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Weiterziehen

Veröffentlicht: 23.10.2018

Nach meinem Abschied hieß es für mich alleine weiter zu ziehen. Ich hatte einen aufregenden Trip mit 12 Stunden Busfahrt, Fährüberfahrt, Taxisuche und dem dann langersehnten erreichen des Hotels! Ja nach 10 Wochen Leben bei einer Gastfamilie, im 4- Bett- Zimmer, ist es Zeit auch mal Kraft zu tanken.

Und ich muss euch sagen: Ich bin im Paradies!

‚Manchmal ist ein Rückzug nötig, um Herz und Seele zu schützen.‘

Ich stieg aus dem Auto und sah das türkisblaue Meer, kilometerlangen weißen Sandstrand und ein kleines gemütliches Hotel direkt an dieser Traumkulisse!

Es war ein Gefühl von endlich mal wieder tief durchatmen zu können, Seele baumeln lassen, Dankbarkeit, über diese Situation. Ich war sehr glücklich, dass ich meine Zeit in Iringa gut geschafft habe und mir diese Woche gönne, um all das aufzutanken, was mir die Arbeit in Tansania geraubt hat.

Doch ihr kennt mich. Nur 1 Woche in einem Hotel- Resort verbringen und nicht auf Entdeckungsreise zu gehen, sehe mir fremd.

Von daher möchte ich euch teilhaben lassen an meinen Erlebnissen und Gedanken dazu.

Ich bin immer der Meinung, wenn man verreist, sollte man immer ein Blick in die Kultur des Landes werfen. Und damit meine ich nicht nur die touristischsten Punkte. Sondern das wahre Leben der Menschen des jeweiligen Landes.

Ich habe vor kurzem über den ‚Human Development Index‘ gelesen. Er erstellt ein Ranking der Länder, je nach dessen Wohlstandsindikator. Es spielen unter anderem finanzielle Situation, Bildung und Lebenserwartung eine große Rolle bei der Erstellung.

Natürlich habe ich vermutet, dass Deutschland weit vorn steht und Tansania eher einen Platz weiter hinten belegt.

Deutschland: Platz 5

Tansania: 154 von 189 teilnehmenden Ländern

Das ist schon ein deutlicher Sprung..

Diesen Unterschied habe ich auf meiner Reise schon oft gespürt und in den Augen der Menschen hier gelten wir auch prinzipiell als reich.

Das kann ich auch immer nicht so hinnehmen, da wir ein komplett anderes System haben, andere Ausgaben und Versicherungen zahlen müssen und Bildungswege zu absolvieren haben.

Dennoch kann man ‚arm sein‘ in Deutschland (zum Beispiel, wenn man als arbeitssuchende Person von Hartz 4 lebt) absolut nicht mit hier vergleichen.

Lange Rede, kurzer Sinn..

Sansibar ist sehr touristisch geprägt und läuft man am Strand entlang sieht man eine Reihe wunderschöner, gepflegter Hotels und denkt die Welt ist in Ordnung.

Wer hier lebt, lebt im Paradies, sind vermeintliche Gedanken.

Doch nimmt man sich die Zeit und ein klein bisschen Mut mal hinter die Kulissen in das wahre Leben der Inselbewohner zu schauen, wird man die Armut schneller finden, als man denkt.

Ich bin 50Meter hinter unser Hotel gelaufen und sofort steht man da, mitten im Dorf. Kaputte Häuser, Lehmhütten ohne Fenster, Kinder, die im Dreck spielen, zwischendrin Tiere, die ihnen Nahrung schenken (Eier, Milch& Entschuldigung an die Vegetarier- Fleisch)

Ich weiß nicht mal, was ich erwartet hatte, wenn ich etwas abseits laufe.. nur dass der Unterschied so extrem und mit so kurzem Abstand herrscht, hätte ich irgendwie nicht gedacht.

Natürlich profitieren hier viele Menschen vom Tourismus. Schließlich schafft dieser auch Arbeitsplätze. Dennoch gehören die meisten Hotels Investoren aus Europa und man weiß nichts über deren Löhne und Arbeitsbedingungen.

Ich gehe jetzt täglich in einen kleinen Markt des Dorfes um mein Trinkwasser und Kleinigkeiten an Essen zu besorgen.

So hab ich das Gefühl wirklich etwas den hier lebenden Menschen zukommen zu lassen, anstatt alles nur dem Hotelbesitzer.

Als Dank sehe ich bei jeder Tour viele lächelnde Kinder, strahlende Augen & fleißig winkende Hände.

Einen Tag bin ich 1h das Dorf entlang gelaufen und habe dabei noch 1 weißes Pärchen gesehen- mehr nicht.

Es soll kein Appell werden, dass irgendjemand etwas anderes tun soll.

Lediglich ein kleiner Hinweis, dass es auch von paradiesischen Eindrücken eine Kehrseite gibt, die uns allerdings vor Augen führt, in welchem Land wir uns tatsächlich befinden und letztlich bereichert mit ganz anderen, untouristischen Erlebnissen.

Ich kann nur dankbar sein, in Deutschland geboren worden zu sein und so viele freie Möglichkeiten zu haben und mich nicht über ein fehlendes Dach über dem Kopf sorgen zu müssen.

‚Man sollte nicht dauerhaft darüber nachdenken, was einem fehlt, sondern mehr das zu schätzen wissen, was man hat!‘

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