Urban in Nature
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Welcome to the Jungle

Veröffentlicht: 30.04.2024

Ich werde nicht ansatzweise beschreiben oder erklären können wie ich mich die letzten paar Tage gefühlt habe. Man muss es einfach erlebt haben, diese Ruhe, diese Naturverbundenheit und vorallem die Schönheit des Dschungels. Diese Tiervielfalt, das Klima, die Pflanzen, der Wahnsinn!

Naja gehen wir aber nochmal flott zurück nach Ometepe. Nach meinem entspannten Tag in Balgüe bin ich nochmal für zwei Tage nach Moyogalpa. Habe aber nicht viel gemacht, ich war Eis essen, beim Friseur, habe meine Route für Costa Rica geplant und mal ein leckeres Curry gekocht. Am Sonntag den 21.04.24 ging es dann runter von Ometepe und wieder zurück nach Granada. Dort habe ich wieder im gleichen Hostel eingecheckt und habe ein paar Dinge erledigt. Ich musste prüfen, um wie viel Uhr der Bus nach San Carlos abfährt (11:00 Uhr), ein paar Snacks besorgen und nochmal Geld abheben.

Am Montag (22.04.24) ging es dann nach San Carlos auf die andere Seite des Sees. Es war tatsächlich ein angenehmer Bus, kein Chickenbus sondern schon ein Reisebus der dennoch keine 6€ für 7h gekostet hat. Gegen 18 Uhr war ich dann in San Carlos.

Dienstag (23.04.24) nahm ich dann das Boot nach El Castillo, zuvor gönnte ich mir allerdings noch ein paar Backwaren, unter anderem eine Brötchen in Form einer Schildkröte😋 Die Fahrt war Recht feucht aber bei den Temperaturen ist das kein Problem. Und dann bin ich in El Castillo angekommen, eingecheckt und dann direkt zu einem Touranbieter gegangen, denn ich wollte ja in den Dschungel hier. Es war Recht ernüchternd, denn alle Touren sind auf 2 Leute ausgelegt und alleine ist es einfach nicht zu bezahlen. Er meinte aber das hier noch eine weitere Touristen ist und morgen vielleicht ein Ehepaar ankommt. Ich muss dazu sagen, dass El Castillo ein paar Hundert Seelen Dorf ist, nur mit dem Boot erreichbar ist, es hier keine motorisierte Fahrzeuge gibt und bei so gut wie keinem Tourist bekannt ist. Aber das macht doch ein Abenteuer aus, nicht wahr? Ich ging ein wenig die Straße entlang (El Castillo besteht eigentlich nur aus 2 Straßen) und aß zu Mittag. Ich versuchte die Touristin aufzusuchen aber erfolglos, also hoffte ich auf weitere Infos über das Ehepaar vom Touranbieter. 

Am 24.04.24 war ich zur Mittagszeit wieder auf der Straße unterwegs und da sprach mich Paola an, die einzige andere Touristin hier im Ort. Sie ist Italienerin spricht aber sowohl fließend Deutsch als auch fließend Spanisch, Jackpot. Sie hatte ein ähnliches Problem und dachte, dass die Organisation einer Tour in den Dschungel einfacher ist. Sie hat schon viel rumgefragt und letztlich etwas für sich gefunden. Als wir dann etwas geredet haben, hat sie ihren Kontakt gefragt, ob es möglich sei, dass ich mich ihr anschließe. Ja. Also ging es als "Freiwillige" am nächsten Morgen in den Dschungel. Freiwillige impliziert ein wenig Arbeiten und helfen im Haushalt. Dafür lag der Preis für 4 Tage/3 Nächte, einer Dschungel-Tour und einer Nachtbootsfahrt bei gerade mal 110€! Was super günstig ist. Wir hatten keine Ahnung, was uns genau erwartet, wo das ist und was unsere Arbeit sein sollte aber uns wurde Essen, eine Toilette, ein überdachter Schlafplatz und Handtücher versprochen. Für den Dschungel hört sich das doch gut an.

Der erste Dschungeltag...um 08:00 trafen wir uns, Denis (der Guide) kam und wir gingen zum Boot. Dort wartete schon seine Tochter Priscilla, er kaufte noch eben Benzin und schon ging's los. Auf dem Weg zur Unterkunft machten wir ein paar Stops um Tiere zu beobachten, im großen Rio San Juan sahen wir zwei Krokodile und als wir dann in den Rio Bartola abbogen wurde es immer mehr zum Dschungel. Dort sahen wir einen Basilisken und viele viele Vögel. Nach ca. 2h waren wir dann an der Unterkunft oder genauer gesagt in ihrem Zuhause. Die Unterkunft liegt vor dem eigentlichen Dschungel auf einem Hügel, somit ist die Aussicht fantastisch und das Klima deutlich angenehmer. Ihr Zuhause ist sehr einfach gehalten, zwei Hütten, in einer ist die Küche in der anderen ist das Esszimmer und oben drüber das Schlafzimmer für alle. Wir hatten etwas weiter vorne unsere Zelte auf einem Plateau mit Dach. Strom gab es nur von einem kleinen Solarpanel um 3 Glühbirnen und eine Steckdose zu betreiben. Wasser gab es lediglich als es gespeichertes Regenwasser. Aber es ist das essenziellste, was braucht man mehr? Empfang gab es dort ebenfalls nicht. Die Familie ist super herzlich und nett. Wir wurden direkt mit einem Fresco und kurz danach mit Spaghetti begrüßt. Paola und ich waren von dem Ort schon jetzt ganz geflasht und als wir dann auch noch zwei wunderschöne Rote Papageien sahen waren wir überglücklich. Gegen 14:30Uhr ging es dann mit Denis und Priscilla in den Dschungel. Einfach Wow. Denis hat erstmal ein paar Grundlegende Dinge erklärt und uns geraten nicht allzuviel anzufassen. Entweder hat es Dornen, dort laufen Ameisen entlang (die dann auf dir laufen) oder es ist vielleicht gar kein Ast sondern eine Schlange...ja guut. Zur Begrüßung hatte ich dann erstmal ein paar große Ameisen auf meinen Stiefeln, wovon mich eine erstmal anknabberte, zum Glück nicht giftig😅 Wir gingen also rein und Denis versuchte uns möglichst viel zu zeigen und zu erklären und da gibt es eine Menge! Über Heilpflanzen, verschiedene Bäume oder eben die ganzen Tiere. Wir sahen den Roten Pfeilgiftfrosch, grüne Giftfrösche, Krebse, eine Bullet Ant (bei einem Biss hast du 24h höllische Schmerzen) und dutzende Vögel. Zwischendrin zeigte Denis uns eine Pflanze die zum anästhesieren verwendet wird, wir berührten sie mit unserer Zunge und Zack betäubt, der Wahnsinn. Neben den riesigen und teils 600 Jahre alten Mammutbäumen standen unter anderem die "Walking Trees". Diese können sich tatsächlich bis zu 1m pro Jahr fortbewegen, um immer den besten Zugang zur Sonne zu haben. Sie produzieren einfach neue Wurzeln und lassen andere absterben um von einem zum anderen Ort zu kommen. Mittlerweile wurde es immer schwüler und man war einfach nur noch nass. Wir kamen an einen kleinen Fluss, wo wir dann unsere Füße reinhalten konnten. Dort sahen wir dann auch eine Schlange, wenn auch sehr hoch in den Bäumen. Anschließend sind wir weiter gegangen in Richtung Ausgang, allerdings einen anderen Weg als wir her gegangen sind und ich musste mir eingestehen absolut keine Orientierung mehr zu haben. Bis zu dem Fluss dachte ich zumindest noch wie man zurückkommt (vermutlich auch eine Übertreibung meiner Orientierungskünste) aber da habe ich realisiert, dass wir absolut auf Denis angewiesen sind. Es fing auch schon an leicht zu dämmern und die ganzen Eindrücke und die ständige Achtsamkeit waren sehr ermüdend. Jedoch sahen wir noch ein paar Vögel, Insekten und einen Koati. Ein wunderschöner Ausflug! In der Unterkunft wurden wir dann mit einem Limettensaft mit Rum begrüßt und das Essen war auch schon fast fertig. Übrigens aufgrund der Lage sind die meisten Familien, die dort leben Selbstversorger. Von Reis und Bohnen über Obst/Gemüse, Kokosnüssen und Gewürzen wird alles selber angebaut. Also ist alles super frisch und aus dem eigenen Garten. Die Oma, einige Meter weiter oben, produziert täglich frischen Käse und Tortillas. So aßen wir dann alle gemeinsam und um 20:00 war es dann schon fast Zeit schlafen zu gehen.

Der zweite Dschungeltag begann mit einem herrlichen Kaffee und einem Frühstück von der Oma. Gegen 09:00 Uhr hing es mit den Priscilla und André (der Sohn) in den Sektor 2 also eine andere Community, dort ist auch Andres Schule, sowie eine Kirche. Wir kamen an den Häusern diverser Tanten, den Großeltern und Freunden der Familie vorbei. Die Schule ist eine einfache Holzhütte aber dennoch freuen sich alle Kinder total auf Schule. In der Kirche war schon viel geschmückt, denn es sollten heute 5 Kinder getauft werden.  Auch wenn die Leute hier sehr arm und am Arsch der Welt sind, haben sie sich für diesen Tag hübsch gemacht. Okay, viele hatten Gummistiefel an aber wir sind hier immer noch im Dschungel und es regnet täglich. Auch wenn der Pastor 1,5h hat auf sich warten lassen, war es eine sehr interessante Messe. Nach im Endeffekt 3h in der Kirche sitzen ging es zurück. Die Oma hatte uns wieder essen gemacht, da Rosario und Denis in El Castillo waren, die hatten dort etwas zu tun. Wir ruhten etwas und gegen 15:00 kamen Andres Cousins vorbei und fragten ob wir mit im Fluss spielen wollen. Na klar. Also waren wir ein paar Minuten später mitten im Dschungel in einem Fluss und spielten Fangen mit ein paar Kindern. Und dann fing es auch noch an zu regnen wie aus Eimern. Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich da gefühlt habe...es war pures Abenteuer, authentisch, magisch und einfach der Wahnsinn. Umgeben von wunderschönen Tieren und Pflanzen in einem Fluss mit ein paar Einheimischen Kindern bei starkem Regen, absolut krass. Wir haben total sie Zeit vergessen und nach 17:00 sind wir dann hoch gelaufen, alle ausgepowert und zumindest Paola und ich überglücklich. Rosario hatte schon wieder ein leckeres frisches Essen gezaubert und wir könnten uns stärken. Da der Regen nicht aufhörte, konnten wir unsere Nachttour vergessen also tranken wir nen Coco-Loco. Eine Kokosnuss mit Rum😋 Danach war ich aber super müde und es ging wieder ins Zelt. Übrigens die Temperatur dort war super angenehm, wir hatten immer etwas Wind, und sonst war es echt eine gute Temperatur. 

Der 3. Dschungeltag sollte unser letzter volle Tag werden. Bei der Oma war noch eine Fränzösin die das gleiche machte wie wir, sie war am Vortag auch mit uns im Fluss. Sie hat für den Samstag die Idee gehabt Pizza zu machen. Also sind Paola, Rosario und Ich hoch zur Oma, Andre war mit seinen Cousins angeln und Denis war in der Schule (Immer Samstags muss er in der "High school" unterrichten, der Fußmarsch dort hin beträgt 2h, pro Weg!). Dort war schon alles im vollen Gange, in der Küche wurde noch der letzte Käse gemacht, Tortillas vorbereitet und draußen hitzte der "Ofen" auf. Der Ofen bestand aus einer Feuerstelle mit einem Riesen Topf drauf, wo wiederum ein Blech mit Feier drübergelegt wird. Paola und ich bekamen in der Küche erstmal gezeigt wie man Tortillas macht und haben uns dann selbst dran versucht. Anschließend könnten wir den mit Käse verspeisen, super lecker! Draußen würde dann schon angefangen die erste Pizza zu belegen. Der Belag bestand größtenteils aus Gemüse aus'm Garten, gerollt haben wir die Pizzen mit einer Bierflasche und statt Backpapier gab es Bananenblätter. So produzierten wir dann haufenweise Pizzen für die ganze Familie, das dauerte fast 4h aber hat einen riesen Spaß gemacht. Die Oma war zwar nicht davon überzeugt, dass ein Mittagessen ohne Reis sättigt aber war dann doch zufrieden mit der Pizza. Anschließend sind wir wieder runter und die Kinder haben mich dazu gebracht mit ihnen Baseball (der Nationalsport hier in Guatemala) zu spielen. Danach habe ich ihnen meinen Sport gezeigt und wir haben Klimmzüge, Liegestütze und Kniebeugen gemacht😁 Um 14:00 ging es dann wieder zum Fluss wo weiter gespielt wurde. Und dann ging es nochmal auf die Wiese vor dem Fluss wo wir Fußball gespielt haben, da kamen nach und nach auch immer mehr Leute hinzu, die gerade von der Arbeit kamen oder die Wäsche im Fluss gewaschen haben. Richtig schön, wie alle beisammen waren. Nach einer Stärkung im Sinne des Abendessens ging es dann als es dunkel war aufs Boot. Rosario und Denis führen mit uns knapp 2h im Dunkeln über den Fluss, die meiste Zeit mit Stirnlampe bewaffnet aber einige Minuten auch im komplett dunkeln. Die kennen den Fluss so gut, dass sie teilweise kein Licht brauchen um zu manövrieren. Diese Zeit war sehr erstaunlich, man sah all die Sterne über einen und rundherum hörte man nur die Insekten. Wir sahen auf der Tour eine Schlange, schlafende Basilisken, ein paar Spinnen, Kröten und ein größeres Tier aber zu weit entfernt. Aber es war die Gesamte Fahrt, die einfach einzigartig war.

 Am nächsten Morgen ging alles ruhig zu, wir verabschiedeten uns von allen und gegen 10 Uhr ging es wieder nach El Castillo. Ich erwähnte zu Anfang, dass wir dort als "Freiwillige" hingehen, die einzige Arbeit war unser Geschirr zu spülen. Wir würden für nichts anderes beauftragt, da meckert man nicht😅 

Paolo und Ich kauften den Kids noch ein paar Kleinigkeiten für die Schule als Abschiedsgeschenk, aßen was in einem Comedor und um 13:00 ging Paola ins Schiff nach San Carlos, dort verabschiedeten wir uns von Denis, Rosario und Andre. Ich war dann noch auf der alten Festung und aß ein wenig Gebäck. Gegen Abend lief ich nochmal durch die Straße auf der Suche nach einem offenen Comedor (was Sonntags immer schwierig ist) und traf auf Denis der noch was für die Schule organisieren musste. Er konnte mir ein offenes Restaurant nennen und wir tranken noch ein Bierchen zusammen. 

Heute (29.04.24) nahm ich um 09:00 das Boot nach San Carlos, allerdings traf ich wieder auf Denis, der zu einem anderen Ort muss. Er wollte eigentlich schon um 06:30 das Boot nehmen aber es war voll und er musste warten. Das ist schon ein Problem es kommen um die 5 Boote pro Tag die aber immer unterschiedlich viel Platz haben, alle sind aber auf diese Boote angewiesen...ich habe zum Glück einen der letzten Plätze ergattern können und Denis diesmal auch. Ich stieg einige Kilometer vor San Carlos aus, da ich über die Grenze nach Costa Rica möchte. Ich wollte eigentlich einen Bus nehmen aber entschied mich doch für ein Taxi und so ging's zur Grenze. Ging alles problemlos, ich fragte den Busfahrer wo ich umsteigen muss und er nannte mir den Ort wo ich raus muss (im Internet gab es keine Informationen zu dieser Route). Joa und dann stand ich da in der Stadt aber es kam kein Bus, über eine Stunde versuchte ich zu hitchhiken aber irgendwie hatte keiner Bock auf mich. Aber ein Taxifahrer nahm mich für ein paar Km mit und das sogar kostenlos! Dann war ich nur noch 8km von La Fortuna entfernt und ich wurde von einer mitgenommen, die sich einen Uber bestellt hatte. Easy. Jetzt bin ich in Costa Rica...amerikanisiert, touristisch und teuer, durchaus schön aber was die Touranbieter hier für Hütten haben...wow haben die eine Kohle. La Fortuna ist echt keine große Stadt aber man merkt, dass die viel Kohle durch den Tourismus verdienen. Mit keinem Ort bisher zu vergleichen wie es hier aussieht. Und 200g Nudeln kosten 1,50€ und es ist nicht mal Barilla! Auch wenn die Natur hier wunderschön ist, kann man nichts ohne Tour oder Guide machen und das liegt leider nicht in meinem Budget, deshalb werde ich Recht zügig durch Costa Rica reisen.

Die letzten Tage im Dschungel waren einfach wunderschön und ein absolutes Highlight auf dieser Tour! Es gab so viel zu sehen und zu lernen aber vorallem wie es ist dort zu leben. Man kann nicht mal eben was im Supermarkt holen oder einen Joghurt snacken, es muss 3mal am Tag gekocht werden, sonst hat die Familie einfach nichts zu essen! Nahezu alle Aufgaben sind rein zur Erhaltung der Grundbedürfnisse. Wie freundlich und offen die Kinder gegenüber uns Touristen waren fand ich sehr toll. Wie trotz allem es den Kindern gewährt wird täglich zur Schule zu gehen, da habe ich schon in manchen Städten andere Sachen gesehen. Hach es war einfach eine tolle Zeit aber auch dank Paola, die mir öfter Mal was übersetzt hat, mit der ich aber auch all die Erfahrungen teilen konnte.

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