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14. Tag Eremo di San Pietro in Vigneto: Einsiedelei mit Bettenlager

Veröffentlicht: 27.04.2024

Heute: 15 Kilometer, wenig Höhenmeter und kein Regen. Wer sag's denn, geht doch. 

Am Ortsende von Gubbio nehme ich mir einen Moment Zeit, um im der Kapelle Santa Maria della Vittorina einen Blick auf die schönen und noch gut erhaltenen Fresken aus dem 17. Jahrhundert zu werfen. Sie zeigen Szenen aus dem Leben von Franziskus. Der Legende nach soll er an dieser Stelle einen gefährlichen Wolf gezähmt haben. 

Danach geht es erst durchs Tal und dann auf einem wunderschönen, langsam ansteigenden Weg bergauf.

Mein Regenponcho

Mittlerweile haben mein Regenponcho und ich Frieden geschlossen. Er verheddert sich nicht mehr beim Überwerfen am Rucksack. Und ich habe ihm die vergangenen Tage gesagt, wie froh ich bin, dass ich ihn habe. Ja, so ist es in der Einsamkeit. Da fängt man an, mit dem Regenponcho zu sprechen :-). Dass man mit ihm eine unübersehbare Ähnlichkeit mit dem Glöckner von Notre Dame hat? Muss man tapfer ertragen. Zumindest verhindert er, dass der Regen nicht zwischen Rücken und Rucksack runterläuft. Doch heute: Gott sei dank, alles kein Thema.

Der Weg heute

Die Landschaft erinnert mich ein wenig an den Bayerischen Wald, mit dem Unterschied, dass es hier Olivenbäume und Weinstöcke gibt. 

Im Führer steht: "in Ponte d'Assi sich unbedingt mit Essen eindecken". Es gebe, so heißt es, bis zum Etappenziel am nächsten Tag keine Einkehrmöglichkeit und Einkaufsmöglichkeit. In der Einsiedelei sei es nicht sicher, ob es was zu Essen gebe. Also decke ich mich mit Essen ein und nehme das zusätzliche Kilo auf meinem Rücken in Kauf.

In der Eremo werde ich gleich mit dem Hinweis begrüßt, dass es um 19.00 Uhr Abendessen gibt. 

Unterwegs ist es zwar beschaulich ruhig, aber nicht mehr einsam. Es gibt viele schön gepflegte landwirtschaftliche Anwesen mit Agritourismus. Mit dem Hungertod hätte man also hier nicht zwingend rechnen müssen. Nicht die erste Falschmeldung im Wanderführer.

14 Unterkünfte und ihre Besonderheiten

Heute schlafe ich erstmals in einer Unterkunft mit freiwilliger Spende. Die Eremo kann man sich vorstellen wie die Berghütte in den Alpen, mit Bettenlager, allerdings hier im typischen Steinbau. 

Interessant war die Preisgestaltung der Unterkünfte der letzten beiden Wochen. Die Spanne reichte von 40 bis 55 Euro ohne Frühstück. Interessant ist dabei, dass zwischen einer Absteige und einem wunderbaren Appartement vielleicht einmal 2-3 Euro Unterschied bestehenden. Man muss nicht alles verstehen. 

Wenn man einen Platz in einem Kloster ergattert, sind es etwa 40 bis 50 Euro mit Abendessen und Frühstück - alles nur für Pilger, versteht sich. Da ist es hilfreich, wenn man einen Pilgerausweis bei sich führt, für den man sich in jedem Ort einen Stempel geben lassen kann.

Eremo di San Pietro in Vigneto

Die Einsiedelei, eine kleine, aber wehrhafte Anlage, steht auf einer Anhöhe und auf "uraltem Kultboden", wie man im Führer lesen kann. Man hat hier vor 300 Jahren die Überreste eines heidnischen Tempels und Marmorstatuen von Schutzgottheiten gefunden, die heute in einem Museum in Florenz stehen. Die Kapelle trägt Reste von Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert. 

Es ist ein wahrlich spiritueller Ort, vor allem bei Sonnenuntergang. Da sollte man den beschützenden ummauerten Hof mit der Glocke verlassen und den ruhigen Augenblick im dreiseitig gemauerten Rondell mit dem Kreuz in der Mitte genießen. 

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