Cassiopeia
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Ella - Sri Lanka

Veröffentlicht: 26.09.2023

Die populäre Zugfahrt von Kandy nach Ella, die ich mit einer Italienerin antrat, führte 7 Stunden an Bergketten, durch Teefelder, Täler, kleine Dörfer und an Seen vorbei. Nach der 6. Stunde in der 3. Klasse konnte ich jedoch den kommenden Dekubitus schon spüren und fragte mich wie die Einheimischen die todesmutigen und studenlangen Bus- und Zugfahrten ertrugen. Die Antwort kam mir in Form von dem Gebiss einer schätzungsweise 75 jährigen alten Seniorin mit ca. 6 Zähnen. Sie lächelte mich mit ihrem bescheidenen Zahnbestand so groß an wie es ihre degenerative Mimikmuskulatur zuließ. Zwischen den Zähnen waren überall rote kleine Klumpen zu sehen, welche in einer roten Flüssigkeit im Mund herum kullerten. Den Anblick kenne ich schon seit dem ersten Tag in Sri Lanka und dachte zuerst, dass die Leute so stark hingefallen sind, dass sich die Zahnsplitter  mit dem sickernden Blut im Mund vermengt hätten. Es stellte sich jedoch heraus, dass es sich nicht um kollektive Unterkieferfrakturen, sondern eine Volksdroge handelt. Viele kauen hier die Beeren von einem Abkömmling der Feuerdorne. Diese wirkt sedierend, euphorisch und macht ziemlich abhängig. Die tellergroßen Pupillen, der durch die Drogen verstärkte Speichelfluss, die damit einhergehenden großen roten Spuckflecken auf den Gehwegen und Straßen und der augenscheinlich zertrümmerte Mundinnenraum, sieht man hier so oft wie Zigarettenraucher*innen in Deutschland. Und nicht nur die alte Oma sitzt hier völlig zugedröhnt im Zug, sondern auch die Busfahrer im Bus. Aberum den Busfahrten hier gerecht zu werden komme ich noch einmal in einem seperaten Blogeintrag auf diese zurück.

Ich hatte gewisse Erwartungen an Ella, da ich immer gehört hatte, dass es der erste südliche Ort ist, in dem man feiern gehen kann. Deswegen war ich ein wenig enttäuscht, als ich in meinem Hostel nur drei weitere Leute antraf, mit denen ich auch nicht zu 100% auf einer Wellenlänge war, aber trotzdem nette Menschen. Abends saß ich noch in dem Gemeinschaftsbereich des Hostels und versank weiter in Stephen Kings Buch. Eine Kolumbianerin gesellte mich nur zu mir und wir plauschten zwei Stunden sehr angenehm über Gott und die Welt.

Am nächsten Tag mieteten wir vier uns zwei Roller und düsten los. Nach einem schönen Aussichtspunkt, von dem man gefühlt den ganzen Süden der Insel überschauen konnte ging es in eine Höhle. Mit Stirnlampe bewaffnet stapften und kletterten wir eine Stunde durch riesige Höhlensysteme um am Ende dieser in einem großen Höhlensee sich abzukühlen, während die Fledermäuse mit ihren Sonargeräuschen über einen kreisten. Nach einem rutschigen Aufstieg aus der Höhle wanderten wir dann noch zu einem riesigen Wasserfall, welcher sich weiter oben in mehrer kleine aufteilte, sodass wir von sieben Metern von einem Wasserfallbecken in das nächst untere springen konnten oder eine, über tausenden von Jahren aus Wassererosion entstandene Steinrutsche hinab flitzen konnten. Am Abend spielten wir dann noch eine Runde Billard und gingen noch ein bisschen das Tanzbein schwingen, wobei uns die Party nicht ganz so gefiel und alle nach dem langen Tag recht platt waren.

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