ehrliches-reisen
ehrliches-reisen
vakantio.de/ehrliches-reisen

1. Schweigen und Schnitzel

Veröffentlicht: 16.10.2023

Am 14.07.2023 ging die Reise endlich los...3 Tage Schweigeseminar in den Alpen. Ein vielleicht etwas ungewöhnlicher Start für ein Sabbatical, werden nun vielleicht einige von euch denken, aber für mich war es genau richtig. Bis Ende Juni stand ich gefühlt nur unter Strom. Die letzten Stunden im Familienzentrum waren „abzuleisten“ und meine Wohnung musste ausgeräumt werden. Was man doch so alles im Lauf seines Lebens an Dingen ansammelt oder mit sich rumschleppt, umzieht und emotional nicht loslassen will...bis man es muss. Ich erspare euch die Einzelheiten der kompletten Entrümplungsaktion, letztendlich hat natürlich alles geklappt und ich war mehr als froh, als ich endlich die Schlüssel abgeben konnte. Einen Gedanken hierzu möchte ich trotzdem noch mit euch teilen. Mir ist bei der ganzen Entrümplung erstmal bewusst geworden, wie oft ich mir Dinge angeschafft habe, um irgendetwas zu kompensieren oder anders formuliert, um mich zu belohnen. Wie viel Energie steckt man häufig in die Arbeit, so dass man abends völlig erschöpft zu Hause ankommt und um so öfters das passiert, um so leerer fühlt man sich irgendwann. Genau diese Leere will gefüllt werden und wenn es mittels Konsum geschieht. Geld ausgeben für Dinge, die man eigentlich nicht braucht und diese Dinge zu finanzieren, muss geareitet werden...die Erkenntnis für mich ist auf jeden Fall, dass ich jetzt genauer hinterfrage, was ich wirklich brauche, auch wenn es um das Thema Konsum geht.

Aber lasst und nun endlich mit der Reise starten :)

Am 14.07. ging es dann also erstmal nach Tirol, genauer gesagt ins Alpenretreat in Nassereith (https://www.alpenretreat.com/). Ich hatte keine Ahnung was mich erwartet, aber ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Ich bin ja eigentlich nicht so der Bergmensch, aber schon die Anreise in die Alpen war wunderschön. Angekommen im Alpenretreat fühlte ich mich sofort wie zu Hause. Ein wunderschöner Ort, wunderschöne Menschen und eine Ruhe, die ich absolut gebrauchen konnte. Ich hatte erst Bedenken, dass 3 Tage Schweigen eine Herausforderung sein könnte, da wir in unserem Alltag ständig kommunizieren. Doch ich kann euch sagen, dass es eine unglaublich bereichernde Erfahrung war, gemeinsam zu schweigen und zu merken wie man trotzdem mit den Menschen um einen rum verbunden ist, auch ohne Worte. Es ist vielleicht am besten als eine Verbundenheit auf Herzebene zu beschreiben. Viel schwieriger als das Schweigen zu beginnen war, das Schweigen wieder zu „brechen“ :) Wie oft haben wir den Drang zu reden, weil wir das Schweigen untereinander nicht ertragen. Doch ich hatte genau dieses Schweigen als sehr wohltuend empfunden, weil es einem dabei hilft, bei sich zu bleiben. Als ich mich nach dem Ende des Schweigeseminar auf den Weg machte und am Münchner Bahnhof in meinen Zug Richtung Wien gestiegen bin, habe ich das Gewusel um mich herum zwar wahrgenommen, aber ich war komplett bei mir. Ich musste in diesem Moment an eine Geschichte denken, die unser Yogalehrer erzählt hatte. Dancing Shiva ist vielleicht einigen von euch ein Begriff. Shiva tanzt in einem Ring aus Feuer. Das Feuer steht für all die Außenwirkungen, die jeden Tag auf uns einprasseln. Shiva tanzt und bleib t bei diesem ganzen Trubel bei sich. Eine wunderschöne Metapher.


Wien erreichte ich sehr spät abends und machte mich erstmal auf den Weg in meine Unterkunft für die erste Nacht. Am nächsten Tag konnte ich dann in meine eigentliche AirBnB Wohnung wechseln, im schönen Viertel Mariahilf. Ich war vom ersten Moment an verliebt und dachte noch kurz, hier würde ich gerne bleiben und einen neuen Lebensabschnitt starten ;) Das Gefühl für die nächsten 4 Tage komplett in die Stadt einzutauchen war wundervoll. Ich fühlte mich wie eine kleine Wienerin. Da ich nicht das erste Mal in Wien war, habe ich mir die Standard-Touriattraktionen erspart und mir vor allem Sehenswürdigkeiten rausgesucht, die nicht so überlaufen waren:

  • Esperantomuseum

  • eine Ausstellung mit dem Thema des österreichischen Widerstands gegen das Naziregime

  • Klimt-Villa

  • die Donauinsel

  • Pathologisch-anatomische Sammlung im Narrenturm


Ich kann alles mit gutem Gewissen empfehlen, auch wenn vielleicht nicht alles für jeden Geschmack geeignet ist ;)

Fehlen durfte für mich natürlich auch nicht ein leckerer Apfelstrudel und die obligatorische Melange. Hier hat man in Wien, dank seiner vielen Kaffeehäuser, genug Möglichkeiten. Auch ein Schnitzel konnte ich mir nicht verkneifen. Hier gibt es ebenfalls unendlich viele Möglichkeiten, kulinarisch wird man in Wien nur selten enttäuscht. Meine persönliche Empfehlung ist das Gasthaus Silberwirt (https://www.silberwirt.at/). Im Sommer auf jeden Fall im gemütlichen Biergarten schlemmen und reservieren...uuuund als Nachtisch die Palatschinken mit hausgemachter Marillenmarmelade nicht verpassen ;)

Und wenn wir schon bei den kulinarischen Themen sind, würde ich jedem Nicht-Vegetarier eine Käsekrainer mit Senf und einem kühlen Bierchen dazu empfehlen. Mein persönlicher Lieblingsspot ist hier der Bitzinger Würstelstand neben der Staatsoper. Aber hier scheiden sich die Gemüter...jeder hat in Wien gefühlt seinen besten Würstelstand. Selber testen lautet hier die Devise wie so oft.


Zum Abschluss meiner Wienreise hatte ich mich spontan entschieden auch noch einen Abstecher nach Bratislava zu machen. Man kommt sehr entspannt in einer Stunde direkt vom Wiener Hbf nach Bratislava. Aktuell kostet das einfach Ticket ca. 15 Euro, aber es lohnt sich. Die kleine Altstadt ist wunderschön und ich hatte mir für diesen Tag vorgenommen mich einfach treiben zu lassen. Es gibt aber auch genug Möglichkeiten gezielt etwas zu unternehmen :) Wer die Möglichkeit hat und etwas weniger spontan unterwegs ist, der kann auch den Heimweg von Bratislav zurück nach Wien mit dem Schiff antreten. Allerdings sollte man hier rechtzeitig sein Ticket sichern, da die Preise nach Kategorien gestaffelt sind (zwischen 20 und 60 Euro). Ich war etwas zu spät dran und wollte keine 60 Euro zahlen, also kann ich hier nur eine Empfehlung, aber keinen persönlichen Erfahrungsbericht bieten. Für mich ging es dann entspannt mit dem Zug zurück nach Wien und zum perfekten Abschluss der ersten Reise. Ein Weinabend mit lieben Freunden aus München, die zufällig zur gleichen Zeit vor Ort waren. Natürlich durfte auch hier nachts nach ein paar Gläschen Wein die Käsekrainer nicht fehlen ;) Wien hat mich sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen. In diesem Sinne sag ich erstmal „Baba“. 

Antworten

Österreich
Reiseberichte Österreich