ich dann durch die Wolken langsam die Kurven der Trollstigen runtergerollt. Glücklicherweise hat sich die Sicht noch etwas gebessert und ich konnte wieder Bussen beim Rangieren zusehen. 

Zum Schluss war ich sehr glücklich, solch eine tolle Tour über ca. 340 km gefahren zu sein.

Heute übernachte ich in einem Vandrerhjem in Molde. Das ist einfach aber zweckmäßig ausgestattet und ich habe eine schöne Sicht auf den Fjord. 

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