emel'île
emel'île
vakantio.de/emelile

16. Beitrag - Le Grand Raid

Veröffentlicht: 22.10.2023

fVor 17 Tagen fragte mich meine Professorin direkt vor der Prüfung, ob ich nicht Lust hätte, als Dolmetscherin für den Grand Raid zu arbeiten. Schon lange war mir nicht mehr so schnell klar, dass ich etwas wollte! Ich sagte sofort ja und gab an, an so gut wie allen Tagen helfen zu können.

Falls du dich jetzt fragst, was der Grand Raid ist – das ist nichts anderes, als einer der anspruchsvollsten Ultramarathon der Welt! Genauer gesagt umfasst der Grand Raid vier verschiedene Rennen auf La Réunion, die alle gleichzeitig stattfinden:

Mascareignes - 72km und 4.007m+

Trail de Bourbon - 109km und 5.328m+

Zembrocal Trail - 148km und 7.905m+

Diagonale des Fous - 165km und 10.000m+

Schon bevor ich auf der Insel ankam, war mir klar, dass ich mir ein solches Spektakel nicht entgehen lassen könnte, immerhin würden insgesamt knapp 7000 Läufer aus allen Ecken der Welt teilnehmen. Doch dass ich die Möglichkeit haben würde, hinter die Kulissen zu schauen, die Läufer aus nächster Nähe zu begleiten und gleichzeitig Erfahrung für meinen Traumberuf sammeln werden dürfte, das hätte ich niemals für möglich gehalten.

----------

Am 14. und 15.10. war mein Aufgabengebiet der Flughafen: Jeweils von 6:30-12:30 Uhr nahmen wir die ankommenden Läufer in Empfang. Für alle Läufer gab es Musik sowie Essen und Trinken. Die ausländischen bzw. nicht-frankophonen Läufer wurden dann speziell von uns begrüßt und wir haben ihre Daten aufgenommen, damit wir für den Notfall alle wichtigen Informationen haben.

----------

Am Mittwoch, dem 18.10. war ich dann von 06:30-14:30 Uhr unterwegs – länger als sonst, denn diesmal musste ich nach Saint Pierre, am anderen Ende der Insel. Dort war die Startnummernausgabe sowie die Kontrolle der Taschen. Diese wurde durchgeführt, da es einige Sachen gibt, die jeder Läufer dabei haben muss, sonst darf er nicht starten. Darunter fallen zum Beispiel Bandagen, eine Rettungsdecke und eine Trillerpfeife. Die Schlange für das Ganze war ungelogen 2 km lang und ohne irgendeinen Schattenplatz, die Läufer taten mir ziemlich Leid – nicht die beste Vorbereitung auf den Start am Tag darauf.

Für mich war es auch sehr anstrengend, aber auch total spannend – ich habe eine Japanerin, eine Amerikanerin, eine Britin und zwei Südafrikaner begleitet, das war sehr lehrreich und hat super viel Spaß gemacht! Dabei wurde ich sogar vom größten réunionesischen Nachrichtensender gefilmt und auf der Facebook Seite veröffentlicht – man könnte meinen, ich spreche Japanisch. :D

----------

Meine letzten drei Arbeitstage waren dann über das Wochenende, also der 20.10., 21.10. und 22.10. An diesen Tagen war ich beim Zieleinlauf und habe die ankommenden Läufer in Empfang genommen und ihnen bei Bedarf geholfen. Diese Tage haben mir mit Abstand am meisten Spaß gemacht, da man viele Eindrücke des Laufes bekommen hat, Freuden- sowie Frustrationstränen sehen konnte und die Dimension des Ganzen begreifen konnte.

Ich durfte wirklich außergewöhnliche Leute sehen und begleiten: Eva Sperger, Kathie Schide, Torsten Richter etc.

Mit letzterem habe ich mich knapp eine Stunde unterhalten, er musste dieses Jahr leider abbrechen und so hatten wir ein bisschen Zeit zusammen.

Die drei Tage waren teilweise wirklich anstrengend und stressig, aber auch einfach eine unfassbar tolle Erfahrung. Noch nie habe ich so eine Stimmung erlebt, Menschen haben sich für einander gefreut, ohne sich zu kennen, einander ins Ziel getragen, sind unter tosendem Applaus in Tränen ausgebrochen, sobald sie die Ziellinie überquert hatten und sind sich in die Arme gefallen. Es war unfassbar, einfach krass. Dieser Lauf bedeutet der ganzen Insel so viel und ist ein riesiges Event hier, jeder hat Respekt vor den Läufern und alle Läufer helfen sich gegenseitig. Es ist eine Veranstaltung im Namen der Familie und der Freundschaft, im Namen der Liebe und der Unterstützung.

Kathie Schide, die erste Frau der Diagonale des Fous am Ziel

Das Ganze hat mich so gefesselt, dass ich am Freitag, nach 8 Stunden Arbeit, schnell duschte und etwas aß, um dann direkt wieder ins Stadion zu gehen, um den Zieleinlauf der ersten drei Finisher der Diagonale anzusehen. Gefühlt war die ganze Insel vor Ort und jubelte, es war unglaublich. Von dort aus bin ich dann noch 1,5 Stunden heim gelaufen, war also insgesamt knapp 14 Stunden mit dem Lauf beschäftigt. Was kann ich sagen, ich war absolut in seinem Bann!

Gewinner der Diagonale des Fous, Aurélien Dunand-Pallaz (Zeit unter 24 Stunden)

Insgesamt war es also wirklich toll, ich habe viel Erfahrung und viele Eindrücke gesammelt, mein Französisch gebessert, meinen Laufenthusiasmus gesteigert und beeindruckende Leute kennengelernt. Trotzdem bin ich nicht ganz traurig, dass es nun vorbei ist – einen acht Stunden Arbeitstag und die Uni während der Klausurenphase unter einen Hut zu bekommen heißt nämlich vor allem eins: wenig Schlaf :D



Antworten (1)

Esther
Mega krasse Erfahrung!😃👍🏻

Frankreich
Reiseberichte Frankreich
#grandraid#ddf#diagonaledesfous#redoute#reunion#marathon#interprete#boulot#dolmetscherin#erasmus#france#frankreich