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1. Tag Saint-Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles

Veröffentlicht: 14.04.2024


Rascheln, Reißverschlüsse, lästiger Lärm....
Eine koreanische Daypack-Touristin meint um kurz nach 6uhr im Zimmer ihren Koffer komplett ausräumen zu müssen und neu zu sortieren....
So beginnt mein erster Pilgertag etwas früher als erhofft. Aber erstaunlicherweise habe ich im Sechserzimmer ziemlich gut geschlafen.
Naja. Dann steh ich halt auf und geh schon mal frühstücken. Dort wurde ich von zwei anderen Pilgern gefragt, ob ich für den Abend schon ein Bett reserviert hätte, weil es wohl aktuell im Trend liegt, aus Asien herzufliegen, ein paar Kilometer zu laufen und sich anschließend von einem Reisebus voller Touristen zum nächsten Ort fahren zu lassen. Inklusive Gepäcktransport natürlich (ah, deshalb hat die Koreanerin bei uns im Zimmer einen Koffer und nur einen kleinen Rucksack dabei). Diese Gruppen blockieren dann natürlich durch die Masse dann viele Betten in den Herbergen, sodass es knapp für die eigentlichen Pilger wird.
Aber ich habe keine Ahnung, wie weit ich es schaffen werde. Anschließend hab ich mich dann auch fertig gemacht und um 7:30uhr habe ich mich auf den Weg gemacht.

Ich starte mit einem ganz gutem Tempo, da ich ja einiges vor mir habe und ich, bevor es richtig warm wird, weit kommen möchte.
In 2h und 10min erreiche ich das refuge Orisson. Dort machte ich meine erste Pause und genoss die Aussicht über das Tal und die ersten Berge.
Die 30 grad Marke wurde schon geknackt. Es ist eine Bullenhitze und beim laufen läuft mir der Schweiß den ganzen Körper herunter.
Ich merke, dass ich an der rechten Ferse Reibung spüre. Ich hatte den Schuh nicht richtig zu. Das gibt bestimmt ne Blase.
Den ganzen Morgen über war mir irgendwie nicht danach mich groß zu unterhalten, also ging ich ausschließlich alleine. Ab ca 11uhr begannen meine linke Wade und mein rechter hinterer Oberschenkel an zu zwicken und es zog sich bis zum Tagesende mit leichten Krämpfen.
Als ich deshalb das Tempo drosselte kam ich in ein erstes Gespräch mit Jean-Pierre aus Frongreisch. Er läuft schon seit fünf Tagen und ist daher auch schon ziemlich flott unterwegs. Etwas später begleitete mich Marc aus Australien über einen längeren Zeitraum, da er sein spanisch verbessern möchte und wir uns sehr lange auf spanisch unterhalten haben.
Mittlerweile war ich echt erschöpft. Ich überlegte wie lange ich es noch durchhalten würde, weil nach jeder Bergkuppe ein noch höherer Berg wartete.... insgesamt war ich 5 1/2 Stunden bergauf unterwegs. Ohne meine Stöcke wäre das ein ziemlich schweres unterfangen gewesen.
Irgendwann kam ich mit Viki aus Valencia ins Gespräch. Unsere Motivation für den Weg sind ziemlich ähnlich und so unterhielten wir uns sehr lang darüber. Als es dann endlich eben wurde und zum Schluss die letzten zwei Stunden als gute Abwechslung dann auch mal bergab ging, motivierte mich das und so erreichte ich um 15:50uhr das Kloster in Roncesvalles 🙏

Das Kloster wird von niederländischen "Hospitaleros" betreut. Hospitaleros sind meist freiwillige, die sich um den gesamten Ablauf in den Herbergen kümmern. Mir wurde ein Bett in einem der drei Schlafsäle zugewiesen. Pro Stockwerk gibt es einen. Auf den ersten beiden Ebenen jeweils 90 Hochbetten direkt aneinander und zu meinem Glück auf dem dritten Stockwerk nur Einzelbetten, von denen jeweils 2 immer wie in einem kleinen separee durch holzbauten abgeschottet. Aber die Stufen bis nach oben waren eine Qual.

Endlich duschen. Ich stand gefühlt eine halbe Stunde unter der Dusche. Das hat so gut getan nach diesem ultra anstrengendem Tag. Nur hab ich mein Handtuch auf dem Bett vergessen 🤦🏽
Vor der Dusche steht aber gerade mein "Zimmernachbar" Ryan (aus den USA) und holt mir kurz das Handtuch.
Als er von der Dusche kam fragte er ziemlich genervt, ob jemand ein bisschen Geld gefunden hat? So 300$?
Er hat ein großes Loch in der Tasche seiner Hose und hat irgendwo auf dem Weg wohl das Geld verloren. Und das am ersten Tag....

Ich habe übrigens tatsächlich zwei Blasen. Eine an der linken Ferse und eine am rechten Daumen vom Wanderstock. Zusätzlich hab ich einen ziemlichen Sonnenbrand, aber witzigerweise nur linksseitig, weil die Sonne fast den ganzen Tag über nur links von mir war. Das sieht schon ziemlich strange aus. Sonnenbrand am rechten Bein, aber nur die Innenseite 🤣

Nach etwas Ruhezeit habe ich mir das Kloster und das Gelände noch angeschaut und auch schon mal was gegessen. Der Hunger war riesig.
Abendessen gab es dann um 19uhr.
Pasta als Vorspeise, ein halbes Hähnchen mit Pommes und ein Eis.

Fazit des Tages: fast 7l getrunken und nur 2 mal aufm Klo gewesen...

Morgen muss ich mindestens 2,7km bis zur nächsten Herberge schaffen. Der Rest ist offen und entscheide ich spontan 🤣

Jetzt liege ich um 20:30uhr im Bett und sage habe die Ehre und bis morgen. 🙏

Kosten:

Unterkunft 20€ (inkl. Frühstück)
Verpflegung auf dem Weg 23€
Abendessen 13€

Antworten (1)

T.O.A
Super Leistung! Ein bisschen Schweiß und Schmerz darf bei so einem großen Abenteuer natürlich nicht fehlen ;-) Ps: Versuche das mit der einseitigen Bräunung weiter zu forcieren.

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