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Einsamkeit, große Weite und die kleine Katastrophe

Veröffentlicht: 23.01.2024

Christian und ich haben nun einige Tage Funkstille gehabt, das lag an verschiedenen Gründen, die ich nun nach einander abarbeiten werde.

Der erste Grund ist, dass das Netzwerk teilweise nicht so gut ist, gerade unser Datenprovider sackt ab ca. 17 Uhr immer ab, da kann man nicht mal mehr surfen.... Wenn man dazu noch in der sprichwörtlichen Pampa ist, dann kann es schon passieren, dass man eben kein Internet hat.

Wir haben nach Merzouga beschlossen, dass wir noch nicht ganz so touristisch unterwegs sein wollen, also ging es mit einem netten Zwischenstopp dann in die nächste Oase bei El Hamid. Wir waren auf einem Campingplatz in Oulay Driss, wo wir erstmals mit Minztee und Co. empfangen wurden. Es war ein Einblick in echte marokkanische Gastfreundschaft, die uns bisher noch nicht so begegnet war.

An jedem unserer Stopps, sei es in Boudnib, Merzouga oder eben der Zwischenstopp, gab es immer das Angebot eines Abendessens, also Tajine. Wir haben fast immer für ein Abendessen zugesagt, denn so günstig kann man selbst fast nicht kochen und es ist eben sehr authentisch! Ich koche an sich sehr gerne, aber ab und zu kann man es sich auch mal gut gehen lassen. In Oulay Driss waren wir GANZ ALLEIN!

Nach der Einsamkeit haben wir uns dann in Richtung des Draa Tals begeben, Zagora ist hier als Eingang zu sehen, also haben wir zwei Nächte dort verbracht. Der Weg aus den jeweiligen Oasen war von der großen Weite, erstaunlichen Bergketten und viel Sand geprägt, es ist gigantisch, die Landschaft verändert sich beinahe minütlich, man kann Erdgeschichte an sich vorbeiziehen sehen. Ich bin immer gebannt davon, denn es ist mit dem Licht im Winter so magisch wie Schottland.

Wir hätten frei stehen können, doch die Campingplätze hier sind zwar einfach, doch sie kosten im Vergleich fast nichts, da freue ich mich schon über Toilette und Strom, natürlich auch die Dusche, falls sie warm ist.

In Zagora war die Einsamkeit dann vorbei, hier kam ich mir beinahe vor wie in Italien, denn der Besitzer parkt die Fahrzeuge mit Ölsardinen Feeling, was mir persönlich nicht sehr gefällt. Doch wir sind am Eingang des Draa Tals, da muss ich mich damit einfach abfinden. Überraschend war hier, dass wir eine Matte aus Palmwedeln vor den Eingang bekommen haben, dazu einen kleinen Tisch, wo wir stilecht auch Minztee serviert bekamen. Das war dann schon wieder nett!

In Zagora hat Christian dann auch die Datenmisere beenden können, ich habe meine Maroc Telecom Karte aufgeladen und Christians Handy hat einen neuen Akku bekommen. Das an sich ist schon so eine lustige Anekdote, dass ich das beschreiben muss.

Die Handyläden und die meisten anderen Geschäfte erinnern mich größentechnisch eher an Garagen, doch die Besitzer wollen alle helfen und sind sehr freundlich. Als Christian nach der Reparatur für den Akku gefragt hat, kam ein klares Ja, er solle um 7 Uhr abends wiederkommen, dann wäre das Handy fertig.  ABER der nette Mann dachte zuerst noch, dass dieses Handy keinen Defekt hätte, er hat es mal geladen und Christian dann stolz erzählt, dass nur das Ladekabel wohl defekt wäre.... LEIDER ist dem nicht so, also musste der Mann den Akku doch tauschen, was dann auch gut geklappt hat. Das Handy war am nächsten Tag wieder fertig.

Dadurch sind wir später unterwegs gewesen als normal, vielleicht suche ich nur eine Ausrede, Karma, denn dann kam die kleine Katastrophe. Wir wollten uns nur ungefähr 100km versetzen, also haben wir dann angeschirrt und sind in Richtung Quazzarte gefahren, bei Tinzouline ist mir ein LKW vom marokkanischen Pannendienst in der 60er Zone so dicht aufgefahren, dass ich immer wieder an den Straßenrand gefahren bin, damit er vorbei kommt, doch er kennt vermutlich die Blitzer und hat nicht überholt. Ich konnte ihn hinter mir nicht mehr sehen, als ich dann wegen einem Hund auf die Bremse gestiegen bin, JA ICH BREMSE FÜR TIERE!

Der RUMMS nur eine Sekunde später hat deutlich gemacht, dass der Pannenhelfer noch da war und leider eben auch zu dicht, denn er hat unseren Palumbi nun so beschädigt, dass der wieder repariert werden muss. Pannenhilfe hätte es schon gegeben, doch die hätten den Wohnwagen nur zur nächsten Werkstatt geschleppt, wo vermutlich nicht so repariert werden würde, wie Christian und ich das gerne hätten. Nun müssen wir uns dann noch mit der gegnerischen Versicherung herumschlagen, denn meine Versicherung für Palumbi hat mir gerade geantwortet, dass dies ein Vollkaskoschaden wäre, ich bin aber nur teilkaskofähig versichert. Zwei Fenster gehören ersetzt, die bekommen wir erst in Spanien, denke ich. Christian hat zum Glück alles Werkzeug und auch die Ersatzteile, die er in Irland nicht ganz verbaut hat, so sollte bis auf das Fenster an der Seite hoffentlich alles wieder dicht werden. Er schraubt gerade herum, es geht gerade nur darum,  Palumbi wieder dicht zu kriegen und hoffentlich dann die Fenster, oder das nur das Seitenfenster in Spanien zu erstehen und einzubauen. Ich habe volles Vertrauen in meinen Mann, der Palumbi auch im September wieder dicht bekommen hat, Die Bilder sind schlimm, aber es ist ein Wohnwagen, an dem selbst geschraubt werden kann, die heutigen Plastikbomber wären nicht mehr fahrbar. Am Fahrwerk selbst fehlt nichts, die Räder sind frei, die Bremsen gehen, die Lichter sind intakt, damit sind wir zurück nach Zagora, damit Christian notfalls noch Ersatz Holz besorgen kann. Als wir am ursprünglichen Campingplatz eingefahren sind, hat der Besitzer gleich geholfen und Christian heute die wichtigsten Läden für die Reparatur gezeigt UND einen tollen Bäcker. Es war echt super nett! 

Das mit dem Schaden ist halt eine kleine Katastrophe, wenn man bedenkt, dass wir im Wohnwagen leben. ABER Christian hat nun alles wieder dicht und außen sauber, innen fehlt noch die kleine Schönheitskorrektur. ICH BIN ECHT STOLZ AUF MEINEN MANN!

Für mich waren die Erfahrungen während wir 3 Stunden wegen der gegnerischen Versicherung am Straßenrand gewartet haben, und das, was ich abends dann noch erlebt habe, beinahe schlimmer. Ich habe bisher immer wieder betont, dass die Marokkaner keine Probleme mit den Hunden haben und nicht aufdringlich sind. Das kann ich so nicht mehr unbedingt beibehalten, denn bei der Wartezeit wurden wir beim Telefonieren in Sachen Polizei (nutzlos ohne Verletzte und Tote) und Versicherung von den Kindern aus den umliegenden Dörfern belagert.  Zuerst waren es nur zurückhaltende Mädchen, die Abstand gehalten haben, leider waren dann auch die ersten Jungen dabei, die sich gegenseitig immer etwas beweisen mussten.

Da wurde das Auto angetascht, das Rad am Auto geparkt, das Auto andächtig berührt, ein Stern auf die Scheibe gemalt und so weiter. Schlimmer wurde es noch, als Christian und ich Fragen nach Bonbons, Schokolade und Co. mit NO beantwortet haben, die Mädchen hatten das verstanden, die wirklich aufdringlichen Jungs verstehen das nicht. Zuerst wurde mir von einem Jungen der Welpe in die Hand gedrückt, dessen Leben mein Bremsmanöver verschont hat, der kleine Kerl heißt Spike, doch ich kann ihn natürlich nicht adoptieren. 

Die Wartezeit wegen der Versicherung war so lange, dass ich dann doch unsere Schwarzen aus dem Auto holen musste und mit ihnen jeweils eine kleine Runde laufen. Dabei wurde ich von den meisten Jungen begleitet, sie haben dauernd WAUWAU gerufen und eine Mutprobe daraus gemacht, immer wenn Loki sich umgedreht hat, sind sie dann kreischend weggerannt. Zum Glück fand Loki die Mama von dem kleinen Spike besser als die Menschen, doch auch da habe ich ihn gebremst. Schlimmer wurde es dann, als ich mit Nerone gelaufen bin, denn in der Zwischenzeit hatten eifrige Jungs dauernd an die Scheiben vom Bulli geklopft und Nerone wirklich genervt. Dann wurde, kaum dass Nerone und ich unterwegs waren, auch noch der kleine Bruder von Spike als Wurfgeschoss auf mich geworfen, er ist quietschend im Sand gelandet und konnte erstmal nicht laufen. Ich habe den kleinen Mann untersucht und konnte als Laie nichts feststellen, aber ich habe den Jungs deutlich gemacht, dass man das nicht tut. DOCH SIE WOLLTEN NICHT BEGREIFEN. Ich habe den winselnden Kleinen beschützt, Nerone hat die Jungs ganz ritterlich angeknurrt und die Mama des Kleinen genauso beschützt wie den Welpen, bis ich mit allen wieder am Auto war. Dort hat dann ein älterer Mann helfend eingegriffen und die Jungs, die dauernd gebettelt haben und die kleinen Hunde malträtiert haben, dann weggeschickt. Anscheinend ist hier wirklich männliche Autorität gefragt.

Zuletzt war ich abends in Zagora spazieren, da wurde ich aus dem Nichts von anderen Jungen mit Steinen beworfen. Das hat mich echt getroffen, denn ich kenne die Jungen nicht, ich habe ihnen nichts getan. Ehrenrettung kam durch Loki, der so wütend geworden ist, oder so "ballgeil", dass er über den Graben gesprungen ist. Danach waren sie weg, die beiden Männer, die alles gesehen haben, haben mir dann Mut zugesprochen, denn sie hatten alles beobachtet und meinen Schock bemerkt. Anscheinend sind schwarze Hunde nicht überall willkommen....

Ein Camper hat mir den Tipp gegeben, dass ich die Kids einfach mit meinem Handy konfrontiere, dann gehen sie von alleine. Belästigung und Betteln sind inzwischen unter Strafe gestellt, da reicht es vermutlich schon, wenn ich mit dem Handy herum wedeln kann. Leider haben wir Touristen das Problem in der Vergangenheit noch befeuert, denn früher hieß es,, man sollte Kindern Süßigkeiten, Kugelschreiber und Co. statt ein paar Dirham geben....



Antworten (2)

Tante
Ohjeh! Ich hoffe Christian ist erfolgreich. Und gute Weiterfahrt mit euren unheimlichen Schwarzen. Wie unterschiedlich die Kulturen und Aberglauben so sind...

Sonja
Wunder geschafft, Wohnwagen wieder dicht, heute sehe ich keine Sterne mehr!

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