heidisasientrip
heidisasientrip
vakantio.de/heidisasientrip

Be inspired by this spiritual and ceremonial flair!

Veröffentlicht: 09.10.2016

Dieser Satz auf einem Werbeplakat für die Stadt Varanasi ist mir gestern in der U-Bahn in Kalkutta ins Auge gestochen. Nicht nur, weil ich diesen besonderen Ort gerade besucht habe, passt dieser Satz perfekt zu meinem heutigen Eintrag, sondern auch, weil es wahrlich genug "spiritual and ceremonial moments" gab in meinen vergangenen Tagen hier in Indien:
Nummer 1:Eine spanische Hochzeit in Kalkutta!
Nummer 2: Happy Puja!
Nummer 3: Tod, Verbrennung und Wiedergeburt in Varanasi!

Dass die Spanier feiern können, ist kein Geheimnis. Dass Spanier aber auch auf einer Dachterrasse mitten in Kalkutta, eine Party schmeißen können, sieht man nicht jeden Tag...und das ganz ohne Sangria und weit weg vom heimischen Strandleben!! Doch der Anlass war ein ganz besonderer: Ein Pärchen aus Bilbao - die beiden kommen seit Jahren immer wieder als Volunteers nach Indien - hat sich in einer Kirche hier in Kalkutta getraut . Für uns war das natürlich der perfekte Anlass, unsere Saris zu präsentieren - das richtige Umlegen dieser traditionellen indischen Kleidung ist übrigens ein ziemlich langwieriges Procedere und ich muss zugeben, ein Sari ist eigentlich genauso ungemütlich wie er aussieht :-) Da 90% der Freiwilligen aus Spanien, Chile oder anderen spanisch sprechenden Ländern kommen, war die Stimmung eine ganz besondere. Bei spanischen Gitarrenklängen haben wir das Brautpaar empfangen und den Abend bei Kingfisher-Bier und Pizza ausklingen lassen.

Durga Puja, eines der größten Feste für die Hindus! Und laut Reiseführer und den Locals hier, ist Kalkutta der beste Ort in ganz Indien, dieses Spektakel hautnah mitzuerleben. Die ganze Stadt erstrahlt in bunten Lichtern, in fast allen Gassen sind riesige, mit Gold und Prunk verkleidete Skulpturen der zehnarmigen und im Hinduismus wohl berühmtesten Göttin Durga aufgestellt - mit anderen Worten die ganze Stadt ist während dieses mehrere Tage andauernden Spektakels im Puja- Fieber. Ich hatte das Glück, mit einer befreundeten indischen Familie in dieses besondere Fest eintauchen zu können. Die Begeisterung der Inder und ihre Ehrfurcht vor diesem Fest haben mich begeistert, Millionen von Menschen laufen jubelnd, feiernd, trommelnd oder einfach nur staunend durch die Stadt, prunkvolle Prozessionen finden statt und die besondere Stimmung und Aufregung ist von den größten Shopping Centern bis hin zum kleinsten Teestand an allen Ecken der Stadt zu spüren. Es gibt so viele Geschichten, Mythen und Rituale rund um Durga Puja - am meisten gefallen hat mir die Tradition, dass jeder, der vor eine Durga Skulptur tritt, aus Ehrfurcht und zu Ehren der Göttin ein ganz neues Kleidungsstück tragen muss. Zum Glück hab ich letzte Woche von Bodhis Mama eine traditionelle Kurta bekommen, die ich also gleich vor Durga präsentieren konnte:-). Ein besonderes Highlight für mich war der Besuch einer "Home-Durga": Mit meiner indischen Bekannten habe ich eine befreundete Familie besucht, die im Innenhof ihres Hauses erstmals eine eigene Durga-Statue aufgebaut hat. Diese Besonderheit gibt es nur ganz selten und nur die wenigsten können sich diesen Traum verwirklichen. Die Bekannte hat uns erzählt, dass dies ihr langersehnter Kindheitstraum ist- eine eigene Durga für das Fest zu erbauen. Während der Festtage ist die in einem kleinen Zelt hell erleuchtete riesige Statue für alle Menschen zugänglich, egal ob arm oder reich, ob Hindu, Moslem oder Katholik, ob Inder oder Ausländer.  Uns Besuchern wurde herrlicher Chai und traditionelle Süßigkeiten serviert, die Nachbarskinder haben getrommelt und der Hausherr hat mit einer Art Räucherstäbchen im Rhythmus zur Musik den Raum in eine mystische Rauchwolke gehüllt. Ich bin sehr dankbar, dass ich das Glück hatte,  Kalkutta und die Menschen hier während dieses beeindruckenden Festes wieder ganz neu für mich zu erleben.

Varanasi - die heilige Stadt am Ganges. Man sagt, dieser riesige Fluss und zugleich Lebensader Indiens gleicht einem dreckigen, dunkelgrauen und stinkenden Moloch und dass ein Geruch von verbrannter Haut und Asche in der Luft liegt. Ein Schwede hat mir eine lustige Anekdote dazu erzählt: Er hat mit einem Inder diskutiert, wie man nur in diesem Wasser baden oder dies sogar trinken kann. Der Inder hat nur gelacht und gemeint, es ist das heiligste, gesündeste und reinste Wasser der Welt, gleichzeitig hat er demonstrierend eine Flasche mit Ganges-Wasser gefüllt und genussvoll davon getrunken. Noch am selben Tag ist ihm ziemlich übel geworden und er musste er sich übergeben. Der Schwede hat schadenfroh reagiert, weil er dies ja schon prophezeit hat. Der Inder hat nur gemeint:" no, no, my friend- now you can see, it's the best water in the world - because it helps you to get out all the bad and unhealthy things of your body."
Varanasi ist ein Mythos, und schon beim ersten Betreten spürt man die besondere Stimmung,die hier herrscht. Denn die Stadt ist dafür berühmt, dass Leichen am Ufer verbrannt werden und die Asche dann in den Fluss gestreut wird. Und das alles kann man hautnah miterleben. Es ist mystisch, beängstigend, schaurig, schockierend, aber zugleich auch schön, wenn man bei Sonnenaufgang mit dem Boot über den Ganges schippert, die seltenen Ganges-Delfine ihre ersten Sprünge machen und gleichzeitig zusieht, wie die leblosen, in Leintuch gehüllten und mit Blumen geschmückten Leichname zuerst in den Fluss getaucht werden und dann direkt am Ufer verbrannt werden. Und das für mich besonders schockierende war, dass sich das alles neben plantschenden Kindern, sich reinigenden Männern oder Wäsche waschenden Frauen abspielt . Die ganze Stadt ist voller Pilger oder Familien, die die Asche ihrer Liebsten für immer dem heiligen Fluss übergeben. Kranke und alte Menschen kommen nach Varanasi, um hier zu sterben,  denn der Glaube besagt,  dass der, der hier stirbt, den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt für immer durchbricht. Ich bin während meines Aufenthalts in Varanasi oft lange an den sogenannten Ghats - den Stufen, die direkt zum Ufer des Ganges führen - gesessen und habe das bunte Treiben und die vielen religiösen Rituale am Fluss beobachtet. Ein Ort, der zum Nachdenken anregt und an keinem anderen Ort wird man den hinduistischen Glauben intensiver spüren als hier. Das Gangeswasser habe ich aber trotz aller Heiligkeit nicht probiert :-).


Antworten

Indien
Reiseberichte Indien
#varanasi#allein in indien #kalkutta