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Arugam Bay - Mirissa - Weligama - Sri Lanka

Veröffentlicht: 03.10.2023

Nach mehr als 2½ Wochen Inland und Abenteuer im Dschungel und den Bergen ging es jetzt an die Küste. Zuerst an die Ostküste nach Arugam Bay. Der bis dato touristische Ort auf der Insel den ich besucht hatte und ich musste mich auch erstmal an den Strandalltag und den anderen Lebensstil der Backpacker hier gewöhnen. 

Der Alltag bestand eigentlich aus: 

05:30 Uhr aufstehen um zum sunrise surfing zu gehen 

08:00 Uhr frühstücken, in der Hängematte herumliegen, kreutsworträtseln, lesen und schlafen

13:00 Uhr mittagessen und den selben Beschäftigungen wieder nach gehen oder mit anderen Leuten faxen machen

16:00 Uhr surfen bis zum Sonnenuntergang 

19:00 Uhr Abendessen und dann feiern,  gesellschaftliche Runden Karten spielen oder einfach nur quatschen

Und das selbe für 1½ Wochen wiederholen.

Also mehr als entspannt! Doch ist mir diese Entspannung auch der größte Dorn im Auge gewesen. Ich war es gewöhnt jeden Tag viel herumzulaufen oder -zufahren und neues zu erleben und jetzt saß ich hier ¾ des Tages auf der faulen Haut. Trotzdem konnte ich es genießen, vorallem mit den Gedanken, dass in 1½ Wochen Indien auf mich wartet.

Ich traf nette Reisende mit denen ich wie blutige Amateure das surfen lernte und ich muss sagen, es macht echt richtig Spaß! Man scheuert sich zwar die Schenkelinnenseite, den Bauchnabel, die Knie und die Haut kurz unter dem Sternum blutig, prellt sich das Schambein und den Rippenbogen bis man denkt sie seien verstaucht, trägt die sonnenschützende Zinksalbe so dick auf sein Gesicht, dass man aussieht wie das Schlossgespenst, wird von den Wellen wie in einer Waschmaschine herumgeschleudert bis sich auf der Kopfhaut ein eigener Sandstrand gebildet hat und liegt 90% nur im Wasser oder auf dem Board und versucht vergeblich gegen die Wellen anzukommen. 

Dennoch machen die 10% der Zeit in der man es schafft eine Welle mitzunehmen und zu reiten so viel Spaß, dass man jedesmal wie ein dementer über die Nachteile hinweg schaut. Und die letzten Tage liefen dann auch final so gut, dass ich jetzt hier einfach behaupten würde, dass ich ein wenig surfen kann. Auch wenn es sehr einfach Aussieht sich auf dieses Brett zu stellen und sich treiben zu lassen, ist es ein richtiges Geschicklichkeitsspiel, bestehend aus dem richtigen Timing, der Beurteilungskraft von Wellenentwicklung, Balance und der Fähigkeit sein Board so zu kontrollieren, als ob es dein eigener platt gefahrener Fuß sei.

Nach ein paar lustigen Abenden mit anderen Surfamateuren, aber auch Fortgeschritteneren, einem Tagesausflug zu einem Krokodil See, bei dem mich nach meiner Empfindung ein Einheimischer deutlich zu nah an diese dinosaurierartigen Riesenexen heranführte, machte ich mich dann mit einer neun stündigen Busfahrt auf den Weg an die Südküste.

Die Busfahrten verdienen in Sri Lanka dabei mindestens einen eigenen Absatz. Es ist in keiner Weise nur ein Fortbewegungsmittel, es ist ein Einblick in die Kultur des Landes, ein Abenteuer mit Nahtoderfahrungen und ein Irrenhaus in einem. Die Busse besitzen Spoiler und sind sowohl von außen, als auch von innen so bunt wie man es nicht einmal mit LSD vorstellen könnte. Mit Aufklebefolien, die Monstertrucks, Motorräder, muskulöse Männer und ehrfürchtige Frauen darstellen die vor einer Explosion posen, fühlt es sich nicht so an, als ob man in ein öffentliches Verkehrsmittel steigt, sondern in das lieblings Hotwheel eines 9 jährigen Jungen. Im Bus selber liegen Plüschfelle in türkis- und pinktönen herum und die Buddhastatue neben dem Fahrer blinkt mit ihren LEDs wie auf der besten Lichtshow eines Raves in Berlin. Neben der von der Decke hängenden Diskokugel (das ist in keiner Weise ein Scherz!!) liegen in der Gepäckablage im ganzen Bus riesige Subwoofer und Boxen, welche mit einer Lautstärke die der Dezibelzahl eines Presszufthammers ähnelt indische Bollywoodmusik 24/7 dröhnen. Die Fahrpläne sind nonexistent und die Abfahrtszeiten besitzen keinerlei System. Glück mit dem Timing ist hier das Motto.

Mit den Türen, welche man nicht schließen kann fahren die Busse jetzt mit einem Dauerhupen mit mindestens 30km/h über der Höchstgeschwindigkeit durch die Ortschaften und Schotterpisten im Nirgendwo. Anhalten tun diese Busse eigentlich nie. Das Ein- und Aussteigen geschieht mit der eigenen Geschicklichkeit nicht die Balance zu verlieren bei Schritttempo herein zu hüpfen oder heraus zu springen. Die einzigen Male wenn der Bus anhält, ist wenn der Busfahrer mitten auf der Strecke stoppt um entweder an einem Schrein am Straßenrand zu beten, sich sein Mittagsessen zu holen oder die Volksdroge der Feuerdornbeere zu kaufen um seinen Rausch aufrechtzuhalten. 

Ich habe mir jetzt fest vorgenommen mich nie mehr wieder über die deutsche Bahn zu beschweren.


In Merissa angekommen begrüßte mich die im Süden immer noch stattfindene Monsumseason mit einem Tropenregen erster Klasse. Ich buchte mir ein Partyhostel und feierte die nächsten 3 Nächte auf Vollmond- und Dschungelparties im Regen mit ortientalischen- und Raggae-techno. Nachdem ich mich die Tage mit einer Kanadierin, die ich schon zu Beginn der Reise kennenlernte, über die Wellen frustriert unterhielt, zog ich weiter nach Weligama. Hier war das Wetter ein wenig besser, die Wellen waren surfbar und die Leute im Hostel ziemlich korrekt. Dort traf ich dann auch noch zwei deutsche mit denen ich die Tradition entwickelte, sich Abends an den Strand zu setzten und einen Ananas-Schoko-Crepe zu essen. Dieser Nachtisch war nach vier Wochen herzhaftem Essen ein göttlicher Segen!

Zum Glück hatte ich mich schon vier Monate vor meiner Abreise langsam an das scharfe Essen gewöhnt und konnte so die meiste Zeit die nationale Küche ohne der schärfe zu erliegen genießen, mit ein paar Ausnahmen natürlich :D Von Kotthu, Curry, Roti, Samosa, Dosa, Dahl, Paratha bis hin zu Hopper liebte ich die Sri Lankanische Küche und aß so viel wie in meinen schlimmsten Pupertätsjahren. Ich merkte, dass ich das hochkalorische europäische Essen gewöhnt war und musste dementsprechend kompensatorisch mehr von den hier eher niedrigkalorischen Mahlzeiten essen.


Nun sitze ich hier am Flughafen in Colombo, aß gerade eher wiederwillig einen Veggiburger mit Pommes um 06:30 morgens aufgrund fehlender Alternativen und da ich mein Frühstück durch die Müdigkeit heute morgen um 04:30 im TukTuk vergaß, und denke über meine Anreise später am Tag in Indien nach. Vorfreude, Abenteuerlust, Angst und Neugier umgeben mich hier auf der Sitzbank vor dem Gate.

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