Mit Geschichte(n) um die Welt
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Von Geschichte und dem, was übrig bleibt. Oder: Was ich zu Kanada noch schreiben wollte 2/2

Veröffentlicht: 02.10.2023

Über so viele Museen wollte ich noch schreiben, habe verschiedene Rohtexte und Textteile auf meinem Handy, doch mittlerweile bleiben diese erst einmal so wie sie sind: unbearbeitet, unveröffentlicht. Und vielleicht verwerte ich das alles einmal bei einem weiteren, einem kommenden Besuch - oder, lustig: in "BesUCH", steckt auch "Buch". Oder, oder.

Es tut mir dennoch fast schon leid, denn im Manitoba Museum in Winnipeg habe ich viel gelernt und vor allem der Teil zu Winnipeg heute und der tollen und spannenden Ausstellungsgestaltung zur Einwanderung fand ich toll. Von den Objekten der stadtgeschichtlichen Migrationsgeschichte konnte mich kaum los reißen.

Manitoba Museum in Winnipeg.

Mein verstecktes, absolut irritierendes wie ungewöhnliches Highlight-Objekt: Fotos von Nazis 1942 in Winnipeg:


- bitte was?

Ja, genau. Richtig gelesen: Fotos von der deutschen NS-Besatzung Winnipegs.

Damit hatte es jedoch das abgelegene Winnipeg sogar in New Yorker Zeitungen und bis nach Neuseeland und in andere internationale Nachrichten geschafft. Der 'If day' - 'Wenn dann-Tag' sollte Kanadierinnen und Kanadier zeigen, wie es sich im besetzten Winnipeg leben würde - unter NS-Besatzung.

Und es sollte Spenden für den Kriegseinsatz gegen die Nazis einbringen.

Ein monströser Aufwand wurde in Winnipeg betrieben, für einen Tag, für eine Art öffentliches Theater. 

Neben "Was für ein Quatsch, das doch war und sein sollte!", fiel mir zugleich auf, wie stolz sich die Leute auf den Fotos zeigten, diejenigen, die Nazi-Uniform trugen, 'tragen durften', mitmachten und ich mich fragte, wie denn in diesem öffentlich veranstalteten und geplanten Schauspiel, quasi eine Frühform des Re-enactments, die deutsche Besatzungsgewalt dargestellt wurde?;

ich vermute nicht. Doch wer weiß: ich wollte ein bisschen weiterrecherchieren, hab's nur so halb gemacht und nun ist mein Vorsatz: irgendwann lese ich dazu einmal mehr.


Ganz anders und als wieder und noch Feuerwehrfrau im Herzen: das Feuerwehrmuseum in Winnipeg.


Die Inuit-Ausstellung in der Winnipeg Art Gallery war megaspannend - leider Handy vergessen, daher keine Fotos.



HIER KÖNNTE EIN FOTO SEIN.


VON KÜNSTLERICH GESTALTETEN WALKNOCHEN


UND NOCH SO MANCH ANDEREM.


Das Royal Alberta Museum (RAM) in Edmonton hat mich absolut begeistert. Den Ausstellungsgestalter:innen wie Kuratori:innen liege ich zu Füßen! 

Ein Blick ins Royal Alberta Museum in Edmonton.
Ein Blick ins Royal Alberta Museum in Edmonton.

Nach all den Museen und Ausstellungen, die ich bisher in Kanada gesehen habe, ist das RAM sehr weit vorn - vielleicht sogar das mir von der Gestaltung, Aufbau, Text, Ansatz am besten gefallen hat. Die 2018 eröffnete Ausstellung empfand ich als enorm ansprechend gestaltet, auf den Punkt gebracht, für alle einladend, viel Ton und Film und trotzdem so, dass ich als Besuchende nicht überfordert war. Dazu Ausstellungsteile, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gestaltet und erarbeitet wurden und große Teile des Museums zum Thema, was eigentlich ein Museum so macht, wer dort arbeitet und was die Mitarbeitenden beschäftigt.

Ein Blick ins Royal Alberta Museum in Edmonton.
Ein Blick ins Royal Alberta Museum in Edmonton.

Fand ich das alles toll! Gern hätte ich mich noch mit einigen der Kurator:innen getroffen, doch manch anderen Recherchen und Gesprächspartner:innen wollte ich den Vorang geben. Beim nächsten Mal!

Ein Blick ins Royal Alberta Museum in Edmonton.

Das kleine und sehr feine Whyte Museum of the Canadian Rockies zu Kunst, Natur, Geschichte und Kultur in Banff!

Auch cool und neben der Geschichte von Mensch und Tier vor Ort über die Jahrhunderte hinweg und dem Bau der transkanadischen Eisenbahn gab es auch einen Teil zu einem kanadischen Soldaten, der in NS-Kriegsgefangenschaft in Lamsdorf war und dort neben einem Tagebuch auch gezeichnet hat.

Das Royal British Columbia Museum in Victoria, das seit etwa einem Jahr in Teilen geschlossen ist, da vor allem umstritten ist, wie man mit dem Thema Kolonialismus/Dekolonisierung und der Geschichte  indigener Völker wie auch residential school, den Zwangsinternaten, in British Columbia umgehen soll. Einige Ausstellungsteile sind weiterhin zu besichtigen und von einer Art temporären Zusatzaustellung minimal "überformt" worden.

Die leeren Ausstellungsräume sind entweder zu oder mit z.B. einer Dinoausstellung gefüllt.

Dinos im Royal British Columbia Museum in Victoria.

Zynisch könnte man meinen: mit deren Geschichte kann man derzeit nicht viel falsch machen in Kanada... Zudem bringt es Besuchende und vor allem Kinder (mitsamt Eltern/Großeltern).

Alles in allem und wenn auch in Teilen nur mosaikhaft von mir dargestellt: ich hab diese Monate der Forschungsreise geliebt - wie lang etwas nicht mehr.

Long Beach in Tofino.

In Kanada war ich zudem sicher nicht das letzte Mal.

Es gibt Momente, in denen ich etwas traurig werde, dass die Tage in Kanada nun vorbei sind,

vorerst.

Wenn vor allem Sprache Wirklichkeit schafft, dann sei es hier auch geschrieben: Dieses Land ist definitiv eine Option zum Leben und Arbeiten. Liebes Universum, sollte es da was geben, ich bin eine dankbare Abnehmerin. :D

Auch bei Regen: die Westküste ist einfach toll!

Nun aber erst einmal über den Pazifik, 

gen Südwest, 

den Globus etwas weiterdrehen und in den Sommer 2023/2.0 - wie verrückt!

Derzeitige Perspektive auf die Welt: Ich danke dem  Hostel in Tofino für diese schöne Ansicht!

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Kanada
Reiseberichte Kanada
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