soweit6beinetragen
soweit6beinetragen
vakantio.de/soweit6beinetragen

Mit der Kaunas nach Batumi

Veröffentlicht: 15.08.2018

Am Freitagmorgen (10. August 2018) bin ich pünktlich kurz vor sechs wach und starte ziemlich abrupt in den Tag. Ich gönne mir noch einen Gang an den nahen Strand, an dem ich trotz früher Stunde nicht ganz allein bin. Dann packe ich die sieben Sachen und kann mich schließlich gegen acht zusammen mit Rango auf den Weg zum Hafen machen. Bis zur nächsten Kaufhalle spazieren wir. Der Dicke bekommt etwas zu beißen und ich einen Kaffee, bevor wir unsere Anreise zur Fähre mit der Straßenbahn fortsetzen. Kurz vor elf erreichen wir schließlich die Servicestelle, von der uns viertel vor zwölf ein Shuttlebus zur Ablegestelle bringen soll. Die Damen am Schalter verrichten ihre Arbeit in einem eher gemütlichen Tempo, sodass ich unser Ticket erst kurz vor zwölf in den Händen halte. Da aber auch das Shuttle mit osteuropäischer Pünktlichkeit verkehrt, bleibt noch genügend Zeit für ein Heißgetränk. Die Abfertigung am Zoll geht verhältnismäßig zügig und auch der Besuch beim Veterinär verläuft ohne Beanstandung. So sind wir schließlich halb vier an Bord der Fähre mit dem Namen Kaunas. An der Rezeption erhalte ich gegen Vorlage des Tickets unseren Kabinenschlüssel. Ich begebe mich mit dem Dicken zu unserer Unterkunft. Beim Öffnen der Tür dann eine Überraschung. Das Zimmer wird bereits von einem Aserbaidschaner mit großem Schäferhund bewohnt. Die Ukrainer haben echt Humor. Wir sind uns beide einig, dass wir mit unseren Hunden keine Kabine teilen können, zumal ich ja auch einen großzügigen Aufpreis für ein Einzelzimmer zahlen musste. Also zurück zur Rezeption. Ich mache deutlich, dass ich mit der Situation, auch aufgrund der Preispolitik, sehr unzufrieden bin. Der erste Maat will sich kümmern. Kurze Zeit später habe ich dann einen Schlüssel für eine Einzelkabine, die ich unverzüglich mit Rango beziehe. Nach einem Ringel übers Deck, einem kleinen Training auf Stube und einer Dusche im eigenen Bad, ist es bereits halb sieben Zeit fürs Abendbrot. Ich bin im ersten Durchgang für Tisch 18 eingeteilt. Dort findet sich eine recht internationale Truppe zum essen zusammen. Anschließend drehe ich mit Rango eine Runde an Bord, lasse den Sonnenuntergang an uns vorbeiziehen und gehe nach dem Ablegen der Fähre gegen elf ins Bett.

Der Samstag beginnt für uns kurz vor sieben mit einem Ringel an Deck. Ich kann etwas Küste und die Silhuette einer Stadt erkennen und bin nach dem Blick auf meine Kartenapp einigermaßen überrascht, dass wir uns etwa 30 km nordöstlich unserer Ablegestelle, in internat. Gewässern befinden. Die Silhuette ist also Odessa. Beim Frühstück berichten Matthias und Ioanna, dass am Vorabend etwa 1 h nach dem Ablegen noch ein paar Personen, mittels kleinem Boot und unter Scheinwerferlicht, der Fähre zugestiegen sind. Wer weiß, was über Nacht noch alles seinen Weg auf das Schiff gefunden hat... Der Alltag an Bord ist ansonsten recht eintönig. Außer etwas Training, Essen, Schlafen und dem ein oder anderen Ringel an Deck, passiert nicht viel. Die gesellige Runde an Tisch 18 sorgt dabei regelmäßig für etwas Abwechslung. Am späten Nachmittag passieren wir die Krim, wobei die Fähre ausschließlich außerhalb russischer Hoheitsgewässer verkehrt.

Am Sonntag, den 12.08.2018, ist gegen Mittag planmäßige Ankunft in Batumi. Sowohl ein Blick auf die Karte, als auch die unterschiedlichen Auskünfte der Besatzung legen aber eine Ankunft frühestens am Abend nahe. Je weiter der Termin nach hinten rückt, desto unruhiger wird der ein oder andere Mitreisende, müssen wir doch laut Besatzung die Fähre auch in der Nacht verlassen. Das entpuppt sich zum Glück erneut als ukrainischer Humor und wir dürfen die Nacht an Bord verbringen.

Am Montagmorgen gibt es eine halbe Stunde früher als sonst, gegen halb acht, Frühstück. Da wir mittlerweile fast einen Tag Verspätung haben, sorgt die Aufforderung "please don't be late", die jede Lautsprecheransage zu den Essenszeiten abschließt, durchaus für Erheiterung. Anschließend tauschen wir unsere Kabinenschlüssel wieder gegen unsere Pässe und warten auf den georgischen Zoll. Gegen Mittag haben wir schließlich alle Grenzposten hinter uns gebracht und dürfen den Hafen verlassen. An Bord konnte ich mir von einem Georgier noch einen Tip zum zelten holen und ich mache mich mit Rango auf den Weg zu dem günstig gelegenen Campingplatz. Wie sich herausstellt eine Wiese nahe dem Zentrum, auf der Zelten lediglich geduldet, eigentlich aber verboten ist. Nachdem wir eine Regenhusche an uns haben vorbeiziehen lassen, spazieren wir ein Stück am nahen Sportboothafen und der Strandpromenade entlang. Dann baue ich mein Zelt, nahe dem knappen Dutzend anderer, auf der Wiese auf. Anschließend geht es an den nahen Stadtstrand, eine Runde schwimmen. Am Nachmittag drehen wir eine erste Runde in der georgischen Hafenstadt. Die Vegetation und manch ein Gebäude vermitteln ein mediteranes Flair. Die Stadt wird ansonsten durch eine bunte Mischung aus historischer Bausubstanz (mal mehr, mal weniger gut erhalten) und moderner Architektur geprägt. Die Strandpromenade und weitläufige Grünanlagen runden das Bild ab. Gleich ins Auge gestochen sind mir einige vollverschleierte Frauen. Wir nähern uns scheinbar der islamischen Welt oder zumindest deren Urlaubsorten.

Auch am Dienstag (14.08.2018) mäandern wir ziellos durch die Stadt und ich gehe einige Male im Schwarzen Meer baden. Einen weiteren der zahllosen Reparaturversuche für meine teure Luftmatratze breche ich ab. Die von Rango verursachten Schlitze konnte ich ganz gut abdichten, aber mittlerweile löst sich die obere Stoffschicht von den Innereien und wird dadurch undicht. Wenn überhaupt nur durch unterspritzen von Leim zu reparieren. Nach gerademal gut achtmonatiger Nutzung, bin ich vom Preis-Leistungs-Verhältnis der Thermorest sehr enttäuscht. Ein weiteres Mal das teures Equipment seine Versprechen nicht hält. Zurück am Zeltplatz muss ich mit ansehen wie Rango von einer Zeltnachbarin mit Brot gefüttert wird. Sehr ärgerlich, zumal er am Morgen wiedermal sein Huhn verschmäht hat. Vielleicht stelle ich das Füttern vom Dicken komplett ein und er kommt auch so durch...

Am Mittwochmorgen bin ich zwar gegen sieben wach, döse dann aber doch noch bis neun. Nach dem Frühstück werde ich zum Tee eingeladen und kann in Erfahrung bringen, dass regelmäßig (angeblich alle 20 Minuten) Züge nach Norden verkehren. Ich beschließe mich noch am selben Tag auf die Weiterreise in Richtung Kaukasus zu machen. Während ich meinen Krempel packe, komme ich mit einer Russin ins Gespräch, die in eine nahe Hippisiedlung will und Begleitung sucht. Grundsätzlich klingt das nach einer soliden Sache und ich bin geneigt meine Planung etwas anzupassen, zumal mir das Mädel ganz gut gefällt. Leider liegt der Rainbow genannte Ort gut 100 km östlich von Batumi irgendwo im Nirgendwo. Unklar wie wir mit Rango zügig da hinkommen können und eine Weiterreise in den Kaukasus erscheint äußerst schwierig. Für solche Spontanitäten ist es leider schon wieder zu spät im Jahr und ich mache mich allein auf den Weg zum Bahnhof. Dort stellt sich heraus, dass die Züge gen Norden doch wesentlich weniger häufig fahren als behauptet. Nächste Möglichkeit nach Kutaissi zu gelangen, um neun. Von dort kann ich hoffentlich in den Nachtzug nach Sugdidi umsteigen. Wir werden sehen. Während der Wartezeit lade ich ein paar Bilder hoch und schreibe diesen Reisebericht. Dann geht es nochmal an den nahen Strand, baden. Nach einem kleinen Abendbrot harren wir dem Sonnenuntergang, mit Blick auf die Skyline von Batumi. Kurz vor halb neun finden wir uns wieder im Bahnhof ein, die Fahrkarten werden erst eine halbe Stunde vor Abfahrt ausgegeben. Am Schalter dann kurze Unsicherheit, die Dame weiß nicht ob Rango mitfahren darf und verweist mich an das Bahnpersonal. Nach Rücksprache kann ich ein Ticket erwerben und sitze mit dem Dicken viertel vor zehn im Zug.

Antworten

Georgien
Reiseberichte Georgien