Coastal Nomads - Suzi, John & Betty
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Tag 85 - Strecke 5.860 km - Diamanten auf Tenerifa

Veröffentlicht: 16.04.2024

Bevor wir zu den Diamanten kommen; Es gibt auch manchmal schlechtes Wetter auf Teneriffa! Die Ausläufer eines riesigen Atlantiktiefs streifen die Kanaren und bringen ungemütliches Wetter und Regen mit sich. Wir wandern mit Regenzeug an der Westküste zu den Los Gigantes, den 500 m hohen Felsklippen, die senkrecht ins Meer abfallen. Auf dem Rückweg ist zum Glück schon wieder T-Shirt Wetter. Am nächsten Morgen ist die Kuppe des Teide weiß angemalt, in 3.000 m Höhe ist jede Menge Schnee gefallen. Snowboard und Skier liegen leider zuhause, zuwenig Platz im Bus für alle Sportgeräte... (abgesehen davon, darf man im Teide Nationalpark auch keinen Wintersport betreiben). Der Teide ist so aber ein tolles Fotomotiv, am unteren Berghang Bananenplantagen und darüber thront die schneebedeckte Kuppe des Teide!

Nachdem das Wetter sich wieder beruhigt hat, erfüllen wir uns einen lang ersehnten Wunsch: Übernachten im Wohnmobil mitten im Teide Nationalpark auf 1.700 m Höhe. Das ist auf einem offiziellen Bivakplatz erlaubt und kostenlos, man muss sich nur vorher online bei der  Nationalparkbehörde anmelden. Nach einer tollen Wanderung mit Freunden im Nationalpark und einem unglaublichen Sonnenuntergang schlafen wir tief und fest in absoluter Stille (und kalt ist es da oben nachts!). Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder umgeschlagen, leichter Regen und Wind. Wir planen über die Caldera (die riesige Ebene im Vulkankrater) nach Norden bis zum Sternenobservatorium zu fahren und dort zu wandern. Leider wird das Wetter immer schlechter und wir beschließen über eine uns bisher unbekannte Straße die Teide Region in Richtung La Laguna zu verlassen. 

Hier bekommen wir eine Lektion in Sachen Bergwettter: Die Straße führt aus der Caldera unerwartet immer höher auf einen Grat. Über den Grat tobt ein ausgewachsener Sturm mit waagerechtem Regen und minimaler Sicht. Es war ohnehin schon kalt und das Außenthermometer sinkt und sinkt. Bei unter 2° C bekommen wir langsam Muffensausen, dass der Regen in Schnee oder Glatteis übergeht und das bei steilen, engen und kurvigen Straßen. Natürlich hat Betty auch keine Winterreifen, wir sind ja in den Sommer gefahren. Zudem hat der Sturm noch zu kleinen Felsabbrüchen geführt, unverhofft liegen kleinere und größere Steinbrocken auf der Straße. Zum Glück geht alles gut und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir wieder die Baumgrenze, der Sturm lässt nach, die Sicht wird besser und es wird langsam wärmer. Zu guter Letzt "retten" wir noch eine Wanderin, Julika aus Wien, die völlig durchnässt und halb erfroren mit ihrem Wanderkumpel an der Straße steht und winkt (der Kumpel will allerdings weiter in den Sturm). Als gute Tat des Tages nehmen wir Julika mit nach La Laguna. Sie ist uns soooo dankbar dafür!

Ein paar Tage später, das Wetter ist wieder deutlich besser geworden, steht uns das nächste "Abenteuer" bevor: Jedes Jahr im Frühjahr machen wir einen Familienurlaub (meistens im Schnee), bei dem mal mehr oder weniger Familienmitglieder teilnehmen. Naturgemäß wäre dieser Familienurlaub in diesem Jahr ausgefallen, aber Suzi hatte im Herbst den Vorschlag gemacht, dass sich die family dieses Jahr doch auf Tenerifa treffen könnte! Eine geeignete Unterkunft gäbe es auch. In Abades hat eine gute Freundin von uns, die von Teneriffa stammt, ein großes Haus, welches wir mieten könnten. Und oh Wunder, nach einigen Terminfindungsschleifen hat die gesamte(!) Familie nebst Anhang zugesagt.  Insgesamt mit uns 13 Personen, aus Deutschland, Polen und England. Sogar meine Eltern steigen für diese Reise nach langer Zeit mal wieder in den Flieger. Als erstes reisen unsere Jungs am 29.3 an, die letzten verlassen die Insel am 12.4. Wir haben uns natürlich vorgenommen, irgendwie alles zu zeigen, was wir bisher tolles und schönes auf der Insel gesehen oder erlebt haben!

Eine ganz schöne Herausforderung, denn 13 Menschen im Alter von 23 bis 82 Jahren bringen natürlich ganz verschiedene Vorstellungen eines idealen Urlaubs mit. Am Ende sind aber alle happy mit dem Mix aus Sonnenbaden, Baden im Meer, im Restaurant essen oder selber kochen, Ausflügen, gemeinsamer family Zeit und Zeit für sich oder den Partner. Die Highlights: Besuch des Palmetums (botanischer Garten) in Santa Cruz, der tolle Strand in Las Teresitas, Whale Watching (leider ohne Wale, dafür aber mit Delfinen!), der Teide Nationalpark und das Anaga Gebirge. Und jetzt (endlich) kommen die Diamanten ins Spiel: Am 4. April feiern meine/unsere Eltern ihre diamantene Hochzeit und das hier auf Teneriffa mit der ganzen Familie! 60 Jahre glücklich verheiratet, eine bewundernswerte Leistung (rein zufällig werden ich dieses Jahr auch 60)! Wir haben alle einen sehr schönen Tag zusammen und beenden den Tag mit einem tollen Fischesssen im Fischerörtchen Tajao im "Aqua y Sal", einem typisch kanarischen Fischrestaurant. Eine Speisekarte gibt es dort nicht, man geht einfach zum Kühlvitrine und zeigt auf den Fisch, den man essen möchte. Lecker, lecker, lecker! Das Wetter spielt in der gesamten Zeit zumeist mit, der typische, sarke Passatwind lässt sich bis auf zwei Tage nicht blicken, dann aber mit Karacho. Einen Tag nehme ich mir "frei" von der family und gehe bei nahezu masthohen Wellen in der Cabezo Bucht aufs Wasser. Bis fast zum Schluss geht alles gut, ich kann saubere Wellen mit vielen turns abreiten. Die letzte Welle des Tages zieht mich dann über das scharfe Riff. Blessuren am Board, am Segel und Gabelbaum und etwas blutiger am Körper sind die Folge, aber dieser Tag war es wert!

Und auf einmal ist die family Zeit schon wieder vorüber, diverse Flieger nehmen Kurs auf das europäische Festland und wir sind wieder alleine. Das so viele Familienmitglieder aus verschiedenen Ländern, es geschafft haben, sich gleichzeitig auf Teneriffa zu treffen, muss man wahrscheinlich als ein "once in a lifetime event" bezeichnen. Wir freuen uns jedenfalls, dass wir "unsere" Insel und etwas von unserem Nomadenleben zeigen durften! Übrigens hätten wir auch in dem Haus schlafen dürfen und können, aber wir fühlen uns mittlerweile in Betty so zuhause, dass wir es vorziehen, im Womo zu schlafen. Zwei Tage später trifft Isabel, die Besitzerin des Hauses in Abades auf Teneriffa ein und wir sind froh, ihr das Haus unversehrt wieder übergehen zu können. Vielen, vielen Dank Isabel für deine Bereitschaft, uns allen dein schönes Haus zur Verfügung zu stellen!

Eine laut Vorhersage windlose Woche steht an. Wir beschließen, uns die North Shore von Teneriffa noch einmal genauer anzusehen, satteln Betty und fahren in Richtung Puerto de la Cruz. Mehr davon im nächsten Blog.

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Antworten (6)

Thomas
Wunderschön geschrieben. Tolle Erlebnisse und Abenteuer. Ihr macht das schon richtig. RESPEKT. Ich freue mich auf den nächsten Bericht. Viele Grüße aus dem Norden bei Null Grad heute Nacht. Unser Wohnmobilausbau geht voran.

Danke Thomas! Und viel Erfolg bei eurem Womo-Projekt!

travelmisssanny
Großartige Fotos, erfrischende und mitreißende Berichte. Weiterhin Genuss und Vergnügen🗺️🗻🔆

Karin D.
Schöner Bericht und tolle Bilder! Genießt weiterhin jede Minute. Liebe Grüße aus der Heimat 🙋🏻‍♀️

Nadja
Ihr Lieben , das ist ja eine schöne Geschichte - ALLE waren da ! unglaublich ..... das ist wundervoll. Gut das Ihr den Berg gut überstanden habt - freue mich schon auf die nächste Geschichte . Herzlichste Grüße

Danke euch allen für eure lieben Posts!

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