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Ein Kollege von Mister Dynamit

Veröffentlicht: 16.02.2024

20. Tag: Kennt Ihr Mister Dynamit? Nein, das ist nicht meine Spitzname. Das ist der Deckname von Bob Urban, einem Geheimagenten des Bundesnachrichtendienstes. Er war das Idol meiner Kindheit. Ich war bei jedem seiner 300 Abenteuer dabei, die bis 1992 in Taschenbuchform veröffentlicht wurden. Morgen küsst Euch der Tod wurde 1967 sogar verfilmt mit Old Shatterhand, ähhh Lex Parker in der Hauptrolle – aber ich merke gerade, dass ich vom Thema abkomme …

Stellt Euch vor, ich habe einen Kollegen von Mister Dynamit kennen gelernt, einen Agenten des Bundesnachrichtendienstes BND. Ehrlich! Ohne Scherz! Manfred – ich vermute, das ist auch ein Deckname – und seine Frau Hermine – die heißt wirklich so, denn der Name stand auf der Flasche selbstgemachten Eierlikör, den sie mit Icke gesüffelt hat – haben mit ihrem riesigen Wohnmobil neben uns geparkt. Die beiden kommen aus Braunschweig. Sie stehen seit vielen Jahren immer auf diesem öffentlichen Parkplatz und kennen in Guardamar jeden Straßenzug. So haben sie uns mitgenommen zum Wochenmarkt, der ein klein wenig versteckt liegt.

Manfred und seine Hermine werden demnächst 85 Jahre alt. Er braucht mittlerweile einen Gehstock (vielleicht auch nur Tarnung?), sie benutzt einen Rollator. Icke und ich wollten uns Zeit lassen auf dem etwa zwei Kilometer langen Weg, aber wir merkten dann sehr schnell, dass wir eher die Beine in die Hand nehmen mussten, um mithalten zu können. Manfred dampfte ab wie eine Lokomotive. Ich holte ihn irgendwann ein und so kamen wir ins Gespräch. Er hatte Icke erzählt, er sei Jäger, aber Dank meiner langjährigen Erfahrung in diesem Metier, spürte ich irgendwie, dass wir aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. „Du bist also Jäger“, sagte ich. „Was jagst Du denn?“ Er blickte kurz zu mir, und nach einer kleinen Pause sagte er: „Du weißt, was ich gejagt habe.“

Ich nickte mit einem zustimmenden Lächeln. „Pullach?“, fragte ich. „Viele Jahre“, sagte er. „Aber nicht nur. Ich war auch oft im Ausland im Einsatz.“ Mehr Worte brauchte es nicht. Ich wusste natürlich, dass er mir nichts von seiner Arbeit erzählen durfte und wollte ihn mit meinen Fragen nicht in Bedrängnis bringen. Top secret. Streng geheim – das gilt für Geheimagenten unseres Ranges bis ans Lebensende.

Wir haben zum Abschied heute morgen mit einem Augenzwinkern unsere Handynummern ausgetauscht. Selbst unter Kollegen ein Vertrauensbeweis, keine Frage. Aber auch ein Zeichen dafür, dass er weiß: Er kann auf mich zählen, koste es, was es wolle. Als ich wieder im Wohnmobil saß, habe ich mir ein E-Book von Mister Dynamit heruntergeladen. Ich will nicht unvorbereitet sein, wenn der Anruf kommt.

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