Cassiopeia
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Und so endet die Geschichte

Veröffentlicht: 14.03.2024

Ein letzter verrückter Tag in Bangkok mit Katja! Ich hätte mir keine bessere Person vorstellen können mit der ich den finalen Tag verbringen hätte können. Die Grinsebacke, die immer gut gelaunt ist und einen Witz parat hat blieb extra einen Tag länger in Bangkok um den Tag mit mir zu verbringen. Wir liefen über die bekannte Khao San Road, ich ließ mir eine Dauerwelle machen, mein ersten Piercing stechen lassen, sahen uns gemeinsam einen Mui Thai Kampf an, bei dem sich eingeölte, sehr definierte und fast schon kachektische 18 jährige Thailänder taktisch Tritte und Schläge blitzartig verteilten, vor ihnen auswischen oder sie einstecken. Wir schafften es sogar den Abend noch zu einem Climax zu bringen indem wir für eine knappe Stunde in den Rotlichtdistrikt Bangkoks fuhren und uns eine Ping-Pong-Show ansahen. Ich werde jetzt hier einerseits aus Jugendschutzgründen, aber auch aus Eigenschutz um diese Erinnerungen nicht wieder hervor holen zu müssen nicht weiter beschreiben, was diese Show war. Ich kann lediglich sagen, dass wir uns damit von unserem Libido für die nächsten Tage bis Wochen verabschiedet haben. Es war ein grandioser und toller letzter Tag!!

Und nun... Ja, nun sitze ich im Flugzeug von Shanghai nach Frankfurt und warte bis der Metallvogel in die Lüfte steigt und mich zurück in meine Heimat bringt. Nach 7 Monaten ist es so weit, die Abenteuer in Asien enden, die hygienischen Standarts und meine durchschnittliche Dusche/Monat Rate wird drastisch ansteigen. Ich muss mich wieder daran gewöhnen Unterhosen und Socken zu tragen, lernen wie man wieder kocht und mich daran hindern mit dem Kassierer bei Phantasialand um den Eintritt zu falschen.

Ich dachte ich würde mit ambivalenteren Gefühlen das Ende meiner Reise antreten. Ich überlegte mir schon ob ich vielleicht kurz vor knapp beim Umsteigen in Shanghai den Schwanz einziehe und statt zum Boarding zu gehen, die 15 Tage freies Visa für Deutsche nutzen würde und dann einfach weiter weg laufe. Zwischen den Soldaten der Terrakotta-Armee hätte ich ein gutes Versteck vor dem Leben in Deutschland. Oder würde ich vielleicht doch in ein nepalesisches Kloster ziehen und dort mein Leben lang den Buddhismus erlernen und praktizieren? Wie ich jetzt hier aber so sitze kommen keinerlei Bedürfnisse diesen gleichens. Ja, scheinbar gegensätzliche Gefühlsausdrücke existieren, aber sie kann man nicht als ambivalent beschrieben. Auch wenn die Tränen langsam meine Wange runter kullern und sich in den Grüpschen an meinem grinsenden Mundwinkel zu den kleinsten Salzwasserseen der Welt akkumulieren, so sind sie vielmehr ein Ausdruck der unbeschreibbaren Freude die ich empfinde, welche durch stärkere Emotionen ausgedrückt werden müssen als nur dem Grinsen.

Die Vorstellung meine beiden Brüder, meine Mutter, meinen Vater und meine beste Freundin heute Abend endlich wieder in den Arm nehmen zu können wirkt so surreal wie der Gedanke jetzt für ein halbes Jahr alleine auf einen anderen Kontinent zu reisen wie zu Beginn der Reise war.

Sri Lanka, der Beginn an dem ich mich an all die Umstände des Reisen gewöhnte, lernte meine Prioritäten so zu setzen, dass ich eine maximale Freude haben würde und Jule kennenlernte, welcher ich zu 100% zu verdanken habe, dass ich jetzt studieren kann. Sie war es, die mich auf das alternative Bewerbungsverfahren aufmerksam machte und mir diese Möglichkeit brachte.

Indien brachte mich mehr als einmal an meine Grenzen. Hygienisch, physisch und vorallem mental. Ein so unfassbar diverses Land der Extremen und Superlativen, bei dem die schönsten Anblicke der Welt direkt neben den dreckigsten und stinkensten Umgebungen die man sich vorstellen kann koexistieren. Ein Land wo Gedankengüter und Ideologie zugleich so inspirierend und menschenfeindlich sind und eine gesellschaftliches Klassensystem existiert wie nirgends sonst. Bücher wie "Siddhartha" von Hermann Hesse oder "Das Café am Rande der Welt" nahmen großen Einfluss auf mich und vollendeten Gedankengänge die ich durch all den Input Indiens bereits hatte.

Nepal flammte bei mir erneut meine Wanderlust auf und forderte mich vorallem physisch. Die Zeit in den extremen Temperaturen bei bis zu -26°C und knapp 0,55 Bar Luftdruck zeigten mir wie resistent wir Menschen eigentlich sind und was für Anpassungskünstler wir sind. Nach ca. 250 Kilometer Wandern war ich vorallem von den physiologischen Prozessen fasziniert und vertiefte mein Wissen über Expeditionsmedizin.

Vietnam war eine Kur. Ich durfte meine beiden besten Freunde und Lara wieder sehen, wobei ich jeden Tag so sehr genoss und wert schätzte. Es war eine Zeit bei der ich mich einerseits an der Schönheit der vietnamesischen Landschaft nicht satt sehen konnte, und mich Zugleich mit all der Liebe und Zuneigung dieser Menschen auffüllen konnte um meinen Weg alleine weiter zu gehen.

Kambodscha war überwiegend von dem Rückschlag der Ablehnung der Uni überdeckt und bot mir Zeit und ein Umfeld für eine Neuorientierung und Planung. Es erinnerte mich daran wie ich eigentlich gerne Reise und stichelte meine Abenteuerlust an, welche ich dann pa exzellente (oder wie es auch immer geschrieben wird) ausleben konnte.

In Laos erfuhr ich nicht nur, dass ich doch im Sommer anfangen kann zu studieren, sondern erlebte auch ein Land so authentisch wie noch nie zuvor, was vorallem an dem Vehikel des Drahtesels lag mit dem ich unterwegs war und mir einen viel tieferen Einblick in den Alltag und die Kultur bot.

Tja, und dann kam Thailand. Die letzte Destination in der ich nichts wirklich lernte, obwohl ich natürlich in dem Thai-Massage-Kurs und dem zweiwöchigen Tauchen mir viel Wissen aneignete. Aber ich lernte nichts neues über mich und hatte keine revolutionären Gedankengänge. Es war vielmehr eine Zeit des Genusses, bei dir ich die Möglichkeiten noch einmal so stark ausschöpfte wie es nur ging und dabei vollen Erfolg hatte.

Ich genoss meine Reiseromanzen aus Kanada, Kolumbien, Türkei und Deutschland und lernte unter anderen Umständen und auf anderen Arten Zuneigung und Liebe zu äußeren, aber auch anders mit ihr umzugehen und einzuschätzen. Diese Menschen sind aber nur ein kleiner Teil von all den anderen Menschen die ich teilweise kennlernen durfte und teilweise kennenlernen musste. Liebenswürdige Menschen wie Jule, Shubhangi, Piotrik, Katja, Marissa, Leonie, Anna, Sanne, Ben, Valentina, Paula, Jess und Sudey und inspirierende Menschen wie der Expiditionsarzt, der bescheurte und tolle Physiskstudent Chris, der progressive Simon, der tapferer Lance, der abenteuerlustige Marlon und der immerjungbleibende Stuart gaben mir so viel Wärme und zeigten mir in wie vielen Wegen man sich ausleben kann und das Leben lieben kann.

In den Zeiten des Heimwehs, der Selbstzweifel und Unsicherheit lernte ich selber damit klar zu kommen und an diesen Gefühlen zu wachsen, was natürlich leichter gesagt, als getan ist. Aber lernte ich den Stellenwert meiner Familie und meiner Freunde für mich auch besser kennen. Es sind Menschen die auch für einen da sind wenn man auf der anderen Seite der Welt sein eigenes Ding macht und einem von ganz weit weg ganz viel Liebe, Beistand und Wärme spenden ohne die ich niemals so weit gekommen wäre.

Inzwischen hat das Flugzeug abgehoben und ich sitze mit noch mehr Tränen im Gesicht und lese mir die Briefe durch, die mir Malte, Michi, Undine, Eva und Lara schrieben und welche ich seit teilweise 7 Monaten mit mir trage und sie mir an einsamen Abenden durchlas. Sie führten meisten in den Moment zu noch mehr Schmerz, da ich mich so sehr nach diesen Menschen sehnte, doch war es ein so schöner Schmerz, der nur daraus entstand, dass ich wusste, dass Zuhause Menschen auf mich warten die mich so gerne haben und ich sie auch.

Es verströmt sich eine tiefe und großflächige Zufriedenheit und Freude in mir. Auch wenn ich in Thailand nichts Neues über mich lernte, so sitze ich jetzt doch mit dem Gefühl, dass ich am nahesten an der Glückseligkeit beschreiben würde, welches ich jemals Empfand. Egal ich wo ich hin schaue, ich bin glücklich. Ich bin froh über all die Fehler, Erfahrungen und Entscheidungen der Vergangenheit, ich liebe die Situation in der ich mich jetzt gerade befinde bei der ich endlich meinen Werdegang vollkommen in der Hand habe und diese fantastische Odyssee abschließe und ich platze fast vor Freude wenn ich an die Zukunft denke. Wenn ich nur an das Studium, das Zusammenziehen mit meiner Cousine, das trainieren für den Ironman, das Lernen von Spanisch und... und noch so unfassbar viel mehr denke, dann entsteht eine Lebenslust die mir in diesem Moment eine Energie verleiht die ich nirgends woanders her bekommen könnte. Ich bin zufrieden mit meiner Beziehung zu meiner Familie, zu meinen Freunden und den Menschen die mehr als nur Freunde sind. Ich kann in den Spiegel schauen, mein äußeres Erscheinungsbild wertschätzen und all die Schichten die darunter liegen.

Ich realisiere, dass das Abenteuer hier gar nicht aufhört. Es bekommt nur ein anderes Gesicht und wird mich so lange begleiten wie ich es herausfordere.

Ich hoffe, dass die paar Menschen die ab und zu mal an meinen Gedanken Teil genommen haben jetzt eine nicht allzu schlimme Vorstellung über meine Rechtschreibkünste haben und Freude hatten an der Reise in dieser Form Teil zu haben. Mir tat es zumindest verdammt gut, bei all dem Input, diesen Output zu haben.

Ich wünsche euch allen einen wundervollen Tag und vielleicht riecht ihr ja auch den Geruch von Zimt und brennenden Feuern bei euch im Zimmer. Es ist das Abenteuer was auf euch wartet.

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