Cassiopeia
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Vangvieng, Luang Prabang, Slow boat - Laos

Veröffentlicht: 28.02.2024

Grelle bunte Lichter, Laute Musik die von überall kommt und sich gegenseitig übertönt, schmutzige Straßen, Gruppen von jungen Menschen die Abends belustigt ausgehen und Menschen die einem versuchen eine Taxifahrt anzudrehen. Ich war wieder in der Zivilisation angekommen und ein wenig von all den Eindrücken Vangviengs überfordert. Ich genoss aber auch die Vorzüge der Stadt mit einer fließenden Dusche und einem Bett. Ich begab mich zu einem Fluss, welcher aus einem Berg entsprang und dem man stromauwärts durch die düsteren Höhlengänge hochschwimmen konnte. Bewaffnet mit meiner Stirntaschenlampe schwamm ich durch die Dunkelheit und versuchte mir die Abzweigungen einzuprägen, während ich dem Wasserplätschern und den Fledermäusen lauschte und mir meine Extremitäten an dem spitzen Gestein aufschnitt.

Abends flog ich mit einem Motorparaglidfahrzeug über die Berge und Flüsse Vangviengs während die Sonne wie ein roter Feuerball in der Ferne hinter den Bergen Thailands verschwand und den Himmel in einen sanften Orangeton färbte. Das Vehikel sah so aus, wie ich mich vermutete, dass Menschen in den golden Zwanzigern sich die Fortbewegung der Zukunft vorstellten. Es bestand letztendlich nur aus einem Sitz, einem riesigen Propeller hinter der Lehne und einem großen Paraglidingschirm. Die Berge, welche genau so spitz waren wie das Höhlengestein machten es unmöglich sie zu besteigen. Von oben betrachtet, sah man jedoch zirkuläre Täler in den Bergen, in denen sich völlig isoliert vom menschlichen Einfluss und Landtieren die Vegetation entwickelt und sprießt, einfach ein wunderschöner Anblick. Danach traf ich dann noch zwei Franzosen, die mich öfters mit dem Motorrad auf der Strecke überholten und ging mit ihnen sehr lustig Abendessen.

Morgens wartete dann schon die nächste Aktivität auf mich, von der ich träumte, seit dem ich ein kleines Kind war und jetzt endlich in erfüllung ging. Ich schaute mir den Sonnenaufgang in dem vermutlich coolsten Vehikel an, welches man nur auf einer Achse willkürlich bewegen kann, und diese ist nicht die Horizontale, sondern die Vertikale. Als das Geräusch der Flammen ertönte, welches aus dem Gasschlauch schoss um den Heißluftballon zum Auftrieb zu bewegen, verbreitete sich bei mir die Gänsehaut auf dem ganzen Körper. Es ist ein Fahrzeug, bei welchem man so wenig Kontrolle über die Bewegung besitzt, wie es vermutlich bei keinem anderen ist. Tagsüber fuhren wir dann noch zu mehreren Lagoonen und dümpelten im Lapislazuli schimmernden Wasser herum, bis uns die Dunkelheit in die nächste Bar brachte. Dort spielten wir dann noch ein wenig Billiard und trafen einen richtig sympathischen Belgier, bei dem ich sofort wusste, dass ich mit ihm auf einer Wellenlänge war und eine gegenseitige Faszination und Respekt bestand.

Am kommenden Morgen machte ich mich dann wieder per Anhalter weiter Richtung Norden nach Luang Prabang, wobei ich unfassbares Glück hatte und mich zwei ältere deutsche Herren den ganzen Weg mitnahmen und wir uns den Tag über viele Fragen stellten und ich begeistert von den Geschichten ihrer, über die Unterschiede des Reisen, wie man es früher praktizieren konnte im Gegenzug zu heute, nachdachte. In Luang Prabang traf ich dann am kommenden Morgen einen Australier, den ich bei der Kletterexkursion kurz traf, aber mit dem ich nicht wirklich redete. Wir fanden sehr schnell heraus, dass wir eine gleiche Begeisterung für Sport und Ernährung, in Bezug auf körperliche und geistige Gesundheit teilten und entschieden uns kurzerhand den Tag über zusammen herum zu ziehen und uns einen großen Wasserfallkomplex anzuschauen. Uns fragte noch der 22 jährige Kalifornier, Chris, ob er mitkommen könne und wir luden nich eine österreichische Reisende ein. Eigentlich war ich der Überzeugung diesen Tag alleine zu verbringen und fand mich damit auch ab, wobei sich der Tag in einen der schönsten meiner halbjährigen Reise entwickelte. Wir schauten uns den trassenförmigen Wasserfall an, welcher vermutlich einer, wenn nicht der schönste war den ich bis jetzt sah, schwammen dort und verfolgten ihn bis zum Hauptwasserfall, welcher in seiner Erscheinung zusammen mit den vielen kleinen anderen ein Bild bot, welches an das Nachleben im Himmel erinnerte. Danach war der Plan eigentlich nur noch etwas kleines zu Essen und irgendwann später vielleicht zum Nachtmarkt zu gehen, falls wir Lust hätten. Wir redeten letztendlich bei dem Snack so lange, dass wir nach drei Stunden direkt zum Nachtmarkt weiter gingen und dort weiter aßen und redeten, sodass wir alles im allen 7 Stunden zu Abend aßen und so viel lachten wie ich es vielleicht noch nie zuvor tat. Ich bewunderte Chris über seinen Werdegang, seine Denkweise, seine Einstellungen, Gedankengänge, Selbstbewusstsein und Beknackstheit. Ich sah mich in vielen philosophischen Gedankengängen in ihm wieder und wir teilten eine so ähnliche Weltansicht und Freude, dass wir in der Zeit dieses einen Tages uns so fühlten wie langfristige Freunde. Er hatte die lustigsten Geschichten und Erfahrungen und keinerlei scheu, so wie wir alle an diesem Abends, sie zu teilen. Es war gloreich! Ich hoffe ich treffe den Gogo-tanzenden Physikstudent wieder, wenn er für seine Doktorarbeit zum Elektronenbeschleuniger in der Schweiz nach Europa zieht.

Die letzten Tage in den meisten Ländern, in denen ich jetzt war, waren meistens auch mit die schönsten, so auch hier. Ich verließ Laos mit einem "slow boat", welches mich zwei Tage lang den Mekong aufwärts zur thailändischen Grenze bringen sollte. Bevor ich das 30 Meter lange Kanu bestieg, sah ich zwei sympatisch und gut aussehende Backbackerinen, welche mir durch ihre alleinige Präsenz ein gewisses Kribbeln im Bauch gaben. Da ich wusste, dass wir auf diesem Boot für die nächsten Zwei Tage miteinander gefangen sein werden sollten und es auch nicht so viele andere Menschen gab, riss ich mich zusammen und fragte die beiden ob sie Lust hätten eine Runde "Wer bin ich?" zu spielen. Nach der Runde kamen wir dann in eine stundenlange Konversation, wobei ich mich vorallem mit der Kanadierin Jess unterhielt und mich bei dem Gespräch ziemlich auf den Inhalt konzentrieren musste, da ich von ihrem guten Aussehen, ihrer Ausstrahlung und ihrer Lebensfreude geblendet wurde. Wir verbrachten den Bootstag, zusammen mit einer frischgebackenen deutschen Gynäkologin, mit Spielen und Gesprächen über das Reisen und unsere Träume und Ängste. Abends wollte ich eigentlich in meiner Hängematte an dem Zwischenstopp schlafen und mit den anderen noch etwas Essen gehen, als mir Jess vorschlug bei ihnen mit im Hostel zu schlafen, da sie noch ein Bett übrig hatten. Das ließ ich mich nicht zweimal sagen und nistete mich bei ihnen ein und ging noch meine obligatorische Runde joggen. Als ich wieder kam schlief ihre Freundin schon und wir redeten noch lange und mussten unser Gelächter leise halten um ihre Freundin nicht aufzuwecken. Wir merkten, dass wir uns nicht nur persönlich näher kamen, sonder auch physisch. Beim Abendessen redeten wir alle über unsere besten und schlechtesten Küsse und lachten über die Geschichten, bei denen ich von Menschen erzählte, bei den man das Gefühl hatte, sie wollen einem das Gesicht vom Kopf essen oder man das Maiskorn sei, welches von einer verhungernden Taube aggressiv versucht wird aufgepickt zu werden. Wir kamen zum Schluss, dass es einfach Menschen gibt, bei dem man sofort merkt, ob man auf einer Wellenlänge ist oder nicht. Jess und ich merkten ziemlich schnell, dass wir exakt auf einer Wellenlänge waren und schliefen gegen 2 Uhr Nachts so langsam ein.

Der zweite Tag war vorallem damit verbunden den Schlaf auf dem Boot nachzuholen, weiter Spiele zu spielen, auf der Reling zu sitzen und die Landschaft zu genießen und die Hühner im Bug zu füttern. Ich durfte das Schiff sogar einmal für zwanzig Minuten steuern, obwohl der Kapitän mir zu 80% immernoch den Kurs vorgab. Abends überquerten wir dann die Grenze Thailands und wurden mit der bis dahin größten und lustigsten Sprachbarriere und Misskommunikation konfrontiert die ich bis dahin erlebte. Jess und ich quaselten wieder ein wenig länger und lagen uns dann noch auf ein Feld um uns die Sterne anzuschauen, wobei wir zwei Sternschnuppen ergattern konnten. Nachdem wir von den Insekten ein systemisches Jucken bekamen gingen wir dann auch richtung Bett.

Jetzt gerade sitze ich mit den beiden im Bus nach Chiang Mai und würde Jess am liebsten die ganze Zeit einfach nur anschauen und ihr Aussehen bewundern. Wir werden vermutlich die kommenden drei Tage noch zusammen verbringen, wobei ich mich tagsüber für einen Thai-Massage-Kurs angemeldet habe. Ich Versuche gerade die Balance zwischen verknallt und verliebt sein zu finden und bin einfach gespannt was die kommenden Tage noch so bringen werden. Ich genieße gerade das Kribbeln im Bauch, ihre Anwesenheit und irgendwie auch die Unsicherheit die damit einhergeht :)

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