Clara und Matze
Clara und Matze
vakantio.de/cum

Reisevorfreude

Veröffentlicht: 16.12.2023

Die Kirschblütensaison war voll im Gange und mehrere Male spazierte ich mit Lea die Allee durch den Garten entlang. Wir trafen uns einmal mit ein paar ihrer Kollegen vom Burgerrestaurant zum picknicken. Am 22. September hatte Matze dann seinen letzten Arbeitstag und begann, seine ganze Energie dem Aufhübschen und Verbessern unserer Black Betty zu widmen. Wenige Tage später starteten wir auf eine kleine Tour Richtung Süden, hauptsächlich um Lake Tekapo zu sehen. Wir hatten Christchurch erst seit etwa 1 Stunde verlassen, als ich eine Nachricht von Ramneet bekam. Ob ich wohl ab morgen spontan verfügbar sei, meine Nachfolgerin würde für ihre Schichten diese und die kommende Woche ausfallen. Ich sagte, dass ich frühestens in 3 Tagen einspringen könnte. Tatsächlich überlegte der arbeitswütige Teil meiner Persönlichkeit, den Trip erstmal zu vertagen und gleich zurück nach Christchurch zu fahren. Ich hielt Stand und wir fuhren weiter. Wir übernachteten im Peel Forest Nationalpark, wo ein Großelternpaar und ihre Enkel (es waren gerade Schulferien) beim Gemeinschaftsunterstand bereits ein Feuer im Kamin gestartet hatten. Wir waren seit unserer Zeit in Takaka nicht mehr in den Genuss eines uriges Lagerfeuer gekommen. Die Temperaturen sackten bis auf fast 0 Grad ab, aber wir hatten auf dem Weg zum Nationalpark eine gebrauchte Heizdecke gekauft. Die testeten wir nachts gleich mal und befanden mit großer Begeisterung, dass zum Schlafen Stufe 1 von 3 vollkommen ausreichte. Am nächsten Morgen brachen zur Besteigung des Little Mount Peel auf. Wir hatten zwar von unten bereits gesehen, dass der Berg um den Gipfel herum leicht bepudert aussah, wie viel Eis unter dem Neuschnee letzter oder dieser Nacht lauerte, hatten wir nicht ahnen können. Die Entscheidung, den steileren Teil des Rundweges bergauf statt bergab zu gehen, war auf jeden Fall gut gewesen, wir mussten allerdings die Sohlen unserer Schuhe regelrecht in den Schnee, hauen um Halt zu finden. Mehr als ein Mal wurde mir flau im Magen zumute, als ich mich dummerweise nach Matze umdrehte. Mit leicht zittrigen Knien erreichten wir die Hütte und genossen auf der Veranda unser Frühstück unter den warmen Strahlen der Sonne. Wir hatten zeitlich alles perfekt abgestimmt, als wir die ersten hundert Höhenmeter des wesentlich entspannteren Rückweges hinter uns hatten, legten sich dichte Wolken um die Bergspitze. Wir fuhren weiter Richtung Lake Tekapo, wo dicke Schneeflocken fielen. Wir besuchten die vollgepackte lokale Brauerei. Wie auch bei uns auf der Bergspitze hatte die Sonne tagsüber auch hier für Temperaturen an die 20 Grad gesorgt, einige Leute die seit Schichtende da waren, saßen nur in T Shirt und kurzer Hose da. Von unserem Übernachtungsplatz direkt am See durften wir morgens einen grandiosen Sonnenaufgang bewundern. Wir liefen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man gut sehen konnte, wie flach und vegetationsarm die Ebene zwischen den einzelnen Berggruppen war. Unerbittlicher Wind peitschte stetig hinüber, im Winter kalt, im Sommer heiß. Wer hier wohnen wollte durfte echt nicht zart besaitet sein. Nach einem Spaziergang durch den extrem touristischen Ortskern, fuhren wir dann wieder Richtung Osten, ans Meer. Timaru mit seinen vielen alten Villen, Kunstgallerien und einer großen Gartenanlage gefiel uns sehr gut. Wir stellten uns auf einen Parkplatz unten am Hafen und hatten uns gerade schon ins Bett gekuschelt, als mir einfiel, dass es hier wohl auch Pinguine zu sehen gab. Die Sonne war zwar bereits seit einer halben Stunde verschwunden, aber der Beobachtungsort war laut google maps nur wenige hundert Meter von uns entfernt, wir versuchten also unser Glück. Und wie gut, dass wir das getan hatten! Wir sahen nicht nur einen, sondern mehrere “Blue Penguins”, die ein beachtliches Stück vom Wasser zu ihren gut im Unterholz versteckten Nestern watschelten, wo ihre brütenden Partner (Männchen und Weibchen wechseln sich dabei ab) schon lauthals am Schreien waren. Einer der Widerkehrer, ein Männchen wie uns ein freiwilliger Pinguinwächter mitteilte, brauchte besonders lange für den Rückweg. Alle ein bis zwei Meter stoppte er erstmal, um ausgiebig mit dem Schnabel durch sein Gefieder zu kämmen. Dass er bis kurz vorm Erbrechen (der Partner wird dann mit dem Hochgewürgten gefüttert, wie ein Jungtier) mit Fisch vollgestopft war, machte die Mission sicher nicht leichter. Nach ein paar sportlichen Hüpfern ein Stück den Hang hoch, verschwand er dann schließlich doch im Gebüsch. Zurück in Christchurch wurde das Wetter erstmal etwas trüber, trotzdem schafften wir es, ein paar gemeinsame Spaziergänge in neuen sowie bekannten Gefilden zu unternehmen, nun da wir Beide tagsüber Zeit füreinander hatten. Gleich zu Beginn des Oktobers kletterten die Temperaturen auf knapp 25 Grad, nur um dann nachmittags durch heftigen Wind und Nieselregen 10 Grad zu fallen. Am 5.10. wurde Matze bereits morgens um 7 mit dem Taxi abgeholt, die nächsten 8 Nächte würde er in einer medizinischen Studieneinrichtung verbringen. Für die Unannehmlichkeit, eine Zeit lang ein Kanüle im Arm zu haben, nicht allein nach draußen gehen zu dürfen und auf die Toilette immer einen großen Messbecher mitnehmen zu müssen, wurde mit knapp 800 Dollarn pro Tag entschädigt. Ich war vor bereits einer Weile auf das Forschungsinstitut gestoßen und hatte sogar einen der Ärzte kennengelernt, durch die Spielegruppe mit der wir uns seit Monaten trafen. Bei meinem ersten Termin zum Vorgespräch und Bluttest war ich jedoch krank gewesen und musste dann erstmal 30 Tage warten. Als ich mich schließlich für dieselbe Studie wie Matze vorstellte, lief alles gut mit Blutabnahme und Allgemeinuntersuchung. Leider wurde meine romantische Idee, dass wir händchenhaltend vor dem Fernseher im Gemeinschaftsraum sitzen würden und unsere Betten vielleicht sogar nebeneinander stünden, zunichte gemacht. Aufgrund meiner Wirbelverletzung vom Dezember 2019, wurde ich von der Studie ausgeschlossen. Das Unangenehmste der Studie, für dass es auch das meiste Geld gab, war eine Wirbelsäulen-/Lumbalpunktion. Die werden zwar heutzutage immer häufiger durchgeführt und für die Studie wurden extra Experten mit langjähriger Erfahrung angefordert, aber bei mir wollte man keine Risiken eingehen. Ich fühlte mich etwas geknickt, wurde dan aber doch noch für eine andere Studie genommen, die sich mit einem neuen Schmerzmedikament beschäftigte und nur 3 Nächte dauerte. Während meiner freien Zeit ging ich auf Arbeit, was mir ganz gut passte. Vor meiner Schicht schaute ich fast jeden zweiten Tag bei Matze vorbei, natürlich auch an seinem Geburtstag, den er ja leider in der Einrichtung verbringen musste. Essen mitzubringen war nicht erlaubt, also gab es leider keinen Geburtstagskuchen, Lea hatte sich aber auch Zeit genommen, um Matze zu besuchen. Wir spielten Karten mit den anderen “Insassen”, von denen ich einige auch schon von meinem ersten Besuch kannte. Insgesamt war die Stimmung recht gut, die Schwestern und das Essen seien laut Matze auch ganz nett. Für mich fühlte es sich eigenartig an, allein zu schlafen, nach der zweiten Nacht wunderte ich mich jedoch beim Aufwachen nicht mehr, dass der Platz neben mir leer war. Als ich Matze am 13. endlich wieder hatte, genossen wir gemeinsam die frische Luft und Freiheit, auch wenn das Wetter deutlich kälter war als die letzten Tage. Das verbesserte sich zum Glück dann am Tag darauf, sodass wir eine Wanderung auf die andere Seite der Bucht wagten. Auf dem Bergrücken pfiffen uns enorme Windmassen um die Ohren, nach einer Weile schrillten dann plötzlich unsere Handys auf. Starkwindwarnung, sagte die Nachricht von der neuseeländischen Regierung, mit Geschwindigkeiten von bis zur 120 km/h. Wir guckten uns an und dann um uns herum. Da waren kaum Bäume, also nichts in näherer Umgebung was uns zur Gefahr werden konnte. Allein der Wind ließ allerdings meinen Adrenalinpegel mehrmals nach oben schnellen, als ich so heftig von einer Böe getroffen wurde, dass ich das Gefühl hatte, gleich vom Boden abzuheben. Nach einer knappen Stunde Kampf und Gleichgewichtsschwierigkeiten hatten wir dann aber den Abstieg nach Lyttelton vor uns, wo der Wind kaum noch zu spüren war. Zurück nach Christchurch nahmen wir dan den Bus und nach einer kleinen Pause im Van schauten wir bei Matzes Kollegen bei der “Two Thumb” Brauerei vorbei, die gerade Oktoberfest feierte. Zu diesem Anlass hatten die Brauer ein paar echt leckere Hopfengetränke kreiert. Wir kamen mit ein paar nicht wenig angetrunkenen Australiern ins Gespräch, außerdem lernte ich einige von Matzes Kollegen kennen und es gab einige Freibiere für uns. Am Tag darauf besuchten wir die vegane Messe, wo wir leckere Speisen probierten und Matze einige Schokoladenkreationen verköstigte (ich durfte keine so kurz vor Beginn meiner Studie konsumieren, außerdem keinen Kaffee/Tee/Orangensaft). Er suchte aber ein paar aus, die wir kauften und ich bin sicher, bei Schokolade sind unsere Geschmäcker sehr ähnllich. Am frühen Nachmittag holten wir dann Lynn vom Busbahnhof ab, ihre Saisonarbeit im Skihüttenimbiss hatte geendet. Gerade zur rechten Zeit, dass wir Mädels uns nochmal sehen konnte. Wir spazierten durch den botanischen Garten und fuhren anschließend zu uns. Adam beehrte und mit seiner ja eher seltenen Anwesenheit, ich war sehr glücklich ihn und Sunny nochmal zu sehen. Matze würde mit Sack und Pack einen Tag vor meiner Entlassung ausziehen, da australische Verwandtschaft von Adam zu Besuch kam. Wir spielten Spiele mit Lynn und überzeugten Adam sogar, sich Wizzard beibringen zu lassen. Lynn durfte mit bei uns im Zimmer schlafen und Adam bot ihr sogar an, am nächsten Tag mit ihr gemeinsam zu ihren Autobesichtigungen zu kommen. Sie wollte zwar schnellstmöglich einen Campervan, kannte sich jedoch mit Autos recht wenig aus. Matze war voll eingespannt mit den Vorbereitungen für unsere Tour. Ich verbrachte einen recht ereignislosen ersten Tag im Forschungsinstitut, ich war sehr glücklich, dass man mir einen Fensterplatz ganz am Ende des Schlafsaales gegeben hatte. Ich las viel und war ansonsten frei, drinnen herumzulaufen, Yoga zu machen und mich mit den Anderen zu unterhalten. Für diesen allerersten Testlauf dieses potenziellen neuen Medikamentes gab es nur mich und eine andere Versuchsperson. Allerdings hatte man auch zwei Ersatzleute bestellt, die auch eine Nacht in der Einrichtung verbrachten (und dafür natürlich auch etwas Geld bekamen) und am nächsten Morgen entlassen wurden, sobald wir die Dosis erhalten hatten. Früher am Morgen legte man mir aber erstmal eine Kanüle, direkt in der Armbeuge, was eine blöde Position für einen Plastikschlauch in der Vene ist aber meine Vene sah an der Stelle wohl am vielversprechendsten aus. Diese war unter anderem für Notfälle da, sodass man schnell Medikamente verabreichen konnte. Außerdem wurde darüber Blut abgenommen, sodass man uns nicht ständig stechen musste, denn nach der Medikamenteneinnahme wurde für den Rest des Tages erst jede Stunde, ab Nachmittags aller zwei Stunden Blut abgenommen. Insgesamt kam da keine große Menge zusammen, es war nur nicht gerade angenehm, dass die Kanüle aus Hygienegründen jedes Mal mit Kochsalzlösung durchgespült werden musste. Mit dem Gefühl von kaltem “Gel”, das langsam durch den Arm wandert, konnte ich mich auch nach dem fünften Mal nicht anfreunden. Das Medikament hatte ich als Flüssigkeit zum Schlucken bekommen, man hatte mir und der anderen Teilnehmerin eine Art Mundwasserstreifen auf die Zunge gelegt, sodass wir keinen Geschmack wahrnehmen konnten. Nur Eine von uns hat das Medikament bekommen und wir werden nie erfahren, wer es war. Ich merkte keine Veränderungen, das lange Rumliegen machte mich aber etwas müde. Ich kämpfte mit meinen Lidern, die ständig zufallen wollten, die ersten vier Stunden nach der Dosis durften wir aber aus Sicherheitsgründen nicht die Augen schließen oder herumlaufen. Es wurden auch mehrer EKGs gemacht, vor denen wir eine zeitlang weder lesen, reden oder aufs Handy gcuken duftZur Toilette musste uns eine Schwester begleiten, die Tür durfte geschlossen aber nicht verriegelt werden. Zwischendurch kam unser Spieleabendfreund vorbei, den hier alle als Doktor Joe kannten. Er musste sich aber mehr oder minder an meiner Schwester vorbeischleichen, die aufpasste, dass ich ja nicht außerhalb meiner erlaubten Zeiten redete oder mich auf dem Bett bewegte. Mehr als einmal vertrieb sie ihn mit einem brisken “Clara geht jetzt in die Ruhephase”, worauf ich hinter ihrem Rücken theatralisch die Augen rollte und Joe sich das Grinsen verkneifen musste. Gegen halb 2 durfte ich endlich etwas essen und konnte mich für eine Weile mit ins Aufenthaltszimmer setzen. Die Kanüle (zum Glück im linken Arm!) blockierte allerdings meine Armbewegung so sehr, dass ich beim Kartenspielen meine Arme weit vor mir ausstrecken musste. Meine Yogastretchrunde fiel aus sehr begrenzt aus und danach schien sich mein Arm leider gar nicht mehr beruhigen zu wollen, meine Vene pulsierte schmerzhaft und verdickte sich immer mehr. Nachdem ich mich eine ganze Weile von einer Seite auf die andere gewälzt hatte und der Schmerz immer weiter zunahm, schlich ich mich den Korridor entlang zum Schwesternzimmer, wo ich den Nachtdienst bat, mich von der Tortour zu erlösen. Laut Protokoll sollte die Kanüle aus Sicherheitsgründen bis morgens um 7 drin bleiben, der nette Pfleger hatte jedoch Nachsehen und nach so langer Zeit seit der sehr kleinen Dosis war das Risiko einer gefährlichen Nebenwirkung extrem gering. Als das Teil raus war, konnte ich endlich schlafen. Der nächste Tag verlief recht entspannt, leider durfte ich nicht mit einer der Schwestern auf einen Spaziergang gehen. Jede Studie hat andere Regeln und Auflagen, manche meiner Mitinsassen duften sich sogar selbst Tee und Kaffee zubereiten, ich durfte nur Wasser trinken. Matze und Lynn besuchten mich für eine Runde Karten und damit Lynn sich verabschieden konnte, die nun auf einen Roadtrip startete. Einige der Leute von meinem ersten Tag waren bereits entlassen worden, ich lernte dafür abends Eadon kennen, der mit seiner Partnerin aus den USA hergekommen war und bereits extrem viele Länder besucht hatte. Er hatte auch Matze kurz kennengelernt und lud uns ein, ihn auf dem schönen Grundstück, was er zur Zeit mietete, zu besuchen. Am nächsten Morgen stand dann schon meine Entlassung an, erstmal hatte ich eine schöne lange Dusche, nachdem man mir das Langzeit EKG Gerät abgenommen hatte, mit dem ich seit 3 Tagen nicht unter die Dusche hatte gehen dürften. Kurz nach 10 holte mich Matze ab und ich freute mich sehr auf ein leckeres Frühstück bei unserem Lieblingskaffee. Als wir in sonnigen Hinterhof liefen, saßen dort bereits Lea und ihre Schwester mitsamt Freund, die vor ein paar Tagen hier gelandet waren. Ich hatte nicht erwartet, Lea vor unserer geplanten Tour im Dezember nochmal zu sehen und freute mich wie ein kleines Kind. Wie lieb von Matze, diese Überraschung zu organisieren! Wir trafen die frei dann auch später nochmal für einen gemeinsame Spaziergang durch den Botanischen Garten und entdeckten zufällig eine Horde Aale, die unter einem der Bootsanleger wohnte. Manche von Ihnen waren so lang und dick wie mein Bein! Abends schliefen Matze und ich an einem kleinen Park mit öffentlicher Toilette im Van, nicht sehr schick aber zumindest hörte man nicht viel Straßenlärm. Am nächsten Tag hatten wir Beide einen Nachsorgetermin beim Institut, ich hatte mir gestern leider estmal schön den Finger in unserer Autoschiebetür eingeklemmt und das Pflaster uüber Nacht dran behalten, weil ich keine Blutflecken auf dem Bett wollte. Eine der Ärzte guckte sich das gleich mit an und ich bekam einen hübschen trockenen Verband. Später fuhren wir zu Eadon und Susanne, die in einem Stadtteil im Norden ein Häuschen mit großem Grundstück mieteten. Eadon war erst noch unterwegs, aber wir unterhielten uns gut mit Susanne. Die Beiden hatten schon mehrere Passadenas zusammen gemacht- die 10 tägige Schweideperiode mit viel Meditation- Eadon hatte allein sogar schon 11 davon hinter sich. Sie erzählten angeregt über Pakistan und die Unterschiede zu Indien, die sie wahrgenommen hatten, während wir ein kleines Barbeque genossen. Abends verabschiedeten wir uns dann und fuhren zu unserem zweiten BBQ des Tages, mit unseren Spielefreunden. Ich durfte immer noch nur alkoholfreies Bier trinken, weil ich am Folgetag meinen letzten Nachsorgetermin hatte, wir hatten aber trotzdem einen sehr schönen Abend. Nach einigen Spielen und viel Essen- Robyn hatte die Salate nicht nur glutenfrei für sich sondern auch vegan für uns zubereitet- kamen wir ins Karaokefieber. Matze und ich gaben unter anderem mit “Heidi” und “Völlig losgelöst” zwei deutsche Lieder zum Besten. Am nächsten Tag holte wir dann die letzten Sachen aus Adams Wohnung und genossen nochmal den Komfort einer warmen Dusche. Adams Eltern waren da, ie empfingen uns sehr freundlich und interessiert. Wir hatten schon unser Abschiedsbier genossen und waren losgefahren, als ich einen Anruf von einer der Krankenschwestern bekam. Mein Blut sei geklumpt und deshalb seien manche Tests nicht Das Blutabnehmen morgens war eine ziemliche Tortur gewesen, es hatte 2 Schwestern und 3 Anläufe sowie eine Spritze zum Ansaugen gebraucht. Ich sagte, dass ich jetzt schon außerhalb von Christchurch waren und ich versuchen konnte, in Wellington ins Institut zu kommen und den Bluttest zu widerholen. Unser erster Stop auf dem Weg nach Norden war Kaikoura, das Wetter ließ erstmal leider etwas zu wünschen übrig, wir vertriben uns die Zeit mit einem interessanten Besuch des lokalen Museums und der Brauerei. Am nächsten Morgen machten wir eine Küstenwanderung, wo wir einige Robben aus der Nähe sehen konnten. Für den frühen Nachmittag hatte ich uns eine Waltour gebucht, per Propellerflugzeug. Nur wenige hundert Meter vor der Küste Kaikouras begann ein extrem tiefer Unterwassergraben, der ein beliebstes Nahrungsgefilde für alle möglichen Arten von Walen bot, unter anderem Pottwale. Die auch ins Australien recht häufig zu beobachtenden “Southern Right Wales” hatten wir zum Glück schon zweimal zu Gesicht bekommen. Wir hatten aus dem Flugzeug grandiose Ausblicke über die gesamte Peninsula und sahen aus der Vogelperspektive eine Gruppe Delfine mit sehr kleinen Jungtieren. Wale tauchten leider nicht aus den Tiefen des Ozeans auf, da Pottwale über 1,5 Stunden tauchen können, kann es leider passieren, dass man sie verpasst, wenn nicht mehrere gerade unterwegs sind. Als nächstes besuchten wir Blenheim, dass international für seine Weingüter bekannt ist. Wir fanden eine urige Gaststätte in einem ehemaligen Malzhaus, das einem älteren deutsche Paar gehörte. Am nächsten Mittag genossen wir ein leckeres Laksa beim St Clair Weingut, inklusive Weinverkostung. Nachmittags schwangen wir uns auf unsere Fahrräder, um ein weiteres Weingut und zwei Brauereien besuchen zu können. In Neuseeland gibt es kein Alkohollimit für Fahrradfahrer. Wir verkosteten einige sagenhaft gute Pinot Gris und einen trockenen Gewürztraminer, der von einem Klon stammt. Das Wetter spielte nicht so ganz mit, aber wir kämpften uns trotzdem tapfer voran und kamen wieder am Auto an, bevor der Himmel alle seine Tore öffnete. Von Blenheim ging es weiter nach Havelock, an der Nordspitze der Südinsel. Wir wanderten zu einer Bergspitze, von wo aus man einen tollen Ausblick über die verschiedenen Meeresarme und den kleinen Hafen hatte. Nur wenige Minuten nachdem wir oben angekommen waren, fing es an zu hageln. Wir fanden zum Glück eine Nische unter einem Felsvorsprung, wo wir das Schlimmste aussitzen konnten, die Temperatur sank rapide, sodass wir nun deutlich zu dünn gekleidet waren. Richtiges Aprilwetter hier Ende Oktober! Die Nacht verbrachten wir in einer kleinen Bucht, die eigentliche Straße entlang des Charlotte Sounds durften wegen zahlreicher Erdrutsche leider nur Anwohner befahren. Wir buchten uns deshalb ein Wassertaxi, um zumindest einen Teil zu Fuß sehen zu können. Wir folgten der Küstenlinie für 16 Kilometer, manchmal liefen wir durch schwüle tropische Luft, manchmal wehte uns vom Meer aus eine frische Brise um die Nase. Wir übernachteten in einer Bucht nicht weit von Picton entfernt, ich hatte uns abends spontan die Fähre für 14 Uhr am nächsten Tag bestellt. Nach einer kleinen Wanderung zu einem Aussichtspunkt und spätem Brunch am Hafen, hatten wir die Deadline für unseren Check In für die Überfahrt tatsächlich dann auch ausgereizt- und das nachdem wir doch damals die erste Fähre nach Tasmanien verpasst hatten. Wir reihten uns hinter den anderen wartenden Autos ein und hatten damit gerechnet. Dass das Beladen bald losgehen würde. Aber es tat sich ewig nichts und als eine Viertelstunde vor geplanter Abfahrt noch immer alle Autos auf dem Parkplatz standen, beschlich uns das Gefühl, dass irgendetwas schief gelaufen war. Kurz darauf tauchte eine Mitarbeiterin auf und informierte uns, dass es das Toilettensystem blockiert war, weil Jemand eine Windel heruntergespült hatte. Ich glaub nicht, wie minderbemittelt man sein kann... Man hatte gesagt, wir würden bald wieder ein Update bekommen und nach etwa einer halben Stunde gab es die Ansage, es sähe so aus, als könnten wir in 15 Minuten drauffahren. Ich hatte mir die Wartezeit bisher mit Yoga, Lesen und auf dem Parplatz herumschlendern vertrieben, langsam ging mir jedoch die Luft aus. Die allgemeine Stimmung rutschte immer weiter in den Keller, als dann Gerüchte aufkamen, dass die Fähre nun komplett ausfallen würde, rasten einige nicht komplett eingeparkte Menschen wütend davon. Als klar wurde, dass das Gerücht keins mehr war, stellten wir uns an den Buchungsschalter, um hoffentlich noch einen Platz auf der nächsten Fähre zu bekommen. Das Onlinesystem funktionierte nicht, es wurden vom Personal Listen geschrieben. Man sagte uns, wir würden bald erfahren, ob wir einen Platz hätten. Ich fuhr nur zu gern von dem deprimierenden Parkplatz weg, es ging nochmal raus ins Grüne und auf einen Hügel, wo wir zwei Deutsche kennenlernten und unser neues schwimmendes Gefährt in den Hafen einfahren sahen. Hoffentlich hatte Niemand der Passagiere das Klo verstopft. Ich hatte Lea von unserer Situation erzählt, als letztes hatte ich ein Update von der Westküste gesehen. Verrückte Zufälle gibt’s, ich hatte keine Ahnung, für wann sie ihre Fähre gebucht hatte, aber es war die kommende um 19.30! Gegen 17.30 bekam ich endlich einen Anruf vom Fährbüro. “How are you doing?”, fragte die Frau am Telefon beschwingt. “Ehm... good”, antwortete ich zögerlich, entschlossen nicht über den Ausfall unserer Färe zu jammern, sie konnte ja auch nichts dafür. “See you soon”, sagte sie und damit fiel uns ein gewaltiger Stein vom Herzen, wir würden mit Lea und den anderen fahren. Wir sahen sie schon in der Schlange am Check In Schalter, wir standen diesmal gar nicht auf dem Parkplatz rum, sondern es ging gleich weiter auf die Fähre. Fühlte sich das gut an!! Wir holten uns dann erstmal einen Cider und tauschten uns mit den Anderen über unsere Reiseerlebnisse aus, Als die Fähre den Queen Charlotte Sound verließ, ging gerade die Sonne unter und wir genossen ihre letzten Strahlen auf dem Außendeck. Der harsche Wind vom offenen Meer pfiff uns bereits um die Ohren, Seegang bemerkten wir aber erst, als die Dämmerung eintrat und wir in einer Ecke des Restauantbereiches saßen. Wir hatten gerade eine Runde “Monopoly Deal” angefangen, die wir dann leider einstellen mussten, das Geschaukel schlug vor allem mir, Lea und Leas Schwester auf den Magen. Als dann von irgendwoher der Geruch von Erbrochenem zu uns zog, schmierten wir uns ätherisches Öl an die Nasenflügel und atmeten in Tücher, Schals und Jacken. Irgendwann gewöhnten wir uns dann einigermaßen an das Geschaukel und der Geruch von Tee, Kaffee und Pies überdeckte andere Noten. Wir verabschiedeten uns wieder von den Dreien, die gleich nochmal um die 50 Kilometer nordwärts zu ihrer Unterkunft fahren mussten. Wir suchten uns eine ruhige Ecke in einem Wohngebiet mit einer nahegelegenen öffentlichen Toilette, nachdem wir bei dem offiziellen Wohnmobilparkplatz keinen Erfolg gehabt hatten. Am nächsten Morgen versuchten wir dort gegen 9 Uhr nochmal unser Glück und hatten sogar mehrere Möglichkeiten. Man durfte bis zu drei Tage dort parken, also bauten wir die Fahrräder ab und gönnten Black Betty eine Pause. Wir stöberten enthusiastisch in ein paar grandiosen Secondhandläden herum und genossen die warmen Temperaturen. Es gab eine beeindruckende Anzahl an öffentlichen Skulpturen und Grafittis. Wir schlossen die Räder dann bei der Cuba Street, Wellingtons Fußgängerzone, an und käpften uns die gefühlten 1000 Stufen zum Botanischen Garten hoch. Dort oben gab es neben tollen Ausblicken auf die Stadt sogar eine Standseilbahn mit einem kleinen Museum. Neben dem Rosengarten gab es im Toilettenblock eines öffentlichen Sportplatzes nicht nur Toiletten, sondern sogar kostenlose heiße Duschen, wir waren in Matzes Campingapp darauf gestoßen und hatten deswegen auch ein Handtuch und Wechselsachen eingepackt. Erfrischt liefen wir wieder Richtung Innenstadt und hatten nun ordentlichen Hunger. Wir besuchten das erste vegane italienische Restaurant Neuseelands und waren absolut hin und weg von den zwei Pizzen, die wir uns ausgesucht hatten. Weil nun auch schon Happy Hour war, gönnten wir uns zwei Mimosas und fühlten uns echt wie im Urlaub. Die übernächste Nacht wechselten wir dann unseren Schlafplatz, wir wollten nochmal etwas weiter gen Süden fahren, nach zwei Tagen Menschen und Stadtlärm sehnten wir uns wieder nach etwas mehr Meer und Natur. Das Thermometer kletterte auf kanpp 25 Grad, wir schlüpften in unsere Badesachen und liefen fest entschlossen Richtung Wasser, nach knapp 5 Sekunden starben mir aber die Zehen ab. Das Wasser hatte um die 14 Grad, sicher hatte die Ostsee auch nie mehr als das, trotzdem war ich da schon oft drin baden gewesen. Was war nur los mit meinem Kälteempfinden?! Wie immer gab es ein paar verrückte Neuseeländer, die gefühlt eine halbe Stunde im Wasser rumstanden und sich ganz entspannt unterhielten, als seien draußen 40 Grad und das Wasser wäre der einzige Ort wo man die Hitze noch ertragen könnte. Ich beschloss, es im Dezember oder Januar nochmal ganz weit oben im Norden zu versuchen und noch nicht ganz aufzugeben. Wir genossen die Ruhe und machten am Abend noch eine Strandwanderung zu den Red Rock, einem für die Maori bedeutenden Ort. Es gab ein paar kleine Wochenendhütten, zu denen man nur mit einem allradfähigen Fahrzeug gelangen konnte. Am nächsten Morgen machten wir mal wieder so eine typische Matze-Clara-Kletteraktion, die Wege kannten unsere Offlinekarten war, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass normalerweise Irgendjemand da lang läuft. Teilweise hatte sich Gorse, ein gelb blühendes und extrem stacheliges Buschunkraut, so breit gemacht, dass man den Weg kaum erkennen konnte. Natürlich hatten wir auch noch Beide kurze Hosen an... Umkehren stand trotzdem nicht zur Debatte. Später fanden eine grandiose Bäckerei und genossen ein leckeres Bier bei “Double Vision Brewing”, den Rest des Tages entspannten wir. Am nächsten Morgen schaute ich nochmal beim “Clinical Research Institute” vorbei, damit der Bluttest nochmal wiederholt werden konnte. Die Zweigstelle in Auckland hatte nur einen Doktor und eine Rezeptionistin, anderes als die Schwestern hatte er keine Probleme, mir Blut abzunehmen. Einen Parkplatz in der Innenstadt zu finden, war wahnsinnig schwierig, sodass Matze erstmal im Auto wartete. Gegen Nachmittag verließen wir die Stadt und fuhren nach Petone. Wir hatten eine etwas ungünstige Uhrzeit gewählt, es herrschte chaotischer Feierabendverkehr und zum Teil bewegten wir uns kaum vom Fleck. Wir blieben die Nacht im Ort und fuhren am nächsten Morgen weiter Richtung Nordenosten. Wir besuchten Rivendell im Kaitoke Regionalpark, der Ort der als Vorlage der Elbensiedlung dient. Nachmittags begann es zu regnen und wir beschlossen, in Masterton zu bleiben, wo es ein nettes offizielles Freecamp am See gab, sogar mit warmen Duschen. Ich lernte Katzendame “Mischief” (kann mit Schalk oder Schlawiner übersetzt werden) kennen, die mit ihrem Menschenpapa seit mehreren Monaten durch Neuseeland zog. Er hatte einen großen selbst ausgebauten Bus mit Holzofen und wir unterhielten uns angeregt. Mischief wollte meinen Schoß gar nicht mehr verlassen und es fiel mir schwer, mich am nächsten Morgen von ihr zu verabschieden. Wir fuhren nun eine Weile kleine kurvige Landstraßen, hielten am Waihi Wasserfall und machten ein Picknick. Später fuhren wir zum Strand in Porangahau, wo es auch ein Freecamp gab. Unsere Nachbarn hatten ein ungewöhnliches Haustier, einen afrikanischen Graupapagei. Er hatte sich leider vor kurzem den Flügel gebrochen und war deswegen auf das Balancieren auf einem zwischen Ästen gespannten Seil beschränkt. Er ahmte unsere Stimmen nach und wirkte sehr freundlich und neugierig. Als wir morgens die Landstraße entlangfuhren, sahen wir ein Lamm, das sich mit seinem Kopf im Zaun verheddert hatte. Wir stoppen und Matze näherte sich vorsichtig, das Tier schien jedoch bereits viel Energie eingebüßt zu haben und beruhigte sich schnell, als es merkte, dass Matze es zu befreien versuchte. Er schaffte es, den Kopf zu befreien, nahm es in die Arme und wollte es über den Zaun heben. Plötzlich schrie Matze auf, ließ das Lamm fallen, was recht verstört wirkte und kurz still lag, bevor es sich aufrappelte und zu seiner Mama rannte. Matze hatte samt Schaf einen elektrischen Schlag von einer dünnen und nicht ganz offensichtlichen Leitung bekommen. Er sagte, es sei einer der heftigsten gewesen, die er je gefühlt hatte. Wir hatten ein schlechtes Gewissen, dem Lamm so einen Schock zugefügt zu haben, wir hatten nach Besten Absichten gehandelt. Zum Glück schien es physisch in Ordnung zu sein. Unser nächster Stop war Hastings, wo wir den Wochenmarkt besuchten. Es gab einen kleinen Stand mit Cashewkäse und Kokoscreme basierten Käsekuchenschnitten, wo wir uns einige Köstlichkeiten aussuchten. Avocado- und Spargelsaison war nun in vollem Gange, die Preise sanken wöchentlich. Wir erklommen den Gipfel des Te Mata, die Formation aus verschiedenen Bergspitzen ist laut maorischer Legende der Körper eines berühmten Stammenurahnen. Der Weg bergab führte an ein paar haarsträubend steilen Abhängen entlang, es hatte auch vor kurzem einige kleinere Erdrutsche gegeben. Mehr als einmal griff ich nach Matzes Hand, um mich weiterzutrauen. Nach so viel Adrenalin entspannten wir dann erstmal in “Gods own Brewery”, die es auf jeden Fall in unsere Top 10 Liste Neuseelands schafft. Die Zapfhähne befanden sich in einer Art Campinganhänger, es gab ein größeres Zelt für schlechtes Wetter und viele Bierbänke. Hopfen rankte sich an Pfeilern empor, sodass man im Sommer unter einem Blätterdach Schutz vor der Sonne finden kann. Das Bier schmeckte grandios gut und der Brauereihund gesellte sich gleich zu uns. Wir fuhren nach Napier an ein Freecamp am Strand, es gab zahlreiche Lagerfeuer und einige Leute veranstalteten Feuerwerke. Wir hatten lange nicht mehr am Öagerfeuer gesessen und ich genoss in den Knallpausen das Rauschen des Meeres. Gefährlich sind Lagerfeuer am Strand hier nicht, es gibt keine Vegetation sondern nur alle möglichen Größen und Formen von Steinen. Genügend Totholz wird vom Meer täglich angeschwemmt. Wir fanden erst Wochen später heraus, dass es sich um den “Guy Fawkes” Feiertag gehandelt hatte, eigentlich britischer Nationalfeiertag und in Australien irrelavant. Vermutlich kann sich von euch auch Niemand an die Geschichtsstunde in der Schule erinnern, in der die “Pulververschwörung” erwähnt wurde, also hier eine kurze Erklärung: Am 5.11. 1605 gab es einen Sprengstoffanschlag auf das Parlament, man hoffte damit den König, seine Familie und wichtige Parlamentsmitglieder zu töten. Das Ganze sollte am Tag der Parlamentseröffnung stattfinden, Guy Fawkes war der Sprengstoffexperte. Er gehörte zu einer Gruppe radikaler Katholiken, die sich für die gegen die katholische Bevölkerung gerichteten Sanktionen und Morde rächen wollten. Guy Fawkes sowie einige Adlige, die dabei halfen, den Sprengstoff ins Gebäude zu schmuggeln. Alle Beteiligten wurden öffentlich hingerichtet. In Neuseeland gedenken viele Leute dem Tag mit Lagerfeuern und/oder Feuerwerken, in Großbritannien gibt es richtig pompöse Straßenumzüge und es werden Guy Fawkes Puppen auf Scheiterhaufen verbrannt. Da das Wetter am nächsten Tag zu wünschen ließ, gingen wir eine Runde im örtlichen Pool schwimmen und duschen und vertrieben uns den Nachmittag mit einem Bummel durch die historische Art Deco Innenstadt. Den Tag darauf hatte das Wetter noch schlechtere Laune, wir verbrachten die meiste Zeit im Van. Die Straße Richtung Gisborne hatte immer noch zahlreiche Mängel und Risse durch die heftigen Überschwemmungen und den Zyklon im letzten Sommer, es ging teilweise nur langsam und auf einer Spur voran. In Gisborne gönnten wir uns ein leckeres Frühstück mit Burritos und Kaffee, außerdem besuchten wir eine der ältesten Brauereien der Gegend, die ein superleckeres fassgelagertes Stout am Hahn hatten. Wir fuhren nach einem Erkundungsgang durch die Stadt weiter und waren erst 10 Minuten unterwegs, als wir einen wie gelähmt halb auf der Straße sitzenden Magpie passierten. Die sind hier eigentlich nicht heimisch, man hat sich in den 1860ern aus Australien hergeschifft, um landwirtschaftsschädliche Insekten zu dezimieren. Das Tier sah noch recht jung aus und ich konnte nicht einfach weiterfahren, ich drehte um. Matze lief zu dem Tier hin, man konnte keine Reaktion des Vogels sehen. Als er dann zurück zum Auto lief, wirkte er betreten und sagte dass dem Vogel Blut aus dem Schnabel lief und er aussah, als würde er gleich tot umfallen. Es fühlte sich schrecklich an, zu wissen, dass es hier keine Vogelauffangstation gab und da der Vogel einer “Pestspezies” angehörte würde sich definitiv kein Arzt berufen fühlen, das Tier zu untersuchen. Man sah Matze an, dass ihm ähnlich übel war wie mir aber er riss sich zusammen. “Soll ich ihn erlösen?”, fragte er und mir traten Tränen in die Augen (selbst jetzt beim Schreiben wieder). Ich nickte, Matze nahm den Autoschlüssel, ich bleib zitternd am Straßenrand stehen. Die vorbeifahrenden Autos wunderten sich vermutlich, ich fragte mich wie lange es noch gedauert hätte, bis ein Auto oder Truck den Vogel aus Versehen platt gemacht hätte. Ich bin froh, dass Matze es getan hat, auch wenn es sich furchtbar angefühlt haben muss, so fahl wie er im Gesicht ist und seine Hände zittern. Ich glaube nicht, dass ich mich dazu überwinden hätte können. Die Straße von Gisborne nach Opotiki befand sich glücklicherweise in recht gutem Zustand, es dämmerte bereits als wir am Camp ankamen. Die ganze Fahrt über haben wir kein Wort gewechselt, wir müssen das Geschehene erstmal verdauen, uns verzeihen für diese Tat, die sich trotz der Umstände nach Mord anfühlt. Außer uns war nur eine Motorradfahrerin im Camp, die sich gerade auf einer Bank ihr Abendessen kochte. Ich war schon fast am Wegdösen, als plötzlich ein lauter Knall ertönte, 5 Sekunden später ein Zweiter. Ich guckte Matze panisch an und wollte einerseits gucken, ob was passiert war, gleichzeitig hatte ich den Drang mich unter der Bettdecke zu vergraben. Wir einigten uns darauf, dass es sich nach einem Gewehrschuss angehört hatte. Es gab hier in der Gegend Hirsche und etwa 5-7 Kilometer Luftlinie entfernt gab es eine kleine Hütte, die ab und an von Wanderern aber hauptsächlich von Jägern als Nachtlager genutzt wurde. Sicherlich bestand für uns keine Gefahr, als ich später nochmal raus in den Busch musste schlug mir das Herz dennoch bis zum Hals. Am nächsten Morgen ging ich eine Runde mit dem Fernglas spazieren, es gab hier einige seltene Vogelarten wie zum Beispiel den Kokako, der auf der Südinsel bereits als ausgestorben gilt. Zu meiner großen Freude sah ich tatsächlich einen und lief beschwingt weiter. Als ich mich durch das hohe Gras einer Wiese schlug, sprang plötzlich direkt neben mir ein ungewöhnlich großer brauner Vogel mit langem Schnabel aus dem Unterholz und verschwand in Windeseile unter der nächsten Hecke. Ich glich die Farben und Größe gedanklich mit allen mir bereits bekannten Vogelarten ab, einschließlich möglicherweise nicht einheimischen. Kein Ergebnis.. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich hatte einen Kiwi beim Schlafen aufgestöbert. Kiwis sind nachtaktiv, was die Chance einem über den Weg zu laufen sehr gering macht, es seidenn man rennt aus Versehen sehr nah an ihrem Versteck vorbei. Ich stand erstmal perplex in der Gegend rum und lauschte, falls er noch irgendwelche Laute von sich geben würde, schließlich beschloss ich aber, den Kiwi mal lieber in Ruhe schlafen zu lassen. Aufgeregt erzählte ich Matze von meinem Erlebnis, vermutlich ärgerte er sich nun etwas, nicht mitgekommen zu sein. Aber es gab ja noch andere mögliche Gelegenheiten... Wir machten wir es uns im Westend Reserve in Ohope gemütlich, wo wir ein nettes Gespräch mit unseren Campingnachbarn hatten, die mit ihrem Wohnwagenanhänger unterwegs waren. Wir drehten abends eine Runde durchs Naturreservat, wo es wohl einige Kiwis geben sollte, leider hatten wir kein Glück. Einige Male hörten wir das für die Weibchen charakterisitsche Rufen, es könnte aber auch eine Eule oder einheimische Waldttaube gewesen sein. Am nächsten Morgen machten wir eine Rundwanderung durch das Kohi Point Reserve, es gab einige spektakuläre Aussichtspunkte und wir fanden einen idyllischen Strand, der von pinken und weißen Muschelbruchstücken übersät war. Den Rest des Nachmittages verbrachte ich mit der äußerlichen Verschönerung unseres Vans, mithilfe der Airbrushpistole und speziellen Farben. Nach dem Papagei den ich in Blenheim gesprüht hatte, wagte ich mich nun an einen Fantail. Das Mischen der Farben war nicht leicht, aber da der Van so langweilig schwarz war, beschloss ich, etwas bunter und mutiger mit der Farbgestaltung zu sein. Der nächste größere Ort auf unserer Route war Tauranga, wo wir den Mount Maunganui bestiegen. Das hatte ich auf meinem Solotrip damals mit einem Bekannten gemacht und erinnerte mich sogar noch ein wenig an die Umgebung. Ich stattete der lokalen Kunstgallerie einen Besuch ab, wo es eine Sonderausstellung zu “lebensechten” Meerjungfrauen gab (wenn das Thema Jemanden interessiert, der kann gern mal Hannah Fraser auf Youtube anschauen- wirklich beeindruckend!). Abends genossen wir die letzten Sonnenstrahlen im Te Puna Quarry Park, wo es in einem ehemaligen Steinbruch einen botanischen Garten mit zahlreichen Skulpturen und Klangspielen gab. Zeremonielle Haka- Rufe von einer Hochzeitsveranstaltung auf dem Gelände drangen zu unserem Aussichtspunkt hoch und ich hatte erst jetzt das Gefühl, auch mal einen Teil der traditionellen Seite Neuseelands zu erleben. Generell leben fast 86% der Maori auf der Nordinsel und hier in der Gegend machen sie sogar die Mehrheit der Bevölkerung aus. Auf die Gesamtbevölkerung gerechnet kommen sie nur auf 16,5%, beinah gleichauf mit asiatischen Nationaliäten. Zum Vergleich: In Australien gibt es gerade mal 3,8% Aboriginals. Am nächsten Tag besuchten wir das Avocadozentrum Neuseelands, Waihi. In diesem kleinen Kaff gibt es eine beeindruckende Anzahl an hostorisch angelehnten Grafittis. Weiter ging es Richtung Coromandel, wo wir dann erstmal für 2 Nächte eine Hütte gebucht hatten. Als wir nachmittags ankamen, schnappten wir uns erstmal das Kayak, welches eigentlich nur für eine Peson ausgelegt war. Cathedral Cove war inzwischen nicht mehr zu Fuß errichbar, durch verschiedene Erdrutsche. Man konnte eine Kayak- oder Motorboottour buchen oder eben mit einem eigenen Kayak hinfahren, Vermieter gab es keine. Wir schlugen uns ganz gut, glücklicherweise trafen wir gerade nach einer der letzten Ausflugstruppen am Cove ein und hatten diesen beeindruckenden Ort gnz für uns allein. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Umweg über verschiedene Meereshöhlen, erst kurz vor Sonnenuntergang legten wir wieder am Strand an. Unsere Unterkunft war simpel, aber gut ausgestattet, mit separater Außentoiletten und überdachter Campingstilküche. Wir entspannten uns den nächsten Tag hauptsächlich und gönnten uns abends eine Sitzung in unserem privaten Spa Pool. Pickle, der sehr freundliche Golden Retriever unserer Gastgeber, lugte ab und zu neugierig über den Wannenrand. Wir hatten eine dritte Nacht geschenkt bekommen und beschlossen, die Fußgängerfähre nach Whitianga zu nehmen und uns dort den Tag zu vertreiben. Wir genossen nach dem ekelhaften Nieselregen am Tag zuvor die warmen Sonnenstrahlen und besuchten abends ein superleckeres Thairestaurant. Wir fuhren die “309 Road”, eine unbefestigte Inlandstraße mit zahlreichen Haarnadelkurven. Auf einem Grundstück entlang der Straße lebt Steward mit seinen Schweinen, wobei es nicht so ist, als wären die Schweine handzahm oder überhaupt eingezäunt. Sie kommen, weil Steward sie nicht, wie viele andere Leute in der Gegend, erschießt. Und da Niemand auf einem fremden Privatgrundstück schießen darf, bleiben die Schweine bei Steward. Er füttert sie nicht und interagiert kaum mit Ihnen. Das komplette Grundstück ist mit den Wracks aller möglichen Fahrzeuge übersäht und neben zahlreichen lebenden Schweinen gibt es auch einige Knochenhaufen in verschiedenen Verwesungsgraden. Wir beobachten eine Bache mit ihren zuckersüßen Babies, die sich lauthals beim Trinken stritten. In Coromandel drehten wir nur eine kleine Runde durch die Stadt, ich hatte damals etwa eine Woche bei einem Maori etwas außerhalb gewohnt. Leider hatte ich seine Kontaktdaten nicht mehr, ich hätte ihn gern besucht. Die Geschäftszeile in der Stadt sah ziemlich genau noch so aus, wie ich sie in Erinnerung hatte, wie überall sonst hatten aber einige kleine Läden den Tourismuseinbruch während Covid nicht überlebt. Weiter ging es zu einem Abstecher in den gleichnamigen Nationalpark mit einem der höchsten Gipfel der Peninsula, den Pinnacles. Wir entschieden uns dagegen, ganz nach oben zu klettern, erstens weil es wohl für Leute mit Höhenangst eine Tortur darstellte, zweitens sah die Wettervorhersage für den Rest des Tages nicht allzu rosig aus. Wir liefen stattdessen einen absolut menschenleeren Pfad über einige Bergrücken, bis zur Flussquerung zurück an der Nationalparkstraße. Weil die Brücke über den Fluss von heftigen Überschwemmungen weggerissen worden war, hatte ein Schild davor gewarnt, dass dieser Weg eventuell mit einer sehr abenteuerlichen Flussquerung einherging. Das schreckte die meisten Leute wohl ab, uns gefiel die Stille gut und wir wurden mit spektakulären Aussichten auf einen mehrstufigen Wasserfall belohnt. Die Flussquerung stellte keinerlei Probleme dar und wir wuschen uns bei der Gelegenheit gleich den Schweiß (zugegebenermaßen nicht nur von diesem Tag) ab. Kurze Zeit später traf dann auch das Mistwetter ein und wir nutzten den Rest des Nachmittages, um ein Stück weiter Richtung Auckland voranzukommen. Es regnete dann auch fast den kompletten nächsten Tag, wir machten das Beste daraus und erledigten Einkäufe, bummelten und entspannten in unserer zum Glück geräumigen Betty. Am Sonntag trafen wir uns mit einigen völlig fremden Menschen in einer Spielebar, wir vermissten unsere Truppe in Christchurch sehr. Wir hatten viel Spaß und als wir beim Aufbrechen merkten, dass sich die dicken Regenwolken endlich verzogen hatten und gefühlt der Sommer ausgebrochen war, erreichte unsere Laune ungeahnte Höhen. Wir spazierten durch Ponsonby, Aucklands angesagtestes Viertel mit vielfältigen Cafes und versteckten Hinterhöfen. Einen Stellplatz für die Nacht zu finden, stellte sich nicht gerade als einfach heraus aber wir fanden schließlich einen vertrauenerweckenden, ruhigen und sogar einigermaßen ebenen Parkplatz in der Nähe einer öffentlichen Toilette. Außerhalb der Innenstadt werden diese alle gegen 18, spätestens 19 Uhr abgeschlossen, wer danach noch muss, kann nur hoffen dass ein Restaurant um die Ecke liegt oder muss sich noch bei Tageslicht in die Büsche schlagen. Ein anderer Platz den wir entdeckten, war noch ein ganzes Stück weiter außerhalb, man konnte aber mit dem Wassertaxi direkt unter Aucklands imposanter Hafenbrücke hindurch zur Innenstadt gelangen. Da wir bald einen Termin für ein Pärchenshooting mit einer neueingestiegenen Fotografin hatten, besuchten wir Beide die lokale Friseurschule und bekamen als Modelle für die Lehrlinge einen kostenlosen Haarschnitt verpasst, Matze wurde sogar gleich noch der Bart in Form gebracht. Wir besuchten eine herausragend gute Brauerei in einem schönen alten Gebäude, Matze freute sich wie ein Schneekönig, dass der Brauer zufällig vor Ort war. Der Name “Galbraith’s Alehouse” klang schon eher nach einem gewöhnlichen Irish Pub als nach einer Brauerei, vermutlich hatte das Gebäude den namen aber schon von Beginn an gehabt, bevor das Unternehmen dort eingezogen war. Ich hatte uns auf der “helpx” Webseite Kontakt mit Tracy und Jason aufgenommen, die etwas westlich von Auckland wohnten und Hilfe auf ihrem Grundstück brauchten. Wir kamen am 23.11. Bei Ihnen an und fühlten uns gleich gut aufgehoben. Einer ihrer erwachsenen Söhne war gerade auch zu Besuch, als er für einige Tage auf einen Trip mit Freunden ging, durften wir netterweise in sein Zimmer umziehen, dass über einen Balkon sowie eigenes riesiges Badezimmer verfügte. Tracy kochte jeden Abend, ich genoss die Pause sehr, guckte aber ihr aber auch gern über die Schulter, denn sie hatte sich das vegane Kochen zum Beruf gemacht. Jason sah man etwas seltener, er hatte sich der Wissenschaft um gesunde Langlebigkeit verschrieben und hielt regelmäßige Vorträge dazu, außerdem hatte er bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Im ausgebauten Keller bewahrte er seine Vintage Comicsammlung auf- hauptsächlich Marvel und neben Billardtisch und Tischtennisplatte gab es auch noch einen Raum, den er sich als Heimkino eingerichtet hatte. Wir schauten einige seiner Filme, er hatte einen sehr anspruchsvollen Geschmack und wir mussten uns Beide eingestehen, dass wir lange nicht mehr so viele grandiose Filme gesehen hatten, wie während unserer Zeit bei Tracy und Jason. Die uns zugeteilten Arbeiten drehten sich hauptsächlich um Unkrautvernichtung und das Trimmen/Entfernen der vielen Palmen, einige davon mit meterlangen bösartig gezackten Wedeln. Matze endeckte glücklicherweise eine alte feuerfeste Schale, sonst hätten wir nach zwei Tagen schon alle Tonnen und Gartenabfallsäcke gefüllt. Ich half Tracy an einem Nachmittag, verschiedene gerichte für ihren Stand auf dem Samstagsmarkt vorzubereiten, wir hatten viel Spaß und gute Gespräche. Ebenso wie Jason lobte sie uns Beide in den höchsten Tönen für unsere Arbeit, mit der wir zeitlich mehr machten als abgesprochen, einfach weil es uns mental so gut tat. Am 25. fuhren wir am späten Nachmittag nach Auckland, wo wir ein paar Biere genossen und dann später am Abend nach langer Zeit endlich mal wieder zu einer Party gingen. Und die war so grandios, dass sie uns allemal für die lange Flaute seit unserem Aufbruch aus Queenstown entschädigte. Obwohl wir ganz vernünftig auf die Afterparty verzichtet hatten, fanden wir nicht viel Schlaf und um 11 mussten wir uns dann langsam hochraffen. Für unser Shooting hatten wir noch immer kein weißes Hemd (Wunsch der Fotografin) für Matze gefunden. Das Karma meinte es jedoch gut mit uns und im letzten Op Shop bevor wir die Großkette bereichert hätten, hing ein fleckenloses und günstiges (die Secondhands in Aucklands sind nichtmal halb so gut, wie ich in Erinnerung hatte) in Matzes Größe. Die Fotografin, ehemals Model, hatte ein enormes Make Up Sortiment und so sah man unsere Augenringe kein bisschen mehr, als wir am Strand in Piha loslegten. Wir hatten viel Spaß und obwohl die Temperaturen ruhig über die 20 Grad Marke hätten klettern können, trotztem wir den zum Teil heftigen Böen und gaben unser Bestes. Als wir abends gegen halb 10 wieder bei Tracy und Jason ankamen, freuten wir uns sehr, dass Tracy uns etwas Linsenbolognese und Reis hingestellt hatte, ich hätte keine Motivation und Energie zum Kochen aufbringen können. An den nächsten Abenden schauten wir einige gute Filme mit Jason und dem Familienfreund Terry, der in einem kleinen Häuschen auf dem Grundstück wohnte. “Payback” mit Mel Gibson und “Arrival” kann ich jedem nur empfehlen, der diese Namen noch nicht gehört hat. Bei “Sicario 1&2” musste ich manchmal tief Luft holen, die Bilder die man sieht (viele davon echt), machen einem durchaus zu schaffen. Mit einer ausgeliehenen Kettensäge legte Matze an unserem letzten Tag zwei fette Bäume um und machte Feuerholz. Tracy und Jason waren hellauf begeistert von so viel Können und EInsatz. Als sie erfuhren, dass wir für Weihnachten noch keine konkreten Pläne hatten und am 23. Unsere Freundin Lea am Flughafen in Auckland absetzen würden, luden sie uns ein, Weihnachten bei Ihnen zu verbringen. Wir freuten uns natürlich sehr darüber und als wir uns am nächsten Morgen verabschiedeten, fiel es uns nicht allzu schwer, wir würden ja bald wiederkommen. Zunächst stoppten wir im Nationalparkzentrum der Waikatere Ranges, das eine interessante Ausstellung zu lokaler Geschichte und Ökologie bot. Von den “Kaurischnecken”, die bis zu 7cm groß wuchsen, hatte ich noch nie gehört. Am nächsten Morgen fuhren wir zum Markt in Avondale, einem Stadtteil von Auckland. Es fühlte sich ein bisschen an, als wäre man in Asien auf dem Markt, so viele exotische Gemüsesorten gab es. Unter anderem frischen Bambus und Kräuter, die wir sonst bisher nur in Vietnam gesehen hatten. Voll beladen mit frischen Lebensmitteln verzogen wir uns dann erstmal für ein paar Stunden ins Auto, weil es regnete. Später am Nachmittag trafen wir uns zum Brettspielen und “Potluck” (heißt soviel wie jeder bringt was zum gemeinsamen Essen mit) in einem Haus. Ich war mit der Gruppe über Facebook in Kontakt getreten und die Zeit verging viel zu schnell, so gut verstanden wir uns. Jemand hatte Pizza mitgebracht, ein Anderer indische Curries, es gab Karamelldonuts und ich hatte einen Buckweizensalat mit Spargel, Bohnen, Blumenkohl und einem würzigen Tahini-Tamari-Zitronendressing gemacht. Später am Abend besuchten wir “Epic Brewing” und weil Matze sich die interessante Auswahl an fassgelagerten Bieren anschaute, lernten wir zufällig auch einen der Brauer kennen. Wir hatten uns bereits für zwei zum Mitnehmen entschieden, er öffnete dann aber noch drei weitere für uns, zum Verkosten gemeinsam mit ihm. Da wir danach natürlich alles andere als fahrtauglich waren, bot er uns an auf dem Parkplatz vor der Brauerei stehen zu bleiben, es würde Niemanden stören. Am nächsten Morgen machten wir uns leicht verkatert auf den Weg Richtung Süden. Wir genossen ein leckeres Frühstück bei “Hello Rosie” in Hamilton und bummelten durch Op Shops. Bei einem Spaziergang um den See bewunderten wir Tausende von verschiedenfarbigen Seerosen und knufflige Purpurhühnerbabies. Von Hamilton ging es weiter nach Rotorua, wo uns sehr bald klar wurde, dass wir trotz der schönen Umgebung dort niemals wohnen könnten. Die ganze Stadt muchtete nach faulen Eiern und ich hatte das Gefühl, dass meine Klamotten den Geruch absorbierten und ich nach einer Weile dumpfe Kopfschmerzen bekam. Wir liefen den Tarawera Track, der in der Nähe eines Dorfes startete, dass durch den Ausbruch des gleichnamigen Vulkanes 1886 verschüttet worden war. Nach 10 Kilometern trafen wir auf zwei Wallabies, was mich natürlich schon irgendwie freute, gleichzeitig war mir klar, dass die hier als “Pest” betitelt worden und dass ich lieber keinem Neuseeländer davon erzählte. Nicht weit entfernt gab es eine natürliche Badewanne in einer Flussbeuge, der Fluss kam aus einer vulkanischen Quelle und hatte eine angenehme Temperatur. Schwärme von kleinen Fischchen untersuchten uns neugierig und immer wieder knaberte uns ein größeres Exemplar an den Beinen. Kurze Zeit nach uns- zum Glück lagen die Badesachen in Reichweite- gesellten sich ein Vater und Sohn zu uns, mit denen wir gleich ein nettes Gespräch begonnen. Als wir bemerkten, dass uns langsam die Zeit zum Erreichen unseres Wassertaxis zurück zum Auto davonlief, wurde uns angeboten, uns mit dem eigenen Boot zum nächsten Strand zu fahren. So hatten wir noch fast eine Stunde Zeit, zu entspannen und eine Stelle am Hot Water Beach zu finden (gleicher Name wie der auf der Coromandel Peninsula, nur wirklich heiß), an der wir uns weder die Füße verbrühten noch froren. Das war gar nicht so einfach, das beinah kochende Wasser fließ aus verschiedenen Quellen in den See und mischte sich natürlich nicht automatisch mit dem kalten Seewasser, sondern blieb oben. Mehrfach musste ich beim Schwimmen hektisch mit den Armen im Wasser umherwedeln, weil ich mir sonst die Finger verbrannt hatte. Am späten Nachmittag begann es in Strömen zu regnen und wir beschlossen, weiter nach Orakei Korekau zu fahren, wo wir für den nächsten Morgen Eintritt zum “thermalen Wunderland” gebucht hatten und auf dem ruhigen Parkplatz der Anlage übernachten durften. Mit dem Boot wurden wir dann zu den Geysiren und heißen Quellen gebracht, die geothermalen Aktivitäten sind sicherlich klein im Vergleich zu vielen Orten in Island, trotzdem war es faszinierend, diese dampfende Farbvielfalt zu sehen- und hören. Wir hatten das Glück, einen der Geysire beim Wasser spucken bewundern zu können und im Gegensatz zu Rotorua stank es hier weniger, was an dem hohen Silikagehalt der Quellen lag. Nach einem opulenten Brunch ging es weiter nach Taupo, zuerst statteten wir jedoch den Huka Wasserfällen einen Besuch ab. Sie werden reguliert von einer Wasserkraftanlage und fließen aus dem Taupo See. Mit dem heruntertosenden Wasser der nur 11 Meter hohen Fälle kann man in einer Minute im Schnitt drei Olympiapools füllen. Durch die vielen entstehenden Luftbläschen sieht das Wasser wunderschön hellblau aus. Der See selbst liegt im Krater eines vor 26500 Jahren ausgebrochenden riesigen Vulkanes. In Taupo kümmerten wir uns um den Antrag auf ein Führungszeugnis, was postalisch eingereicht werden muss. Für die dafür nötige Bestätigung unserer Identität besuchten wir die örtliche Polizeistation, wo uns netterweise auch ohne lange Wartezeit einer der Polizisten den nötigen Stempel gab. Am nächsten Tag konnten wir den schneebedeckten Vulkan Ruapehu und den etwas kleineren schneefreien Nachbarn Tongariro bei klarem blauen Himmel bewundern. Eine noch bessere Aussicht hatten wir vom Gipfel des Mount Urchin, den wir bestiegen. Auf dem Weg nach Süden passierten wir von Tonklippen eingeschlossene Täler und ich badete sogar bei einem nicht allzu kalten Wasserfall. Der im trockenen Zustand weiß- grau aussehende Ton nahm in nassem Zustand ein Taubenblau an und wir hatten jede Menge Spaß, mich zu bemalen und Klumpen von Ton zu bearbeiten. Wir freuten uns darüber, genug Zeit zu haben um die Limestone Creek Caves zu besuchen, die etwas abseits unserer eigentlichen Route lagen. Dieses Naturwunder steht definitiv auf meiner Top 50 Liste von sagenhaft schönen Orten. Man folgt einem Wasserlauf flussaufwärts, muss dafür einen langen Felstunnel durchqueren- gute Balance oder Gummistiefel sollte man haben- und gelangt schließlich an einen engen Canyon, dessen Wände von nur an ein paar Luftwurzeln hängenden Pflanzen bewachsen sind. Da wir mittags hindurchliefen, erreichten uns sogar einige Sonnenstrahlen und die Kontraste und Farben wirkten surreal. Am 10.12. kamen wir wieder in der Wellingtongegend an und übernachteten nach einigen Besorgungen in Petone, das wir bereits kannten. Bei einer Wanderung auf den Kaukauberg am nächsten Tag hatten wir das große Glück einen Kaka zu Gesicht bekommen, der mit dem in alpinen Regionen lebenden Kea verwandt ist. Sein rot braunes Federkleid macht es jedoch einfach, ihn zuzuordnen. Es gibt wie von vielen Vögeln in Neuseeland leider nicht mehr annähernd so viele Exemplare wie vor hunderten von Jahren. Der Bestand ist aber stabil durch verschiedene Schutzprogramme und einige Inseln, auf denen es keine Menschen oder eingeschleppte Fressfeinde gibt. Matze und ich gingen abends mit Vorfreude auf ein Wiedersehen mit unserer französischen Freundin Lea ins Bett, die am nächsten Morgen mit der Fähre von der Südinsel ankommen würde.

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