Chile 2. + Kreuzfahrt-Suedamerika
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22.02.2024 Puerto Montt

Veröffentlicht: 09.03.2024

Nun hatten wir schon mehr Routine beim Frühstücken, aber zuvor brachten wir unseren nächsten Besuch im Gym hinter uns. Karin hatte so ihre vorgegebenen Uhrzeiten und ich ging oft mit. Während Yoga, Pilates und andere Übungsformen auf den Matten nach Anleitung und Vormachen stattfanden, ging ich zu den Fahrrädern, Laufbändern und Kraftmaschinen. Dabei lenkte der Blick auf den Ozean oder den Fernseher mit durchgehenden Sportübertragungen oder auf den Monitor der Geräte von den Anstrengungen gut ab und die Zeit verging schnell.

Dann kam der Landgang! Tendern war angesagt!? Das hieß, dass alle Passagiere, die Puero Montt besuchen wollten mit mehreren Rettungsbooten zum Hafen gebracht werden mussten! Unser Schiff war einfach zu lang für den Hafen und deshalb mussten wir vor dem Hafen auf Reede liegenbleiben. Diejenigen, die einen Ausflug über die Hollandamericaline gebucht hatten, erfuhren über die App, wann sie sich und wo sie sich einzufinden hatten, um in die Boote zu kommen. Die anderen Passagiere, die ihren Landgang unabhängig unternehmen wollten, trafen sich in der Rolling Stone Lounge. Hier bekamen wir eine Nummer und mussten warten bis diese aufgerufen wurde. Während wir bei Kaffee und Kuchen auf den Aufruf warteten, wurde noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es absolut untersagt sei irgendwelche Lebensmittel, außer Wasser mit von Bord zu nehmen. Dafür mussten wir alle eine Deklaration unterschreiben und sie mitnehmen, um sie ggf. vorzeigen zu können. Es standen hohe Strafen auf Verstöße gegen diese Vorschrift. Chile will jede Art von Einfuhr fremder biologischer Produkte unbedingt verhindern.

Das Umsteigen in die Tenderboote gestaltete sich völlig ungefährlich und war nicht mit dem Übersetzen auf Helgoland zu vergleichen. Ca. 60 Personen fanden Platz und wir fuhren 10 Minuten zum Hafenterminal. Alle mussten beim Verlassen des Schiffes ihre Bordkarte vorzeigen und dass Passbild erschien zur Kontrolle auf dem Kontrollmonitor! Im Hafen wurde der Rucksack durchleuchtet und wir waren da. Schon in Berlin hatten wir über Get Your Guide eine Tour gebucht und in Santiago war ein Treffpunkt mit dem Tourveranstalter vereinbart worden. Der sollte nicht weit vom Hafen weg sein und wir marschierten gleich los, Google zeigte uns den Weg. 10 Minuten später waren wir vor Ort, aber niemand kannte die genaue Adresse. Auch mit viel fragen und rumrennen kamen wir nicht weiter und wurden sehr unruhig, weil niemand kam. Nun sollte es sich als ungeschickt herausstellen, dass wir über die deutsche Handynummer alles geplant hatten, aber nun mit einem chilenischen Handy (von Franziska) da standen!? Als Karin den Flugmodus auf ihrem deutschen Telefon ausschaltet, wurde uns klar, dass es teuer wird. Aber was sollten wir in unserer Verzweiflung denn anderes tun? So hatten wir plötzlich ein Bild auf dem Schirm, das uns die verabredete Hausnummer samt Tür zeigte! Wir standen gerade Mal 20 m daneben, auf der anderen Seite einer Kreuzung. Und als wir dann noch aufgefordert wurden, unsere GPS-Daten zu senden, waren wir völlig überfordert!!? Aber die Tür fanden wir! Und damit auch unseren Führer, der uns mit einem Kleinbus abholte. Wir fuhren allein, entspannten uns aber nur langsam!

Über Puerto Montt, von den Einheimischen auch als Muerto Montt (Totes Montt) bezeichnet, als Stadt gab es nicht viel zu erzählen: Ein Wirtschafts- und Verkehrsknotenpunkt der Region Los Lagos, der hauptsächlich von der Lachszucht lebt. Unser Guide erzählte uns, dass er selbst einmal einen Monat auf so einer Lachsfarm gearbeitet hätte. Dabei werden schwimmende Häuser, die oft bis zu 8 Stunden Bootsfahrt vom Land entfernt verankert sind, für zwei Wochen von den Arbeitern bewohnt. Hier haben sie alle Vorteile, wie einen Koch, Gymraum, Fernsehen, Internet, usw. und betreuen dabei riesige Netze (40m x 40m) in denen die zuerst kleinen Lachse sich entwickeln. Diese kleinen Fische kommen aus dem Süden Chiles und werden dann (ab einer Größe von ca 20cm) in den Farmen ausgesetzt. Bis zu 100.000 Tiere in einem Netz und davon meist acht Netze um das Wohnhaus herum!? Damit die Tiere überleben, werden sie mit speziellen Futterpallets gefüttert und bekommen zusätzliche Sauerstoff von Automaten, die unter den Netzen treiben. Zusätzlich wird das gesamte Fischfarmgebiet noch von einem Sicherheitsnetz umgeben, das Diebstahl verhindern oder Raubfische abhalten soll. Die Farmer arbeiten bei jedem Wetter und jedem Seegang. Angeblich soll der Erlös eines Netzes alle Unterhaltskosten decken!? Unsere Tour ging dann weiter über den Fischmarkt von Puerto Montt. So viele fremde Meeresfrüchte, die hier verkauft wurden, hatte ich noch nie gesehen. Auch alles, was auf dem Meeresboden wächst, wurde zum Verkauf angeboten. Gut, Algensalat kennen wir auch aus Berlin, aber die langen Seetangpeitschen und die Muschelsteine, die man/frau mit einem Hammer bei Tisch bearbeiten muss, um an die darin wohnenden kleinen Krebse zu kommen, waren völlig neu für uns! Dass wir hinterher über den Souvenirmarkt liefen, machten wir nur dem Fahrer zu liebe, denn der wird bestimmt dazu angehalten, die Touris zu animieren. Von diesen Hafeneindrücken fuhren wir weiter nach Puerto Varas. Das ist ein Ort (25 km von Puerto Montt entfernt), der näher an den Bergen liegt und als touristisches Zentrum gilt. Von hier aus werden alle Arten von Outdooraktivitäten angeboten und es wird auch als Hauptstadt der Rosen bezeichnet, aber das reklamieren hier viele Orte für sich! Leider hatten wir nicht den malerischen Blick auf die zwei schneebedeckten Vulkane Osorno und Calbuco, die sich im See Llanquihue widerspiegeln, denn die Berge lagen im Wolkendunst. Aber dafür sahen wir viele Holzhäuser aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts, die hier von Deutschen errichtet worden waren. Diese alten Gebäude, mit ihren deutschen Namen, werden noch heute sehr gepflegt, denn die Abdeckung mit Holzschindeln ist hier einmalig. Handgefertigte Schindeln aus einer speziellen Baumart, hier in Chile zu besichtigen. Ich hatte so etwas einmal im Schwarzwald auf einem uralten Bauernhof erlebt. Da fertigte der Bauer die Schindeln aus Kiefernholz mit einem speziellen Messer an! Bei der Frage über die ausgeprägten deutschen Wurzeln in diesem Gebiet, kam der Guide ins Erzählen. Kurz zusammengefasst: Ganz früher Beziehungen von chilenischer Oberschicht nach Europa, deutsches Erbrecht (speziell in Süddeutschland: älteste Sohn alles) führte zu Armut und Abhängigkeiten, Angebot in Chile auf freies, kostenloses Land mit der Auflage es zu nutzen, die einheimischen Volksstämme wurden nicht gefragt! So ist der Süden Chiles mit Italienern, Kroaten, Franzosen und Engländern stark durchsetzt und diese Wurzeln halten sich bis heute! Neben unserem Aussichtspunkt am See gab es ein Hotel, ins dessen Garten wir dann noch eine botanische Führung über die einheimische Fauna bekamen. Der Guide wusste sehr viel!

Zurück in Puerto Montt wollten wir noch einen kostenlosen Internetzugang haben, aber das klappte irgendwie nicht und so landeten wir in einem Lokal und bei einem kleinen Essen konnten wir die Emails bearbeiten. Hätten wir zuvor mit etwas mehr Übersicht den Terminal für die Boote angesehen, wäre uns klargewesen, dass es hier auch möglich war. Na ja, wir lernen immer dazu! Bei der Rückfahrt zum Schiff brauchten wir uns nur in eines der bereitstehenden Boote zu setzen und auf die Abfahrt zu warten. Dabei fiel uns wieder auf, wie viele Körperbehinderte oder stark bewegungseingeschränkte Menschen an solche Kreuzfahrten teilnehmen. Es muss doch sehr sehr anstrengend sein, sich auf dem Schiff bzw. bei den Ausflügen mit Bus und zu Fuß zu bewegen. Einer ganzen Busladung zu folgen bzw. Sie zu bremsen, fällt bestimmt auch nicht leicht und dann noch die An- und Abreise! Diese Bilder bleiben im Kopf hängen und beeinflussen uns, wie der Leser/in später nachlesen kann! An der Oosterdam zurück gab es wieder den Computercheck und das Durchleuchten des Handgepäcks, keine Alkoholika mit an Bord schmuggeln oder 25$ Korkengeld zahlen! Das wurde hier sehr kontrolliert. Mein Metallknie war immer eine genauere Untersuchung wert!

Zum Abendessen schwirrten wir dann wieder an den Ausgabestationen vorbei und aßen doch, trotz der guten Vorsätze, zu viel. Ich gewöhnte mir eine letzte Zigarette mit einem Kaffee auf dem Raucherdeck an und schon gegen 21:00 Uhr lagen wir im Bett!

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