Four-on-tour
Four-on-tour
vakantio.de/fourontour

Kein Tag wie jeder andere

Veröffentlicht: 31.01.2024

4. Tag: Gestern Abend dachte ich, wir hätten die Königsetappe, den schwierigsten Abschnitt unserer Anreise, hinter uns. Heute Abend denke ich, ich sollte das Denken lieber lassen. Das war heute nichts für schwache Nerven. Wir fuhren so zeitig wie nie zuvor los. Unser Ziel, heute die spanische Grenze zu überqueren, brachte sogar meine Icke aus den Federn – ohne das sonstige Zutun meinerseits. Zudem hatten wir eine wunderbar ruhige Nacht hinter uns. Wir konnten auf dem Stellplatz in Aigueperse unsere Wasservorräte auffüllen und den Müll entsorgen.

Mit dem Gefühl „Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten“ drehte ich den Motorschlüssel um und fuhr los in Richtung Clermont-Ferrand. Das Navi zeigte uns schon nach 15 Kilometern voraus auf der Autobahn A89 einen Stau an. Sechs Minuten Verzögerung – das war zu verschmerzen. Nach 15 Kilometern war von einem Stau nichts zu sehen und ich klatschte innerlich in die Hände, denn schon fünf Kilometer weiter würden wir auf die A75 fahren. Daraus wurde leider nichts. Die Auffahrt war gesperrt.

Wir mussten auf der A89 bleiben, das sagte zumindest unser Navi, das eine Umleitung für uns errechnet hatte. Nach zwei Kilometern kam eine Mautstation. Wir mussten bezahlen, was wir bisher vermeiden konnten, dementsprechend war unser Navi auch programmiert. Nach 21 Kilometern – in die entgegengesetzte Richtung, in die wir eigentlich wollten – kam die nächste Ausfahrt. Unser Navi meinte: rausfahren! Ich ärgerte mich über den Umweg und den Zeitverlust und darüber, dass wir nun Spanien heute nicht mehr erreichen würden. Vor lauter Wut vergaß ich, dass unser Navi – gemäß seiner Programmierung – uns nun nicht einfach die 20 Kilometer in der entgegengesetzten Richtung auf der Autobahn zurückführen würde. Nein, es führte uns auf Nebenstrecken zur nächsten Anschlussstelle der A75. Die 35 Kilometer werde ich nie vergessen …

Enge Straßen waren wir ja nun gewohnt, auch die steilsten Steigungen konnten unseren Puls nicht mehr beschleunigen. Aber Gefälle! Das waren Gefälle, die Abfahrten glichen im Ski Alpin. Ich musste zum Teil in den zweiten Gang runter schalten. Meine Tankuhr spielte verrückt. Die Anzeige für die Reichweite sank innerhalb von einer Minute von 625 auf 214 Kilometer, weil das Fahrzeug so schräg stand. Ich bin der festen Überzeugung: Hätte ich bremsen müssen, hätten wir mit unserem Wohnmobil einen Salto hingelegt. Insgesamt kostete uns der Umweg eine Stunde und jede Menge Nerven.

Was wir da noch nicht wussten: Dieser Zeitverlust sollte heute keine Rolle spielen, denn der Stau blieb uns nicht erspart. Auf Höhe von Saint-Flour wurden wir hinausgewunken. Nichts ging mehr. Eine Umleitung war ausgeschildert. Das war völlig überflüssig, denn du musstest nur deinem Vordermann nachfahren. Wir standen eine Stunde. Die Umleitung führte durch das kleine Städtchen, nicht durch Randgebiete, sondern mitten durchs Zentrum. Vorbei am Rathaus, quasi über den Stadtplatz. Dort gab es einen Kreisverkehr. Auf der kleinen Verkehrsinsel saßen drei Gendarmen und dirigierten den Verkehr, wobei es eigentlich nur zwei Richtungen gab: hinein und hinaus. Das Besondere dabei war der Rhythmus: 30 Minuten durften die Fahrzeuge in der einen Richtung fahren, 30 Minuten die in der anderen.

Als wir wieder auf die A75 auffuhren durften, sahen wir den Grund für das Malheur: Die Bauern hatten die komplette Autobahn in beiden Richtungen blockiert. Traktoren, Heuhaufen, brennende Reifenberge – sie hatten alles aufgeboten. Die Fahrzeugschlangen zogen sich kilometerlang.

Wir boten für die restlichen 50 Kilometer bis Narbonne auch alles auf. Hier stehen wir nun auf dem großen Parkplatz eines Fußballstadions. Draußen toben ringsum die Kinder im Training auf den Fußball- Basketball-, Tennis- und sonstigen Spielplätzen. Uns stört das nicht. Es ist jetzt kurz vor 20 Uhr. Icke ist vor einer Stunde ins Bett gegangen. Ich werde ihr nun folgen.

Antworten (2)

Richard
Ja Willi, wer eine Reise macht, hat viel zu erzählen.. aber es wird schon, ab morgen in Spanien…

Frankreich war schlimm. Hoffentlich ist der Streik vorbei, wenn ihr auf Reise geht. Lieben Gruß!

Frankreich
Reiseberichte Frankreich