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Regen, Türme, gravel roads und eine Festung

Veröffentlicht: 08.06.2023

Der gestrige und heutige Tag waren doch voller Ereignisse. Gestartet nach dem Frühstück bin ich, wie so häufig im strömenden Regen, dann doch entgegen meines Planes in Richtung Ushguli. Nach wenigen Kilometern kam mir ein Allradfahrer aus Dresden entgegen. Er versuchte mit mir auf Englisch zu reden 😅 bis ich ihm zu verstehen gab, das es vielleicht mit deutsch besser klappt. Die Strasse war weiterhin gesperrt, bzw zerstört. Dort wo Strasse sein sollte liegt momentan ein Hausgrosser Felsblock. Sehr schlecht, ich hätte das Dorf gerne gesehen. Bekannt ist es durch seine vielen Türme. 30 Stück an der Zahl. Es sind Wehrtürme in diese hatten sich die Bewohner zurückgezogen wenn sie von Nachbardörfern angegriffen wurden, auch wurden sie als Zuflucht bei Naturkatastrophen genutzt. Bei Erdbeben soll noch keiner der Türme eingestürzt sein.

Also umdrehen und den ganzen Weg nach Kutaissi zurück. Durch den nächtlichen Regen hatten sich wieder viele Steinschläge ereignet. Man musste schon ordentlich aufpassen. Auch stürmten immer wieder Hunde auf die Strasse, die laufen dann bellend ein Stück mit, ich glaube fast die machen sich einen Spass daraus. An einem Pausenplatz kam ein riesen Hund auf mich zugestürmt, ein Hirte, den ich vorher gar nicht bemerkt hatte vertrieb mit seinem Stock den Hund, wäre er nicht da gewesen wäre vermutlich zum ersten mal mein Pfefferspray zum Einsatz gekommen. Auch weiß ich jetzt warum auf dem Land fast jeder mit Stock zu sehen ist  

In Kutaissi angekommen die Überlegung wie es weiter geht. Ich entschied mich für Achalziche, hier sollte es eine sehenswerte Festung und ein günstiges Hotel geben. Ausserdem war es nur 120 Klometer entfernt es war ja schon 14:00 Uhr, von daher gut zu schaffen.

Es ging über traumhafte Landschaften immer höher hinauf, ein riesen Fahrspass eine menschenleere Gegend, nur gelegentlich kam einem ein Auto entgegen. Doch plötzlich, was ist das? 5-6 große Hotelanlagen, Luxusabsteigen, mit entsprechender Kundschaft. Den Kennzeichen der Autos nach, auch viele Russen und Türken sowie Asiaten. Asiaten sind einfach klasse, man erkennt sie schon von weiten daran dass sie ständig das Handy vorm Gesicht haben um zu Filmen.

Weiter ging die Fahrt, oh weh, ein Schild, „road closed“ und Schotter und noch ca. 86 km zu fahren. Umdrehen, den ganzen Weg zurück? Nein keine Option! „Da musste jetzt durch", sagte ich mir. Ging ganz gut, nach einpaar Kilometern lagen ein paar Felsblöcke auf der Fahrbahn, von 2-3 Mann sicher zu händeln, mit dem Motorrad leicht zu umfahren. wieder ein paar Kilometer weiter kam mir ein Einheimischer PKW mit zwei Fahrgästen entgegen, er sprach ein wenig deutsch, gab mir zu verstehen das die Strasse im weiteren Verlauf frei sei. Ok, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Schotter Fels und schlammige Passagen wechselten sich ab, das nächste Auto, ein deutscher, auch er bestätigte mir das es schwierig wird (noch schwieriger?) aber fahrbar ist. Hinter ihm sei eine tschechische BMW mit Sozia, es könnte nur mit der Zeit eng werden, da noch ein sehr langes Stück zu fahren sei, es war mitlerweile 16:00 Uhr und noch über 50 Km zu fahren, aber wenn eine BMW das schafft, dann ich erst recht!!

Die beiden kamen dann nach wenigen Kilometern mit einer BMW GS im schnellen Schritttempo. Bei denen wird es vermutlich wirklich eng, mit der Zeit.

Es kamen Passagen in denen man durchaus mal etwas schneller Fahren konnte, trockener festgefahrener Lehmboden, dann wieder Schlamm, Schotter, tiefe sehr tiefe auswaschungen, Felsiger Boden. Ein munteres Durcheinander das einen immer wieder vor neue herausvorderungen stellte. Es kam die Baumgrenze, Schneefelder säumten teilweise den Weg, und dann kam ich in die Wolken. Nur noch wenig Sicht, viel Wind fegte über den Bergkamm und trieb die Wolken darüber. Da man beim Offroad Fahren weit nach vorne Blickt um Hindernisse rechtzeitig zu erkennen und ausweichmöglichkeiten zu fixieren, wurde es noch anspruchsvoller, bei gerade mal 10 Meter Sicht. 

Auch das wurde gemeistert, nachdem der Bergkamm und die Passhöhe verlassen war, wurde es schnell wieder Sonnig und die Abfahrt begann. Auch hier wieder loser Schotter, Lehm mit vielen tiefen Auswaschungen. Eigentlich eine Strecke die ich alleine nicht fahren wollte. Aber das Motorrad tat gute Dienste, kein vergleich zu den vorherigen Maschinen. Berta ist ne Wucht! Für mich das ideale Motorrad für solche Strecken.

Ca. 20 Kilometer vor dem Ziel hatte mich die Zivilisation dann wieder, in Form einer Baustelle. Der festgewalzte Schotter lies sich aber sehr gut Fahren. 

Gegen 19:00 Uhr hatte ich dann mein Hotel erreicht. Ein anstrengender aber sehr schöner Tag ging zu ende. 

Der heutige Tag ist fast Fahrfrei.

Heute morgen bin ich zu Fuss gestartet um einen Geldautomaten zu suchen, laut Google Maps sollte sich der nächste im Innenhof der Festung befinden. Den gab es aber wohl schon seit längerer Zeit nicht mehr. Ein älterer Herr war auf mich aufmerksam geworden, da er kein englisch sprach bedeutete er mir mitzukommen. Im Tourismusbüro, das sich im Innenhof der Festung befand, wurde dann übersetzt. Wieder draussen versuchte er mir zu erklären wo sich der nächste Automat befand, war natürlich sehr schwierig, er zog mich zu seinem Auto, ein Taxi, fuhr mich zur nächsten Bank, ich konnte Geld ziehen und er fuhr mich wieder zurück zur Festung. Als ich ihn Bezahlen wollte, winkte er ab, gab mir die Hand und verschwand. So was von Gastfreundlich wie die hier sind, erlebt man leider nur noch selten. Und an die Zweifler gerichtet, er war sehr vertrauenswürdig und hier ziemlich bekannt, da er von jedem gegrüsst wurde. 

Ich bin dann allerdings mit dem Motorrad nochmals in die Stadt gefahren, da ich noch ein paar kleinere Besorgungen machen und für meine Fährfahrt am Montag noch Georgische Lari in Euro tauschen musste. In der ersten Bank fehlanzeige, sie Tauschen wohl Geld, akzeptierten aber meinen Reisepass nicht da mein Name mit umlaut geschrieben ist, ich wendete ein dass dies ein international gültiges Reisedokument sei. Keine Chance. Die Bankangestellte gab mir aber zu Verstehen das ein paar Meter weiter die Georgische Staatsbank sei, dort würde man das Geld tauschen. Und so war es dann auch. Auf dem Weg dorthin traf ich noch Max, ein junger deutscher der mit seiner Yamaha T7 das Land bereiste. 

Am Nachmittag besuchte ich dann noch die Festung. Ein wirklich tolles Objekt, sehr liebevoll wieder hergerichtet mit einigen Cafes und Restaurants und jeder Bereich durfte betreten werden. Einfach toll.

Morgen gehts weiter nach Batumi, hier werde ich drei Tage die Stadt erkunden bevor es auf die Fähre nach Bulgarien geht.

Ich weiss noch nicht wie der Weg dorthin wird. Google sagt mir 6,5 Stunden für 186 Km. Das verspricht interessant zu werden.

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