Don Curry on Tour 4
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Don Curry macht zufällig eine Wanderung

Veröffentlicht: 10.07.2023

Don Curry lässt an manchen Tagen das Programm bewusst dünn gestrickt. Bei Großstädten ist das so oder auch bei Gegenden, die besonders wetteranfällig sind. Auch für Mestia bestand sein Vorhaben im Prinzip aus zwei Punkten, einer Fahrt mit der Seilbahn und eine Tour mit Xerra hinauf zu den Koruldi-Seen hoch über der Stadt. Beides machte eigentlich nur bei gutem Wetter wirklich Sinn; die Prognose sah nicht vielversprechend aus, spätestens ab Mittag stieg die Regenwahrscheinlichkeit erheblich.


Zum Frühstück wartete ein mehr als reichlich gedeckter Tisch auf ihn. Von den vielen verschiedenen Köstlichkeiten konnte er nur einen sehr geringen Teil verspeisen. Ungewöhnlich war für Don Curry, dass es für ihn eine ganze Karaffe „Kompot“ gab, ein hausgemachter Saft aus eingemachten Früchten, von denen mindestens eine Frucht in die Karaffe gehört; in diesem Fall war es ziemlich leckerer Aprikosensaft. Nach diesem optimalen Tagesstart folgte prompt die erste Enttäuschung: die Seilbahn war komplett außer Betrieb. Diesen Programmpunkt konnte Don Curry also streichen. So fuhr er ans andere Ende von Mestia, wo die Piste in die Berge beginnen sollte.


Auf dem Weg dorthin kam er relativ nah an der mittelalterlichen Kirche Mestias vorbei, die er gestern nicht mehr aufgesucht hatte. Vielleicht würde er heute Glück haben, sie geöffnet vorzufinden. Don Curry parkte lieber an der Durchgangsstraße, um Xerra nicht den engen Altstadtgassen Mestias auszusetzen. Das zeigte sich in mehrfachem Sinn als gute Entscheidung. Denn einerseits schonte er das Fahrzeug, andererseits wurde er noch mehr vom typischen swanischen Dorfleben Gewahr. In einer Seitengasse trottete gerade eine stattliche Muttersau mit 8 Ferkeln heran. Plötzlich warf sich die Sau zu Boden und bot ihrem Nachwuchs mitten auf der Straße eine kleine Zwischenmahlzeit. Die ließen sich nicht zweimal auffordern, sondern stürzten sich gierig auf die Milchquellen. Fasziniert beobachtete Don Curry, wie die Ferkel doppelstöckig saugten: eins lag unten mit ausgestreckten Beinen platt auf dem Boden, um die untere Zitze zu erreichen, das Geschwisterchen lag direkt auf dem unteren Ferkel und bekam so Zugang zu den oberen Nahrungsspendern. Gern wurde auch mal die Zitze gewechselt, vielleicht produzieren sie ja verschiedene Geschmacksrichtungen; es ergab in jedem Fall ein quirliges Gedränge und Gesauge. Nach wenigen Minuten beendete die Sau das Gelage und trottete weiter. Erst jetzt nahmen die Ferkel Don Curry wahr, beäugten ihn interessiert, und zwei von ihnen wagten sich ein paar Trippelschritte vor, um dann doch lieber schnell der Mutter hinterherzueilen. Sicher ist sicher!


Don Curry überholte derweil den Familienausflug und fand die gesuchte Kirche, allerdings – wie befürchtet – fest verschlossen. Swanische Kirchen machen von außen nicht viel her. Sie wirken wie schlichte rechteckige Häuser und verfügen nicht mal über einen Turm. Erst in späteren Zeiten baute man meist einen offenen Glockenturm neben die Kirche. Der eigentliche Schatz, auf den es auch Don Curry abgesehen hatte, sind die ausgesprochen hochwertigen Fresken, die sich in diesem Gebiet Georgiens erhalten haben. Aber ohne Schlüssel kam er da nicht dran.Also fuhr er weiter, bis er den Beginn der Piste gefunden hatte. Schon zu Beginn führte sie ziemlich steil bergan und erwies sich an vielen Stellen von tiefem Matsch durchzogen. Wenn dann ab Mittag noch frischer Regen dazukäme, könnte sich die Piste schnell zur Rutschbahn entwickeln. Darauf hatte Don Curry keine Lust. Aber was dann? Alls seine Pläne hatten sich zerschlagen.


Er sah, dass noch eine andere Piste aus Mestia herausführte, die relativ eben einem Flusslauf folgte. Auch diese Strecke hatte es durchaus in sich, auf ihr spielte aber das Wegrutschen keine große Rolle. Am Ende der Piste landete Don Curry auf einem gut besuchten Parkplatz. Etwas oberhalb führte eine Hängebrücke über den wilden, schäumenden Gebirgsfluss. Neugierig machte Don Curry Fotos von der Brücke und musste sie natürlich auch mal selbst ausprobieren. Am anderen Ufer sah er einen Wegweiser, der auf einen Gletscher hinwies – in 2,8 km Entfernung. Der Weg führte zwar ziemlich bergan, war aber gut begehbar. Also ging Don Curry einfach weiter. Seine Wanderschuhe und seine Regenjacke lagen im Auto bereit, aber zurück wollte er nun auch nicht mehr. Zunächst ging es durch eine Art Märchenwald mit alten Bäumen, Farnen, Wildblumen und moosbewachsenen Felsen. Dann folgte der schmale Pfad einem zweiten Gebirgsfluss, teilweise direkt an dessen Ufer, wo das Wasser wie eine Urgewalt tosend und brausend vorbeistürzte. An manchen Stellen kam Don Curry wie eine eiskalte Woge die in der Luft fein zerstäubte Gischt des Gletscherflusses entgegen. Ihn fröstelte in seinem durchgeschwitztem Hemd. Nach dieser längsten Etappe folgte der Aufstieg zu einem Geröllfeld empor. Und plötzlich sah Don Curry den Gletscher, zwar noch in einiger Entfernung, aber klar erkennbar. Ein majestätischer Anblick! Inzwischen zeigte sich sogar die Sonne etwas, so dass sich Don Curry wärmen konnte und sein Hemd trocknete. Einige andere Wanderer stapften noch etwas weiter auf den Gletscher zu, doch Don Curry glaubt nicht, dass sie ihn von dort besser sehen könnten. Auf dem gleichen weg und über die Hängebrücke kehrte Don Curry zu Xerra zurück.


Auf der Fahrt nach Mestia begann es erstmals zu nieseln. Don Curry beschloss, dass er sich nach dieser strapaziösen Wanderung eine Stärkung verdient habe. Im Café Laila suchte er sich diesmal einen Tisch im Innenbereich und bestellte sich die bekannteste Spezialität Swanetiens: Kubdari, eine Art Khachapuri mit Fleischfüllung; dazu wird kein Hackfleisch verwendet, sondern in Speckwürfelgröße geschnittenes Rindfleisch, das sehr gut gewürzt und mit Zwiebelstücken versehen in den Teigfladen gegeben wird. Als Beilage wählte Don Curry einen Karottensalat. Inzwischen stellte sich das Wetter auf Dauerregen um, und Don Curry zog sich in sein Zimmer zurück. Da abends doch noch etwas Hunger einkehrte, machte er sich nach Ende des Regens auf den Weg in Mestias Zentrum. Bei Café Laila waren sämtliche Tische gefüllt, also wich Don Curry in das direkt benachbarte Hotelrestaurant Seti aus. Die Speisekarte entsprach fast exakt der von Café Laila, das kulinarische Niveau wurde aber längst nicht erreicht, wie Don Curry schnell feststellte. Allerdings gab es im Seti am Samstagabend Live-Musik: fünf junge Männer gaben zeitgemäße swanische oder georgische Volksmusik zum Besten. Don Curry kämpfte allerdings mit zunehmender Müdigkeit und verließ recht bald das unerwartete Konzert.


Wie froh war er, sich auf diese spontane Wanderung eingelassen zu haben. Sie bildete den unverhofften Höhepunkt des Tages, ergänzt durch das leckere Kubdari. Die Wetterprognose für morgen versprach keine Besserung. Die Regenwahrscheinlichkeit blieb über den ganzen Tag recht hoch. Aber Don Curry würde Mestia morgen verlassen; vielleicht hatte Ushguli ganz anderes Wetter…
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