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Tag 3, 22. April 2021: Kyanjuki und Kilembe im Kasese district - zu Besuch in der Divine Mercy Primary School & im YVCO Bulembia Child Development Center

Veröffentlicht: 25.04.2021

Die Eindrücke prasseln nur so auf mich ein und ich komme gar nicht hinterher mit dem Schreiben. Heute ging es auf Orientierungstour zu zwei Projekten der Rwenzori Community Vision for Development (kurz RWECO-VIDE)

Beide Projekte liegen in der Kyanjuki Kilembe Region, etwa 30 Autominuten von Kasese entfernt. Baluku, dem hier eine Reiseagentur gehört, fährt uns netterweise, obwohl er sehr beschäftigt ist. So eine Strecke fährt man normalerweise mit dem Motorradtaxi, dem sogenannten "Boda Boda" (kommt vom englischen "border", also Grenze). Allerdings sind Helme eine Seltenheit und Abstand halten (Stichwort Covid) geht natürlich auch nicht. Mal sehen, vielleicht wage ich es doch, wenn ich mich ein wenig eingelebt habe...

Auf dem Weg sehe ich die katastrophale Zerstörung, die die Überschwemmung des Flusses Nyamwamba hier im letzten Jahr im Mai während der Regenzeit hinterlassen hat. Hunderttausende Menschen in der Region waren davon betroffen und haben ihr Hab und Gut verloren (https://www.humanistisch.net/38492/regenzeit-und-ueberschwemmungen-in-der-covid-19-krise/) und das mitten in der Covid-Pandemie. Auf den Bildern bekommt ihr einen kleinen Eindruck davon, was die Überschwemmung hier angerichtet hat. Durch die Überschwemmung wurden riesige Gesteinsmassen angespült, die nun in der Landschaft verstreut liegen.

Ndumbuko, der sich als Berater für RWECO-VIDE engagiert und Schuldirektor der Divine Mercy Primary School ist, hat auch sein Haus verloren und musste mit seiner gesamten Familie in ein viel kleineres Heim umziehen, das keine Elektrizität besitzt. Etwas anderes kann er sich erst mal nicht leisten. All das erzählt er mit einem Lächeln und auf meine Frage, ob das nicht sehr schwer ist für ihn und seine Familie, meint er mit ganz viel Zuversicht "what to do, life goes on..." Von dieser Lebenseinstellung können wir uns in Deutschland definitiv eine Scheibe abschneiden!

Um zu den Projekten zu gelangen, passieren wir eine Schranke. Sie ist noch ein Überbleibsel aus der Vergangenheit. In der Region wurde bis in die 1970er Jahre Kupfer abgebaut. Beim Passieren wurden die Arbeiter überprüft, ob sie auch nichts mitgenommen haben. Heute wird aus dem Abraum der Kupferminen noch Cobalt gewonnen, das vor allem für die Herstellung wiederaufladbarer Batterien benötigt wird.

Wir sind in der Zwischenzeit zu Fuß unterwegs. Die Landschaft ist wunderschön. Die Berggipfel der Rwenzori Mountains wolkenverhangen, auf den grünen Terrassen am Fuß wird Kaffee angebaut. Die Menschen hier leben hauptsächlich von Landwirtschaft. Es herrscht ein buntes Treiben: Hühner, Ziegen, Kühe, auf einem kleinen Marktplatz werden Produkte aus der Region, wie beispielsweise Palmöl sowie Obst- und Gemüse verkauft. Und Kinder, überall Kinder, allerdings eher die Jüngeren, weil die Älteren in der Schule sind.

Weiter geht es vorbei an der Station der Rwenzori Trekking Services. Hier hat ein Australier in den 90er Jahren die erste Trekkingroute in die Rwenzori Mountains eingerichtet. Aktuell gibt es hier zwei Trekkingrouten, die beide in Kasese starten. Das Netz soll ausgebaut werden, momentan fehlen dafür die finanziellen Mittel.

Bis vor Kurzem wusste ich nicht, dass die Berge hier bis über 5000m hoch reichen und damit das dritthöchste Gebirge Afrikas sind. Die Flora und Fauna ist einzigartig, die Gipfel schneebedeckt und es gibt sogar Gletscher. Die Rwenzori Mountains liegen auf der Grenze zwischen Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. Sie sind Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. Der höchste Gipfel ist der Margherita Peak mit 5109 Metern. Wie ihr Euch vorstellen könnt, sind Trekkingtouren in so einer Region sehr anspruchsvoll und nur etwas für Menschen mit ausgesprochen guter Kondition. Eine gesamte Tour zum Margherita Peak dauert 8 bis 9 Tage, erzählt mir Musuri, ein Guide, den wir auf dem Weg treffen. Prozentual sind tatsächlich deutsche Touristen hier am meisten vertreten, erklärt Musuri weiter. Alle hoffen, dass die Gäste bald wieder zurückkommen, denn Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle, wenn aktuell auch noch auf sehr niedrigem Niveau.

Dann besuchen wir die Divine Mercy Primary School und werden sehr herzlich empfangen.

Am Eingang werden uns von einem der Schüler die Hände desinfiziert und Fieber gemessen so wie sehr gewissenhaft die Uhrzeit unseres Besuchs aufgeschrieben, so dass eine Nachverfolgung möglich ist.

Die Kinder haben extra für mich ein Lied mit Tanz und ein Gedicht einstudiert. Auch hier sind die Auswirkungen der Pandemie spürbar, wenn auch nicht so wie in Europa. Die Zahlen sind recht niedrig, so man den statistischen Erhebungen dazu vertrauen kann, denn getestet wird in Uganda so gut wie nicht. Dafür gibt es einfach keine finanziellen Mittel.

Normalerweise beherbergt die Schule 360 Kinder, aufgrund von Covid aktuell aber nur 93. Sie haben die Aufteilung nach Schulklassen vorgenommen. Aktuell sind die Jüngeren und die Älteren zu Hause. Das Besondere ist, dass hier Waisenkinder und Kinder, die ihre Eltern noch haben, zur Schule gehen. Für die Waisenkinder ist der Schulbesuch kostenfrei, alle anderen zahlen eine Schulgebühr, die aber überschaubar ist für eine private Schule. Ndumbuko macht mich darauf aufmerksam, dass es nicht etwa einen kulturellen Grund dafür gibt, dass manche Kinder keine Schuhe tragen; sie können sich einfach keine Schuhe leisten und das betrifft durchaus nicht nur die Waisenkinder.

Nach der Überschwemmung im letzten Jahr waren einige Hilfsorganisationen kurz vor Ort. So hat World Vision in der Schule zwei Wassertanks und eine solarbetriebene Lampe hinterlassen.

Zum Abschied schenken mir die Kinder noch ein Bild, das sie extra für mich gebastelt haben. Was für ein schöner Aufenthalt!

Als nächstes besuchen wir das YVCO Bulembia Child Development Center. Hier werden Waisenkinder und Kinder mit besonderen Bedürfnissen zwischen 3 und 25 Jahren tagsüber betreut. Danach übernehmen ihre Pflegefamilien, die sich dafür ehrenamtlich engagieren. Im Gegenzug werden die Pflegefamilien von der Organisation für die Kinderbetreuung geschult und für die Bedürfnisse der Kinder sensibilisiert, Wissen, das auch ihren eigenen Kindern wieder zu Gute kommt. In der Regel handelt es sich bei den Pflegefamilien um Verwandte aus der erweiterten Großfamilie.

Aktuell kümmert sich YVCO um 160 Waisenkinder, die hier ohne Diskriminierung von Geschlecht, Religion, Herkunft, usw. aufgenommen werden.

Waisenkinder gibt es in Uganda viele, die mindestens einen Elternteil durch Krankheiten wie Malaria, HIV/Aids, usw. verloren haben. Auch die Müttersterblichkeit ist sehr hoch. Jeden Tag sterben 16 Frauen bei der Geburt.

Leider werden diese Waisenkinder häufig von den Verwandten, die sich in diesem Fall um sie „kümmern“, ausgebeutet– benutzt zum Geldverdienen, körperlich, geistig und seelisch misshandelt. Als Folge davon laufen sie von ihren Pflegefamilien weg und landen auf der Straße, wo es ihnen nicht besser ergeht. Diesen Zustand will das YVCO Bulembia Child Development Center nachhaltig durch seine Aktivitäten verbessern, indem es beispielsweise die Gebühren für Schule und Schulmaterialien übernimmt und für die Versorgung der Grundbedürfnisse sorgt. Jeden Tag erreichen YVCO Anfragen, Kinder aufzunehmen.

Einige Pflegeeltern sind heute bei YVCO zum Meeting eingeladen. Godfrey, der selbst ein Waisenkind ist, führt das Meeting und auch ich werde aufgefordert eine kleine Ansprache zu halten. Mit seinen erst 29 Jahren leitet er das Center und bildet sich am Abend weiter, um sein Abitur nachzuholen. Darüber hinaus engagiert er sich in der Dachorganisation RWECO-VIDE als einer der Direktoren. Da bleibt kaum Zeit, um Freunde zu treffen oder für andere Freizeitaktivitäten. Ich bewundere seinen Elan und die Leidenschaft, mit der er sich für das Projekt einsetzt!

Auf der Fahrt zurück nach Kasese, machen wir noch Halt bei dem ehemaligen Marktplatz und früherem Handelszentrum des Distrikts Kasese. Der Markt wurde während des Bürgerkriegs Ende der 1980er Jahre von der Lord’s Resistance Army (https://de.wikipedia.org/wiki/Lord%E2%80%99s_Resistance_Army) niedergebrannt. Der Wiederaufbau wurde mehrfach von der Regierung versprochen, jedoch bis heute ohne Ergebnis. So ist heute nur noch ein kleiner Teil des Markts mit provisorisch aus Wellblech errichteten Verkaufsständen übrig.

Ein letzter Stopp führt uns zur ehemaligen Grundschule von Bwambale, wo wir auch eine seiner früheren Lehrerinnen treffen.

Baluku hat mir einen ganzen Sack Obst mit Mangos und Passionsfrüchten gekauft und Ndumbuko Bananen. Daraus lasse ich mir einen leckeren Obstteller zum Abendessen herrichten.

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