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Sarajevo - wo Ost und West verschmelzen (5. Stop)

Veröffentlicht: 17.06.2021

Recht früh müssen wir (mal wieder) unser Hostel verlassen, um den Bus um 8 Uhr am Busbahnhof zu erwischen. Auf der Fahrt passieren wir drei Mal eine Grenze (Kroatien und Bosnien & Herzegowina), bis wir endlich wirklich durch Bosnien & Herzegowina reisen. Eine lange aber wieder sehr eindrucksvolle Busfahrt steht uns bevor. Wir fahren am türkisen Fluss Neretva entlang, der sich durch tiefe Täler schlängelt. Links und rechts baut sich eindrucksvolles Gebirge auf, das uns Lust auf Wandern macht.

Zahlreiche kleine Dörfer und Ruinenstädte, wie beispielsweise Mostar, wurden als slawische Siedlungen gegründet. Sie waren dann Teil des osmanischen Reichs, später unter Österreich-Ungarn, nach dem 2. Weltkrieg sozialistisch unter Titos Jugoslawien. Heute ist das Land demokratisch und verbindet aufgrund seiner Geschichte östliche und westliche Werte, wie wir es zuvor noch nie in einem Land gesehen haben.

Besonders fällt uns das in Sarajevo auf. Es gibt Kirchen, aber uns fallen vor allem die vielen Moscheen auf. Man läuft durch die herausgeputzte Einkaufsstraße Ferhadija, mit ihren österreichisch anmutenden Kaffeehäusern und westlichen Modeketten. In der Nähe der Gazi-Husrev-Beg-Moschee ändert sich das Flair und man findet sich wieder zwischen Shisha-Bars, orientalischen Cafés und Bazars. Es treffen sich fast an jeder Ecke Kulturen und Religionen, Epochen und Baustile, Krieg und Frieden. Sarajevo ist natürlich bekannt für seine Geschichte. In der Nähe des Rathauses fand das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek statt. Überall in der Stadt verteilt findet man die sogenannten Rosen von Sarajevo. Dort, wo Einschläge von Granaten auf dem Asphalt Spuren hinterlassen haben, markierten die Bewohner sie mit rotem Harz, um daran zu erinnern, dass an dieser Stelle ein Mensch zu Tode kam. Auch das Attentat von Srebrenica hat seine Spuren in der Stadt hinterlassen.

Schon an unserem ersten Spaziergang durch die Stadt kommen wir an mehreren kleineren und größeren Friedhöfen vorbei. Uns fällt gleich die Hohe Anzahl der Grabsteine auf. Der Weg führt uns zuerst auf den Hügel zur gelben Bastion. Von dort aus haben wir einen tollen Ausblick auf die Stadt, die viel größer wirkt als sie eigentlich ist (ca. 300.000 Einwohner) und wir genießen den Beginn des Sonnenuntergangs. Danach gehen wir weiter am Berg entlang Richtung weiße Bastion. Weil die leider schon geschlossen war, konnten wir sie nicht richtig besichtigen und sind deswegen wieder nach unten gegangen. Auf dem Hin- und Rückweg gehen wir durch enge, steile Straßen, an denen links und rechts kleine Häuser stehen. Hier zeigt sich, wie die Leute in Sarajevo wirklich wohnen (sagt uns der Mann in der Touristeninformation). Zurück in der Innenstadt kommen wir an den drei wichtigsten Gotteshäusern der Stadt vorbei: Gazi-Husrev-Beg-Moschee, Herz-Jesu-Kathedrale, Ashkenazi-Synagoge. Wir kommen auch an der großen Brauerei Sarajevo vorbei, und zufällig entdecken wir daneben die St. Anthony catholic Church. Der Abend in der Stadt stimmt uns sehr vorfreudig auf den nächsten Tag - wir wissen auch schon, welches Bier wir dann trinken. Teuer wird es sowieso nicht sein, da Essen und Getränke hier auffallend billig sind.

Für den nächsten Tag hatten wir uns eigentlich eine Wanderung auf den Bukovik Gipfel vorgenommen. Allerdings gestaltete sich die Reise zum Wanderparkplatz als herausfordernder als gedacht, weswegen wir kurzfristig umdisponierten. Vom Marktplatz Bascarsija starten wir Richtung Trebevic, der auf 1627m liegt. Wir gehen erst wieder durch sehr steile kleine Straßen zwischen den Häusern nach oben, bevor wir auf den Wanderweg stoßen. Dieser führt uns zuerst über schöne Blumenwiesen und kleinere Wälder an Ruinen vorbei, bevor wir auf die ehmalige Bobbahn der Olympischen Spiele 1984 stoßen. Diese ist allerdings schon verfallen und zugewachsen, verschiedene Graffitis zieren die Wände und man kann sie komplett begehen. Immer wieder kommen wir an Ruinen und Straßen vorbei, die für die Olympischen Spiele gebaut wurden und seitdem nicht mehr benutzt werden. Nach einiger Zeit verlassen wir die Bahn, um den Weg zum Gipfel zu nehmen. Wir entscheiden uns für den Aufstieg mit Abkürzungen, die zwar sehr steil sind, aber über schöne Wurzelpfade führen. Endlich oben angekommen, genießen wir die Aussicht, die sich von dem uns gewohnten hauptsächlich nur durch die Weitläufigkeit unterscheidet. Ansonsten fühlen wir uns fast wie zuhause - achso das Gipfelkreuz fehlt auch noch, es gibt lediglich einen Gipfelstein. Weil wir durch die Hitze schon sehr müde sind (es hat über 30 Grad) entscheiden wir uns beim Abstieg ab der Hälfte die Seilbahn in die Stadt zu nehmen.

Wir kommen erledigt aber zufrieden wieder im Hostel an, und genießen noch einen letzten gemütlichen Abend in Sarajevo. Am nächsten Tag führt uns die Busfahrt nach Montenegro wieder durch das schöne Bosnien & Herzegowina. Besonders genießen wir die Aussicht vom Restaurant Kovacevic auf den türkisen Fluss Neretva und die dahinter liegenden Berge.

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