Veröffentlicht: 20.02.2018
Nach dem ungeplanten, längeren Aufenthalt in Timaru startete gestern unsere Weiterreise in den Süden der Südinsel.
Die Autos in Neuseeland müssen neben dem gültigem WOF (Warrent of Fitness), dem neuseeländischen TÜV, regelmäßig neu registriert werden. Unsere Registration neigte sich dem Ende zu, sodass wir uns beim VTNZ (Vehicle Testing New Zealand) melden mussten. Passenderweise befand sich in Timaru einer ihrer Zweigstellen. Dort angekommen, füllten wir das passende Formular aus und verlängerten die Registration unseres Mazdas um weitere neun Monate. Damit war alles erledigt und wir starteten unsere Tour.
Das nächste Ziel war das 85 Kilometer entfernte Oamaru. Auf der Fahrt dorthin legten wir wie so oft einen Zwischenstopp ein. Doch Tobi suchte diesmal einen ganz besonderen heraus. Ich persönlich wusste lediglich, dass wir einen Zwischenhalt einlegen werden. Wohin genau es gehen wird und was wir vor Ort machen, wusste ich bis zur Ankunft nicht. - Wir fuhren nach Waimare, einem kleinen Ort, der sich zwischen Timaru und Oamaru befindet. Vor der letzten Kurve musste ich mir die Augen zuhalten, da ein Schild das Ziel verriet. Um die Kurve gefahren, durfte ich die Hände wieder wegnehmen und gespannt sein, was wir demnächst erreichen. Keine Küste in Sicht, nur flaches Land mit hin und wieder ein paar Häusern. Wir bogen auf den Parkplatz ein und ich las das Schild: „Wallaby-Farm“. Tatsächlich legten wir unseren heutigen Zwischenstopp auf einer Wallaby-Farm ein. Wir parkten das Auto und gingen zum Eingang. Vor Ort begrüßte uns eine große Familie und eine hektische Besitzerin namens Gwen. Jeder Besucher wird gebeten, eines der bereitgestellten Crocs anzuziehen, um das eigene Schuhwerk vor Verschmutzung zu schützen. Nachdem jeder ein passendes Schuhpaar gefunden hatte, ging es auf direkten Wege zu der Farm. Doch bevor wir die Wallabys besuchten, wurden wir auf sehr sympathischer Weise eingewiesen, wie wir mit den Wallabys umzugehen haben und wie man sie am besten füttert. Dafür mussten die Kinder der Familie und ein Vater als Wallaby herhalten. Gwen demonstrierte uns und allen anderen, wie es funktioniert: „Hello Wallaby, do you want some food?“ - die Hände zur einer Schale formen und das Wallaby fressen lassen. Zudem ließ sie uns wissen, dass man die Tiere am Rücken graulen darf. Allerdings muss man auch dies vorher ankündigen: „Wallaby, I’m gonna scratch you.“. Nachdem es jeder verstanden hatte, stand dem Abenteuer nichts mehr im Wege.
Die Farm ist riesig und in unterschiedliche „Gehege“ aufgeteilt. Um zum nächsten zu gelangen, müssen Zäune verschoben werden. Dabei ist ganz wichtig, dass keines der Wallabys das Gehege wechselt oder verlässt. Das war manchmal gar nicht so einfach, da sie sehr neugierig sind. Doch keine Sorge - jedes Wallaby blieb in seiner Zone. :)
Wir wurden alle mit Futtertüten versorgt und der Spaß konnte beginnen. Die Wallabys wussten ganz genau, wie der Hase läuft. Kam man in eines ihrer Gehege, dauerte es nicht lange, bis sie zu einem gehüpft kamen. Dabei scheuten sie nicht davor zurück, an einem hochzuspringen. Wir legten uns ein paar Futterpads in die Hand und gingen in die Hocke - genau so, wie Gwen und die Kinder es uns gezeigt haben. Schnell waren einige Wallabys um uns herum und fraßen uns aus der Hand. Das ging zügig. Also legten wir uns erneut ein paar Pads in die Hand und ruckzuck waren auch diese weg.
Wir erkundeten die ganze Farm und kamen an unterschiedlichen Gehegen vorbei - die einen waren aufdringlicher, die anderen weniger. Gerade das Gehege mit der Aufschrift „Bachelor Boys“ hielt uns besonders auf trapp. Die jungen Männchen hatten großen Futterneid. Doch im Großen und Ganzen hat es riesig Spaß gemacht und es ist schön zu wissen, dass die Wallabys hier einen anerkannten Fleck gefunden haben. Denn das ist in Neuseeland nicht überall so. Wallabys werden als Plage angesehen - sie gehören hier nicht hin. Immer wieder sieht man Hinweisschilder, die einen darum bitten, sich bei einer Hotline zu melden, falls ein Wallaby in freier Natur gesichtet wurde. Der zuständige Ranger kümmert sich dann darum … - dabei sind die kleinen Hüpfer so süß!
Nachdem unsere Futtertüte leer war, ging es zurück zum Eingang. Gwen hatte zum Abschluss unseres Besuches noch eine kleine Überraschung. Sie bat uns auf zwei Stühlen Platz zunehmen und einen Augenblick zu warten. Als sie wieder zurückkam, hatte sie einen kleinen schwarzen Beutel in der Hand und legte ihn mir direkt in den Schoß. Sofort war klar: Das ist ein Wallaby-Baby! Das kleine süße Wesen, gut und warm eingepackt im Beutel, versteckte seinen Kopf immer wieder im Stoffsack. Doch hin und wieder schaute es hervor und sah nach, was los war. Wir müssen euch sicherlich nicht erklären, was für ein Highlight das für uns war. :) Plötzlich ging es ganz schnell und Gwen nahm uns das kleine Wallaby-Baby wieder ab. Zur ihrer Erklärung, weshalb es so schnell gehen musste - das Baby musste auf Toilette und beim letzten Mal ist es anscheinend zu spät gewesen.
Abschließend finden wir, dass die Wallabys hier gut aufgehoben sind. Denn so ungern sie in Neuseeland gesehen sind, sind es doch sehr putzige Tierchen.
Nun aber zackig nach Oamaru. Der Campingplatz liegt direkt an der Hafenpromenade. Nicht weit entfernt kommen auch hier abends Zwergpinguine an Land. Man muss dazu sagen, dass Oamaru im Vergleich zu Timaru ein absoluter Touristen-Hotspot ist. Hier wird einem die Garantie gegeben, die kleinen Pinguine zu sehen. Grund dafür ist ein abgesperrter Bereich, welcher abends kostenpflichtig zu betreten ist. Rund um die Nistplätze der Zwergpinguine sind Tribünen gebaut worden. Jeden Abend setzen sich die zahlenden Touristen dorthin. Natürlich wird es zum Sonnenuntergang allmählich dunkel, weshalb große Scheinwerfer die Pinguine beim Hinausklettern aus dem Meer und dem Erreichen ihrer Nester begleiten. Wir sind davon nicht sonderlich begeistert. Dennoch muss man dazu sagen, dass die Population der Pinguine sich durch dieses Institut vergrößert und man die Touristenmassen so besser im Griff hat. Da uns diese „Show“ so gar nicht zusagt, entschieden wir uns dazu, die Tiere vom Ufer aus zu beobachten. Denn sie kommen nicht nur in dem abgesperrten Bereich an Land, sondern ihre Nester liegen am Hafenbecken entlang verteilt. - Unser Campingplatz trägt nicht umsonst den Namen „Penguins Nest“, denn manchmal laufen sie sogar an den dort parkenden Campervans vorbei.
Wir machten uns gegen 21:00 Uhr auf den Weg und schon bald konnten wir die ersten Zwergpinguine erkennen. Die Stadt hat für die Pinguine einen kleinen Tunnel gebaut, in dem sie durch watscheln können, um nicht die vielbefahrene Straße überqueren zu müssen. (Über diese Straße erreicht man das „Stadion“; sämtliche Touristenbusse benutzen diese.) Wir standen eine ganze Weile an einer Mauer. Von hier aus konnten wir die Pinguine gut beobachten. Sie benötigen immer einen kleinen Moment, bis sie aus dem Wasser kommen und ihr Gefieder gerichtet haben. Leider konnte es manch anderer Besucher einfach nicht unterlassen, die Tiere mit Blitz zu fotografieren. Immer wieder kam ein freiwilliger Helfer und machte die Leute freundlich darauf aufmerksam, dies zu unterlassen. Als es immer später wurde und die „Show“ im abgesperrten Bereich fertig war, kam es leider zu richtig hässlichen Szenen. Drei Pinguine waren gerade dabei, die Straße zu überqueren. Manch ein Tourist schreckte nicht davor zurück, offensiv auf die scheuen Tiere zu zugehen, um ein schönes Foto von ihnen zu schießen. Als die Pinguine sich dann ängstlich in einer Hecke versteckten, fuhren immer mehr große Reisebusse ab. In den kurzen Pausen, bis der nächste Bus kam, versuchten die verängstigten Tiere sich auf die andere Straßenseite zu retten. Doch immer wieder kamen ihnen Schaulustige in die Quere. Trotz mehrmaligen, lauten und mittlerweile deutlich aggressiveren „Stopp!“-Rufen des freiwilligen Helfers haben es ein paar wenige, vorwiegend asiatische, Touristen einfach nicht verstehen wollen. Wir konnten nur noch fassungslos zusehen. Welch eine Tortur diese armen Tiere jeden Abend aufs Neue durchmachen müssen, nur um zu ihren Nestern und Küken zu gelangen. Wir waren nach diesen Szenen sehr schockiert und hätten uns am liebsten selber eine Warnweste übergezogen, um für Ordnung zu sorgen. Als dann endlich alle Autos vom Parkplatz waren, kaum noch ein anderer Besucher vor Ort war, beruhigte sich so langsam die Situation. Die Pinguine konnten nun freier umherlaufen. Aus ausreichender Entfernung sahen wir dem Gewusel noch eine Zeitlang zu. Gegen 23:00 Uhr schlenderten wir zurück zu unserem Campingplatz.