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Die "Ostsee" der Neuseeländer

Veröffentlicht: 16.05.2017

Da war sie also nun. Die Westcoast. Der Ort, wo selbst die Neuseeländer zum Urlaubmachen hinfahren - die Ostsee der Neuseeländer sozusagen.  

"Ungezähmte Naturbelassene Wildnis" lautet der "Werbespruch" der Westküste. Er ist auf T-shirts gedruckt und ziert Prospektflyer und eigentlich auch alles andere was sich bedrucken und vermarkten lässt. Außerdem heißt es im offiziellen Westcoast-Prospekt: "Manche nennen uns geizig, weil wir so viele Naturwunder für uns beanspruchen.", (unter anderem die einzigen Gletscher der Welt, die durch Regenwälder führen sowie unzählige Traumstrände und Buchten). Wow... Nachdem wir nun so viel Gutes gehört hatten (auch von unseren Kollegen damals in Akaroa), konnten wir es kaum erwarten, nun selbst diesen sagenumwobenen grünen Ort zu erkunden.

Unser erster Eindruck fiel jedoch eher etwas enttäuschend aus. Unser Weg hatte uns via "Haast Pass" durch die südlichen Alpen direkt in das kleine Städtchen (wohl eher "Verkehrskreuzung") Haast, im Sünden der Westcoast geführt. Kurzzusammenfassung: Klein, hinterweltlerisch und voller unfreundlicher Menschen. Aber man soll Neuseeland bekanntermaßen nicht nach seinen Städten beurteilen und so machten wir uns (nach unserem obligatorischen Besuch im ISite) auf um die Gegend um Haast etwas besser unter die Lupe zu nehmen. Unser Weg zur südlich gelegenen "Jackson Bay" führte uns vor allem durch naturbelassene Regenwälder und wir verstanden bald, warum diese Gegend zum "UNESCO World Heritage" gehört und bedeutungsmäßig mit dem "Great Barrier Reef" und dem "Himalaya" auf einer Stufe steht. Doch als wir von einer besonders bösartigen Gruppe Sandflies (die wohl meist-gehassten Bewohner der Westküste) heimgesucht wurden, machten wir uns schleunigst aus dem Staub. Diese sind wohl das einzige Manko der Westcoast - mal abgesehen vom Regen natürlich. Doch da es ohne Regen bekanntlich keinen Regenwald gibt, kann man über diesen ja getrost hinwegsehen. Aber noch hielt das Wetter ja durch...

Wir rundeten unseren Besuch in der "Haast Heritage Area" mit einem Spaziergang durch ein Sumpfland (bei dem wir unter anderem erfuhren, dass der größte Teil des abgeholzten Regenwaldes in Neuseeland im 19. Jahrhundert für Milchpackungen verwendet wurde - what a shame) und einen traumhaften Sonnenuntergang ab, und setzten unsere Reise an der Westcoast fort.

Unser nächstes Ziel sollte das "Glaciercountry" sein. Da wir uns gegen eine Gletscherführung mit Helicopterflug entschieden hatten (und somit an die 1000$ gespart hatten), beschlossen wir, wenigstens mal einen Blick auf den größten Gletscher des Landes zu werfen. Schon Kilometer bevor wir den "Fox Glacier" erreichten, wiesen Schilder mit der Aufschrift: "Im Jahr soundso reichte der Gletscher bis hier" auf den enormen Rückgang des Gletschers in den letzten Jahrhunderten hin. Da hat die Klimaerwärmung mal wieder ganze Arbeit geleistet. Traurig aber wahr (auch weil wir uns dann einiges an Fußweg gespart hätten... ok Spaß bei Seite).

Der Weg zum Gletscher-Aussichtspunkt war auch mal eine Erfahrung der etwas anderen Art. Überall waren Schautafeln mit ausgeschnittenen Horror-Zeitungsartikeln und schlecht fotografierten nachgestellten Szenen, die auf die Gefahren dieses Bereiches hinwiesen, aufgestellt. Außerdem gab es gekennzeichnete Zonen, in welchen man nicht stehen bleiben durfte - weil man sonst von nem Stein erschlagen wird oder so (überhaupt nicht gruselig...). Aber wir schafften es heil und ohne Steinschlag wieder in unser Auto zu steigen und machten uns (eine weitere tolle Neuseeland-Erfahrung im Gepäck) auf  in das nach dem Gletscher benannte Städtchen "Fox Glacier". Dort verbrachten wir die Nacht zur Abwechslung mal auf einem Hostelparkplatz - und wurden auch promt (in Form einer lauten nervigen Gruppe Deutscher) wieder daran erinnert, warum wir Hostels sonst möglichst vermeiden. Trotzdem - Küche, Strom und warme Duschen so direkt parat zu haben, hatte schon was für sich. Des Nachts wurden wir dann von einem Kea terrorisiert, der wie es schien seinen gesamten angestauten Frust der letzten Tage an unserer Autoantenne und Richards Schuhen ausließ... 

Natürlich durfte am nächsten Morgen auch ein Besuch beim "Lake Matheson" nicht fehlen, vor allem bekannt für seine perfekte Spiegelung der südlichen Alpen und daher berühmtes Postkartenmotiv und Inspiration vieler Künstler. Damit hatten wir alle sehenswerten Schauplätze in der Gegend mitgenommen und konnten "guten Gewissens" einen Haken ans "Glaciercountry" setzen.

Kein Westcoast-Highlight auslassend führte uns unsere Reise weiter ins "Land des Jadesteins", nach Hokitika. Die Stadt ist vor allem für ihre für die Öffentlichkeit zugänglichen Jadewerkstätten bekannt, die dann die für Neuseeland typischen Schmuckstücke herstellen.

Hier mal ein Beispiel:


Aber erstmal kam der Regen - ein zwangsläufiges Versprechen, wenn man an die Westcoast reist. Und wie es regnete! Also flüchteten wir uns in die örtliche Bibliothek, schnorrten Internet und Strom und gingen mal wieder unserer in den letzten Wochen eher vernachlässigten "Pflicht" als treue Internetnutzer nach. Ich will es mal so ausdrücken: wir schauten eine 13-Stündige Serie in zwei Tagen komplett durch. Aber als es dann wieder aufklarte, machten wir noch einen Ausflug zum "Hokitika Gorge" und glichen unser Stubenhockertum somit wieder aus (Hört, Hört, liebe Eltern...). Die Schlucht ist vor allem durch ihr milchig-türkisfarbenes Wasser bekannt und ein absolutes "Must Do" der Westcoast.

Uns weiter die Küste nach Norden vorarbeitend, passierten wir die Städte Greymouth und Westport (die jedoch nicht weiter nennenswert sind) und machten einen Abstecher zum "Lake Brunner". 

Weiter ging's zu den "Punakaki Pancake Rocks". Endlich. Schon seit Tagen hatten wir uns auf diese ganz besondere Neuseeland-Attraktion gefreut. Und diese war auch mindestens genauso beeindruckend wie sie lecker klang! Vor Millionen von Jahren ist hier durch Überlagerungen und Hebungen (hier bitte komplizierte geologische Begriffe einfügen... ihr wisst doch, ich hab Geo abgewählt!) etwas entstanden, dass an viele große Pancake-Stapel erinnert. Verrückt, dieses Neuseeland! War das noch zu toppen? Ja, war es! Denn am Fuß der  Felsen konnte man eine kleine Gruppe Delfine erspähen, die jedoch keinem außer uns aufzufallen schien. Zum krönenden Abschluss gab's noch einen Besuch an einem nahegelegenen Strand wo das Meer aus den umliegenden Sandsteinfelsen skurrile Höhlen und Formationen geformt hatte.

Damit neigte sich unsere Reise an der Westcoast auch schon fast dem Ende. Ein Punkt sollte aber auf der lange Liste "Westcoast Greatest Hits" noch fehlen, ein Besuch beim "Oparara Basin". Das Becken ist besonders für seine Ansammlung zahlreicher Kalksteinhöhlen und -Bögen bekannt, die mittels eines guides oder auf eigene Faust erkundet werden können. Ich will dieses Erlebnis mal so beschreiben: du läufst so mir nichts dir nichts durch den Wald und plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein 200 Meter hoher Kalksteinbogen vor dir auf... einfach so! Außerdem besuchten wir noch ein paar andere Kalksteinbögen, wunderten uns über die "teefarbenen" Flüsse (die ganz spezielle Färbung wird durch heruntergefallene Laubblätter verursacht die dem Wasser dann diesen ganz speziellen Braunton verleihen... das Wasser kommt übrigens auch aus der Leitung! Sieht nicht danach aus, ist aber trinkbar...) und wagten uns in zwei stockdustere Höhlen vor... jedoch nicht weit.

Unser ganz persönliches kleines Highlight war diesmal aber kein großes Naturwunder sondern ein Campingplatz! Ehemals ein Café wird "The Cowshed" von den Besitzern heute als günstiger Campingplatz zur Verfügung gestellt. Neben tollen, liebevoll ausgestatteten Räumlichkeiten und einem sehr netten Besitzer war vor allem die traumhafte Lage in aller Abgeschiedenheit und direkt am Strand ein großer Pluspunkt!

Und das war sie auch schon, unsere Reise entlang der Westcoast. Irgendwie kam es mir teilweise so vor, als würden wir eine imaginäre Liste mit "Must Dos" abarbeiten und als würden wir dies in Rekordgeschwindigkeit tun. Vielleicht macht sich das auch im Ton dieses Blogeintrags bemerkbar. Geschuldet war dieses "schnelle Reisen" aber vor allem den happigen Preisen der Campingplätze. Unter 10$ pro Person ging da nichts. Deshalb wollten wir an einem Platz nicht länger als nötig campieren. Trotzdem hatten wir eine tolle Zeit und sind wie immer einen Rucksack an Erfahrungen und tollen Eindrücken reicher!

Maggi&Richi, Dienstag 23.5.2017, Wellington 22:09 Uhr

Noch vier Tage bis zur Landung...

Der Countdown läuft...



Antworten (1)

Daniel
Euer Blog wird uns fehlen... Am besten ihr führt ihn einfach weiter, auch wenn ihr in Deutschland seid...

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