Ira Wil(l)ma reisen
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Wir sind Ed Sheeran gefolgt und in Galway gelandet ...

Veröffentlicht: 15.09.2020

Freitag, 11. September 2020

14:45. Die Glocke klingelt. Schulschluss. Ich verlasse das orangene Schulgebäude, schlage den Weg links ein, an den Fenstern der Biologieräume vorbei, und laufe zu meinem boardinghouse zurück. Ich schließe die Tür auf, was ein paar Augenblicke dauert, da das Schloss klemmt, und gehe die paar Stufen zu meinen paar Quadratmetern Privatsphäre hoch. Mein Rucksack liegt schon auf dem Bett, fertig zum gehen. Ich schmeiße die letzten paar Sachen hinein, wechsle von meinen Halbschuhen zu den allwettertauglichen Dr. Martens und ziehe mir dann meine Regenjacke über, die hier in Irland niemals fehlen darf. Der Rucksack wird auf meinen Rücken geschnallt, ich schließe mein Zimmer ab und gehe durch die Haustür in den Innenhof. Marco wartet bereits am Torbogen auf mich. Zusammen verlassen wir das Schulgelände und unsere derzeitige Heimat, machen uns zum Busbahnhof auf.

Galway ruft ...

Hört sich wie ein Romanauszug an, findet ihr nicht? Kleiner Spaß. Wir wechseln unsere Perspektive und den Schreibstil ein wenig, um euch nicht noch mehr zu verwirren. Wie ihr bereits mitbekommen habt, sind Marco und ich am Freitag nach dem Schulschluss nach Galway zu unserem ersten Wochenendtrip aufgebrochen. Die Stadt liegt knapp 2 1/2 Stunden von Sligo entfernt und ist wahrscheinlich weltbekannt, seit dem Ed Sheeran 2017 seinen Song "Galway Girl" rausgebracht hat (ist das wirklich schon so lange her? Ich werde auch immer älter ...)

Am Busbahnhof haben wir eine Ärztin getroffen, die ebenfalls nach Galway unterwegs war. Sie heißt Alice, kommt ursprünglich aus Polen und arbeitet für ein paar Monate im Krankenhaus in Sligo. Ihr Mann ist für diese Zeit weiterhin in Galway und nun pendeln sie immer hin und her, um sich gegenseitig zu sehen. Nach ein bisschen Smalltalk hat sie uns ihre Handynummer gegeben und uns eingeladen mit ihrem Mann und ihr am Sonntag nach Connemara zu fahren. Das ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet in der Nähe von Galway, was mit den öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings nicht gut zu erreichen ist. Leider mussten wir im Endeffekt dieses Angebot ausschlagen, da es mit unserem Bus zurück zeitlich nicht geklappt hätte. Man kann aber generell festhalten, dass die Menschen hier wirklich alle unfassbar nett und zuvorkommend sind. Wir haben uns bei Alice bedankt und sind dann in den Bus gestiegen, der uns in den Norden bringen sollte.

Latin Quarter

Marco und ich haben unser Übernachtungsdomizil bezogen, als wir in Galway angekommen sind. Das erste Mal in meinen fast 20 Jahren habe ich in einem gemischten 5er Zimmer in einem Hostel geschlafen. Unser einzig dauerhafter Mitbewohner kam aus Kroatien und ist derzeit auf Wohnungssuche in Galway, weswegen er in der Zwischenzeit in dem Hostel untergekommen ist. Es ist ein wenig komisch, dass plötzlich fremde Menschen im Bett gegenüber von dir liegen, wenn du aufwachst und du sie gar nicht ins Zimmer hast kommen hören, aber das ist wahrscheinlich der Charme und man sollte sich nicht darüber beschweren - nicht bei diesem niedrigen Preis.

Nachdem wir den Kroaten zurück gelassen hatten, ging es für uns auf die beliebteste Straße Galways, die Quay Street. Die komplette Straße ist mit Pubs, Bars und Restaurants gefüllt und überall sind Menschen, die Spaß haben wollen. Man hat gemerkt, dass Galway eine sehr junge Stadt ist. Alle waren ungefähr zwischen 20 und 30, abgesehen von den paar Urgesteinen, die wahrscheinlich schon seit Jahren in den Pubs hausen und es ihr zweites Zu Hause nennen (cooler Lifestyle by the way).

Ein Muss für einen Irland Besuch: der Pub

Marco und ich sind in einem Pub eingekehrt und haben das Nationalgetränk schlecht hin bestellt: ein Guinness. Ich bin froh, dass mir dieses Bier schmeckt, denn man kommt hier nur schlecht drum herum keins zu trinken. Die Atmosphäre ist in den Pubs einfach sehr entspannt und urig, auch obwohl wir durch Plexiglasscheiben von den anderen Gästen getrennt wurden. Das typische am-Tresen-bestellen, ist momentan auch nicht möglich und man muss auch etwas essen, wenn man in einen Pub hinein geht. Es gibt auch keine Live Musik, was allerdings durch irische Musik aus den Lautsprechern kompensiert wurde. 

Ich finde es sehr schade, dass ich die eigentlich komplett ausgelassene Stimmung in den Pubs momentan noch nicht miterleben kann, aber wir drücken unsere Daumen und hoffen auf baldige Besserung. Ich kann mir nämlich nichts schöneres vorstellen, als (am besten angetrunken) am Tresen zu sitzen, zu lachen und neue Menschen kennen zu lernen, während mir eine Flöte oder eine Geige ins Ohr pfeift.

Einfach lecker
Wahrscheinlich der Anblick nach ein paar Guinness zu viel (Dank geht raus an Iras phänomenale Fotokünste)

Fazit des Pub Besuchs: kein Wunder, dass hier alle Guinness trinken, denn es ist fast das einzige Getränk, was man dort für einen kleinen Obolus bekommen kann. Alle anderen isotonischen Getränke sind wirklich enorm teuer, vor allem die Cocktails. Auch wenn es echt lecker schmeckt, meine Mentalität sagt nein, wenn ungefähr 100ml schon mehr als 10 Euro kosten. Das ist der einzige Minuspunkt, den ich Irland bis jetzt geben würde. Mein Appell: Irland, macht euern Alkohol günstiger, zum Allgemeinwohl!

Jetzt ist Sightseeing angesagt

Nach der ersten Pub Erfahrung und der Überraschung eines fremden Mannes im Zimmer am nächsten Morgen, ging es dann nach dem Frühstück auf in die Stadt, um das Touristen Programm voll durchzuziehen. Das hieß: Kamera raus und ordentlich Fotos machen. 

Galway liegt ungefähr an der mittleren Westküste Irlands und auch hier kann man den Atlantik bestaunen. Die Stadt hat ungefähr 80 000 Einwohner und ist derzeit die europäische Kulturhauptstadt, zusammen mit Rijeka in Kroatien. Es ist eine sehr jugendliche Stadt, dessen Charme sich durch Offenheit, Moderne und einem schönen Ambiente auszeichnet

"Kunststück" in der Galway Bay

Momentan findet das Galway International Arts Festival in der Stadt statt, weswegen man ein paar Kunststücke beim Besuch bestaunen kann. An der Galway Bay steht beispielsweise ein Quadrat, welches komplett aus Spiegeln besteht, außer die Seite, die man auf dem Foto hier sieht. Darauf läuft eine Animation des Platzes, auf der vier komische Menschen herumlaufen, die in Getreideähren eingekleidet sind (fragt lieber nicht. Kunst muss man nicht immer verstehen). Es war allerdings interessant anzusehen, auch wenn ich den Sinn nicht ganz verstanden habe, wenn ich ehrlich bin.

Auf zum Strand

In Galway gibt es eine Promenade, die am Strand entlang geht und zu den etwas abgelegenen Stadtteilen führt. Marco und ich haben dem starken Wind getrotzt und sind dort entlang gelaufen. Man kann den Strand sehen, die Möwen hören und die Stadt von der Ferne aus bestaunen, was wirklich nur empfehlenswert ist.

Als hätte ich nicht schon genug Strandfotos gepostet
Bimmelbahn
Denkmal

An einem kleinen Aussichtspunkt gab es dann auch ein Denkmal für die Seefahrer und Kapitäne, die die Menschen während der großen Hungersnot in Irland im 19. Jahrhundert aus dem Elend befreit haben. Die Segel wurden gen Westen gerichtet und die Menschen haben in den Vereinigten Staaten versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Das passte perfekt zu unserem vorherigen Ausflug in Sligo, bei dem wir einen Friedhof besucht haben, auf dem an die Opfer der Hungersnot gedacht wird. Geschichte: check.

Wirklich sehr windig
Erstmal Weste zu und Hut auf (was keine gute Idee war, denn der ist fast weggeflogen)

Nach unserem kleinen Strandspaziergang sind wir dann auf einen Markt gegangen, der mitten in der Stadt liegt. Um die Pfarrkirche St. Nicholas' Collegiate Church herum erstrecken sich die verschiedensten Stände mit Essen, selbstgemachten Kunstwerken und Schmuck. Es hat sehr viel Spaß gemacht dort alles anzugucken und sich von allen Einflüssen berieseln zu lassen. Der St. Nicholas Market ist eine persönliche Empfehlung. 

Falafel zum Mittagessen 

An der Kirche gibt es auch ein kleines Fenster von dem der Begriff "lynchen" stammt. Der Überlieferung zufolge hat der Bürgermeister James Lynch FitzStephen hier 1493 seinen eigenen Sohn gehangen (oder eher gelyncht, wie es nach diesem Vorfall hieß), da dieser einen Spanier umgebracht hatte. Diese Legende ist die bekannteste Galways und floriert noch immer in den Gassen der alten Stadt.

Lynch Schloss in der Mitte von Galway
Das Lynch-Fenster an der Kirche

Nach dem Markt sind Marco und ich dann zu dem Dom in Galway gegangen, in der irgendeine Veranstaltung stattgefunden hat, die wie eine Kommunion aussah, und haben dort eine Kerze entzündet. Die Kirche ist wirklich sehr schön, mit bunten Fenstern, hohen Wänden und dunklem Stein. An dem Dom läuft ein kleiner Fluss entlang und auf den Wiesen daneben sitzen immer kleine Grüppchen von Menschen, die jeglichem Wetter trotzen und sich dort treffen.

Ich sehe einen Dom
Sieht aus wie bei Robin Hood, oder nicht?

Nach dem religiösen Teil unseres Trips sind Marco und ich dann zu dem Spanish Arch gegangen. Der liegt ebenfalls wie dieses Kunststück an der Galway Bay und markiert den historischen Teil der Stadt. Dort kann man ebenfalls wunderbar sitzen, die Möwen beobachten und dort liegt auch das Stadtmuseum, in das wir selbstverständlich ebenfalls gegangen sind. Es war zwar nicht überdimensional spannend (no offence), aber doch sehr informativ und da es kostenlos war, habe ich mich nicht beschwert. Kultur und Historie ist doch immer eine gute Idee, ich Kulturbanause.

Spiegelfoto
Immer noch windig, auch vor dem Museum

Am Abend stand dann nur noch das Essen auf dem Programmplan (Italienisch, immer eine gute Idee, wenn ihr mich fragt), was am Wochenende auf der Quay Street wirklich sehr schwierig ist. Alles ist überfüllt und jeder möchte etwas essen und am Besten dazu noch ein paar Guinness trinken. Wir haben allerdings doch noch einen Tisch ergattert und den Abend mit einem Heineken und einem Cidre ausklingen lassen.

Am Sonntag haben wir dann ausgecheckt und sind noch ein wenig bummeln gegangen. Ein weiterer Vorteil Irlands: die meisten Läden haben auch am Sonntag auf. Wir haben den dortigen TK Maxx unsicher gemacht und haben noch ein paar Sachen eingekauft. Dabei wurde völlig ignoriert, dass es in Sligo auch einen TK Maxx gibt und wir uns das lange Herumschleppen hätten sparen können, aber egal, immerhin waren wir im Urlaub.

Recht hat er ja
Happa Happa

Zum Abschluss unseres Trips haben wir uns noch in den Eyre Square gesetzt, einen Park im Herzen Galways, und haben die Leute dort beobachtet. Wir haben einen verbrauchten Naturgeist, eine rülpsende Frau die nach der Uhrzeit gefragt hat, Skater und alternative Jugendliche gesehen, die die dortige Statuen ein wenig sexuell belästigt haben (will man sich weder vorstellen, noch sehen, glaubt mir). Hört sich ziemlich interessant an, findet ihr nicht, und das war es auch. Noch ein kleiner Tipp: Sich in jeder Stadt in die man reist, einfach an irgendeinen belebten Platz setzen und die Menschenmenge beobachten. Lohnt sich in jedem Fall, glaubt mir.

Game of Thrones?
Tschüss Galway

Abends sind wir mit dem Bus zurück gefahren. Die Rückfahrt war ziemlich entspannt. Meine Musik hat mich dabei begleitet, während wir Sligo wieder näher gekommen sind. Als wir in unserer derzeitigen Heimat angekommen sind, war es bereits dunkel. Schnell sind wir zur Schule zurück gelaufen und haben ausgepackt. Ich war am Ende dieses Trips wirklich sehr kaputt und meine Füße tun weh vom ganzen laufen, aber es hat sich gelohnt und ich bin sicher, dass Marco und ich hier noch einmal hinfahren werden. In der Nähe von Galway gibt es viele schöne Ziele, wie beispielsweise den Connemara Nationalpark, die Cliffs of Moher und die Aran Inseln, die einen Besuch wert sind. Diese Ziele werden wir dann beim nächsten Mal ansteuern.


Antworten (1)

Claus
Hi Ira, ich folge interessiert deinem Blog. Sehr kurzweilig geschrieben. Genieße die Zeit in Irland und bleib gesund!!

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