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Das Schiff ist ein Dorf!

Veröffentlicht: 11.06.2023

Hallo liebe Mitmenschen,


ich weiß, dass ich es immer wiederhole. Die Zeit vergeht hier wie im Fluge. Oft weiß ich gar nicht welchen Wochentag wir gerade haben, geschweige denn welches Datum. Am letzten Tag meiner Abreise hatte Anne mir einen kleinen Beutel mit 19 selbstgeschriebenen Briefen geschenkt. Jede Woche darf ich einen Brief öffnen und sobald ich den letzten Brief öffnen darf, geht es auch schon wieder zurück in die Heimat. Heute durfte ich schon den Brief Nr. 8 öffnen. Der Inhalt der Briefe bleibt privat. Ich wollte euch dies nur mitteilen, da ich anhand der Briefe immer erkenne, in welcher Woche ich mich gerade befinde.

In den letzten Beiträgen habe ich euch erzählt, wie meine Vorbereitung auf diese Reise war und welche Erlebnisse ich am ersten Tag hatte. Jetzt geht es also mitten ins Geschehen. Das Schiffsleben ist sehr ähnlich wie das Leben in einem kleinen Dorf, nur das alle Bewohner auf einem kleineren Raum zusammenleben. Es gibt den Dorffunk, Beziehungsdramen, Dorffeste, Geburtstage und Klassenausflüge. Da ich jetzt schon zwei Monate Bürger dieses Dorfes bin, wurde ich auch in die wichtigsten Regeln eingewiesen.

Vorab muss ich dazu sagen, dass die Regeln auf dem Schiff sehr klar formuliert sind einzuhalten sind. Kein Alkohol während der Arbeit, 0,5 % Alkoholgrenze in der Freizeit, Beziehungen unter Arbeitskollegen sind nicht gerne gesehen und mit Gästen schon gar nicht.

Krankheitsfälle sind nicht gerne gesehen, solltest du länger als ein paar Tage krank sein, wirst du wieder nach Hause verschifft. Und wenn man dann noch bedenkt, dass wir jeden Tag 10 – 13 Stunden am Tag arbeiten, könnte man meinen, dass es einem, wie in einem Arbeitslager vorkommt. Da ich die ersten drei Tage allein auf einer Offizierskabine leben durfte und mich erstmal zurechtfinden musste, habe ich gedacht, dass all diese Regeln von der gesamten Crew eingehalten werden. Nachdem Andy Kusuma (mein erster Kumpel hier auf dem Schiff) mich in die inoffiziellen Regeln eingewiesen hatte, wusste ich nach kurzer Zeit, dass die Welt hier auf See doch ein bisschen anders tickt.

Wie schon erwähnt habe ich mich die ersten Tage nur auf die Arbeit konzentrieren müssen und habe langsam die Wege gefunden, um zu den wichtigsten Leuten zu kommen.

Crew Mess (unsere Kantine), Brauhaus (mein Arbeitsplatz), Taylor (dort bekomme ich meine frische Uniform her), Fitnessstudio und meine Kabine.

Zudem hatte ich in der ersten Woche jeden Morgen eine Schulung über Erste Hilfe, Verhalten wenn die Wasserschutztüren sich schließen, welche Alarme es auf dem Schiff gibt, Brandbekämpfung usw. Die erste Woche war sehr anstrengend, da blieb keine Zeit für Freizeit oder für tolle Ausflüge an die schönen Strände, die ich noch in meinem weiteren Verlauf der Reise alle entdecken darf.

Hinzu kam noch, dass ich viele neue Personen kennenlernen durfte und mir auch diese Namen nach und nach merken musste. Rückblickend habe ich nur gedacht, lass die Zeit einfach schnell umgehen, dass du bald wieder in der Heimat sein kannst. Tatsächlich habe ich auch mit dem Gedanken gespielt, einfach wieder nach Hause zu fliegen. In diesen Momenten habe ich mich immer wieder daran erinnert, wie es dazu kam, dass ich überhaupt hier gelandet bin und dass ich daran glaube, dass alles im Leben einen Grund hat. Ich hoffte also auf eine Kehrtwendung. Dieser Tag sollte schon drei Tage später kommen, als ich meine Kabine wechseln musste und meinen ersten Kabinenmitbewohner Fabian kennenlernte.


Die Geschichte erzähle ich euch beim nächsten Mal!

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