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Honduras: La Venta

Veröffentlicht: 01.05.2018

Nach La Venta fuhren wir, um Edi und Martha zu besuchen, Bekannte von Jörgs Mutter. Die Beiden betreiben hier seit etwa 30 Jahren eine Privatschule, die sie immer weiter ausbauen. Edi kam 1987 ursprünglich als Volontär in einem Kinderheim nach Honduras. Im Jahr 2000 heiratete er die Honduranerin Martha und lebt mit ihr und ihrem gemeinsamen Sohn in einem Haus direkt neben dem Schulgelände.
Wir wurden herzlich eingeladen, den Ort und die Schule zu besuchen und auch auf dem Gelände zu wohnen. Wir wurden in einfachen aber zweckmässig ausgestatteten Holzhütten untergebracht, die früher einmal ein Kinderheim waren.

Die Schule Asociacion Nuevo Amanecer bildet insgesamt 700 Schüler und 270 Berufslernende aus. Die Schule ist in 3 Sektoren eingeteilt: auf der rein spanischen Sekundarschule werden die 7. Bis 9. Klasse in spanischer Sprache angeboten. Die Schüler hier besuchten vorher meist eine öffentliche Grundschule. Im zweisprachigen Sektor finden sich auch kleinere Kinder. Hier werden alle Klassen und sogar ein Kindergarten angeboten, der Unterricht findet zweisprachig in spanisch und englisch statt. Der dritte Bereich deckt die Berufsbildung ab, wobei sich die Schüler in 5 Berufsgruppen ausbilden lassen können: Coiffeur, Bäcker, Industriemechaniker, Automechaniker oder Informatiker. Die Ausbildungen dauern 1-2 Jahre und werden in Lehrwerkstätten durchgeführt.
Die Schule unterscheidet sich im Hinblick auf die von uns zuvor schon besuchte Schule «Niños de Guatemala» ganz klar dadurch, dass es sich um eine Privatschule handelt, die finanziell zu einem grossen Teil selbsttragend sein soll. Für den Schulbesuch müssen Schulgelder entrichtet werden, ärmere Familien können allerdings von einem abgestuften Tarifsystem profitieren, welches ihren finanziellen Möglichkeiten entspricht und zusätzlich für ihr Kind ein Stipendium beantragen, um den Schulbesuch zu ermöglichen.
Während sich die Schule in Guatemala ganz klar ausschliesslich an sehr benachteiligte Kinder richtet, dafür aber auch ausschliesslich von Spenden leben muss.
Auch in den Ansprüchen unterscheiden sich die Schulen deutlich. Während in der Schule in Guatemala auch sehr viel Wert auf die Grunderziehung (Umgangsformen, Hygiene, Sozialkompetenz, Ernährung, etc.) gelegt wird, stehen hier ganz klar rein schulische Lernziele im Vordergrund. Auch Disziplin im Unterricht ist hier einiges grösser geschrieben.
Trotzdem haben beide Schulen letztendlich dasselbe Ziel: den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, damit Perspektiven zu schaffen und eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Auf der Website der Asociacion Nuevo Amanecer wird die Ausbildungs-Problematik in Honduras folgendermassen beschrieben:
«Um das Bildungswesen in Honduras ist es, trotz Fortschritten in den letzten Jahren, noch immer schlecht bestellt. Sowohl die Bildungsqualität als auch die Einschulungsquoten, aber auch die Infrastruktur und die Lehrmittel befinden sich auf einem relativ tiefen Niveau. Dies beeinflusst die Ausbildung der Kinder negativ. In den meisten grösseren Dörfern gibt es zwar eine staatliche Grundschule, diese ist jedoch oft mit mangelhaft ausgebildeten und unmotivierten Lehrern besetzt. So können leider viele Schülerinnen und Schüler selbst nach Abschluss der 9. Klasse mehr schlecht als recht rechnen, lesen und schreiben.
Der niedrige Bildungsstand gilt in Honduras als eines der Haupthindernisse bei der Bekämpfung der Armut. Für die Bevölkerung ist es daher zentral, dass sich das Bildungswesen verbessert.
Zwar gibt es in Honduras zahlreiche qualitativ gute Privatschulen. Leider sind diese aufgrund der hohen Schulgebühren für arme Familien in den meisten Fällen jedoch nicht zugänglich.»

Mir haben besonders die Lehrwerkstätten gefallen, die auch dank Spenden aus der Schweiz und Europa gut eingerichtet waren mit Drehbänken, speziellen Automotoren zu Ausbildungszwecken, Küchengeräte, etc. Ich denke gerade die Berufsausbildung ist sehr wichtig für diese jungen Leute. Ein Handwerk zu beherrschen ist immer eine gute Basis, um einen anständig bezahlten Arbeitsplatz zu finden oder sich selbständig zu machen, und damit seine Familie ernähren zu können.

Die Schule beschäftigt 77 Mitarbeiter, unter anderem Lehrer, Berufsausbildner, Schulbusfahrer, Administrativpersonal und Wächter, und ist damit auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Es wird grossen Wert darauf gelegt, einheimische Mitarbeiter aus der Umgebung einzustellen und langfristig zu beschäftigen.
Wie bereits gesagt, wird die Schule ständig ausgebaut, neue Klassen sollen hinzukommen. Als wir dort waren, wurde gerade ein neues Gebäude mit zusätzlichen Unterrichtszimmern fertiggestellt. Benötigte Baumaterialien werden lokal beschafft und die anfallenden Arbeiten stellen eine willkommene Einnahmequelle für örtliche Handwerker dar.
So ist die Schule im kleinen Örtchen La Venta und dessen Einzugsgebiet zu einem bedeutenden Faktor in der Infrastruktur geworden.

Es war wirklich wahnsinnig beeindruckend, das Lebenswerk von Edi kennenlernen zu dürfen. Und es ist wahrlich ein Lebenswerk, es braucht schon sehr viel Hingabe, Beharrlichkeit, Courage und Engagement, um so etwas aufzubauen und am Laufen zu halten, noch dazu in einem fremden Land wo andere Sitten und andere Kultur herrschen. Dieser Erfolg verdient wirklich grössten Respekt!

Wenn jemand Interesse an weiteren Informationen zur Schule hat, oder sogar einen finanziellen Beitrag leisten möchte, hier der Link zu Website der Schule:

http://www.ana.hn/wp/language/de/startseite/

Wir wurden von Edi und Martha freundlicherweise auch noch zum Abendessen eingeladen, und lernten dort auch noch Hermann kennen, ein ca. 73 Jähriger Volontär aus Österreich, der aber in Schweden auf einem Hausboot lebt. Seit 10 Jahren kommt er jedes Jahr für 3 Monate nach Honduras und lebt hier in der Schule in einer der Holzhütten, die er liebevoll eingerichtet und ausgebaut hat. Als Gegenleistung arbeitet er als Freiwilliger in der Schreinerei der Schule, er war früher als Schreiner tätig und hat offensichtlich Talent.

Martha bereitete uns zum Abendessen Baleadas zu, ein typisches Gericht in Honduras. Es handelt sich um dicke Tortillas, die mit allerlei Zutaten gefüllt werden können (zb. Käse, Bohnenmus, Rührei, Avocados, etc.).

Nach dem Abendessen lud uns Hermann noch auf einen Drink zu sich auf seine selbstgebaute Terrasse neben seinem Holzhäuschen ein. Wir verbrachten noch einen geselligen Abend und hörten uns gerne die vielen Geschichten an, die er zu erzählen hatte.

Es war wirklich sehr interessant und eine Ehre, die Familie Fellmann und ihr Projekt kennenlernen zu dürfen und wir bedanken uns herzlich für die freundliche Einladung!

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