Erste Schritte
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Nela, nela

Veröffentlicht: 04.09.2018

Langsam, langsam – das war das Motto unserer siebentägigen Wanderung von Mestia nach Ushguli. Der Klassiker dieser Region kann in drei bis vier Tagesetappen bewältigt werden. Uns war klar, dass wir wieder unserem Credo folgen werden, dass unser Ziel nicht höher, schneller, weiter ist, sondern wir uns lieber die Zeit nehmen, ausreichend Pausen einzulegen und somit die Landschaft und die Begegnungen intensiv zu erleben.

Schon direkt zu Beginn der Wanderung haben wir sowieso jede Chance auf einen Zeitrekord verspielt: Wir haben uns vollkommen verlaufen! Wir wussten, dass wir parallel zu dem offiziellen Wanderweg auf einem tiefer gelegenen Weg laufen und haben auf eine Querverbindung gehofft. Leider kam diese nicht. Stattdessen wurde aus dem Weg ein Trampelpfad und auch dieser verlief sich langsam auf einer Wiese. Sich querfeldein durchzuschlagen gaben wir auch schnell auf, sodass wir in den sauren Apfel beißen und zurücklaufen mussten. Auch das erwies sich als nicht ganz so einfach, da der Trampelpfad, dem wir gefolgt sind, auf dem Rückweg gar nicht mehr so eindeutig zu finden war. Das Ganze spielte sich in Sichtweite – nur von einem Fluss getrennten – Dorf und unter den irritierten Blicken einiger Kühe ab, sodass wir uns vor allem dämlich aber nie wirklich verloren vorkamen. Nach einigen Versuchen und etlichen unnötigen Höhenmetern fanden wir den richtigen Trampelpfad und kamen an unseren Ausgangspunkt zurück – um somit vier Stunden später von Neuem zu starten.

Immer schön die Karte im Blick behalten.

Für diesen kleinen Umweg wurden wir am Abend jedoch entschädigt. Unser anvisiertes Etappenziel erreichten wir nicht und mussten uns in einem anderen kleinen Dorf, Ieli, eine Bleibe für die Nacht suchen. Da dieses Dorf nicht auf der üblichen Wanderroute liegt, waren wir auf alles gefasst – nur nicht auf das, was uns schließlich erwartete. Ein großzügiges Zimmer und ein privater Speiseraum mit Panorama-Fenster im alt-sowjetischen Stil und fantastischem Blick auf das Shkahra-Massiv, dem höchsten Berg Georgiens. Dazu kam das beste Abendessen in ganz Swanetien und eine Extraportion hausgemachten Joghurt für Antonia. Unseren Plan, am Morgen ganz früh und ohne Frühstück zu starten, verwarfen wir schnell und genossen auch am nächsten Tag das Frühstück und die Aussicht.

Blick auf Ieli und den markanten Glasbau unseres Guesthouses.

Wohnen wie die Oligarchen ...

Unsere Aussicht beim Abendessen.

Hier wird die Heuernte noch mit traditionellen Holzschlitten eingebracht.


Nach diesem späten Start in unseren nächsten Wandertag stellte sich mittags um 12 Uhr die Frage: Verwerfen wir schon wieder unser Etappenziel und bleiben nach nur zwei Stunden Wanderung im idyllischen Dorf Tsvirmi oder laufen wir noch mindestens sechs Stunden weiter bis zum nächsten Dorf? Die Entscheidung war schnell gefallen und wir quartierten uns bei einer Familie mit zwei Töchtern und deren Cousine ein. Die drei Mädels waren natürlich hellauf begeistert von Antonia und spielten den halben Nachmittag mit ihr – während wir nebenher im Fernsehen "Kevin allein zu Haus" schauten. Die Familie war so nett, dass wir Ihnen auch die durchgelegenen Betten und die Mäuse im Schlafzimmer verziehen.

Ankunft in der Ortschaft Tsvirmi.

Kinderbetreuung inklusive.

Antonia sorgt für Abwechslung in den Sommerferien.


Kurzer Stop am Market.


Wir werfen einen Blick in die örtliche Kapelle.


Die ganze Familie - inklusive Welpe Tobias -  genießt die Abendstimmung.


Unterhalten können wir uns nicht, aber Antonia bricht das Eis.


Auch wenn uns die Familie am nächsten Tag fast nicht gehen lassen wollte, brachen wir zeitig auf und stießen nun auf den am meisten begangenen Teil des Fernwanderwegs. Zunächst waren wir etwas enttäuscht, da wir mehr erwartet hatten, als einen 5 km langen steilen Aufstieg entlang einer staubigen Jeep-Piste. Die Fahrer und Insassen winkten zwar freundlich, unsere Motivation sank jedoch mit jedem an uns vorbeiziehenden Auto. Auto-Stop war jedoch keine Option. Der Abstieg entlohnte uns jedoch für unsere Mühen: Auf schmalen Pfaden über Wiesen, durch niedrige Wälder und ab und zu durch einen kleinen Bachlauf genossen wir die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Umgebung.

Der Mt. Ushba kommt wieder in Blick.

Wanderfreuden.


Durch die folgende Nacht im Dörfchen Adishi lernten wir die Unterkünfte der vorherigen Nächte noch einmal mehr zu schätzen. In dem von Touristen überquellenden Dorf ließen die Einheimischen keine Gelegenheit aus, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Andererseits war auch die Unterhaltungen mit den anderen Gästen eine willkommene Abwechslung. Auf der darauffolgenden Tagesetappe galt es einen Fluss zu durchqueren. Der entsprang direkt aus dem Adishi-Gletscher und hatte wahrscheinlich die minimalste Temperatur, die Wasser in flüssiger Form haben kann. Dankbar nahmen wir nach einigem Beobachten und Beratschlagen, ob wir wieder umkehren sollen, das Angebot an, auf Pferden den Fluss zu durchqueren. So kam Antonia zum ersten Mal auf den Rücken eines Pferdes.

Der Zahn der Zeit nagt an den Wehrtürmen von Adishi.


Wandern entlang des Adishchala.


Der Cowboy Jim aus Texas ...


Der Adishi-Gletscher dominiert die Landschaft.


You can leave your hat on.


Die anstrengenden Tage, die Sonne und die Höhe zollten ihren Tribut: Da es uns in der folgenden Nacht beiden nicht gut ging (Antonia blieb zum Glück fit!), beschlossen wir erstmal im Örtchen Iprali zu bleiben. Wir wurden herzlichst aufgenommen und kurierten uns aus. Weil die Familie so nett und das Guesthouse sehr komfortabel war blieben wir gleich nochmal ne Nacht. Zum Abschied flossen fast Tränen, doch uns zog es weiter und so machten wir uns auf zur letzten Etappe nach Ushguli. Mit dem Geländewagen ging es dann innerhalb von zwei Stunden zurück nach Mestia. Antonia genoss die ‚dancing road‘, wobei es ihr zum Schluss dann doch zu viel wurde und wir alle drei froh waren, als wir in Mestia angekommen sind. Der Fahrer war wieder ein Paradebeispiel für die Kinderfreundlichkeit der Georgier: Unterwegs hielt er an einem Kiosk an, um sich eine Cola zu kaufen – und für Antonia brachte er eine Fanta mit.

In Iprali werden wir herzlich aufgenommen.


Die jüngste Touristin mit dem Dorfältesten.

Weiter in Richtung Ushguli.


Wehrtürme in Murkmeli.


Ushguli ist erreicht.


Die Zeit steht fast still ...

... im alten Teil von Ushguli.

Blick über Chazhashi und Murkmeli.


Nach den eindrucksvollen Tagen und dem gelungenEinstieg in unsere Reise, lassen wir den Großen Kaukasus hinter uns und machenuns auf in den Kurort Borjomi im Kleinen Kaukasus. Wir sind gespannt was uns dort erwartet, doch zuerstgenießen wir erneut zwei Tage lang die Gastfreundschaft und den Wein von Medikound Suliko.

Abschied von unserer Wirtin Adelina - die Piratenbraut - in Mestia.

Antworten (3)

Alexander
Voll schön. Die Bilder sind fantastisch. Habt ganz viel Spaß ihr drei. Wir sind im janaie/Februar in Thailand. Vielleicht passt das ja zusammen

Roswitha
Wunderschöne Bilder! Ihr erlebt ja so einiges... Viel Spaß und alles Gute.

Laura
Hallo Swenja, Matthias & Antonia, wie toll, dass wir Daheimgebliebenen durch den Reiseblog Anteil an eurer spannenden Weltreise haben können! Danke :-) Die Bilder und Texte sind fantastisch! Liebe Grüße aus Freiburg von mir & Geprg <3 <3 <3

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