Veröffentlicht: 17.10.2022
Meine Touren kannst du dir hier genau anschauen: https://www.komoot.de/collection/1622992/-draussenerfahren?ref=undefined
17.9.
Nach dem Starkregen morgens in Trebinje hielt sich das Wetter erstaunlich gut. Ich fuhr über die Berge und kam dem Mittelmeer immer näher. Doch das Meer wollte und wollte sich nicht zeigen.
Endlich war es soweit, ich kam um eine Ecke und da war sie, die Adria. Das war ein toller Moment, ich bin bis hierher nur mit dem Rad gefahren. In mir breitete sich ein Glücksgefühl aus 🦋🍀🌞 So sieht ein glücklicher Kai aus:
Ich kam an die Grenzstation nach Kroatien, machte Fotos, sah das Schild, dass das hier verboten war - uuups - ließ die Kamera verschwinden, zeigte brav meinen Perso und schwupps, war ich wieder in der EU.
Die Straße klebte oben am Berg und der Wind pfiff so stark um die Felsvorsprünge, dass mir der Wind in den Kurven wir eine riesige unsichtbare Keule ins Gesicht schlug. Es ging stark bergab und ich konnte beim besten wollen nicht schneller als 20 km/h fahren und musste beide Hände fest am Lenker halten. Unten angekommen folgte ich nicht der Straße nach rechts Richtung Dubrovnik sondern nach links, fuhr durch kleine hübsche Dörfer, nahm wahr, dass der Verkehr auf der Küstenstraße deutlich dichter war als im Hinterland von Bosnien Herzegowina 🇧🇦, was mich aber nicht störte, da die Autos entweder Platz zum überholen hatten oder hinter mir bleiben mussten - Stau ist nur doof, wenn man hinten fährt 😄🚲 🚗🚚🚙🚐🚚🚗🚌🚕🚛🚗
Dann kam ich bei Camping Kate an, stellte mich ganz hinten auf die separate Zeltwiese mit Meerblick und unter einem riesigen Kakibaum und Granatäpfelbüschen.
Es war gerade Mittagszeit, ich machte einen kleinen Spaziergang runter ans Meer...
... und später nahm ich den Bus Richtung Dubrovnik und verbrachte dort den Rest des Tages, kaufte Postkarten, besuchte das Maritime Museum und aß abends lecker in den engen Gassen in einem der vielen Restaurants. Dubrovnik ist zwar sehr touristisch, aber sehr sehenswert und für mich war es eine schöne Abwechslung zum überhaupt nicht touristischen Bosnien. Bei der Bushaltestelle traf ich ein deutsches Rentnerpärchen und wir liefen ein Stück gemeinsam durch Dubrovnik.
Anmerkung zum Bus: beim Campingplatz hieß es er fährt um 15:30, an der Bushaltestelle stand 15:10, tatsächlich kam er um 15:22 😜 also mein Tipp an alle Deutschen mit exakt gehenden Uhren: geht einfach zur Bushaltestelle und freut euch entweder, dass der Bus sofort kommt oder genießt die Zeit, bis er kommt 😄
Ich mache mich nach dem Essen auf den Rückweg zum Bus und schlafe gut in meinem Zelt. Das war ein schöner Tag!
18.9.
Am nächsten Tag ist es windig. Ich plane früh zu starten, treffe dann aber fertig gepackt einen Kasseler und quatsche mich fest. Irgendwann bin ich dann doch auf der Straße und komme gut voran.
Dann geht es ein gutes Stück bergauf wieder Richtung Meer und Richtung Montenegro 🇲🇪
Auf dem Weg komme Ich an Feigenbäumen vorbei mit riesigen Schmetterlingen (irgendein Zipfelfalter?) und mit gruseligen Feigen.
Ich erreiche recht schnell die Grenze nach Montenegro, ein toller Anblick direkt an der Küste an einer Landspitze, die ich umrunden muss. Zuerst kommt der kroatische Grenzposten in einer Senke fast auf Meereshöhe mit Blick auf das offene Meer und den Eingang zur Bucht von Kotor. Dann fahre ich bergauf bis zur Landspitze, umrunde sie und fahre weiter bergauf bis zum Grenzposten von Montenegro. Von hier habe ich bereits tolle Blicke auf den vorderen Teil der Bucht von Kotor und versuche die Engstelle auf der anderen Seite auszumachen, wo ich dann die Fähre nehmen will.
In Herzeg Novi habe ich den Plan, Geld zu holen und eine Simkarte zu kaufen. Erstaunt stelle ich fest, dass der Automat nur Euros 💶 ausgibt. Offensichtlich hat Montenegro keine eigene Währung. Seltsam, wo das Land nicht einmal in der EU ist und sich Kroatien aktuell mit der Einführung des Euros abmüht. In Wikipedia liest man Folgendes:
Als der Euro eingeführt wurde, begann Montenegro, diesen als Währung zu nutzen. Diesem Schritt widersprach die Europäische Zentralbank (EZB) zunächst nicht. Seitdem haben jedoch die Europäische Kommission und die EZB ihre Unzufriedenheit darüber geäußert, dass Montenegro den Euro einseitig verwendet.
Interessant, die habens einfach gemacht. Nun gut, für mich ist es so einfacher. Dann zur Simkarte. Es war glaube ich Sonntag, auf jeden Fall waren Handyläden zu. Am Kiosk konnte ich jedoch eine Simkarte erstehen. Die Dame erklärt mir zwei unterschiedliche Angebote. 500 GB for fifty days ten Euro, for thirty days fifteen Euros. Das kann nicht stimmen, ich mache sie darauf aufmerksam, sie wiederholt es nur immer wieder. Ich nehme die günstige Karte und stelle fest, dass sie einfach nur fifty und fifteen verwechselt hat. Da hätte ich auch so drauf kommen können. Am Ende hat mir die Karte nur Obst eingebracht, aber dazu später mehr.
Ich düse weiter. Bis zur Fähre ⛴ ist es noch weit, es wird schon spät und ich überlege, ob ich den angepeilten Campingplatz noch schaffe. Doch ich habe Rückenwind und rase mit fast 30 km/h über die gute Küstenstraße.
Die Fähre sieht halbwegs Vertrauenserweckend aus. Ich fahre mit meinem Rad an den Autos vorbei bis zum Kartenhäuschen, kaufe mein Ticket für einen Euro (kann mich täuschen aber es war sehr günstig) quetsche mich in eine Ecke und genieße die Rangiererei der Autos und dann die flotte Überfahrt in der Abendsonne.
Ich komme auf dem Campingplatz an, quetsche mich in eine Ecke (der Platz ist rappelvoll mit Wohnmobilcampern hauptsächlich aus Deutschland), habe nette Nachbarn aus den Niederlanden mit kleinem Kind, koche, esse und schlafe. Ich probiere vor dem Schlafen noch die Sim Karte zu aktivieren aber irgendwie klappt es nicht. Ich bin zu müde um es weiter zu probieren und nutze das WLAN des Platzes für die Planung des nächsten Tages.
19.9.
Frühstücken, abbauen und los. Heute kommen die Serpentinen, vor denen ich gehörigen Respekt habe. Ich schaue die krass hohen Berge gegenüber vom Campingplatz an und überlege, bis auf welche Höhe wohl die Serpentinen hinaufführen. Ich recherchiere und stelle fest, dass die Berge 500 m niedriger sind... Krass... Da kommen über 1000 Höhenmetern am Stück direkt am Anfang auf mich zu. Mal schauen, was das gibt.
Ich frühstücken, packe zusammen, rede noch kurz mit einem deutschen Rentnerpärchen, gratuliere meinem Papa per Telefon zum Geburtstag 🎂 und radle los. Ich treffe eine Katze auf einer Mauer, die nur noch leere Augenhöhlen hat. Sie scheint immer auf dieser Mauer zu sein. Dort liegen mehrere Fischgräten. Anscheinend wird sie dort gefüttert. Sie bekommt von mir eine Streicheleinheiten, die sie gerne annimmt.
Mit gemischten Gefühlen fahre ich weiter. Die Landschaft ist wundervoll. Ich fahre durch kleine Dörfer und tollen Blick auf die Bucht und die Berge.
Nach Kotor geht es dann los. Es geht hoch. Immer weiter. Ich suche mir einen Weg abseits vom Stau und erreichte schon schnell einen tollen Blick über die Bucht.
Ich komme ab einem Garten vorbei, Grüße eine Frau, die dort auf einer Bank sitzt, staune über die vielen Früchte, insbesonders die Kiwi 🥝 🥝 🥝 und entschließen mich für eine kleine Pause insbesondere um die Sim Karte endgültig zum Laufen zu bringen und setze mich dazu einfach auf die Straße in die warme Sonne.
Doch es funktioniert einfach nicht. Egal was ich probiere. So schwer kann das doch nicht sein ärgere ich mich... Stattdessen steht plötzlich die Frau aus dem Garten vor mir mit einem großen Teller voll mit Weintrauben und Zwetschgen. Ich bedanke mich überrascht und nehme eine Weintraubenreebe. Sie verschwindet im Garten und kommt mit einer Tüte mit noch mehr Obst gefüllt zu mir. Ich bedanke mich auf serbisch - die nicht funktionierende Sim Karte hat mir dieses leckere Obst eingebracht 😋
Dann fahre ich weiter bergauf. Zunächst kommen ein paar Serpentinen oberhalb des Ortes. Dann schlägt mir komoot eine Abkürzung vor, die viel kürzere ist als der Verlauf der Straße. Ein großer Fehler... Ich quäle mich schiebend über 1000 steile Meter und fluche abwechselnd über Komoot für die Route und über mich dass ich so dämlich war, die Strecke einfach zu nehmen.
Dann war ich endlich wieder auf der Straße und super happy und die normale Steigung der Straße war nur noch halb so schlimm.
Dann kam ich endlich an die Serpentinen und war überrascht, wie entspannt die Steigung war. Ich habe mich auf 20 Kurven im kleinsten Gang und höchste Anstrengung eingestellt aber ich konnte teilweise im zweiten oder dritten Gang fahren. Das war zwar auch anstrengend aber es ging nicht so quälend langsam. Immer wieder überholten mich Autos, und kamen mir dann rückwärts wieder entgegen, weil von vorne ein fetter Reisebus kein Vorbeikommen ermöglichte. Das waren immer lustige Autoketten: zwei Autos rückwärts, zwei Reisebusse und mehrere PKW hinter den Bussen 🚙 🚙 🚍 🚍 🚙 🚙 🤣🤣 (leider kann ich die Autos nicht umdrehen)
Als ich bereits tief in den Serpentinen drin stecke, sehe ich einen Rennradler in einer Kurve Pause machen, der mich vor einer Viertelstunde überholt hat. Ich halte bei ihm an, spreche ihn auf Englisch an, er ist aus Regensburg. Nach kurzer Zeit kommt auch seine Freundin an. Die beiden wussten gar nicht, wie hoch der Pass ist und wunderten sich, dass der Berg überhaupt kein Ende nahm 😆 Nach einem sehr netten, gar nicht so kurzen Gespräch, dass durch eine Steinadlersichtung (ich habe ihn erst gehört und dann gesehen, es waren zwei die direkt über uns an der Bergkante im Wind segelten) kurz unterbrochen wurde. Wir verabschiedeten uns und sollten uns nicht das letzte Mal gesehen haben.
Am Ende der Serpentinen stand ein kleiner Verkaufsstand. Ich kaufte eine Cola und unterhielt mich mit den jungen Verkäufer über Montenegro, Serbien, das Reisen und Drogenbanden in Montenegro, von denen es zwei verfeindeten gibt, weswegen Montenegro auch Kolumbien von Europa genannt wird. Und dann zeigte er den Berg hinunter auf zwei Dörfer. Die eine Bande ist dort, die andere dort. Und dann lachte er. Insgesamt ist Montenegro und der gesamte Balkan sehr sicher und die Leute sind offen und gastfreundlich, so betont er es und so kann ich es auch bestätigen. Und die Drogenbanden beschäftigen sich in erster Linie gegenseitig.
Nach den Serpentinen habe ich zwei Möglichkeiten, weiter zu fahren. Entweder noch viel weiter hoch zu einem beliebten Aussichtspunkt und dann durch einen Nationalpark bis Cetinje oder über eine Hochebene hinter dem Nationalpark. Ich frage ihn nach seiner Meinung. Seine Antwort ist eindeutig: klar kannst du weiter hoch fahren, aber ob aus 900 m oder 1400 m Höhe, die Aussicht ist fast der Gleiche.
Ich komme nach einer langen Abfahrt auf einer schmalen Straße an dem Campingplatz an, treffe dort Deutsche, die ich schon bei Dubrovnik und an der Bucht von Kotor getroffen hatte. Wir essen zusammen Abendbrot in dem guten Campingplatzrestaurant mit atemberaubenden Blick auf die albanischen Alpen. Lustig: ich reserviere für 19 Uhr einen Tisch (wurde empfohlen) und versichere mich, dass es vegetarisches Essen gibt. Als ich mich dann um 19 Uhr setze, ist das Essen bereits fertig und kommt sofort auf den Tisch. Es wird immer gegrillt und ich bekam Käse und Gemüse, sehr lecker.
20.09.
Pausentag auf dem Campingplatz. Ich chille bis 14 Uhr vor meinem Zelt in meinem Stuhl, schreibe am Blog und spiele Stardew Valley 😅 Dann wasche ich endlich ab, wasche etwas Wäsche, versuche, die Tropfsteinhöhle zu besuchen (das ist irgendwie nicht möglich, wenn man einfach zu Fuß zum Eingang geht. Man muss zurück zur Bushaltestelle laufen und von dort mit dem Bus hinunter fahren... Ich finde das so dämlich, dass ich keine Lust mehr auf die Höhle habe. Im Nachhinein glaube ich, dass ich einfach vor der Höhle hätte warten müssen - egal ), und bereite mich auf den nächsten Tag vor. Abends esse ich wieder lecker im Restaurant. Der Pausentag hat sehr gut getan! Morgen geht es an den riesigen Skutari See. Den werde ich eine Weile entlang fahren, bis ich dann nach Albanien komme. Da bin ich sehr gespannt drauf!
Hier noch ein paar Impressionen vom Pausentag 😉