zwei-ausser-rand-und-band
zwei-ausser-rand-und-band
vakantio.de/zwei-ausser-rand-und-band

Die fünfzehnte Woche

Veröffentlicht: 21.01.2024

Tag 101- 108

Am 15.01. fuhren wir in die Kaiserstadt Huế. Auf dem Weg von Đà Nẵng nach Huế überquert man den Hải Vân Pass (den Wolkenpass). Es war absolut gigantisch schön!! Klasse Aussicht auf das Meer, auf der anderen Seite grüne Berghänge und dazwischen eine tolle Straße mit schönen (Haarnadel-)Kurven! Hin und wieder sah man einen Wasserfall sich einen Weg ins Tal suchen.

Hải Vân Pass
Haarnadelkurve
Die 3 Moderatoren der Serie "Top Gear" sind in einem Vietnam-Spezial über diesen Pass gefahren. Daher ist er nun sehr berühmt. In der Tat sahen wir viele Radfahrer und Motorrad-Gruppen.Kurz vor Huế sahen wir eine Polizeikontrolle. Ich heftete die Augen auf die Straße und hoffte das Beste. Es trat auch ein, weil wir nicht angehalten wurden! Da wir keinen Motorradführerschein haben, dürfen wir eigentlich nicht in Vietnam fahren. Allerdings fahren 90% der Touristen illegal Roller. Das weiß die Polizei. Jetzt kommt erschwerend hinzu, das Anfang Februar das Neujahrsfest nach dem Mondkalender ist. Da beschenkt man sich. Also hält die Polizei um Neujahr mehr Touristen an und lassen sich Bestechungsgelder geben. Daher haben wir aktuell immer nur umgerechnet 20€ im Portemonnaie. Der Rest ist versteckt.
In Huế gibt es die kaiserliche Zitadelle, die ab 1804 vom ersten Kaiser der Nguyễn-Dynastie gebaut wurde. Es gab immer wieder Veränderungen, Umbauten, Umbenennungen, bis 1945 der letzte Kaiser abdanken musste.Das Vorbild der Zitadelle war die verbotene Stadt in China. Daher findet sich viel chinesische Architektur und ein Teil der Zitadelle heißt auch "verbotene Stadt". Wir liehen uns ein Audioguide und liefen herum. Leider waren einige Gebäude zur Renovierung geschlossen. Es gab aber genug zu sehen an Palästen, Pagoden, Toren, die allesamt detailliert und liebevoll gestaltet sind. Oft findet man Perlmutt eingearbeitet in dunklem Holz, aber auch Porzellan die zu einer Blume gelegt wurden.
Eingangstor Ngọ Môn in die Zitadelle. 
Einer der Palästen
Detailreichtum bis zur Deckenlampe!
Blumen aus Porzellan gelegt 
Nach 2-3 Stunden waren unsere Füße platt, der Kopf gesättigt an Eindrücken und der Magen leer. 
Am 17.01. fuhren wir weiter nach Vịnh Mốc. Dort gibt es Tunnel, in denen ein ganzes Dorf Schutz suchte, während überirdisch die Amerikaner Bomben abwarfen. Während des Vietnamkrieges wollten die Amerikaner aus der Gegend Vịnh Mốc "No-man-land" machen. Also alles weg bomben was geht. Denn hier war in etwa die Grenze zwischen Nordvietnam (kommunistisch, unterstützt durch Russland und China) und Südvietnam (demokratisch, unterstützt durch Amerika). Die Bewohner*Innen von Vịnh Mốc bauten kilometerweit Gräben und ein riesiges Tunnelsystem, um darin zu leben und zu arbeiten. Es gab eine Versammlungshalle, Zisternen, Toilette, ein Krankenhaus, es wurde gelehrt und sogar Aufführungen vorgeführt. Nun ist das Tunnelsystem in einem Besucherpark zu besichtigen.
Gräben 
Es gab mehrere Aus-bzw. Eingänge. Man musste bei Ein/Ausgang 3 anfangen. Es war sehr schlecht ausgeleuchtet, sodass man die Taschenlampe des Handys nutzen musste. Ich habe gelesen, dass ein Besucher im Tunnelsystem in ein Bunker für Bohrbomben (dieser Bunker war also nochmals tiefer) gefallen war, weil die Lehmstufen so ausgetreten waren, dass sie eine Rutsche wurden. Er ist fast nicht mehr hoch gekommen.
Ein/Ausgang 3
Hinab...
Ivar musste viel gebückt laufen. So machte er Pause. Sehr asiatisch!


Die Tunnel haben 3 Ebenen. In der untersten Ebene fand man die Toilette und die Zisterne. 

Wie liefen durch die Tunnel und kamen mal am Ein/Ausgang 6 oder beim Ein/Ausgang 10 raus. 
Lageplan der Tunnel mit den Ein/Ausgängen 
Es gab auch ein Plan vom Tunnelsystem. Und daher dachten wir folgendes: warum sollten wir nicht zum Ein/Ausgang 7 laufen, der ist in der Nähe vom Tor des Besucherparks. Der Weg zu Ein/Ausgang 7 war weiter. Und man kennt es ja: der Weg hin zum Ziel ist immer länger als der Rückweg. Der Tunnel war jetzt komplett nicht mehr beleuchtet.Außerdem musste man einmal an einer Abzweigung vorbei. Eigentlich nichts wildes.Der Tunnel zum Ein/Ausgang 7 wurde immer enger und ich klaustrophobischer. Was wenn JETZT der Tunnel einstürzt? Was, wenn wir uns verlaufen? Wir mussten nirgends unsere Namen aufschreiben, so dass am Ende des Tages die Mitarbeiter*Innen wüssten, dass noch jemand fehlt! Der Tunnel zum Ein/Ausgang 7 war verschüttet. Also mussten wir eh umkehren. Sind wir wirklich hier lang gelaufen? Doch, muss sein. Hier lehnt ein Stock an der Wand, muss wohl jemand hinterlassen haben, der/die den Weg markiert haben (sind also nicht die Ersten mit der "genialen" Idee). Aber haben wir den Stock eben auch schon gesehen? Warum dauert der Weg plötzlich so lange?!Ich ging immer schneller, Ivar, der noch mehr gebückt laufen musste als ich, kam kaum hinterher. Er musste mich immer wieder beruhigen. Allerdings beruhigte ich mich erst, als ich wieder Lichter sah.Wir verließen die Tunnel durch den Ein/Ausgang 5. Auf dem Rückweg sahen wir, dass die Ein/Ausgänge 7, 9, 13 (alle in der Nähe vom Besucherparkeingang) allesamt mit Gitter zu waren. Wir wären also eh nicht raus gekommen!Abends waren wir noch an einem netten Ort überhalb des Meeres und genossen die schöne Abendsonne. Was ein Tag!


Noch ein bisschen Gegenverkehr durch Kühe.

Am 18.01. fuhren wir weiter nach Phong Nha. Das Dorf liegt in einem Nationalpark und man kann viiiele Höhlen besichtigen. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine Polizeikontrolle. Aber es gab kein Weg, um vorher abzubiegen und umdrehen wäre sehr auffällig gewesen. Also Augen geradeaus und vorbei düsen. Hat bei Huế ja schon mal geklappt!Aber den Polizisten mit dem Signalstock in der Hand, der auf die Fahrbahn trat und uns Signale gab anzuhalten, konnte man nicht übersehen. Ich flüsterte noch ein herzhaftes "Fuck!" in mein Helm und hielt am Straßenrand. Der Polizist winkte aber, dass wir weiter fahren sollten und ein zweiter Polizist sagte "Go!". Das ließen wir uns nicht 2x sagen und fuhren mit schnell schlagenden Herzen weg. Kleiner Nervenkitzel am Rande! Darauf gab es im nächsten Dorf ein Kaffee. Ein beruhigender grüner Tee wäre angemessener gewesen.Der Rest des Weges war unspektakulär, außer, dass ich mit einer Biene oder so kollidiert bin, die sofort stach. 
In Phong Nha kamen wir in einem sehr schönen und netten Homestay unter. Wir ruhten eine Weile und ich sprang abends in den Pool.Am nächsten Tag besichtigen wir die Paradieshöhle. Ein kleiner Eingang ließ einen nicht erahnen, was folgen würde. 
Eingang zur Paradieshöhle 
Die Paradieshöhle ist riesig, wunderschön und voller Stalaktiten und Stalagmiten. Teilweiße haben sich diese bereits zu wichtigen Säulen verbunden. Eine Freundin aus Bremen, die Geologie studiert, erklärte uns später, dass das Wachstum der Stalaktiten und -miten abhängig davon ist, wie viele Tropfen sich lösen. Also, wie viel Wasser durch die Höhlendecke sickert. Das Wachstum kann weniger als 1cm pro Jahr betragen. Wenn man sich nun anschaut, wie groß und wie breit die Säulen sind, ist das Alter auf ein paar Millionen Jahre zu schätzen. Unfassbar! Die Paradieshöhle wurde auch erst 2005 entdeckt! Die Forscher dachten, sie wäre 5 km lang. Auf dem Rückweg entdeckten sie die restlichen 26 km. Somit ist die Paradieshöhle mit 31km eine der längsten in Asien. Wir durften aber nur ca. 1 km besichtigen, auf abgesperrten Wegen. 
In der Paradieshöhle 
Sieht aus, als wären Stoffe aufgehängt worden, die sich im Wind bewegen.


Abends hüpften wir nochmals in den Pool und aßen Pizza.Am 20.01. besichtigten wir die Höhlen Tiên Sơn und Phong Nha. Dahin muss man ein Boot nehmen, was man sich auch mit anderen Reisenden teilen kann. Auf Gut Glück gingen wir zu dem Ticketschalter. Und tatsächlich standen dort ein Pärchen aus Argentinien. Hinzu kam noch ein Pärchen aus Irland. Somit würden die Kosten für die Bootsfahrt auf 6 Leute verteilt. Super!Die Tiên Sơn Höhle ist kleiner aber voller Stalaktiten und Stalagmiten, die Teilweiße wunderschön glitzerten! Das Glitzern kommt von dem Calcit im Stein, laut der Geologin-Freundin. Diese Höhle ist eine Trockenhöhle und wir mussten vom Boot den Berg hoch steigen. Das waren viele Stufen...
Stalaktiten und Stalagmiten, überall!
Durch die Phong Nha Höhle fließt ein Fluss. Daher mussten wir wieder ins Boot. Um ehrlich zu sein: diese Höhle war nicht so schön wie die vorherigen zwei. Daher werde ich darüber nicht so viele Worte verlieren. 
Eingang in die Phong Nha Höhle 

Zurück im Dorf Phong Nha gingen wir noch mit dem irischen Pärchen Mittagsessen. Um 16 Uhr, aber egal. Es ist schon interessant, wie man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne nach den Namen zu fragen. 

Heute, am Sonntag den 21.01., sprang ich schon morgens in den Pool. Wir hätten gerne in unserer Unterkunft noch eine Nacht verlängert, aber sie waren schon ausgebucht. Also mussten wir die Unterkunft wechseln. Wir gingen in ein Hostel.Heute gingen wir in den botanischen Garten. Dort konnte man richtig schön wandern, nicht auf betonierten Wegen, sondern richtig auf Waldboden! Wir entschieden uns für die Strecke, die 3 Stunden geht. Wir sagen Eichhörnchen und viele Schmetterlinge. Die Vögel hören wir vorwiegend. Gerne hätten wir noch Affen gesehen. Aber um ehrlich zu sein, wenn ich ein Affe wäre, würde ich sich eher tief im Dschungel chillen, wo keine nach Mückenspray und Schweiß stinkende Menschen vorbei kommen. Wir sahen alte Bäume, Bombenkrater (ja, auch hier wurde viel gebombt) und einen wunderschönen Wasserfall! Dort hätte man auch schwimmen können. Aber es ging ein ordentlicher Wind, weswegen uns nicht nach schwimmen war. 
Bisschen hoch krakzeln
Alter Baum in einem Gebiet, was gut zerbombt und mit Agent Orange verseucht wurde.


Oben vom Wasserfall hatte man eine herrliche Aussicht auf die Karstberge!
Abends gab es im Hostel ein BBQ umsonst. Ist schon krass: das Bett im 8-Bett-Zimmern kostet 5€ und Abendessen (zumindest Sonntags) und Frühstück (jeden Tag) ist umsonst! Und das BBQ war gut! 
Antworten

Vietnam
Reiseberichte Vietnam