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Mit dem Motorrad durch Nordvietnam: Ha Giang Loop

Veröffentlicht: 10.07.2019

Anfang Juli landeten wir in Hanoi, Vietnam. Wir verbrachten nur zwei Tage in der Hauptstadt, da wir so schnell wie möglich, vor Beginn der Regenzeit, den schönen Norden Vietnams erreichen wollten, um dort Motorrad zu fahren. Nach siebenstündiger Busfahrt erreichten wir die Stadt Ha Giang, wo wir uns ein Motorrad ausliehen, bevor wir, zusammen mit Maria und Luis aus Venezuela, die Fahrt antraten.

Über kurvige, enge Bergstraßen, vorbei an Reisfeldern und Bambuswäldern und durch kleine Dörfer fuhren wir zwei Tage Richtung Norden, an die Grenze Chinas. Die herrliche Landschaft zeigte sich an beiden Tagen von ihrer besten Seite, die Reisfelder glänzten saftig grün im Sonnenschein in der malerischen Kulisse der bewaldeten Berge.

Euphorisch von der tollen Landschaft ließen wir uns, überredet von Luis, am zweiten Tag der Fahrt auf ein Abenteuer ein. LeserInnen mit schwachen Nerven sollten jetzt am besten aufhören zu lesen und erst beim nächsten Absatz wieder einsteigen!

Da wir so nah an der Grenze zu China waren, machten wir das, was schon so viele vor uns getan hatten: wir suchten einen unbewachten Grenzübergang, parkten unsere Motorräder am Ende der Straße in Vietnam und kletterten über einen Hang über die „grüne Grenze“ nach China. Empfangen wurden wir von großen Steintafeln, die uns, mit aufgemalten Totenköpfen, wohl zum Umkehren überrede sollten. Die eingravierten chinesischen Schriftzeichen konnten wir natürlich nicht entziffern, aber die Botschaft war uns auch so klar. Wir gingen also ein paar hundert Meter illegal durch China, machten ein paar Selfies und gingen dann, recht euphorisch und immer noch aufgeregt, schnurstracks wieder zurück zu den Motorrädern. Wir lachten über unser Abenteuer und waren ganz aufgekratzt - bis Johnny begann, immer panischer und leider erfolglos nach seinem Motorradschlüssel zu suchen. Sicher, dass er ihn verloren hatte, blieb uns also nichts anderes übrig, als „zurück nach China“ zu gehen, um den Schlüssel zu suchen. Nach etwa einer halben Stunde, wir hatten die Hoffnung den Schlüssel zu finden noch nicht aufgegeben, rutschte uns das Herz in die Hose, als wir einen Lastwagen, der für uns schwer nach Personentransport aussah, auf uns zufahren sahen. Bereit, zu Sprinten, um vor chinesischer Polizei Richtung Vietnam zu Flüchten, warteten wir ab, wer sich wohl in dem Lastwagen befinden würde. Nach kurzer Zeit stillen Beobachtens bemerkten wir, dass wir dem Fahrer genauso suspekt waren, wie er uns und nachdem er ausstieg und uns abwartend zunickte fühlten wir uns etwas sicherer. Nach kurzer Zeit dann sahen wir, wie sich eine Vietnamesin langsam aus Vietnam ebenso Richtung China bewegte. Auch sie musterte uns eine Zeit lang unsicher, bevor sie wohl beschloss, dass wir ebenso wenig wie chinesische Grezpolizisten aussahen wie sie, an uns vorbei ging und den Lastwagenfahrer begrüßte.

Die Szene die dem folgte beobachteten völlig ungläubig: eine Gruppe eingetroffener Chinesen begrüßte die Vietnamesin ebenfalls und gemeinsam wurde die Ladefläche geöffnet, um ein riesiges, schwarzes Mutterschwein unter lautem Gequieke abzuladen, um dieses nach Vietnam zu schmuggeln. Wir suchten weiter den Schlüssel und sahen immer wieder hinüber, zu der völlig bizarren Schmuggelszene. Als ich endlich, mitten in einem chinesischen Maisfeld, den Schlüssel fand, brachte ich vor Erleichterung nur ein unverständliches Japsen heraus, wedelte mit dem Schlüssel und dann liefen wir so schnell wir konnten zu unseren Motorrädern. Nach ein paar Hundert Metern Fahrt stoppten wir, umarmten uns und konnten noch nicht fassen, welche völlig absurde Stunde wir hinter uns hatten! Im Sonnenuntergang fuhren wir zur nächsten Stadt und erholten uns von unserem Erlebnis.

Am nächsten Tag kam ein kurzer Rückschlag: Es regnete in Strömen und wir hatten, den gelesenen Berichten zufolge, den schönsten Streckenabschnitt vor uns. Deiesen wollten wir ungern bei Nebel und Regen fahren und so entschieden wir uns, einen Tag zu pausieren. Kaffee, Suppe, ausgedehntes Mittagessen, ein kurzer Spaziergang zu einem ehemaligen Fort, einem schönen Aussichtspunkt waren unsere Tagesattraktionen. Als es am Nachmittag aufklarte, beschlossen wir, wenigstens ein paar Kilometer weiter aus der Stadt, zu einem Homestay in den Bergen zu fahren. Wir kamen am späten Nachmittag im Mapileng Homestay an und fühlten uns gleich wohl in der wunderbaren Kulisse der Berge am Rande eines kleinen Dorfes des Volkes der H‘mong. Aus unserem Plan, am nächsten morgen weiterzufahren wurde wieder nichts: es regnete auch am nächsten Morgen in Strömen... Da wir uns aber in dem Homestay recht wohl fühlten, fiel es uns leicht, noch einen Tag „nichts“ zu tun: wir spazierten ein wenig durch das Dorf und hatten einen sehr entspannten Tag. Am Abend stoßen zwei weitere Motorradfahrer zu uns: Kata aus Chile und Federico aus Argentinien. Mit unserer südamerikanischen Reisegruppe starteten wir dann am nächsten Morgen um sechs Uhr endlich, um weiterzufahren: Zunächst starteten wir zu einem kurzen Trekking über den wunderschönen Skywalk, um dann weiter über die Serpentinen der nordvietnamesischen Berge durch die herrliche Landschaft zu fahren. In der Stadt Meo Vac nahmen wir dann die falsche Abzweigung, weswegen wir etwa drei Stunden durch kleine Dörfer und Weiler fuhren, an einem Fluss entlang, abwechselnd über Schotterpisten oder mit Schlaglöchern übersäte Betonstraßen. Als uns klar wurde, dass dies die Straße war, vor der wir ausdrücklich gewarnt wurde, da sie in extrem schlechten Zustand sei, beschlossen wir, umzukehren - der eine Tag mehr war jetzt auch schon egal. Wir fuhren also zurück und nahmen noch einmal die falsche Abzweigung: Laut Karte eine Abkürzung zu unserem Ziel fanden wir uns etwa 300m nach dem Abbiegen auf einem mehr als rumpeligen, steil bergauf führenden Erdweg wieder, auf dem die Einheimischen mit ihren Mopeds in atemberaubendem Tempo unterwegs waren, wir aber nur sehr langsam vorankamen. Auch als uns eine Gruppe anderer Touristen entgegenkam, die den Weg aufgaben um den zwar längeren, darfür aber asphaltierten Weg, zu nehmen, blieben wir dabei: „So schlimm ist es ja nicht“, beschlossen wir einstimmig, und fuhren weiter - „es sind ja nur 16 Kilometer und die Einheimsichen fahren hier ja auch!“. Tja... nach 30-minütiger Fahrt hatten wir nur einen Kilometer zurückgelegt und da bei unseren Reisebegleitern, die jeweils zu zweit auf einem Motorrad saßen, der Tank schneller als erwartet leerer wurde, beschlossen wir auch dieses Mal wieder einstimmig: Umkehren und den längeren Weg nehmen... Irgendwie waren wir, nach allem was an diesem Tag bereits passiert war, nicht verwundert, dass Federico nach ein paar Kilometern fährt dann einen platten Reifen bemerkte und zum Mechaniker musste... dieser war glücklicherweise nur ein paar Meter entfernt und so ging die Reparatur recht schnell über die Bühne. Nach einem ganzen Tag Fahrt kamen wir dann am Abend wieder in Meo Vac an - nur 20 Kilometer von dem Ort, an dem wir gestartet waren. Obwohl wir also nicht wirklich weiter gekommen waren genoss ich den Tag sehr - herrliche Landschaft und ein paar wunderbare Eindrücke von den fröhlichen Einwohnern in den weniger oft befahrenen Gegenden im Bezirk Ha Giang!

Zum Abschluss des Tages genehmigten wir uns ein paar kalte Bier - wir hatten das Gefühl, wir hätten uns diese wirklich verdient nach diesem Tag!

Am nächsten Tag fuhren wir dann schlussendlich den letzten Streckenabschnitt - ohne Komplikationen. Im Gegenteil! Wir hatten wieder herrlichen Sonnenschein, hinter jeder Serpentine hatten wir einen neuen Blick auf die traumhaft schöne Landschaft und die fröhlichen Kinder winkten uns zu, wenn wir an ihnen vorbeifuhren. Hinter einer Serpentine konnte ich dann sogar noch ein gutes Werk verrichten, indem ich einen kleinen Jungen, der sich mit seiner schweren Last den Berg hochquälte, mitsamt seiner Last aufs Motorrad nahm und ihn nach Hause fuhr.

Zu guter letzt fanden wir sogar zufällig noch einen Fluss, in dem wir uns den Einheimischen beim Baden anschlossen, was diese mehr als witzig fanden, und jede Menge Fotos und Selfies mit uns wollten, im Gegenzug schenkten sie uns Ananas und grünen Tee!

So verging unsere erste Woche in Vietnam und wir genossen jede Minute davon!

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