silvisabenteuer
silvisabenteuer
vakantio.de/silvisabenteuer

Australia Day

Veröffentlicht: 23.02.2017

Nachdem wir am Vortag, nach unserem Abenteuer in Neuseeland, wieder in Sydney gelandet sind, haben wir es uns eigentlich verdient mal wieder auszuschlafen und einen gemütlichen Tag zu machen. Aber heute ist nicht irgendein Tag, sondern der Nationalfeiertag „Australia Day“ und wir sind auch nicht irgendwo im Outback, sondern in der Metropole Sydney! Also raus aus den Federn und rein in einen spannenden Tag!

Voller Tatendrang haben wir also unseren Wecker verschlafen und sind dann so gegen 10 Uhr aus dem Bett geschlurft um zu frühstücken und uns fertig zu machen. Wir schieben es mal lieber auf den Jetlag wegen der Zeitumstellung, dass wir uns dann erst gegen 11:30 auf den Weg zur Bahnstation gemacht haben.

Als wir am Bahngleis ankamen hatten wir Glück, denn dort stand ein außerplanmäßiger Sonderzug als ob er nur auf uns gewartet hätte. Dieser wurde extra für diesen Feiertag eingesetzt und hielt nur bei den wichtigsten Stationen auf dem Weg in die Stadt.

Beim Umsteigen an der Station „Town Hall“ wurden wir gleich von Leuten begrüßt die kostenlose Flyer mit dem Programm und Plastikfähnchen mit der australischen Flagge verteilt haben.

Auf dem Weg zur Station „Curricular Quay“ hat Silvia den Flyer begutachtet und ich habe mich darüber informiert, was eigentlich am Australia Day gefeiert wird und das war sehr interessant. Jedes Jahr am 26. Januar wird nämlich die Ankunft der „first fleet“ mit den ersten britischen Siedlern gefeiert und damit quasi die Geburt der ersten britischen Kolonie in Australien, die sich zu dieser Nation entwickelt hat. Und diese 1300 Menschen der ersten Flotte, davon waren übrigens 750 Strafgefangene, landeten nirgendwo sonst als hier in der Sydney Cove und gründeten genau diese Stadt in der wir uns gerade befinden. Das ist schon cool, wenn man den Geburtstag der Nation genau dort feiert wo alles begann!

Allerdings muss man auch erwähnen, dass dieser Tag von einigen Menschen sehr kritisch betrachtet wird. Diese Insel wurde ja vor 230 Jahren nicht einfach erfunden oder erbaut. Australien gibt es schon lange und dieser Kontinent wurde schon vor zehntausenden Jahren von Menschen besiedelt – von den Aborigines. Aus diesem Grund nennen manche Kritiker den Nationalfeiertag auch „Invasion Day“, weil an diesem Tag die Invasion der Europäer begann, die letztendlich zur Unterwerfung der Ureinwohner geführt hat.

In einem kurzen Briefing habe ich mein neu erworbenes Wissen an Silvia weiter gegeben und dafür einen interessanten Überblick bekommen was alles heute in der Stadt geboten ist. Da habe ich erfahren, dass jetzt im Moment eine Flugshow über dem Hafen stattfindet.

Als wir kurz darauf auf der höhergelegenen Bahnstation ankamen wurden wir von dem Bild überwältigt… Nichts für ungut, die Aussicht mit der Harbour Bridge zur Linken und der berühmten Oper zur Rechten ist auch so schon toll, aber mit all den vielen fröhlichen Menschen mit Flaggen am Kai, den Flugzeugen im Formationsflug mit grauem Rauch im Himmel, den bunt geschmückten Schiffen im Wasser, dem leckeren Mischmasch an Gerüchen von vielen Essensständen und den Klängen von verschiedenen Musikern, die gegen das allgemeine Gemurmel ankämpften, ergab es einen einmaligen Eindruck. Dabei wurde die Musik von einer Blechbläsergruppe immer lauter als ob jemand ein Lautsprecher immer näher zu einem hinschiebt – und dann entdeckten wir, dass das Ensemble tatsächlich näher kam, aber anders als gedacht. Sie spielten nämlich auf einer schwimmenden Bühne auf dem Wasser, die von einem Schiff gezogen wurde! :D

Voller Entdeckungslust mischten wir uns unter das Volk, welches hauptsächlich aus Menschen bestand, die entweder in den Nationalfarben Gold-Grün oder, inspiriert von der Flagge, in Blau-Weiß-Rot gehüllt waren. Gut getarnt mit unseren Australien-Fähnchen fühlten wir uns fast wie bei einem Spiel der WM, denn so viele Flaggen sieht man ja in Deutschland sonst zu keinem anderen Anlass.

Vorbei an mehreren Straßenmusikern und kleineren Bühnen gingen wir am Wasser ungefähr in Richtung des Museums für zeitgenössische Kunst. Dabei kamen wir ein einer größeren Bühne vorbei von der echt coole Musik schallte. Dort spielte die Musikgruppe OKA, die indigene Klänge mit verschiedenen Musikrichtungen wie Jazz, Reggae, House und weiteren vermischt. Wir hörten uns ein Lied im Reggae-Dub Musikstil an, bei dem das Didgeridoo eine große Rolle gespielt hatte und dabei hat es mir sehr gefallen, dass dadurch eine positive Gute-Laune-Stimmung verbreitet wurde.

Nach dem Lied gingen wir weiter, weil uns die schwimmende Bühne fasziniert hat und wir sie unbedingt sehen wollten. Als wir ankamen waren wir überrascht, weil dort nun eine ganz andere Show mit anderem Bühnenbild aufgeführt wurde. Jetzt stampften, klopften, tanzten, hüpften und trommelten Menschen mit verschiedenen Percussion-Instrumenten und Alltagsgegenständen in einer mitreisenden Choreografie. Für einen kurzen Moment wunderte ich mich wie das Bühnenbild von den Blechbläsern so schnell wechseln konnte, aber als die Vorführung beendet war, wurde diese Frage gleich beantwortet. Denn kurz nachdem sich die Showgruppe verbeugt hatte, zog ein Schiff diese Bühne mit einer Geschwindigkeit davon, dass sich manche der Künstler an dem Bühnengerüst festhalten mussten um nicht unfreiwillig baden zu gehen. Und schon war Platz für die nächste schwimmende Bühne.

Wir gingen weiter entlang am Wasser zum nächsten Programmpunkt.

Hier wurden wir Zeugen der Smoking Ceremony von Aborigines. Bei dieser Zeremonie werden bestimmte heimische Pflanzen verbrannt um einen reinigenden, heilenden Rauch zu bekommen, der böse Geister vertreiben soll. Das Feuer wurde in einem heiligen Ritual an einem geweihten Ort auf einer Insel in der Bucht entzündet und extra hier her gebracht. Das ist an sich schon sehr eindrucksvoll, aber anscheinend nicht eindrucksvoll genug für die Veranstalter. Denn sie haben die Zeremonie mit einem Didgeridoospieler untermalt. Das war wirklich cool, aber anscheinend immer noch nicht eindrucksvoll genug. Die Lösung: Ein Kinderchor mit einem langsamen dramatischen Lied musste her! Und das wurde dann ein bisschen zu viel des Guten. Das Didgeridoo hatte nämlich ein Mikrofon, der Kinderchor nicht. Macht nichts wird man sich gedacht haben, denn man kann ja einfach das Full-Playback über Lautsprecher abspielen und es so laut drehen, dass die Kinder komplett übertönt werden. Im Grunde haben die Kinder also nur noch als Dekoration oder Fotomotiv für die zahlreichen stolzen Eltern im Publikum fungiert - sofern man sie überhaupt gesehen hat und sie nicht komplett eingeräuchert waren. :D

Insgesamt war es immer noch ein interessanter wenn auch unfreiwillig komischer Auftritt der uns aber gut gefallen hat.

Da das viele Rumstehen und Sachen anschauen bekanntlich hungrig macht sind wir zu den Märkten und Essenständen im alten Stadtteil „The Rocks“ geschlendert. Um uns ein Bild über das Essensangebot zu machen spazierten wir durch das komplette Viertel bis unter die Harbour Bridge wo man einen tollen Blick auf die Stadt und auf die Schiffsparade mit all den schönen und teilweise lustig dekorierten Booten hat. Dort erlebten wir auch einen weiteren Act der Flugshow: Fallschirmjäger die ihr Können in einer Formation, ganz in James Bond Manier mit Fallschirmen mit der Landesflagge, unter Beweis gestellt haben und sehr schnell kreiselnd dem Boden näher kamen.

Vorbei an Shanty-Sänger die Lieder über das Leben als Seemann sangen, gingen wir zurück in das Viertel mit den Spezialitäten aus allen Ländern. Es gab dort fast alles! Neben gut duftendem asiatischem Essen, Seafood mit frischen Austern, Crêpes und weiterem Streetfood gab es sogar Bratwürste von dem Munich Brauhaus. Wir haben uns allerdings für türkische Gözleme entschieden und nahmen sie mit zur vorher erwähnten größeren Bühne, wo nun eine Frau mit ihrem Bruder Singer/Songwriter-mäßig Lieder über ihr Leben gesungen hat. Das Duo heißt übrigens Tinpan Orange und spielt ruhige und romantische Musik. Es war echt schön in dem Park, aber wie überall gibt es auch dort aufdringliche Vögel. Allerdings sind es dort keine Tauben oder Möwen, wie wir sie kennen, sondern Ibisse die es bei uns nur im Zoo gibt. Wusstest du, dass Ibisse ganz lange Schnäbel haben und damit blitzschnell türkische Teigspezialitäten mit Belag aus den Händen von ihren Opfern schnappen können? Silvia wusste es auch nicht…

Jetzt war es schon halb vier Uhr Nachmittag und wir wollten noch mehr erleben! Das was in der Stadt geboten wurde war großartig, aber uns interessierte es auch, wie die echten Aussies ihren ‘Straya Day wirklich feiern. Also verließen wir die Innenstadt und fuhren zu einer Party von Lukes besten Freund, bei dem ich schon zur Silvester-Party eingeladen war.

Es war auch cool mit Gleichaltrigen zu reden und viele kannte ich schon von der letzten Party. Ich habe dort Cricket und Fußball gespielt und Silvia war ganz begeistert, weil sie Matts Haustier, eine Python, um den Hals haben durfte.

Wir hatten Spaß, wollten aber den Tag noch mehr ausnutzen und so sind wir um 19 Uhr mit Hilkka, Sol und Cameron aus unserer Gastfamilie nach Cronulla gefahren. Dort war eine große Bühne aufgebaut und wir haben uns das kostenlose Konzert von den „Ten Tenors“ angeschaut. Hilkka und Cameron waren so lieb und haben uns allen Burger gebracht die wir gleichzeitig während dem Zuhören, also in vollendeter Form des Multitaskings, gegessen haben. Die zehn Tenöre waren übrigens sehr gut und haben einen guten Mix aus klassischen Liedern und modernen Songs gespielt. Sehr gut gefallen hat mir ihre Version von Queens „Bohemian Rhapsody“, ein Medly aus den Charts mit unteranderem Lady Gaga und „Unchained Melody“, das man aus dem Film „Ghost: Nachricht von Sam“ (1990) kennt.

Nach dem Konzert kam dann ein weiteres Highlight: Ein traumhaftes und sehr langes Feuerwerk über dem Meer. Die Raketen wurden nämlich von einem Schiff vor dem Strand abgefeuert. Es war echt toll!

Nach dem Feuerwerk sind wir wieder zurück zur Party und haben dort erst ein bisschen Dart gespielt. Dann haben wir mit allen anderen zusammen ein Kartenspiel namens Mafia gespielt, das ich das letzte Mal damals als Tutor mit meinen Fünftklässlern gespielt habe. Bei dem Spiel, welches in Runden gespielt wird, bekommt man zunächst durch das ziehen von Karten eine bestimmte Rolle zugeteilt. Es gibt die Mafia die am liebsten alle Ermittler beseitigen würde, die Ermittler die versuchen die Mafiosi aufzudecken, Ärzte die Mitspieler vor den Anschlägen der Mafia retten können und dann gibt es noch das gemeine Fußvolk, das jede Runde demokratisch entscheidet einen Spieler zu hängen und dabei sehr hofft, dass es ein Mafiosi war. Das Spiel wird gemütlich im Sitzen gespielt und die Aktionen der Spieler werden mit einem Fingerzeig ausgeführt während alle andern gerade nicht beteiligten Spieler die Augen geschlossen haben.

Nach ein paar Runden wurden wir dann von einem Freund von Luke mitgenommen und konnten nach einem Tag mit vielen tollen Erlebnissen gemütlich ins Bett fallen.

Aber diesmal haben wir uns keinen Wecker für den nächsten Tag gestellt :)

-Ein Gastbeitrag von Andi-

Antworten

Australien
Reiseberichte Australien
#australiaday#australien#sydney#party#feuerwerk#silvisabenteuer#andisadventure