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Eine gemischte Tüte Mauritius bitte!

Veröffentlicht: 16.04.2023

13.-16.04.

Nach dem Hauptstadt-Kulturschock muss dringend wieder etwas Schönes her, um uns und vor allem Ida wieder mit der Insel zu versöhnen. Unsere Vermieter empfehlen uns Balaclava zum Schnorcheln. Nach nur zwei Metern startet die Unterwasserwunderwelt. Wir Faulis müssen also keine Kalorie verschwenden, bevor wir die Fische und die Fische uns anglotzen können. Das gefällt uns. Insgesamt ein prächtiger Tip: unter Bäumen ausreichend Liegefläche für uns Nordlichter, Wiese bis fast ans Wasser und Parkplätze im Schatten. Und wiedermal sind wir fast alleine und freuen uns wie die Honigkuchenpferde über das klare Wasser.

Nur die Boom-Boom Box in Ghettoblastergröße unterm Baum nebenan, welche penetrante Popowackel-Musik in die Idylle plärrt, geht uns gepflegt auf die Na-Ihr-wisst-schon.

Am Abend sind wir bei unseren Vermietern zum kleinen Umtrunk eingeladen. Wir greifen tief in die Tasche, bringen einen Südafrikanischen Rosé mit und schwatzen für ein paar Stunden über Gott und die Welt.

Ein guter Tag; die Stimmung ist wieder auf Kurs.

Für den Tag drauf haben wir bereits noch in Frankfurt einen Kayakausflug in die Mangrovenwälder der Ostküste rund um die Ile D’Ambre gebucht. Dafür müssen wir zwar bereits um halb 7 aufstehen, aber sowohl Weckerklingeln als auch lange Anfahrt werden sich lohnen!

Da sich unser Handynavi scheinbar einen Spaß erlauben will, führt es uns auf dem Weg zum Treffpunkt komplett quer durch die mauritische Pampa! Wo Asphalt Mangelware ist und die „Straße“ in der Mitte Baumbewuchs hat. An einer, nennen wir es Kreuzung wollen wir bereits wenden, als aus dem Unterholz ein komplett zahnloser Rollerfahrer samt seiner 10 Tüten Gepäck auftaucht und uns signalisiert, dass wir in die Richtung, aus der er gekommen ist, gar nicht erst losrollen brauchen. Zu unserem Erstaunen fragt er nach unserem Ziel, zu dem er uns so dann aus dieser Misere geleitet. Es geht zwar für kurze Zeit weiterhin durch tiefste Krater und über Wiese, aber dank seiner Hilfe kommen wir tatsächlich rechtzeitig am Treffpunkt an! Die Menschen hier sind wirklich klasse!

Nach einer kurzen Einweisung geht es auch schon samt Rettungsweste in die Kayaks. Ida und ich teilen uns ein Doppelkayak, während Lena als einzige Teilnehmerin der gesamten Gruppe allein fahren darf! Ich glaube, darum ist sie äußerst dankbar…

Die Gruppe komplettiert eine vierköpfige französische Familie und eine ebenfalls vierköpfige Familie aus Bad Vilbel. Die Welt ist manchmal ein Dorf. Auch wenn wir im Urlaub eher immer für uns bleiben wollen und dieses „andere Menschen suchen“ wirklich unnötig und nervig finden, verstehen wir uns mit Eddy und Lene sowie den Kindern Leni und Fridi sehr gut. Allein die Verballhornung der Namen ist uns direkt sympathisch!

Mit unserem Guide Patrick geht es also raus in die Mangroven. Dass Diese für eine Küstenlinie elementar wichtig sind, da sie vor Überschwemmungen und möglichen Tsunamis schützen als auch für Fische als Rückzug dienen, erklärt er uns bereits nach wenigen Zügen durch das halbwegs ruhige Wasser. Leider waren von ehemals 10000 Hektar Mangrovenwald zwischendurch nur noch 40 Hektar übrig! Im Gegensatz zu vielen anderen Verdrängungen und Naturzerstörungen hier aber eine Erfolgsgeschichte, denn die Fläche der Mangroven ist heute wieder auf dem Niveau von vor langer Zeit!

Irgendwie ist Mauritius seit den ersten Siedlern vor 400 Jahren jedoch insgesamt ganz schön auseinandergenommen worden. Der Dodo ist futsch, die Mangroven waren kaum noch vorhanden und die meisten Bestandteile von Flora und Fauna sind invasiven Ursprungs!

Dennoch wollen wir den Ausflug natürlich genießen und nach einer kurzen Schnorchelpause nahe einer kleinen Fischschule geht es küstennah weiter um die Ile D’Ambre.

Hier hat vor knapp 280 Jahren eine französische Familie gesiedelt, um am Nordost-Rand der Insel einen Leuchtturm zu betreiben. Infolge der „Saint-Gerain“-Havarie 1744, bei welcher 191 Menschen ihr Leben ließen, wurde dies notwendig. Noch heute kann man die Wege und die Reste der Siedlung erkunden!

Auf dem Rückweg stoppen wir nochmal auf einem winzigen Eiland vor der Insel, da Ida erneut ins Wasser möchte und Patrick ihr das gern ermöglichen will!

Zurück an Land verabschieden wir uns von den Frankfurter Nachbarn und unserem Guide und machen uns auf den Weg heimwärts.

Da der Tag bereits um 6:30 Uhr begann, ist der Nachmittag nur noch zum Blitzschwimmen am Hausstrand und zu einer obligatorischen UNO-Stunde zu gebrauchen. Müde und erschlagen vom heut sehr drückenden Wetter geht es daher auch zeitig ins Bett!

Der Ssmstag steht halbwegs komplett im Zeichen des runden Leders. Unsere Bucketlist jedes Urlaubs sieht nämlich vor, im jeweiligen Urlaubsland ein Spiel einer beliebten oder der National-Sportart zu besuchen!

Im Falle von Mauritius scheint dies unumstößlich König Fußball zu sein. Obwohl wir auch Cricket aufgrund der Nähe zu Indien vermutet hätten, drängt sich der letzte Spieltag der „Mauritian National Super League“ nahezu auf!

Beim gemeinsamen Abend mit Louis, seiner Frau (Name entfallen) und Tochter Carole erfahren wir schonmal, dass unser ausgewähltes Spiel zwischen Savanne SC und Le Cure Silvester SC anders als erwartet nicht in Savanne stattfindet, sondern im 16.000 Zuschauer fassenden Anjalay Nationalstadion ausgetragen wird. Wir freuen uns und erwarten auch aufgrund der prekären Ausgangslage für beide Teams ein volles Haus und dementsprechende Stimmung auf den Rängen, steigt der Verlierer des Spiels doch in die Niederungen der zweiten (dann nicht mehr „Super“) League ab. Fühlt sich für mein Schalker Herz direkt vertraut an…

Auch Louis macht uns Hoffnung, beschreibt er die Fußballfans doch als laut und enthusiastisch! Rückblickend vermuten wir hier ein eklatantes Sprachmissverständnis seinerseits…oder er hat sich in seinen letzten 20 Jahren auf der Insel noch kein einziges Spiel angeschaut!

Fakt ist: das Spiel beginnt um 15:30 Uhr; mein Plan als erfahrener Fußballgänger, bereits um 14 Uhr aufgrund der bestimmt vollen Hütte am Stadion anzukommen, wird stöhnend von meinen Urlaubsbegleiterinnen torpediert, so dass wir uns auf 15 Uhr Ankunft „einigen“!

Bei Ankunft am Stadion ist unser erster Gedanke, dass das Spiel nicht hier, sondern eben doch in Savanne stattfindet. Von Anreisestau oder Parkplatzüberfüllung ist nämlich weit und breit keine Spur!

So können wir durchs große Eingangstor direkt vor die Haupttribüne fahren und finden einen Parkplatz im Schatten neben den übrigen 10 Autos…

Skeptisch und verwirrt nehmen wir den Aufgang zur Tribüne ohne auch nur einem Ordner oder Kartenentwerter oder was auch immer zu begegnen. Immerhin sind wir beim Blick ins weite Rund beruhigt, zwei sich aufwärmende Mannschaften zu erblicken. Wir sind also doch richtig!

Während sich im Unterrang neben uns sage und schreibe fünf Fußballinteressierte niedergelassen haben, ist der Oberrang der Haupttribüne komplett voll…geschissen und so sehr in Taubenhand, dass man denken könnte, hier wird Hitchcocks „Die Vögel“ neu verfilmt!

Es befinden sich also zu unser aller Belustigung 15 Minuten vor Spielbeginn ganze acht Fans im Stadion. Aus Interesse und gewisser Fassungslosigkeit befragen wir zwei junge Fans, ob dies hier die mauritische Variante von „Verstehen Sie Spaß“ oder tatsächlich mauritischer Fußballalltag ist.

Die junge Frau erzählt zuerst, dass die Stadien den Spielen zugelost werden, da nicht jeder Verein in der 10 Vereine umfassenden SUPER LEAGUE über eine halbwegs taugliche Spielstätte verfügt. Normalerweise wäre mehr los, aber bei dem anstehenden Spiel sei auch ehrlich gesagt nicht allzu viel zu erwarten!

Alles klar…

Kurz vor Spielbeginn füllt sich die Tribüne doch noch ein wenig, so dass es wohl um die 100 Zuschauer sein werden, die sich hierhin verirrt haben.

Beim genaueren Anblick des Stadions („das eher aussieht wie Villa Bruchbude“ Zitat Ida) sind wir ehrlich gesagt auch froh, dass es nur die besagten 100 Verrückten sind, die sich hier einfinden. Betrachtet man Haupt- und umliegende restliche Tribünen, möchte man sich gar nicht vorstellen, wie diese Schüssel 16000 Zuschauer fassen will. Auf dem Weg zur Toilette reißt Ida unter großem Echo eine der Sitzschalen raus, nur weil sie sich darauf abstützt!

HURRA, HURRA, die Schalker die sind da!

Das Spiel selbst findet sich qualitativ auf Kreisliganiveau wider, was die beiden Tore in Halbzeit Eins eindrucksvoll beweisen. Nach einem laaaaangen Abschlag des Le Cure-Verteidigers laufen sowohl die gesamte Abwehrkette als auch der Savanne-Schnapper unter dem Ball her…1:0 unter dem lauten Jubel der Le Cure-Anhänger, zwischen denen wir scheinbar sitzen!

Keine zwei Minuten später unterläuft dem eben noch zum 1:0 abschlagenden Verteidiger eine Bogenlampe zurück in den eigenen Fünfmeterraum, in dem noch der ailtoneske Stoßstürmer lauert/nach Luft pumpt, welcher im zweiten Anlauf zum 1:1 einnetzt!

Um das alles abzukürzen. Wir sind entsetzt und amüsiert, entscheiden uns aber dazu, auch um der wahrscheinlichen Abreisewelle zuvorzukommen, nach der ersten Hälfte den nächstbesten Strand anzusteuern! Das Spiel selbst endet 2:1 für Savanne SC, die damit die Klasse sichern und nächstes Jahr mit Sicherheit den Angriff auf das obere Tabellendrittel anpeilen werden. Wir werden es aber wohl nie erfahren.

Der Strandbesuch wird zum Totalflop, da der angesteuerte Mont Choisy-Beach an Wochenenden heillos überfüllt ist und es schlicht keine Parkplätze mehr gibt! Also Rückzug nach Hause, Schnellschwimmumg daheim und ab auf die Terasse!

Der Sonntag ruft wieder nach mehr eigener Aktivität, haben wir für heute doch eine Wanderung im Chamarel National Park geplant. Nach langer Suche nach einer machbaren aber damit auch nicht gleich zu einfachen und damit für Ida lahmen Wanderung (es sollte steil hoch, kraxelnd und über Stock und Stein gehen) entscheiden wir uns für den Anstieg zum Litle Black River Peak! Der Startpunkt liegt am Black River Visitor Center, welches eher der Szenerie aus Jurassic Park - Vergessene Welt gleicht! Überwucherte Hütten und zugewachsene Wege zieren das theoretisch geöffnete Center, doch sowohl Infopoint als auch Toiletten sind geschlossen!

Macht nichts, gehen wir einfach mal drauf los. Als einzige Orientierung auf unserem Weg sollen wir kleinen gelben Fähnchen quer durch die prähistorische Wildnis um uns herum den Berg hoch folgen! Zuerst überqueren wir dreimal den selben Fluss, leider zweimal davon eher durch statt übers Wasser, so dass die Schuhe bereits zu Beginn nass sind!

Macht aber so viel nicht, da der Weg zum Teil so beschwerlich und die Luftfeuchtigkeit so hoch ist, dass einem die Suppe ohnehin nach kürzester Zeit in den Socken steht!

Dafür befinden wir uns aber in einem der schönsten Gebiete des Landes mit einer wunderbar vielfältigen Fauna, riesigen Bäumen und unendlich lang erscheinenden Luftwurzeln auf unserem Weg! Dazu geht es öhnlich der Wanderung zum Le Pouce einen Bachlauf entlang den Berg hoch!

Zwischendurch zwingen uns sogar steile Felswände dazu, uns an Bäumen befestigten Ketten den Berg hochzuziehen. Ida bewertet die Wanderung zwischenzeitlich mit einer 12 von 10, was uns beruhigt und glücklich macht!

Oben angekommen (zumindest beenden wir den Aufstieg an einem Aussichtspunkt auf durchaus angemessener Höhe) genießen wir die Aussicht bis zum Meer und auf der anderen Seite tief ins Black River-Tal. Nach einem nicht weniger anstrengenden und teils kritischen Abstieg über matschigen und rutschigen Untergrund nehmen wir noch ein wohlverdientes Bad zur Abkühlung im Black River und müssen uns zwischendurch immer wieder klarmachen, dass wir im mauritischen Urwald in einem Gebirgsfluss im Nationalpark ein Bad nehmen! Der Wahnsinn…

Auf dem Weg heim wollen wir nochmal einen Abstecher zum Strand von Flic en Flac machen, da dieser ohnehin auf dem Weg liegt!

Trotz mächtigem Gewitter überm Meer und Regen von oben genießen wir den vollen Strand und das kühle Nass!

Denn auch heute haben wir Wochenende und auch Flic en Flac wird wochenends zurecht von Einheimischen belagert!

Zufrieden und erschöpft lassen wir den Tag bei einem Thirsty Fox-Bier ausklingen und lauschen dem fernen Gewitter, während wir uns, wie sollte es anders sein, die UNO-Karten um die Ohren pfeffern!

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