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Lwiw - der zweite Blick

Veröffentlicht: 10.08.2023

Die Stadt, die Region und das Land sind schwer zu begreifen. Es herrscht Krieg und es wird gefeiert, es gibt viel Hoffnungslosigkeit und die Straßen sind voll buntem Leben, der Soldatenfriedhof wächst täglich und wurde längst auf eine große Fläche außerhalb des eigentlichen Areals ausgeweitet und jungen Menschen schreiben sich fröhlich zum Studium ein, das Frühstücksbistro bietet leckerste Croissant und der Notstromer steht wie selbstverständlich einsatzbereit in der Ecke.

Soldatenfriedhof

Wir waren schon mehrfach in der Region, diesmal mit Zeit, nur zu zweit und nur mit zwei kleinen Missionen. Wir wollten Dima gern sehen, unseren sehr lieb gewonnen Dolmetscher, selbst aus dem Osten geflohen, Pädagoge und jetzt Online-Sprachlehrer für Frauen, die Deutsch lernen. Und wir wollten den behindertengerechten Ausbau einer Containerunterkunft mit Geld aus Sachsen voranbringen.


Mit Dima war es wie immer ausgelassen, aber auch kritisch. Wir können mit ihm sehr offen reden und er nimmt uns mit in die ukrainische Seele, erklärt uns viel. Der Patriotismus oder auch Nationalismus in der Ukraine ist für uns nachvollziehbar, aber sehr befremdlich. Gefährlich ist die fehlende Offenheit für andere Meinungen und andere Wege. Eine freie Ukraine braucht nicht nur den Anschluss an Europa im wirtschaftlichen Sinne, sondern auch eine starke Zivilgesellschaft. Die muss jetzt anfangen zu wachsen.

alles in blau-gelb

Die Aktion Inklusion im Containerdorf war in erster Linie ein Geduldsakt im Baumarkt. Wer Bürokratie erleben will, kann das hier zwischen Kabeltrommel und Wasserhähnen 😊.

der Baumarkt als Zettelfabrik

Die Einrichtung für geflüchtete Menschen beherbergt bis zu 1300 Frauen, Männer und Kinder aus den zerstörten Gebieten im Osten. Darunter sehr viele Menschen mit Behinderungen. Deshalb ist es notwendig, die Sanitärcontainer so umzurüsten, dass auch Menschen mit Rollstuhl diese nutzen können. Für eine Anlage haben wir das Geld aus Sachsen bekommen (Vielen Dank an die Staatsregierung) und so ging es los, um alles Notwendige im Baummarkt zu kaufen – vier Stunden später war fast alles auf den Lieferlisten und wir konnten erleichtert den Baumarkt verlassen (mit vier gesperrten Visakarten, weil unsere Banken die Zahlungen auffällig fanden, aber das konnten wir kurze Zeit später klären). Der Umbau wird von den Menschen im Containerdorf und den Angestellten selbst gemacht, wir warten schon gespannt auf die Bilder. So gepflegt, gut organisiert und solide, wie die ganze Anlage (und auch andere, die wir in der Vergangenheit besucht haben) ist, sind wir aber überzeugt davon, dass die Baumaßnehme nicht nur bald abgeschlossen sein, sondern auch das Ergebnis stimmen wird.

Modulunterkunft

Lwiw, der zweite Blick – eine beeindruckende Stadt mit vielen jungen Menschen, mit großer Kraft und viel Willen zum Durchhalten – ABER auch einer Schwere, einem Gefühl der Erschöpfung und einem Bangen Blick in die Zukunft.

Fernbusterminal

Wir reisen weiter in die Karpaten…

Kathleen

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