easy peasy kiwi squeezy
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Endlich was zu berichten!

Veröffentlicht: 05.03.2017

Nach nun fast einem Monat der Abwesenheit in diesem kleinen Fleckchen unseres gemeinsamen Freundes Internet, hier nun ein erstes Lebenszeichen. Als Entschuldigung dürfte wohl (so hoffe ich) der harte Arbeitsalltag dienen, dem wir derzeit erlegen sind. Es mangelt nicht mal an der nötigen Freizeit, sondern eher an der Unfähigkeit (nachdem man erschöpft und ausgelaugt zu Hause angekommen ist) seine Gedanken in klare und halbwegs witzige Worte zu fassen. Außerdem ist es sehr einfach sich nach getaner Arbeit einzureden, dass man ganz viel Faulheit verdient hat.

Es heißt, nur langweilige Menschen langweilen sich. Demnach müsste ich ein ziemlich langweiliger Mensch sein, denn in den letzten Wochen habe ich mich ziiieeemlich oft gelangweilt, was teils daran lag, dass ich viele Abende damit verbracht habe auf Richard zu warten und teils an meine durch Erschöpfung bedingte Flucht in die unendlichen Weiten des Internets. Denn selbst das kann einen nach einer Weile anöden (und wer hätte DAS für möglich gehalten). Gleichzeitig ist mir bewusst geworden, dass ich vermutlich nie wieder so viel (potentiell sinnvoll nutzbare) Zeit in meinem Leben haben werde. Ich müsste doch eigentlich draußen in der Natur rumspringen, auf Berge klettern, im Meer schwimmen, Bücher lesen, Bücher schreiben (warum auch nicht), mir unglaublich viel Wissen aneignen oder zum Beispiel Elbisch oder so lernen...was auch immer. Aber irgendwie bringe ich dazu nicht die Kraft auf. Oder muss ich das gar nicht? Vielleicht habe ich es ja auch verdient nach langer und getaner Arbeit einfach kompleeeett zuuuu eeeentspaaanneeen und mich von Serien/Youtube-Videos berieseln zu lassen und nichts weiter als dieses zu tun. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl hier langsam einzugehen. Was (zu meiner Verteitigung) auch ein bisschen an Akaroa liegt, das zwar landschaftlich atemberaubend, jedoch echt klein ist und in seiner Kleinheit erdrückend. Und auch die Banks Peninsula, die Halbinsel auf der Akaroa gelegen ist, erkundet man besser mit dem Auto, welches wir nunmal nicht haben. Doch schließlich bleiben wir hier nicht für immer und können in gut einem Monat den öden Arbeitsalltag hinter uns lassen.

 Umso mehr bewundere ich jetzt die Leute, die hier schon seit Jahren arbeiten und möglicherweise noch etliche Jahre oder Jahrzehnte genauso weiterleben werden. Jetzt verstehe ich auch, warum unsere Kollegen wie eine kleine Familie zusammengewachsen sind und warum sich unter ihnen so viele Pärchen gebildet haben. Die Arbeit wird zu deinem Leben, außerhalb der Arbeit gibt es nicht viel. Selbst ich freue mich ab und an richtig auf's arbeiten, einfach um unter Menschen zu kommen. Das macht mir auf jeden Fall ein bisschen Angst vor der Zukunft, wenn dann der RICHTIGE Arbeitsalltag losgeht und ich habe mir ganz fest vorgenommen eine Arbeit zu finden, die mir wirklich 100 Prozent Spaß macht und irgendwo hinzuziehen, wo ich auch außerhalb der Arbeit  Erfüllung finden kann (alle, die bereits voll im Arbeitsleben stehen, werden jetzt vermutlich mitleidig lächeln und denken: "Das wollten wir doch alle mal, Schätzchen")... 

Nun ja, jetzt aber mal genug gejammert, denn schließlich gibt es ja auch ENDLICH mal was zu berichten! Und zwar etwas, das nicht von Ödnis, Arbeitsalltag oder Sinnkrisen handelt! Ich verspreche euch New Zealand Nature von der feinsten Sorte mit einer Prise Abenteuer-Entdecker-Charme und den Beweis, das ich noch nicht völlig verödet/desozialisiert bin (das kann ich sogar mit Fotos belegen). Am letzten Montag nämlich habe ich mir mit meiner deutschen Arbeits-/Work-And-Travel-Kollegin Anna und ein paar Deutschen und Franzosen aus ihrem Hostel einige Kayaks ausgeliehen um die umliegende Landschaft auf dem Wasserwege zu erkunden. Es war einfach traumhaft schön. Die Sonne schien, das Wasser war klar und türkis und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Ein perfekter Moment, um die ständig um die Arbeit kreisenden Gedanken einfach mal hinter sich zu lassen und abzuschalten. Doch seht selbst! Außerdem haben Richi und ich uns fest vorgenommen an unserem nächsten gemeinsamen freien Tag (also morgen) mal einen der umliegenden Wanderwege auszuprobieren. Diesbezügliche Berichterstattungen und Bilder folgen dann im nächsten Blogeintrag...

Und was gibt es sonst so Neues zu berichten? Nun, auf der Arbeit haben wir uns soweit ganz gut eingewöhnt. Ich weiß, wo alles hinkommt und wo alles zu finden ist, wie man Besteck richtig in eine Serviette einrollt, wie man eine Garnierung auf einem Tellerrand oder einen Milchshake zubereitet, wie man eine Flasche Wein richtig präsentiert und ich weiß nun ENDLICH auch, wie man die Sonnenschirme auf der Terrasse richtig öffnet (damit wäre wohl auch endlich das letzte Geheimnis gelüftet...). Ich habe einen ganzen Sack voll neuer Wörter dazugelernt, wobei lettuce (geprochen: lettis, was Salat bedeutet, jedoch nicht der zubereitete Salat, sondern einfache Salatblätter) wohl mein neues Lieblingswort ist. Wir machen unsere Späßchen mit den Kollegen (tatsächlich hat jeder von ihnen einen mehr oder weniger großen Schaden) und wissen über die ein oder andere private Angelegenheit derselben Bescheid. 

Es ist auf jeden Fall mal sehr interessant einen Blick hinter die Kulissen eines Restaurants zu werfen, beziehungsweise hinter die allseits bekannte Schwingtür, durch die die Kellner mit seiltanzartiger Balance und drei Teller transportierend von der Küche ins Restaurant treten. Hinter dieser Tür herrscht auf jeden Fall reges Treiben, das kann ich euch sagen. Ich habe auf jeden Fall einen riesigen Respekt vor dem Beruf des Kellners entwickelt. Hier mal ein kleines Fallbeispiel, wie es sich wohl in ähnlicher Form täglich etliche Male zuträgt:

Neue Gäste betreten das Restaurant. Ich frage, ob sie zum Mittagessen hier sind oder lediglich ein Getränk einnehmen möchten. Lunch? Alles klar. Ich platziere die vierköpfige Familie an einem Tisch und reiche ihnen das Mittagsmenu und Wasser. Ob sie denn auch das Kindermenu haben dürften? Sicher. Ich will es gerade holen, da werde ich mit einem Ruf meiner Kollegin darauf aufmerksam gemacht, dass einige Kaffees zu den Gästen gebracht werden müssen. Das geht vor. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass neue Gäste in meinem Bereich Platz nehmen. Als ich den Kaffee zum richtigen Tisch bringe, beschwert sich eine Kundin, dass sie doch klar und deutlich Zimt und nicht Kakao auf ihrem Kaffe verlangt habe. Ich bringe den Kaffee zurück. Eine Kollegin weist mich darauf hin, dass ein Tisch im Außenbereich abgeräumt werden müsse, da sich die Möwen schon über das liegengebliebene Essen hermachen. Kaffee abgestellt, Problem geschildert. Jetzt schnell den Tisch abräumen. Ein Gast ruft mir zu, ob er nicht das WLAN-Passwort haben könne. Sicher, bringe ich Ihnen. Ein nächster Gast möchte die Rechnung sehen. Sicher, bringe ich Ihnen. Was war es doch gleich? Kindermenu, WLAN, Rechnung...murmle ich vor mich hin. Ein vollbeladener Kollege informiert mich im Vorbeigehen, dass er von Tisch soundso schon die Getränkebestellung aufgenommen habe. Alles klar. DING tönt es aus der Küche. Den Gästen das Essen zu bringen, hat höchste Priorität. Ich eile in die Küche, stelle ab, was ich gerade in den Händen habe und nehme das Essen. Autsch, die Teller sind verdammt heiß! Ok, alles erledigt. Eine kurze Sekunde des Durchatmens und ich kann allen Kunden ihre Wünsche erfüllen. Darf es etwas zu trinken sein? Ein Sauvignon Blanc Oyster Bay bitte. 150 ml oder 250 ml? 150 bitte. Ich suche den richtigen Wein in meinem Tablet, mit dem ich die Bestellungen aufnehme. Gefühlte Stunden später finde ich ihn zwischen den tausenden anderen Weinsorten (und das sogar BEVOR der Bildschirm des Gerätes schwarz geworden ist). Und zu essen? Also...ich hätte gerne den Cheeseburger, aber ohne Käse, ohne Zwiebeln, ohne Fleisch und geht das auch glutenfrei? Ach nein warten Sie, ich nehme dann doch die Seafood Chowder...Als sich dann alle Gäste entschieden haben, sende ich die Bestellung an die Küche weiter. Jetzt muss ich überprüfen, ob die Bestellung richtig in der Küche angekommen ist und das Besteck darf ich auch nicht vergessen und dann habe ich ja auch noch eine Buchung in zehn Minuten, für die ich den Tisch noch herrichten muss...Doch da tönt es schon wieder: "coffee to take"...

Ihr seht, es kann schon mal stressig zu gehen. Aber was ich wirklich an der Tätigkeit als Kellnerin liebe, sind die Gäste. Denn die sind größtenteils wirklich sehr freundlich und zuvorkommend und interessieren sich allesamt dafür wo ich herkomme und wie meine weiteren Reisepläne aussehen. Neulich habe ich ein bisschen mit einem sehr netten neuseeländisch/australischem Ehepaar über das Reisen geplaudert (meine Reise und die Reise ihres Sohnes, der bald eine Klassenfahrt nach Deutschland macht). Am Ende hat mir der Mann einen 20er mit den Worten "travel-money" in die Hand gedrückt. Oder neulich hat mir ein älterer Herr in einem ruhigeren Moment geschlagene 10 Minuten über seine Reise nach Osteuropa vor dem Fall der Mauer erzählt und wie er da irgendwas auf dem Schwarzmarkt gemacht hat (das habe ich aber leider nicht so ganz verstanden, da er etwas genuschelt hat). Sympathischer Typ. Doch wie es aussieht, habe ich meine Karriere als Kellnerin wohl vorerst an den Nagel gehängt und kann nun meiner Laufbahn als Tellerwäscherin/Milchshakemacherin im Deli nachgehen, denn da werde ich wohl zurzeit eher benötigt.

Eine Neuigkeit gibt es noch. Seit einiger Zeit haben wir nun einen neuen Mitbewohner, der als Koch im Bully's angefangen hat. Pawan. Pawan aus Indien. Er ist ungefähr 21, trägt einen Turban, hört nonstop indische Musik und singt auch lautstark dazu, kocht abends indisches Essen und unterhält sich oft stundenlang in einer sehr energischen indischen Sprache mit seinen Verwandten und Freunden am Telefon. Manchmal fängt er auch dabei aus heiterem Himmel an zu singen. Er ist praktisch eine menschgewordene Verkörperung eines Bollywoodfilmes. Manchmal fängt er auch ganz plötzlich und ohne jeglichen Grund zu Lachen an. Das ist schon etwas gruselig (aber eher niedlich-gruselig). Außerdem ist er ein sehr großer Fußballfan und kann alle Namen der deutschen Nationalmannschaft aufzählen (besser als wir!), was er uns dann auch ganz stolz vorgeführt hat. Er ist wirklich sehr cute.

Ok, nachdem ich nun einige Beschwerdebriefe von der Computertastatur erhalten habe, ich möge doch endlich mit dem Gehämmer aufhören und ich meine Finger wohl bis morgen noch nicht wieder entknotet haben werde, bleibt mir nun wohl nichts anderes übrig, euch eine gute Nacht bzw einen schönen Tag zu wünschen (je nach dem wo ihr gerade auf der Welt seid). Bilder folgen später, versprochen (auch für einige der anderen Einträge).

Machts's gut und macht's besser.

Bis dahin,

Richi und Maggi, Montag 6. März 2017, Akaroa 21:12 Uhr

Antworten (1)

Daniel
Wieder mal sehr schön geschrieben ;-) Freu mich auf den nächsten Bericht... Grüße!