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Ninh Binh - Phong Na - Unibewerbung - Cat Ba - Vietnam

Veröffentlicht: 29.01.2024

Für uns ging es jetzt nach Ninh Bình, bzw. Tam Cocc. Ein kleine Ortschaft, etwa zwei Stunden südlich von Hanoi und durch seine Felsanordnung ein absolut einzigartiger Ort. In der vom Flachland umgebenen Region ragen Berggräten wie die Rückenschuppen urzeitlichter Titanen aus dem Dschungel.

Es war mehr als leicht sich vorzustellen dass ein immer stärkerwerdenes Rütteln den Boden in Schwingung bringt, während das Gestrüpp und die riesigen Monstera-Pflanzen rascheln und die bunten Vögel durch ihre Vorahnung aus den Baumkronen gen Himmel fliegen. Dann würde das Rascheln aufhören und von einem tiefen und dumpfen berstenen Geräusch übertönt werden, während sich langsam die vermeintlichen Felsen aus dem Boden hieven und riesige Gesteinsbrocken auf den immer tiefer werden Boden fallen, bis die urzeitlichen Riesen schlaftrunken sich wachschütteln und Geräusche von sich geben die tausende von Jahren in ihren Kehlköpfen darauf warteten in die Außenwelt geschrien zu werden. Wir hatten zwar überlegt uns psylocibinhaltige Pilze zu organisieren, doch brauchte man keine magic-mushrooms um sich dieses Spektakel vorzustellen.

Die Zeit verbrachten wir dort vorallem mit dem Herumflitzen auf wackligen Fahrrädern durch diese Landschaft, dem Erkunden von Höhlen und einer Bootstour die uns zwischen den Bergen hindurch führte. Gerade Malte und ich bekamen schon eine große Vorfreude auf unsere nächste Destination, da dort die größten Höhlen der Welt auf uns warteten und sich damit ein riesiger Kindheitswunsch erfüllen sollte. Eva litt in dieser Zeit leider unter ihrer Erkältung und wollte gerne etwas länger an einem Ort bleiben, da ihr der flotte Reisestil Maltes und von mir einfach zu schnell war. Natürlich wollte auch Eva während ihrem Urlaub so viel sehen wie möglich, aber trotzdem nicht auf Kosten der Freude am Reisen. Somit versuchten wir von dort an das Reisetempo ein wenig zu reduzieren, was bei Eva dann auch nach ein paar Tagen ihre Wirkung zeigte.

So wie ich das hier einen Monat später schreibe, merke ich, dass ich momentan keine große Freude oder Lust habe all diese Sachen einfach nur chronolgisch zu wiederholen, um es der Außenwelt zu präsentieren. Es war eine unfassbar schöne Zeit mit den beiden, doch war es keine Zeit in der in mir viel Umbruch oder Entwicklung vorging und da ich die vergangenen Beiträge immer aus dem inneren Antrieb schrieb meine Gedanken schriftlich zu festigen und damit die Eindrücke einzuordnen und zu verarbeiten, fehlt hier der Antrieb. Ich möchte nicht einfach nur eine Berichtserstattung über meine Reise geben, die ich mit meinen Sinnen wahrgenommen habe, sondern in diesem "Reisetagebuch" vielmehr die Verknüpfung der Eindrücke mit meinen Gedanken festhalten.

Vielleicht liegt die mangelnde Motivation auch in dem Umstand, dass ich die Präsenz der beiden und von Lara seit ihrer Abreise recht stark vermisse und zum ersten Mal seit längerem das Gefühl des Heimwehs stärker wird und eine Rekapitulation ihres Aufenthaltes das Gefühl nicht wirklich verbessert.

Vielleicht ist es aber auch Situation in der ich mich gerade befinde. Das tägliche Überprüfen, ob ich einen Zulassungsbescheid der Uni Mainz bekommen habe und somit bald mich um meine Rückreise kümmern muss oder ob die Odyssee doch noch ein weiteres halbes Jahr geht. Es fühlt sich momentan so an wie auf heißen Kohlen zu sitzen. Diese Ungewissheit über die nicht allzu ferne Zukunft ist nocheinmal eine andere Art der Herausforderung. Ich Versuche jetzt seit 4 Jahren in dieses Studium zu kommen, habe meinen Eignungstest geschrieben, zwei Jahre im Katastrophenschutz der Johanniter ehrenamtlich gearbeitet und parallel eine dreijährige Ausbildung im Krankenhaus beendet um meine Chancen auf den Studienplatz zu erhöhen. 8 Bewerbungsverfahren, bei der ich mich viermal an allen 38 Hochschulen bewerben konnte und vier Mal zum Sommer hin an 10 Unis, gaben mir also seit meiner ersten Bewerbung 192 Absagen und 0 Zusagen. Auch wenn das Hinderniss meinen Traum zu verwirklichen schmerzt, mich traurig und wütend macht, so führt es in keiner Weise zu dem Bedürfnis der Resignation. Der Tag an dem ich den Ehrgeiz verliere in die Medizin kommen wird nicht nur der Tag sein, an dem für mich ein Berufszweig wegfällt, sondern einer an dem ich einen Teil von mir zerstöre. Auch wenn ich zwar auf meiner Voyage bin und keinerlei Pflichten habe und keinen inneren Druck empfinde mich mit etwas bestimmten auseinanderzusetzen, so habe ich aber das Bedürfnis mich medizinisch weiterzubilden nie verloren. Egal ob ich die Berichte des Expiditionsarztes Kemmler lese, mein Silbernagel Physiologiebuch studiere, welches Malte mir extra aus Deutschland mitbrachte, auf meinem Handy EKGs analysiere oder mich über die hier vorhandene Tropenkrankheiten belese, wird das Verlangen mehr zu erfahren und lernen nicht geringer, ganz im Gegenteil. Erst die Erkenntnis der Ignoranz führt doch dazu, dass man all dass was man nicht weiß noch erlernen möchte und die Neugierigkeit dadurch erst so richtig stimuliert wird.

Vielleicht klingt es ein wenig überzogen, aber ich werde diesen Kampf um den Platz bis zum erbitterten Ende kämpfen, egal wie sehr dieses veraltete und unpersönliche System mich daran hindert meine Leidenschaft zu verfolgen. Ich wünsche mir ja nichteinmal das Studium jetzt zu absolvieren und beschwere mich deswegen, ich versuche gerade ersteinmal anfangen zu können.

Nuuuuun ja.... So viel dazu.

Malte, Eva und ich erkundeten in der restlichen Zeit aufjeden Fall noch riesige Höhlensystemr, schlichen uns heimlich und unbefugt in eine, erkundeten tiefgehende und stockdüstere Höhlengänge mit unsereren Stirnlampen, während die Fledermäuse geschickt durch ihren Sonarsinn um uns herumflogen und kletterten an Stalakniten bis unsere Finger kapitulierten. Neben einem lustigen Neujahr, verbrachten wir die letzten Tage auf der Insel Cat Ba am Strand. Es war eine perfekte Mischung aus dem entspannten Strandfaulenzen und langen Kletteraktionen mit Malte an den langen und Messerscharfen Buchten. Wenn wir nicht mehr konnten oder die scharfkantigen Steine uns unsere Hände und vorallem Füße drohten blutig zu machen, sprangen wir einfach nach hinten ins Meer und schwammen zurück zur Küste.

Als Lara kam mieteten wir uns noch ein Airbnb und verbrachten einen richtig schönen Abend mit viel selbstgekochten Essen und einer Badewanne die quasi in der Küche stand, in der Eva kurzerhand ein Bad nahm während wir kochten. Es tat schon weh Malte am kommenden Tag gehen zu lassen, aber als Eva ging, realisierte ich erst richtig dass die beiden jetzt weg sind. Obwohl ich mich unfassbar auf die kommenden zwei Wochen mit Lara freute, so kamen mir dann auch bei dem Abschied Evas die Tränen.

Als ich dann zwei Wochen mit Lara unterwegs war, wiederholte ich zwar mehrere Aktivitäten, die ich bereits mit Malte und Eva erlebt hatte, doch war es durch unsere Beziehung zueinander einfach nocheinmal ein gutes Stück anders. Die Zeit war eine Mischung aus romantischen Kitsch, viel Selbstreflektion, dem philosophieren über Kulturen, Normen, Werte und Gefühle, abenteuerlichen Erlebnissen und luftraubenden Lachanfällen. Es war eine richtig schöne Zeit, aber dazu ein anderes Mal :)

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