Neuseeland/Südinsel & Australien/Victoria
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20.12.18 Moeraki Boulders, Seelöwen, Goldminen und 4°C: Hochsommer in Neuseeland

Veröffentlicht: 22.07.2019

Donnerstag 20.12.18

Ich bin erst um 8.45h auf den Beinen, sause in die Dusche, plausche kurz mit Annik und dann fährt sie los, während ich noch am Frühstücken bin. Auch ich fahre weiter nach Süden, biege bald von der SH1 auf eine Nebenstrecke nach Kakanui ab. Die All-Days-Bay ist auch bei bewölktem Wetter schön anzusehen und da plötzlich heftig die Sonne scheint, wechsele ich mutig in ein T-shirt unter der Fleecejacke und überlege tatsächlich kurz, die Sonnenbrille aufzusetzen – aber da ist die Sonne schon wieder weg und der Wind fühlt sich noch kälter an. Also weiter mit Jacke und Heizung und ab nach Moeraki.

Die Boulders sind keine bloßen Steine sondern bestehen aus Schlamm, Lehm und Ton und sind sog. Septarien. Die halbkugelförmigen Gebilde weisen immer Risse auf und platzen irgendwann auf, zerbrechen und zerbröseln. Die Strömung legt jedoch weitere Boulders frei und auch heute sehe ich am Strandende einen Boulder, der aus der Steilküste herauszuwachsen scheint. Die größten Boulders sind über 2m im Durchmesser. Ihre Entstehung ist bis heute nicht gänzlich geklärt, das Alter wird auf 90 Mio Jahre geschätzt und irgendwo habe ich auch gelesen, dass es Mikroorganismen sind. Sie liegen bei meinem diesährigen Besuch überwiegend tief im Wasser, denn es ist Flut. Ich finde diese „Steine“ immer irgendwie mystisch und trenne mich ungern, aber es fängt wieder an zu nieseln…

Kurz hinter Moeraki kommt man auf eine Landzunge, die Shag Point heißt. Schätzungweise über 100 fur seals liegen unterhalb der Klippe auf den Felsen und schlafen, ärgern sich oder wackeln mit ihren Flossen. Ein toller Anblick – wenn es nicht so saukalt wäre. Der Wind ist eisig und ich rette mich trotz endloser Fotomotive in den Camper und werfe meinen Gaskocher an, um mir einen heißen Kaffee zu machen. Dabei stelle ich fest, dass in diesem Super-Gefährt nun auch noch die eine von zwei Gasflammen nicht funktioniert. D.h. also auch künftig: Essen aus 1 Dose in 1 Topf, oder man muss Bestandteile von Mahlzeiten nacheinander zubereiten und essen. Echt, diese Karre ist Schrott.

Der Wetterbericht zeigt, dass es im Inland etwas trockeneres Wetter geben soll. Also folge ich dem SH85 und biege bei Dunback nach links auf eine kleine Straße ab und erreiche Maraes Flat und die dort befindliche gigantische Goldmine, die hier von einer chinesisch-kanadischen Firma betrieben wird. Die Aushöhlung des Bodens ist eine unfassbar riesige Grube, die man nicht einmal mit einem kleinen Weitwinkel komplett fotografieren kann. Seit rund 30 Jahren wird hier in dieser industriellen Form geschürft. Die gesamte Umgebung ist eine Ecke für Goldschürfer, aber in dieser gigantischen Form gibt es dies nur hier. Die Oceana Gold Mine ist die größe Goldmine Neuseelands – vermutlich gibt’s auch nur mit großem Abstand weitere. Gefördert werden hier jährlich um die 200.000 Unzen (rund 5,6t). Die ersten Goldfunde hier in Central Otago gab es schon Mitte des 19. Jahrhunderts, weswegen es hier auch überall kleine alte Goldgräberstädtchen gibt. Diese Mine ist also sehr neu aber offenbar sehr ergiebig. Die geförderten Goldmengen werden nach Perth verschifft und dort das Gold gereinigt. Nachdem man in der Grube die Goldförderung wohl ausgeschöpft hatte, hat man angefangen mehrere Stollen zu graben und jetzt ein mehrere km langes Geflecht geschaffen und fördert ausschließlich von dort weiter Gold. Perspektivisch geht man noch von weiteren gut 30 Jahren Förderung aus. Für die Landschaft ist es eigentlich eine Katastrophe. Ebenfalls benötigt die Förderung extrem viel Wasser(druck) und so ziehen sich dicke Pipelines durch die Gegend. Irgendwo wird dieses Wasser herkommen und irgendwo wird es dreckig entsorgt werden müssen.

Der kleine Ort Macraes ist wie eine Filmkulisse. Es ist leider weiterhin saukalt, so dass mein Dorf-Bummel kurz bleibt. Ein paar rostige alte Goldschürf-Geräte sind hier zu sehen und im einzigen Pub des Ortes gehen Arbeiter der Mine mit super dicken Stiefeln ein und aus. Bei Hyde erreiche ich den SH82 und fahre nach Norden. Als ich in Ranfurly bin, ist es schon 18.00h und ich tanke ur auf und fahre zügig noch die 11km in die Einsamkeit nach Naseby, weil dieser Campground in meinem Reiseführer als sehr nett und idyllisch beschrieben ist. Naseby ist wirklich ein Nest – aber ein hübsches – das im Hochland von Central Otago liegt. Was ich noch nicht weiß ist, dass es hier quasi der Kältepunkt Neuseelands ist.

Glücklicherweise sind die Betreiber des Campgrounds noch um 18.30h da und ich beziehe unter großen Kiefern einen schönen Stellplatz und freue mich über die wundervolle Abendsonne, die plötzlich durch die Baumwipfel kommt. In unmittelbarer Umgebung des Campgrounds ist ein kleiner Teich, wie sich herausstellt ist dies die öffentliche Badeanstalt. Ich laufe etwas durch Wald und über Hügel, sitze an diesem kleinen Gewässer und schaue auf die Dunstan Mountains, die in rötlichem Abendlicht in der Ferne zu sehen sind. Herrlich.

In der Campküche mache ich mir eine Suppe warm und verziehe mit um 21.30h in den Camper. Kurz darauf fällt wieder der Strom aus und ich grabe unter Matratze und Bank in den Tiefen des hinteren Stauraums nach den Sicherungen. Dann nochmal raus, um den externen Stromanschluß zu prüfen. Da fällt mir schon auf, dass die Nacht sternenklar ist, wie ich es eigentlich nur aus dem Winter kenne. Ausgerüstet mit langärmeligem T-shirt, Strickfleece-Jacke mit Kapuze, Jogginghose und eingewickelt in eine Fleecedecke, mit dicken Wollsocken an den Füßen verkrieche ich mich unter die Decke. Es wird brutal kalt in dieser Nacht. Das Quecksilber sinkt auf 4°C. Gegen 2h morgens versuche ich nochmals den Heizlüfter anzuschalten, auch auf die Gefahr hin, dass wieder die Sicherung rausfliegt. Das war vorhin ja der Fall und deswegen konnte ich hier auch nicht den Camper innen erwärmen. Er läuft. Und er läuft konstant. Endlich. Ich taue langsam auf. Mein Husten quält mich stundenlang und als ich morgens aufstehe, sehe ich völlig übernächtigt aus. 

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