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12. Tag Loreto: einsame Tage

Veröffentlicht: 26.04.2024

Ich verlasse Pietralunga und die kleine Altstadt auf dem Berg. Und ich verlasse die außerordentlich liebevolle Unterkunft La Locanda den Borga, die man unbedingt buchen muss, sollte man sich einmal hierher verirren.

Mehr als Einsamkeit 

Pietralunga, mit viel Nichts drumherum, perfekt für Menschen, die Ruhe suchen und gerne wandern oder radfahren. Auch ein perfekter Standort, um einen Abstecher nach Gubbio zu machen.

Auch auf dieser Tour höre ich (außer weit entfernten, gelegentlichen Flugzeuggeräuschen) nichts, was auf Menschen hinweist. Mitterweile, so habe ich ausgerechnet, bin ich etwa 60 Kilometer durch absolut einsame Gegenden gewandert. Und auch an diesem Weg liegen zahlreiche verlassene Höfe. 

Man ist beim Gehen von einer tiefen Ruhe umgeben. Und es bleibt nichts anderes, als sich auf die Gedanken, die Natur, den eigenen Schritt, die Atmung und auf den Weg zu konzentrieren. Und siehe da, im feuchten Lehmweg sieht man Spuren von Tierpfoten und immer wieder auch von Schuhen. Er war also heute doch schon ein Mensch hier. 

Trotz der Einsamkeit fühlt man sich auf den Wanderungen nicht alleine. Am Ende, im Quartier, trifft man sie wieder: ein, zwei andere Pilger. Man tauscht sich aus und verbringt gelegentlich das Abendessen miteinander.

Auf abenteuerlichen Wegen

Der Weg führt wie immer hinauf zu lichten Anhöhen (mit schönen Ausblicken) und durch bewaldete Senken, die asphaltierte Straße wird schnell zum Kiesweg und irgendwann zum unwegsamen Pfad. Schwierig wird es auf lehmigen Wegen. Der Regen der letzten Tage hat sie völlig durchweicht und manchmal geht's wie auf Rutschbahnen dahin. Wenn man die falsche Stelle erwischt, bekommt man die Schuhe kaum mehr aus dem Schlick heraus. Ausweichen geht nicht, weil links und rechts des Wegs Gestrüpp ist. 

An einer dieser Stelle traut man den Augen kaum: hier ist ein Verkehrsschild zur Beschränkung der Geschwindigkeit auf "20". Man kann sich nicht vorstellen, dass hier ein Fahrzeug durchkommt, und wenn doch, erübrigt sich eigentlich dieser Hinweis.

Nach etwa 3 Stunden hört man von weit her ein röhrendes Eselgeschrei. Ich nähere mich einem weiten Tal mit einer breitgestreuten Siedlung. Und da ist sie auch schon wieder: meine nächste Herberge.

... perché non parlo italiano

Die Hausherrin empfängt mich und einen weiteren Pilger mit einem mindestens 5-minütigen Redeschwall in immenser Geschwindigkeit. Ich begegne solchen Situationen normalerweise mit dem einzigen Satz, den ich in Italienisch flüssig sprechen kann: "Mi scusa perché non parlo italiano." Woraufhin ich in der Regel ein euphorisches "brava, brava" ernte. Es ist meistens der Beginn einer mentalen Freundschaft und das Ende der verbalen Kommunikation. Alles Weitere erfolgt dann über Fingerzeig und endet nicht selten in einer herzlichen Umarmung.

Nachdem mein Mit-Pilger aber dem Wasserfall aufmerksam lauscht und immer freundlich nickt, behalte ich meine unzureichenden Kenntnisse für mich. Die Hausherrin hat sich schließlich nach mehrmaligen erneuten Auftritten endgültig entfernt und ich frage meinen Weggenossen, worum es gerade ging. "Keine Ahnung." Er hatte gar nichts verstanden. So geht es auch. 


Antworten (1)

Martin
Schön, wieder von dir zu hören...

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